Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

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Pluto
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#21 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Pluto » So 20. Jul 2014, 23:31

Abischai hat geschrieben: Ihr werdet es so nie begreifen, wozu auch, es interessiert Euch ja auch nicht wirklich, und ich lasse Euch da mal auch lieber in Ruhe allein weiterforschen.
Wie sagtest du noch...
... nie hier auch bitte nie wieder Bultmann zitieren! Von Bultmann zu lesen macht jeden Christen wütend. Der Mann hat der Theologie so viel Gutes getan wie Adolf Eichmann dem Volk Israel.
Vielleicht müssen wir erst verstehen, warum einige Christen wütend werden wenn der Name Rudolf Bultmann erwähnt wird, und warum Manche ihm hier Redeverbot erteilen, und ihn in die Nähe der Nazis rücken wollen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Naqual
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#22 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Naqual » Mo 21. Jul 2014, 10:22

Pluto hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben: Ihr werdet es so nie begreifen, wozu auch, es interessiert Euch ja auch nicht wirklich, und ich lasse Euch da mal auch lieber in Ruhe allein weiterforschen.
Wie sagtest du noch...
... nie hier auch bitte nie wieder Bultmann zitieren! Von Bultmann zu lesen macht jeden Christen wütend. Der Mann hat der Theologie so viel Gutes getan wie Adolf Eichmann dem Volk Israel.
Vielleicht müssen wir erst verstehen, warum einige Christen wütend werden wenn der Name Rudolf Bultmann erwähnt wird, und warum Manche ihm hier Redeverbot erteilen, und ihn in die Nähe der Nazis rücken wollen.

Der Vergleich mit Eichmann ist völlig deplaziert. Bultmann war zur Zeit des Nationalsozialismus Mitglied und aktiv in der "Bekennenden Kirche", die sich gegen die Nazis gestellt hat.

Wenig gesehen wird auch, dass er der "liberalen Theologie" seiner Zeit entgegentrat. Ihm ging es darum, mit und trotz aller (historischen) Kritik, eine konstruktive Basis für den Glauben zu formen. Bultmann war übrigens STRENGgläubiger, von Gott ergriffener Christ (was man von manchen seiner wissenschaftlichen Jünger dann nicht mehr sagen konnte).

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Magdalena61
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#23 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Magdalena61 » Mo 21. Jul 2014, 15:16

Naqual hat geschrieben:Der wesentliche ist: Die stellvertretende Übernahme der Strafe. Also ein Unschuldiger wird bestraft für das Fehlverhalten anderer. Gottvater könne nicht anders Verzeihen, als dass Fehlverhalten mit grausamer Strafe gesühnt wird. Ist er so begrenzt? Kaum vorstellbar.
So muß man ja gezwungenermaßen fragen, wenn man "Ich und der Vater sind eins" auseinanderdividiert und in Christus Jesus nicht den lebendigen Gott erkennt 2. Kor. 5,19. Den Gott, der diese Welt erschaffen hat, mit Menschen, die anfällig sind für Sünde und deshalb natürlicherweise... fast möchte ich sagen: dafür können sie nichts... den Maßstäben des heiligen Gottes nicht- niemals- genügen können.

Das ist die Faktenlage.
Wenn ich eine Arbeit mache; sagen wir: Ich lege durch eine Verkehrsinsel an einer breiten Straße einen Plattenweg, damit die Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, sich bei starkem Verkehr auf diese retten können. Obwohl ich sorgfältig gearbeitet hatte, gibt nach einiger Zeit der Untergrund ein wenig nach und die Platten liegen nicht mehr gerade, sodass Fußgänger stolpern, fallen und sich verletzen.
Wenn so etwas passiert, dann bringe ich das doch in Ordnung, und zwar umgehend und kostenlos. Denn wenn der Weg in Ordnung ist, dann hat jeder Benutzer die (gleiche) Chance, sicher und unversehrt auf die andere Seite der Straße zu gelangen.

