Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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lovetrail
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#311 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 20:38

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:59

Meine oben vorgelegte Exegese kannst du nachvollziehen und verstehen, ganz egal ob Jesus Wunder wirkte oder nicht oder ob er der Sohn Gottes ist oder nicht und ganz egal, ob überhaupt ein Gott existiert oder nicht.

Du kannst dieses oder jenes exegetische Detail natürlich kritisieren und begründet anzweifeln, aber am Ende haben wir einen Text, aus dem heraus die Exegese erarbeitet wird und gleichgültig, ob Jesus Gottes Sohn ist oder nicht oder Gott existiert oder nicht, liegt Gerasa 60 km vom See Genezareth entfernt und der Name "Legion" könnte eine Anspielung auf die Legio X Fretensis sein und Mt. hat 2 Besessene, Mk. aber nur einen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

NEIN! Genau damit musst du glaubend leben können und genau das musst du in deinen Glauben irgendwie integrieren können. Und schaffst du das nicht, dann hast du einen schwachen Glauben und machst dir etwas vor.
Ja gut, damit kann ich leben. Aber nicht damit, dass man solchen Randdetails mehr Aufmerksamkeit schenkt als der zentralen Botschaft. (welche man anscheinend aufgrund des "methodischen Atheismus" nicht annehmen kann)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Münek
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#312 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Di 22. Okt 2019, 20:41

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:40
Münek hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 17:45
Die HKE ist eine WISSENSCHAFTLICH orientierte theologische Diziplin; der persönliche Glaube des Exegeten hat bei der Auslegung biblischer Schriften NICHTS verloren. Die Existenz oder Nichtexistenz Gottes steht NICHT auf dem Prüfstand der HKE. Sie äußert sich inhaltlich NICHT zu Fragen des Glaubens.
Das ist alles hochproblematisch.
Nö - da sich die HKE aus allen Glaubensfragen heraushält, sollte es für Gläubige eigentlich keine Probleme geben. :)

lovetrail hat geschrieben:Eigentlich eine totale Zumutung für alle Gläubigen.
Das sehe ich nicht so. Worin besteht nach Deiner Ansicht die "totale Zumutung" für alle Gläubigen?

lovetrail hat geschrieben:Wie konnte man diese Schlange an der Brust so groß heranziehen?
Weil die Schlange der "intellektuellen Redlichkeit" eine "gute" Schlange ist. Die "falsche" Schlange dagegen zeichnet sich durch Ausklammern, Verdrängen, Ignorieren, Ausblenden, Nicht-wahr-haben-wollen, Selbstbetrug aus.

Die Gefahr ist außerordentlich groß, sich um des lieben Glaubens willen selbst in die Tasche zu lügen. Das ist Fakt!

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lovetrail
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#313 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 20:54

Münek hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 20:41

Nö - da sich die HKE aus allen Glaubensfragen heraushält, sollte es für Gläubige eigentlich keine Probleme geben. :)
Nochmal ganz langsam: Da der "Untersuchungsgegenstand" (Gott) und die Haltung der Menschen maßgeblich vom Glauben abhängen, kann man nicht sinnvoll über diesen Gegenstand sprechen unter Ausklammerung von Glauben und übernatürlichem Geschehen.

Das alles wäre vermutlich kein größeres Problem, wenn diese Methode nicht die Theologie als solche beherrschen würde.


Worin besteht nach Deiner Ansicht die "totale Zumutung" für alle Gläubigen?
Wie gesagt, die Zumutung besteht darin, dass man sich von Ortsfremden erklären lassen muss, wie die eigene Stadt auszusehen habe. Und diese Ortsfremden bilden auch noch die Touristen-Führer aus.


Die Gefahr ist außerordentlich groß, sich um des lieben Glaubens willen selbst in die Tasche zu lügen. Das ist Fakt!
Intellektuelle Redlichkeit ist an sich schon ein gutes Korrektiv, aber man kann sich auch anders in die Tasche lügen. Siehe oben.

LG
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#314 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Di 22. Okt 2019, 20:57

Münek hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 17:45
Die HKE ist eine WISSENSCHAFTLICH orientierte theologische Diziplin; der persönliche Glaube des Exegeten hat bei der Auslegung biblischer Schriften NICHTS verloren.
Tja, so die Meinung eines Heiden, der nicht willens ist anzuerkennen, dass er damit ebenso ungültige Pramissen setzt und kein Jod unbefangen an eine Untersuchung herangeht. Wenn die Schrift sagt: „Und Gott sprach ...“, die gesetzte Prämisse aber lautet: ‚Es gibt keinen Gott‘, dann ist jede weitere Exegese für die Müllkippe. Und auf den gleichen Unrat kommt die Leugnung von Dämonen als Prämisse.

Das mindeste wäre eine neutrale Herangehensweise, die aber bei dir nicht gegeben ist. Oder hätte sich inzwischen etwas geändert? Dann wirst du es mich wissen lassen. Bei wirklich aufrichtigen Untersuchungen, wie es z.B. bei korrekt ausgebildeten Ermittlern der Fall ist, die auch an der Wahrheitsfindung interessiert sind, muss also wenigstens die Möglichkeit eingeräumt werden, der Zeuge meint auch was er sagt und es fügt sich in die bereits bestehenden Fakten ein.

