Die unzufriedenen Christen...

Themen des Neuen Testaments
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R.F.
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#1 Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von R.F. » Fr 25. Jul 2014, 16:57

Wohl jeder kennt die Worte Jesu, die Er Seiner Umgebung als Standardgebet empfahl:

Matthäus 6,10 (Luther):

Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

bzw.

Lukas 11,2 (Luther):

aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.

Ja, was nun, sind die Christen mit dieser Erde nicht zufrieden? Nein, das sind sie nicht, und das dürfen sie auch nicht sein. Natürlich spürte die Obrigkeit ziemlich schnell die Gefahr, die der Text für sie bedeuten konnte, wenn er von ungeduldigen Christen als politische Programm aufgenommen wurde, wie etwa die Aufständischen während den Bauerkriegen 1524/ 25, die das “Göttliche Recht” für ihre Bewegung beanspruchten.

Doch schon lange vorher dienten sich die so genannten Kirchenväter dem Kaiser an. Womit? Indem sie Verrat an der ursprünglichen Botschaft begingen und die Zukunft des Menschen in den Himmel verlegten.

Später übernahmen die Herren Hutton, Lamarck, Lyell und Darwin die Aufgabe, den Menschen weiszumachen, dass sie sich mit dieser Erde einfach anfreunden müssten, weil sie nichts Besseres zu erwarten haben. Ein herausragender Wegbereiter war den Genannten die historisch-kritische Theologie.

Nun erwarte ich den baldigen Auftritt der Expertin für Biblisches Hebräisch und Alt-Griechisch.

Nicht-Christen scheinen die Sprengkraft der biblischen Botschaft übrigens eher verstanden zu haben:

http://www.die-religionen.net/mahatma-gandhi.html

Zitat aus obigem Link:

Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen; dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist, sonst weiter nichts.

(Mahatma Gandhi alias Mohandas Karamchand G., 1869-1948, indischer Freiheitskämpfer, Verfechter des gewaltfreien Widerstandes)

2Lena
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#2 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von 2Lena » Fr 25. Jul 2014, 18:41

R.F. Ein herausragender Wegbereiter war den Genannten die historisch-kritische Theologie.
Lieber R.F.

irgendwie muss man den Fragen ja beikommen. Ein Pessimist bricht nicht in Freudenschreie aus, wenn er das Gesuchte endlich findet. Nein, er macht Vorwürfe: "Warum habe ich da nicht gleich da gesucht... "

Aus dem einfachen Gläubigsein, das durch die wenigen Bibelzitate und ungereimte Auskünfte im Klerus - vor Widersprüchen stand, ging einfach kein anderer Weg, halt Hinterfragen.

Man wundert sich beim Vaterunserbeten über einige der Formulierungen...
Wie alles an der Bibel ist auch dieses Gebet recht vielschichtig.
Wenn ich ein bisschen Zeit habe, stelle ich eine Wort für Wort-Erklärung auf meine Homepage. Aber die Puzzlearbeit dauert ein bisschen...

Als "Gesetz" gibt es im "Vaterunser" Lösungen für Wunschregelungen, Wege auch beim Miteinander, und natürlich wieder mehrfache Ebenen. Ganz so verkehrt, wie es die Gläubigen dachten ist es auch wieder nicht, aber es ist halt viel, viel mehr dahinter.
Das wird langsam erst zum Vorschein kommen...

Bei den Katharern durfte das Vaterunser nur aufsagen, wer sein ganzes Vermögen der Gemeinschaft übergeben hatte. Sie hatten wohl noch einen etwas anderen Überlieferungsweg. Während der Kreuzzüge wurden sie verfolgt und zerschlagen. Das nicht unerhebliche Vermögen wurde geraubt.

JackSparrow
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#3 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von JackSparrow » Fr 1. Aug 2014, 21:26

R.F. hat geschrieben:Natürlich spürte die Obrigkeit ziemlich schnell die Gefahr, die der Text für sie bedeuten konnte,
Das bezweifle ich.

Jede Seele unterwerfe sich den übergeordneten staatlichen Mächten! Denn es ist keine staatliche Macht außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott verordnet.