SO sehe ich das, was von manchen als "Menschopfer" betitelt wird. Steht denn in der Bibel, der Vater habe den Sohn geopfert? Hebr. 7, 27 beschreibt das anders und Jesus selbst sagte:
Joh. 10, 17-18(SLT): Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme.
Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.
Jetzt kann man die Wahlfreiheit des Sohnes anzweifeln, aber das passt dann nicht zu dem "ich lasse es von mir aus" und auch nicht zu Mt. 20,28.
Naqual hat geschrieben:Welches Verständnis von Gerechtigkeit liegt hier vor? Hier wird Schuld abstrakt abgetrennt vom Täter und die Schuld dann separat behandelt. Das Problem ist aber das So-Sein des Täters.
WEIL Gott um die "Herzenshärtigkeit" (Begrenztheit/ Unfähigkeit) des Menschen weiß, sorte Er dafür, dass Unheilige nicht durch menschliche Intelligenz (Weisheit) oder Leistung gerecht werden, sondern durch den Glauben(sgehorsam).

Eltern helfen ihren Kindern meistens, wenn diese, weil es ihnen an Erfahrung,Weitsicht, Reaktionsvermögen und Kraft fehlt, (unabsichtlich) einen Schaden verursacht haben. Auch dann, wenn es den Eltern weh tut.
Naqual hat geschrieben:Stell Dir mal vor ein Amtsrichter lässt einen Straftäter in der Verhandlung laufen, weil er seinen Sohn vorher zu Tode geprügelt hat. Anders könnte der Richter nicht begnadigen in seiner großen Liebe. Das wäre abstrus oder? Und man hätte zudem Angst vor dem weiterhin frei herumlaufenden Straftäter. Selbst wenn dieser in der Verhandlung gesagt hätte: "Werter Richter, ich bereue."
Der SOHN ist der Richter. Der Menschensohn. Nicht der Vater. :) Joh. 5,22.
Naqual hat geschrieben:Denke nicht, dass meine Ausführungen ein erschreckender Auswuchs sind. Das Verständnis vom "stellv. Opfertod" ist es aus meiner Sicht! Kannst Du nicht nachvollziehen, dass es auf mich "pervers" wirkt?
Man kann die Bibel aber schon so verstehen: Mk. 10,45; Eph. 5,2; Jes. 53,5 usw.

Wenn nicht der "Verursacher eines Problems" dieses höchstpersönlich und eigenhändig in Angriff nimmt, um es zu beseitigen/ Wiedergutmachung zu leisten, dann wäre die Bestimmung eines Sündenbocks, der nun- ob er will oder nicht- als hilfloser Sklave des Verursachers für die entstandene Schuld den Kopf hinhalten muß, die er gar nicht auf sich geladen hat, für die er gar nicht verantwortlich ist (!)... noch schlimmer: Der Sündenbock hatte gar keine Möglichkeit gehabt, Einfluß auf die Entscheidung des Verursachers zu nehmen und kriegt "stellvertretend" die volle "Härte des Gesetzes" ab ... also, dann wäre das Evangelium eine ziemlich perverse Geschichte.

Das wäre so, als prügele ich meinen Hund zu Tode, wenn eines meiner Kinder Mist gebaut und mir damit eine Menge Mühe, Ärger und Kosten verursacht hat.
LG
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Naqual
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#24 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Naqual » Mo 21. Jul 2014, 18:06