Darum rede ich auch von der juristischen Exegese als legitimen aber noch fehlenden Zweig der HKM. Dass ein Fall u.U. auch nie zu 100% aufgeklärt werden kann, das wissen von Gott beauftragte Ermittler aus Erfahrung, aber sie besitzen auch etwas was dir immer noch fremd ist, den Heiligen Geist. Gegen ihn kommst du nicht an, und wenn du noch so gegen Jesus wetterst, du wirst exakt an ihm scheitern, da er die Wahrheit ist.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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lovetrail
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#315 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 21:05

Helmuth hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 20:57
bei korrekt ausgebildeten Ermittlern der Fall ist, die auch an der Wahrheitsfindung interessiert sind, muss also wenigstens die Möglichkeit eingeräumt werden, der Zeuge meint auch was er sagt und es fügt sich in die bereits bestehenden Fakten ein.
Du meinst Agent Mulder von Akte X :-D
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#316 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Di 22. Okt 2019, 21:07

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 21:05
Du meinst Agent Mulder von Akte X :-D
Ich kenne den Film bzw. die Serie nicht. Wäre es wert das anzusehen?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#317 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 21:16

Helmuth hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 21:07
lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 21:05
Du meinst Agent Mulder von Akte X :-D
Ich kenne den Film bzw. die Serie nicht. Wäre es wert das anzusehen?
Ich hab das in den 90ern geschaut. Hatte eine coole Ästhetik. Dem hochsensiblen Ermittler Fox Mulder war immer eine Agentin (Scully) zugeordnet die den wissenschaftlichen, skeptischen Part vertrat.
Im Laufe der Serie ist diese Mitarbeiterin aber in unglaubliche Dinge verwickelt worden, und dennoch blieb sie immer skeptisch. (also eine richtige Thaddaeus, wenn man so will :-D)
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#318 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Di 22. Okt 2019, 21:37

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 21:16
Im Laufe der Serie ist diese Mitarbeiterin aber in unglaubliche Dinge verwickelt worden, und dennoch blieb sie immer skeptisch. (also eine richtige Thaddaeus, wenn man so will :-D)
Danke. Jetzt hast du mich neugierig gemacht. 😉
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Thaddaeus
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#319 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 22:25

abc hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 10:56
Hallo Thaddaeus, die Philosophie liegt mir auch sehr am Herzen (Das Herz eines Laien), vielleicht fänden wir ein gemeinsames Thema, über das sich nachsinnen ließ. Gibt es etwas, das dich aktuell beschäftigt - einen Philosophen, den du bevorzugst liest?
Philosophisch ist eine zentrale Frage des Glaubens, in welcher Weise Gott für dich existieren muss, damit du ihn ernst nehmen kannst?

Muss er für dich als transzendente Wesenheit existieren - jenseits der physischen Welt - die aber dennoch physisch in diese Welt eingreift, z.B. dadurch, dass er Naturgesetze bricht (um Wunder zu wirken) oder diese Welt physisch erschafft? In diesem Sinne könnte Gott in Mannheim am Bahnhof lokalisiert werden, wenn es ihm gefiele, dort aufzutauchen.

Oder ist Gott eine Idee des Menschen, der durch seinen - evolutionär entstandenen - Geist darauf angelegt ist, sich selbst zu transzendieren, um dadurch etwas zu denken, das größer ist, als er selbst?

Letzteres hört sich so an, als ob man Gott nicht recht ernst nähme, da er ja "nur" eine Idee des Menschen ist - (und also gar nicht "wirklich" existiert).

Aber ist das wirklich so?

Zweifelsohne gibt es die gegenständlichen Dinge. An denen stoßen wir uns den Kopf und holen uns blaue Flecken. Insofern sind sie ernst zu nehmen.

Im ersten Artikel des Grundgesetzes steht, dass die Würde des Menschen unantatsbar ist, und sie zu schützen und zu wahren das Ziel aller staatlichen Gewalt sein soll. Das ist nichts Gegenständliches, - und dennoch hat es einen maximalen Einfluss auf die Gesetzgebung eines ganzen Staates und seiner Institutionen. An der Würde des Menschen können wir uns keine blauen Flecken holen, - und dennoch hat diese Idee einen maximalen Einfluss.

Um sich über die physische Auffassung transzendenter Wesenheiten lustig zu machen, hat Joseph Campbel in einer seiner Schriften folgendes geschrieben: Wenn Ezechiel, Jesus und Maria, seine Mutter, tatsächlich leiblich zum Himmel aufgefahren sind (was die katholische Dogmatik behauptet) - und sie sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen -, dann haben sie unsere Galaxie immer noch nicht verlassen!

In welcher Weise muss Gott für dich existieren?

Das ist eine Frage der Ontologie.
Harry Potter hat auf junge Menschen mittlerweile mehr Einfluss, als Jesus Christus. Von Harry Potter steht es außer Frage, dass er "nur"(!) eine fiktionale Figur ist. Dennoch hat diese fiktionale Figur erheblichen Einfluss darauf, wie junge Mensche denken und was sie für richtiges und falsches moralisches Handeln halten.

Um die Frage nach Gott zu klären, müssen wir uns also über Ontologie unterhalten. Und da hat mein Lieblingsphilosoph Markus Gabriel das letzte philosophische Wort zu gesprochen ...

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lovetrail
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#320 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 23:02

So jetzt bin ich gespannt auf deine Reaktion, abc . Lese ich dann morgen beim ☕️
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