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Magdalena61
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#4 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von Magdalena61 » Sa 2. Aug 2014, 02:19

R.F. hat geschrieben:Ja, was nun, sind die Christen mit dieser Erde nicht zufrieden? Nein, das sind sie nicht, und das dürfen sie auch nicht sein.
Angesichts der chaotischen Zustände in der Welt und der hilflosen Versuche der Weltgemeinschaft, die unzähligen Konflikte und Katastrophen in den Griff zu kriegen ist die Bitte "Dein Reich komme!" aktueller denn je.
Später übernahmen die Herren Hutton, Lamarck, Lyell und Darwin die Aufgabe, den Menschen weiszumachen, dass sie sich mit dieser Erde einfach anfreunden müssten, weil sie nichts Besseres zu erwarten haben.
:)
Nicht-Christen scheinen die Sprengkraft der biblischen Botschaft übrigens eher verstanden zu haben:
http://www.die-religionen.net/mahatma-gandhi.html
Irgendwie läuft etwas falsch. Aber was?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

2Lena
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#5 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von 2Lena » Sa 2. Aug 2014, 09:59

Magdalena61 hat geschrieben:Irgendwie läuft etwas falsch. Aber was?
Falsch läuft, dass das Christentum seine Werte vernachlässigt hat.
Es hat sich vom Stamm entfernt.
Nun ist nicht mehr so viel Saft da.

Wie bei einer Infektionskrankheit bekämpfen sich durch die entstande Schwächung ein paar Richtungen. Die Viren wollen sich ausbreiten. Der ganze Körper wehrt sich dagegen. Er reagiert mit Fieber, das er zur Heilung braucht.
Der Mensch aber sieht das Fieber als Krankheit an.

Abischai
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#6 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von Abischai » Sa 2. Aug 2014, 13:22

Man kann das Reich Gottes sehen, man kann hineingehen und drin sein. Aber nicht jeder kann das.

Mich wundert, daß R.F. dieses Thema hier an den Pranger stellt und vor eben all denen zu diskutieren versucht, die das Reich Gottes nicht kennen, die nicht wissen was das ist, sondern auch nur wieder irgendwelche Spekulation anstellen werden.

Wen interessiert denn, was Gandhi zum Verhältnis der Bibel und den Christen sagt? Wenn er es so gut wußte, hätte er doch Christ sein dürfen, verbot ihm doch niemand.
Aus seinen o. zitierten Worten wird jedoch deutlich, daß er sich nur über die Christenheit lustig gemacht hat, weil er es ja meinte besser zu wissen und zu können.
Gandhi wußte auf einer eng begrenzen horizontalen Ebene sehr viel, da kann man ihn als Philosophen achten oder verachten, je nach dem. Aber er hatte keinen Überblick.

"Gott hat die Erkenntnis seiner selbst so geordnet, daß er Zeichen seiner selbst gegeben hat, sichtbar für jene, die ihn suchen. Für jene aber, die eine gegenteilige Auffassung vertreten, gibt es genügend Unklarheiten auf die sie sich berufen können." (Plaise Pascal)
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Rembremerding
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#7 Re: Die unzufriedenen Christen...

Beitrag von Rembremerding » Sa 2. Aug 2014, 14:09

Das Reich Gottes ist in uns, wir sind der Tempel.
Wenn ein Christ betet: "Dein Reich komme", dann lässt er sein eigenes Reich gehen.
So lange er das nicht tut, ist er zwar bekennender Christ, aber praktizierender Atheist.
Bemerkt er diese Diskrepanz, wird er unzufrieden.

Ein Christ schwimmt in der Sünde, lebt aber nicht mehr in ihr, denn das Reich Gottes ersetzt sie. Die Sünde benetzt ihn, er bewegt sich in ihr, aber sie ist nicht mehr Teil seines Wesens. Das Opferblut wäscht den Tempel rein von Sünde, so war es im AT, so wurde es im NT durch Christus Jesus vollendet, denn wir sind nun der Tempel des Hl. Geistes.

Dies kann niemand verstehen, der wasserscheu am Beckenrand steht und den Schwimmern darin zuruft: "Ihr könnt gar nicht schwimmen, der Mensch ist ein Landsäugetier!"
Ein solcher Mensch begreift weder seine Möglichkeiten, noch die Kraft, die Gott durch ein Leben mit ihm schenkt. Lieber behält er das Joch der versklavenden Sünde und flieht der Stille im Reich Gottes, als dass er sich selbst aufgibt und in die Hände des liebenden Gottes fallen lässt und erstmals Freiheit und Ruhe erlebt.

Für alle unzufriedenen Leistungschristen sei noch angemerkt: Man steigt nicht in ein Flugzeug und sagt: Bringt mir das Fliegen bei, damit ich fliegen kann, sondern man steigt in ein Flugzeug und lässt sich fliegen. Gott gibt nicht nur Kraft zu ihm zu kommen, er ist die Kraft und bringt uns mit dieser auch dorthin. Wir müssen nur in sein Reich, sein Flugzeug, einsteigen und uns tragen lassen. Gott genügt es, wenn wir nur bei ihm sein wollen und uns auf das Ziel freuen.

Servus :wave:
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