Magdalena61 hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Der wesentliche ist: Die stellvertretende Übernahme der Strafe. Also ein Unschuldiger wird bestraft für das Fehlverhalten anderer. Gottvater könne nicht anders Verzeihen, als dass Fehlverhalten mit grausamer Strafe gesühnt wird. Ist er so begrenzt? Kaum vorstellbar.
So muß man ja gezwungenermaßen fragen, wenn man "Ich und der Vater sind eins" auseinanderdividiert und in Christus Jesus nicht den lebendigen Gott erkennt 2. Kor. 5,19. Den Gott, der diese Welt erschaffen hat, mit Menschen, die anfällig sind für Sünde und deshalb natürlicherweise... fast möchte ich sagen: dafür können sie nichts... den Maßstäben des heiligen Gottes nicht- niemals- genügen können.
Ob man eine unitarische oder trinitarische Vorstellung von Gott hat, ändert nichts an der Problematik der Vorstellung des stellv. Opfertodes. Es spielt auch keine Rolle, ob derjenige, der eine grausame Bestrafung fordert, selbst letztendlich die Strafe trägt, weil Vergebung ohne Vergeltung nicht möglich sei. Also Gott selbst opfert sich stellvertretend und übernimmt die Strafe um diese zu sühnen. Dann haben wir keine Vergebung Gottes, sonder Vergeltung Gottes. Vergebung ist Verzicht auf Strafe. Was zwingt nun Gott, sich selbst grausam zu opfern? Weil Vergebung nicht möglich ist, sondern immer Vergeltung geübt werden muss? Genau das ist ja nicht die Lehre des AT und des NT! Wir wären sogar in einer abstrusen Situation: Gott übernimmt die Schuld, kann sich dann selbst nicht vergeben und übt an sich selbst Vergeltung. Gleichzeitig fordert er von uns etwas, was er selbst nach diesem Dogma nun nicht kann: anderen zu vergeben ohne zu vergelten. Auch unter diesem Gesichtspunkt passt es nicht zusammen. Die Vorstellung des stellv. Opfertodes (jede Sünde muss bestraft werden und sei es, dass es ganz jemand anders trägt) geht hinten und vorne nicht auf.

Die von Dir angegebenen Bibelverse (das wäre jetzt aber eine andere Diskussion) belegen nicht die Gottidentität Jesu.
"Ich aber und der Vater sind eins" kommt nur bei Johannes vor und dieser verwendet den Begriff des "eins sein" auch für die Einheit von Jesus und Gemeinde (das sie eins sein wie auch wir (Vater und Sohn) eins sind). Die Korintherstelle besagt, dass Gott IN Jesus ist, nicht Jesus ist Gott. Das ist nun mal ein Unterschied. Abgesehen davon, dass Paulus dann in der Formulierung unsäglich geschlampert hätte (die trinitarische Terminologie war ihm eh völlig unbekannt). Wenn Trinität, dann ist nicht Gott in Jesus (Jesus selbst ist Gott und "Gott in Gott" wäre eine schräge Darstellung), sondern der Vater in Jesus, oder der Heilige Geist in Jesus.
Das ist die Faktenlage.
Wenn ich eine Arbeit mache; sagen wir: Ich lege durch eine Verkehrsinsel an einer breiten Straße einen Plattenweg, damit die Fußgänger, die die Straße überqueren wollen, sich bei starkem Verkehr auf diese retten können. Obwohl ich sorgfältig gearbeitet hatte, gibt nach einiger Zeit der Untergrund ein wenig nach und die Platten liegen nicht mehr gerade, sodass Fußgänger stolpern, fallen und sich verletzen.
Wenn so etwas passiert, dann bringe ich das doch in Ordnung, und zwar umgehend und kostenlos. Denn wenn der Weg in Ordnung ist, dann hat jeder Benutzer die (gleiche) Chance, sicher und unversehrt auf die andere Seite der Straße zu gelangen.

SO sehe ich das, was von manchen als "Menschopfer" betitelt wird.
Das Beispiel geht nur an der Sache vorbei. An Deinem Beispiel der kritische Punkt: Die unsichere Verkehrsinsel wird nicht deswegen sicher, weil man Dir Deine Schuld daran nicht mehr nachträgt. Sondern weil Du oder ein anderer das Gebotene tun. Also im Sinne Gottes handeln.
Jemand ist Christ und sündigt. Jetzt nehmen wir mal an der Automatismus der Sündenvergebung funktionierte so, und durch die glaubende Annahme des Kreuzes ist der sündigende Christ ohne Schuld. Dann ist das völlig sinnlos, denn er sündigt ja noch. Die Rettung vor dem Bösen besteht doch darin, dass man nicht sündigt.
Wenn ein Vergewaltiger vor dem Richter steht und bereut und ihm die Strafe erlassen wird, dann ist das weiter ein Problem solange er ein Vergewaltiger ist. Reue und Bekenntnisse gegenüber dem Richter völlig unerheblich.

Steht denn in der Bibel, der Vater habe den Sohn geopfert?
Du weißt schon, das ist ein Argument für meine Sicht, wenn es nicht einmal in der Bibel steht.

Naqual hat geschrieben:Welches Verständnis von Gerechtigkeit liegt hier vor? Hier wird Schuld abstrakt abgetrennt vom Täter und die Schuld dann separat behandelt. Das Problem ist aber das So-Sein des Täters.
WEIL Gott um die "Herzenshärtigkeit" (Begrenztheit/ Unfähigkeit) des Menschen weiß, sorte Er dafür, dass Unheilige nicht durch menschliche Intelligenz (Weisheit) oder Leistung gerecht werden, sondern durch den Glauben(sgehorsam).
Die Frage noch einmal: welches Verständnis von Gerechtigkeit liegt hier vor? Findest Du es gerecht, wenn der Sohn eines Königs im Mittelalter nicht die selbst verdiente Strafe erhält, sondern der dafür eingestellte Prügelknabe. Wenn königliches Söhnchen etwas Unanständiges machte, züchtigte man den Prügelknaben. Wo ist da die Gerechtigkeit?
Wenn es der Kern der christlichen Lehre wäre, dass man sich auf das stellv. Opfer beruft, sagt man nichts anders als "ich schiebe meine Strafe auf Jesus ab". Edel wäre es, sich dagegen zu verwahren und zu sagen: ich trage die mir zustehende Strafe und lasse nicht zu, dass jemand anders für mein Fehlverhalten bestraft wird. Dieses eigentlich ganz normale Denken (und Fühlen) wird nur von vielen nicht mehr gemacht, da man ihnen die Theorie von der ewigen Verdammnis eingetrichtert hat und die kann man nicht tragen wollen. Also schiebt man es lieber auf einen anderen ab.

Die Stellvertretung bei der Strafübernahme geht auch aus einem anderen Grund nicht wirklich auf. Also der Theorie zur Folge, übernimmt Jesus als Unschuldiger eins zu eins die Strafe. Nur, die übernimmt er nicht, sonst wäre er nach wie vor als ewig Verdammter in der Hölle. Also welche Strafe hat er nun eigentlich getragen?
Und wie soll das einen Menschen edler oder gottgefälliger machen, wenn er Strafen abschieben kann auf einen oder mehrere andere?
Naqual hat geschrieben:Stell Dir mal vor ein Amtsrichter lässt einen Straftäter in der Verhandlung laufen, weil er seinen Sohn vorher zu Tode geprügelt hat. Anders könnte der Richter nicht begnadigen in seiner großen Liebe. Das wäre abstrus oder? Und man hätte zudem Angst vor dem weiterhin frei herumlaufenden Straftäter. Selbst wenn dieser in der Verhandlung gesagt hätte: "Werter Richter, ich bereue."
Der SOHN ist der Richter. Der Menschensohn. Nicht der Vater. :) Joh. 5,22.
Das löst die Widersprüche, Unzulänglichkeiten und Probleme nur nicht. Formuliere dann das Beispiel so um, dass der Richter sich selbst erschießt, weil der Delinquent es verdient hat. Das fördert jedenfalls nicht mein Verständnis dafür.

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Naqual
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#25 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Naqual » Mo 21. Jul 2014, 18:07

@ Magdalena



Naqual hat geschrieben:Denke nicht, dass meine Ausführungen ein erschreckender Auswuchs sind. Das Verständnis vom "stellv. Opfertod" ist es aus meiner Sicht! Kannst Du nicht nachvollziehen, dass es auf mich "pervers" wirkt?
Man kann die Bibel aber schon so verstehen: Mk. 10,45; Eph. 5,2; Jes. 53,5 usw.
Verstehen kann man viel und kommt auf ganz unterschiedliche Ergebnisse.
Was wenn man "Lösegeld" nicht wörtlich, sondern als bildlichen Vergleich versteht, von dem die Bibel voll ist.
Jesus rief zur Nachfolge auf, in der aktiven Nachfolge besteht die "Lösung", das Lösemittel. Also das Ego zu begrenzen (festgepappt als alter Mensch am Kreuz) quasi bewegungsunfähig. Aber das Innere ausgerichtet auf die Vergebung für die anderen (Nächstenliebe). DAS gibt für mich Sinn.
Aber diese Meinung ist vielen schlicht zu radikal. Es ist einfacher, die Schuld auf Jesus abzuwälzen und Danke zu sagen. Vielleicht noch ergänzt mit einem, man selbst könne nichts tun, sondern nur Gott.

Wenn nicht der "Verursacher eines Problems" dieses höchstpersönlich und eigenhändig in Angriff nimmt, um es zu beseitigen/ Wiedergutmachung zu leisten, dann wäre die Bestimmung eines Sündenbocks, der nun- ob er will oder nicht- als hilfloser Sklave des Verursachers für die entstandene Schuld den Kopf hinhalten muß, die er gar nicht auf sich geladen hat, für die er gar nicht verantwortlich ist (!)... noch schlimmer: Der Sündenbock hatte gar keine Möglichkeit gehabt, Einfluß auf die Entscheidung des Verursachers zu nehmen und kriegt "stellvertretend" die volle "Härte des Gesetzes" ab ... also, dann wäre das Evangelium eine ziemlich perverse Geschichte.
Die Perversität bleibt wenn Sünde nicht vergeben werden kann, sondern nur grausam vergolten. Wem oder was nützt nun der Opfertod Jesu als Ausgleich? Also was hat Gott davon? Kann er nicht ohne Bestrafung vergeben? Die Bibel berichtet anderes.

Das wäre so, als prügele ich meinen Hund zu Tode, wenn eines meiner Kinder Mist gebaut und mir damit eine Menge Mühe, Ärger und Kosten verursacht hat.
Die Vorstellung von einem Hund, der sich freiwillig zu Tode prügeln lässt schafft eine neue gedankliche Perversion. Das Problem besteht doch darin, dass es nicht nutzbringend ist, einen Hund zu Tode zu prügeln. Wer hat was davon? (außer vielleicht einem sadistischen Hundehalter)
Jesus Kreuz hat aber einen Sinn (siehe weiter oben: die Nachfolge). Es ist die Perfektion der Überwindung des Bösen im eigenen Selbst. Von ihm zur Nachahmung empfohlen (Nachfolge). Jesu meinte sogar, dass wer nicht bereit ist das Kreuz zu tragen, seiner nicht Wert ist. Wie will man sich dann auf sein Kreuz berufen, wenn man seiner nicht wert ist?
Ich weiß schon, warum die Jesus so verehrt und zur Rechten (!) Gottes gestellt haben. Ich habe da so meine Grenzen (die ich meist fleißiger bearbeiten müsste). Die Alternative (ungünstig, m.E.) besteht darin, wie manche "Wiedergeborene" sich selbst als Vollkommene bezeichnen, weil Jesus ihnen ja alle Schuld abgenommen hat. Aber die weiter sündigen. Vielleicht ein bißchen weniger. Aber irgendwo finden sie, dass sie das Kreuz wert seien.
Ich bin es nicht und deswegen bleibt mir nur die Gnade Gottes, nicht ein Rechtsanspruch durch Lösegeldzahlungen (um bei dem Beispiel zu bleiben: wer kriegt denn das Lösegeld? Der Teufel? Der Erfinder des stellv. Opfertodes hat so argumentiert im 12. Jahrhundert)

Pluto
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#26 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Pluto » Mo 21. Jul 2014, 19:55

Naqual hat geschrieben:Wenn es der Kern der christlichen Lehre wäre, dass man sich auf das stellv. Opfer beruft, sagt man nichts anders als "ich schiebe meine Strafe auf Jesus ab". Edel wäre es, sich dagegen zu verwahren und zu sagen: ich trage die mir zustehende Strafe und lasse nicht zu, dass jemand anders für mein Fehlverhalten bestraft wird. Dieses eigentlich ganz normale Denken (und Fühlen) wird nur von vielen nicht mehr gemacht, da man ihnen die Theorie von der ewigen Verdammnis eingetrichtert hat und die kann man nicht tragen wollen. Also schiebt man es lieber auf einen anderen ab.
Jemand kann sehr wohl stellvertretend die Schuld eines anderen Tragen.
Ich könnte bspw. deinen Strafzettel für falsches Parken übernehmen, oder gar für dich eine Gefängnisstrafe absitzen (wenns nicht allzu lange dauert ;) ) Doch die Erinnerung an die Tat trägst weiterhin du allein.

Genauso ist es mit der Schuld...
Die Bibel sagt uns, dass Jesus das ultimative Opfer erbracht hat. Nur eines konnte und kann der Opfertod Jesus' nicht beseitigen, die Erinnerung an die Tat selbst: Diese bleibt bei dem Menschen bestehen der die Tat verübt hat.
Naqual hat geschrieben:Und wie soll das einen Menschen edler oder gottgefälliger machen, wenn er Strafen abschieben kann auf einen oder mehrere andere?
Trost ist das Wort was wir hierfür gebrauchen. Wir schieben die Schuld ab, und die Gewissheit, dass Gott verziehen hat, erleichtert Vielen das Tragen der Erinnerung.

Doch ist das genug? — Ich meine Nein...

...denn eines darf man bei der ganzen Sache nicht vergessen: Sündenvergebung allein nützt nichts, wenn sie nicht mit aufrichtiger Reue einhergeht. Nur die Übernahme der Verantwortung und die Aufarbeitung der Tat durch Reue können wirklich helfen, Schuld zu überwinden.

Nicht Jesus' Kreuzestod allein vergibt uns die Schuld, sondern wir haben auch die Verpflichtung unseren Teil dazu beizutragen.
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#27 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Naqual » Mo 21. Jul 2014, 22:33

Pluto hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Wenn es der Kern der christlichen Lehre wäre, dass man sich auf das stellv. Opfer beruft, sagt man nichts anders als "ich schiebe meine Strafe auf Jesus ab". Edel wäre es, sich dagegen zu verwahren und zu sagen: ich trage die mir zustehende Strafe und lasse nicht zu, dass jemand anders für mein Fehlverhalten bestraft wird. Dieses eigentlich ganz normale Denken (und Fühlen) wird nur von vielen nicht mehr gemacht, da man ihnen die Theorie von der ewigen Verdammnis eingetrichtert hat und die kann man nicht tragen wollen. Also schiebt man es lieber auf einen anderen ab.
Jemand kann sehr wohl stellvertretend die Schuld eines anderen Tragen.
Ich könnte bspw. deinen Strafzettel für falsches Parken übernehmen, oder gar für dich eine Gefängnisstrafe absitzen (wenns nicht allzu lange dauert ;)
Gott handelt mit Sinn und aus Notwendigkeiten heraus. Strafe wird nicht erlassen aus einem unerfindlichen Grund oder Kraft Launenhaftigkeit. Der Strafzettel dient als spürbare Mahnung, damit der Deliquent davon abgehalten wird weiter falsch zu Parken. Wenn ihm die Strafzettel ständig von einem anderen übernommen werden, ist dieser Sinn entfallen.
Die Gefängnisstrafe ist auch spürbare Ermahnung, sie kann aber alleinig oder zusätzlich auch der Sicherung der anderen dienen (z.B. bei einem Gewalttäter. Schutz der Öffentlichkeit). Wenn Du die Strafe für einen Gewalttäter übernimmst, ist die Sicherung der Allgemeinheit weg.
Welchen Sinn und Zweck hat es nun, wenn der höchste Richter sich selbst oder seinen Sohn straft für Vergehen eines anderen?
Warum soll es heilsentscheidend sein, dass jemand einen anderen für sich zahlen lässt? Das ist schlicht egoistisch und das erscheint mir nicht als Eintrittskarte für den Himmel / die Gottesnähe. Der Glaube an das stellv. Opfer ist aber genau dies: man sündigt gegen Gott und lässt ihn selbst dann dafür zahlen. Mit einem wenig Ehrgefühl müsste man es ablehnen, andere für sich zahlen zu lassen und sei es Gott.
Jemand anders die Vergeltung zuteil werden zu lassen, die man selbst verdient hat ist übrigens auch ungerecht, also absolut nicht das, was wir als Gerechtigkeit verstehen. Findest Du es gerecht, wenn ein Lehrer dem falschen Schüler (selbst wenn mit dessen Einverständnis) eine 6 für die Leistung oder für Spicken verpasst? Also ich nicht.

Abgesehen davon, dass Jesus nicht unsere Strafe getragen hat. Er ist nicht in der Hölle, er trägt nicht die "ewige Verdammnis". Wo sollte auch der Sinn darin sein, wenn die Guten stellvertretend in die Hölle wandern, damit die Bösen in den Himmel kommen?

Also ich kriege das nicht auf die Reihe. Und ich nehme schon ziemlich stark an, das liegt an dem Dogma, nicht an mir.

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#28 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Pluto » Di 22. Jul 2014, 00:14

Naqual hat geschrieben:Welchen Sinn und Zweck hat es nun, wenn der höchste Richter sich selbst oder seinen Sohn straft für Vergehen eines anderen?
Er hat damit ein Zeichen gesetzt. Er wollte sagen, "Seht her, ich opfere mich (bzw. meinen Sohn) für die Sünden aller Menschen und als Mahnung an alle künftigen Generationen."

Findest Du es gerecht, wenn ein Lehrer dem falschen Schüler (selbst wenn mit dessen Einverständnis) eine 6 für die Leistung oder für Spicken verpasst? Also ich nicht.
Sehe ich genauso. Der richtige Schüler wird es halt mit seinem Geissen ausmachen müssen, nicht wahr?

Abgesehen davon, dass Jesus nicht unsere Strafe getragen hat. Er ist nicht in der Hölle, er trägt nicht die "ewige Verdammnis". Wo sollte auch der Sinn darin sein, wenn die Guten stellvertretend in die Hölle wandern, damit die Bösen in den Himmel kommen?
Guter Punkt!
Bin gespannt was Andere dazu schreiben werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

2Lena
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#29 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von 2Lena » Di 22. Jul 2014, 14:16

Ich hänge eine passende Diskussion aus einem anderen Thema hier dran:
Kingdom: Der Erlöser bleibt der Erlöser und der König der Juden, bleibt der König der Juden, entweder man erkennt ihn oder man erkennt Ihn nicht. Ich habe es schon mal gesagt, die welche in verleugnen erkennen Ihn nicht, die welche Ihn annehmen und annahmen schon.
Welcher König der Juden?
War Jesus der König - und warum schrieben sie bei seiner Kreuzigung das Schild?
Für mich ist die historische Geschichte mehr als verwirrend, geprägt von zahllosen Kämpfen der Herrscherhäuser, von Intrigen und Morden, von Hinrichtungen und Feindschaften, die das ganze Land in Mitleidenschaft gezogen haben.

Bitte Kingdom, sei so nett und lies die Altertumsgeschichte und die Jüdischen Kriege von Josephus Flavius und dann kläre mich mal auf. Seit Monaten schon, im Grund seit Jahren, versuche ich die Bruchstücke in ein stimmiges Puzzle zusammenzubringen.

Kingdom: Dass die Christen sich seit jeher von Satans Lüge versuchen fern zu halten das haben sie von Christus gelehrt bekommen.
Heißt das, man solle sich überhaupt nicht mit dem "Widerspruch" beschäftigen? Satan kommt vom Rumirren, ist eine Plage, eine Geißel, wo nichts ist - hält zum Narren und vertuscht. Das ist überall und nirgends, aber gerade deshalb so furchtbar. Von den Begriffen her brachte ich ein paar Ableitungen, deren "Erklärung" durch einige Bibelverse, wie z.B. in Hiob kommt.

Die christliche Predigt hat in Unkenntnis die "Versuchung Jesus" in Lukas 4, das Lernen über den Widerspruch verteufelt. Was haben die seit der Römerzeit nicht alles versucht an Lehren, um mit dem Kapitel fertig zu werden!

Was war die "Erlösung" und was lobten die Zeitzeugen, die Apogleten so sehr.
Wovon sprachen die Kirchenväter genau?

Kennt man die geschichtlichen Daten, die *Auslegung, ihre Sprache .... dann könnte endlich einmal ein bisschen klarere Durchsicht entstehen ...

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#30 Re: Das Blut Jesu reinigt von aller Sünde

Beitrag von Naqual » Di 22. Jul 2014, 19:57

Pluto hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Welchen Sinn und Zweck hat es nun, wenn der höchste Richter sich selbst oder seinen Sohn straft für Vergehen eines anderen?
Er hat damit ein Zeichen gesetzt. Er wollte sagen, "Seht her, ich opfere mich (bzw. meinen Sohn) für die Sünden aller Menschen und als Mahnung an alle künftigen Generationen."

In der Konsequenz hieße das, das es keine Strafe war, sondern ein leidvolles Zeichensetzen. Polemischer formuliert: substantiell war das Kreuz nicht erforderlich, eben "nur" ein Zeichen.

Wobei ich mit meinem Verständnis durchaus auch auf ein "Zeichen" komme.
Ich verstehe das Kreuz nicht als Strafabnahme, sondern als die Kurzfassung und Höhepunkt des ganzen Lebens Jesu.
Der Mensch in Gehorsamkeit zu Gott kreuzigt (befestigt, hält fest) sein Ego (den "alten Menschen") und opfert sein ganzes Leben (damit zuallerst: die Lebensführung!! keine Aufforderung zum Märytertod) dem Willen Gottes. Und in den Evangelien (anders wie bei Paulus, da wird es schwerer interpretierbar) wird das Kreuz als Modell (Zeichen) der Nachfolge gesehen. Sogar absolut verbindlich! Das ist schon starker Tobak! Und es wundert mich nicht, dass die "Lehre von der Strafverschiebung auf einen anderen als man selbst" (stellv Opfertod) da durchaus Massentauglicher und werbewirksamer ist. Aber genau darin, dass man sich selbst an erster Stelle setzt besteht doch das Problem, das im menschlichen Zusammenleben aus einem Paradies eine Hölle werden kann. Das Kreuz weist quasi auf die Ursache des Problems und wie man es behebt. AKTIV in und an sich. Kein "mach Du mal Gott!"
Gleichzeitig ist das Kreuz zudem äußerster Punkt der Vergebung! Also man stelle sich mal vor man wird unschuldig von anderen jeglicher Würde beraubt (nackt und hilflos an ein Kreuz gebunden), dazu noch kräftig auf die Schippe genommen (INRI - als römischer Spott: seht her, hier ist Euer König, ein Häufchen Elend, denn wir sind die Starken. Seht her, was wir mit euerem Stärksten machen können! ), schmerzhaft zu Tode gefoltert. Und DANN sagt man: Herr vergib Ihnen! DAS ist der absolute Hammer! Jesus hat auch nicht gesagt: Herr vergib denen, die an mich glauben, sondern er sagte dies bedingungslos (!) seine Foltermeister mit einschließend!
Die Vergebung überwindet das Böse (das einem getan wird). Die Alternative wäre: Zurückhauen was das Zeug hält, dem anderen Gram sein, nachtragend sein, usw. Genau das was den Nährboden des Bösen bildet: Böse werden, weil einem Böses getan wurde. Die eigentliche innere Kapitulation vor den eigenen hohen Werten!
Insofern verstehe ich auch "das Blut Jesu" als seine Liebe. Und diese überwindet und reinigt einen - so man sich um diese bemüht nach dem Vermögen, das einem (von Gott) gegeben ist.
Durch den extremen Akt des Kreuzes wurde Jesus als Mensch gottgleich.
Natürlich war das Kreuz mit seiner äußerlichen Schwachheit und anscheinenden Totalkapitulation den Griechen eine Torheit (um Paulus zu zitieren). Die Griechen standen auf Stärke und starke Männer. Nicht auf offensichtliche Looser. Und das man für einen Gott jemand anders opfert um diesen zu befriedigen, das fanden die in ihren Sagen toll.
Insofern mutmaße ich mal, dass auch Paulus nicht den stellv. Opfertod gemeint haben kann. Etliche Zitate von ihm KANN man allerdings auch anderes interpretieren. Muss aber nicht. Wenn man es ständig anders hört, wird daraus allerdings schon fast ein psychologischer Zwang.

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