2Lena hat geschrieben:R.F. hat geschrieben:Ich weiß selbstverständlich, was Kommentoren der Offenbarung wie Bousset (1906), Charles (1920), Lohmeyer (1926), Wikenhauser (1959) oder Kraft (1974) vom Selbstzeugnis der Offenbarung (1,1-3) halten: Nichts.
Hast Recht, es ist traurig, dass trotz hervorragendem wissenschaftlichen Schreibstil der Inhalt hoher Meinung sich nich zeigt. Gespür hast du ja - aber kommen so die Gesetze der "Apokalypse"?
Es soll schließlich eine "Offenbarung" sein.
Der Schreibstil geht bereits im AT so:
Da ist eine Erzählung, dann kommt das Nachdenken, welche Seite ist die Beste, wie passt alles und was ist absolut verkehrt.
Offenbarung 13 sagt gleichzeitig historisches und prophetisches. Historisch ist die bildhafte Sprache durch die Weltanschauungen damals. Das waren die uralten Gesetze - im Kampf mit den Gesetzen Mose. Wer war nur verkehrt. Da ging ein erbitterter Streit mit den Pharisäern. Wie soll ich nur Tausende Jahre Weltgeschichte in zwei Sätze packen? Wer ist der Drache, den Gregor besiegt und auch Siegfried. Die waren damals schon ausgestorben.
- - -
Versucht man, die in der Offenbarung oft bildhaft beschriebenen Ereignisse auf eine Zeitschiene zu bringen, stößt man auf viele Probleme. In den meisten Fällen versuchen Theologen erst gar nicht, diese in schrift-konformen Sinn zu klären. Für sie steht fest, dass es echte Vorhersage nicht gibt. So bleibt es meist bei der “zeitgeschichtlichen†Deutung.
Doch ist diese bei näherer Betrachtung nicht haltbar. Die sieben in Offenbarung genannten Könige bekommt man noch im ersten Jahrhundert unter. Doch wer sollen jene zehn Staatsoberhäupter sein, die ihre Souveränität an den Achten, an das “Tier†abtreten?
Sowohl Naturalisten wie Bibelgläubige stützen ihre Thesen auf generalisierende Aussagen der Schrift wie “Ich komme bald†oder “die Zeit ist nahe†oder “ihm wurde Macht gegeben über
alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationenâ€. Erst unter Berücksichtigung weiterer Schriftbelege wird deutlich, dass diese Aussagen differenziert bewertet werden müssen.
Zum Beispiel ist selbst im bevölkerungsreichen asiatischen Raum erst seit kurzem die in Offenbarung 9,16 genannte Aushebung von 200 Millionen Militärs möglich. Daraus ist zu schließen, dass es sich hierbei um eine Vorhersage unsere Zeit betreffend handelt.
Zur Frage nach der Größe des von der letzten Weltmach beherrschten Territoriums: Gewiss wird das mächtig gewordene Europa - wie heute die USA - auf die ganze Welt ausstrahlen. Trotzdem ist den asiatischen Völkern die General-Mobilmachung möglich. Vom Westen sicher nicht unbemerkt. Und gewisse Kreise können sich gar dem Zugriff des europäischen Diktators durch Flucht entziehen.
Auffallend jedenfalls ist, dass der Glaube an echte Vorhersage mit Beginn der Aufklärung nachließ, und insbesondere, seit sich der Naturalismus dank Hutton, Lyell und Darwin durchsetzte, nahezu völlig schwand. In der Tat wäre es ein sinnloses Unterfangen, nach der Echtheit der apokalyptischen Vorhersagen zu fragen, wenn die naturalistische Weltsicht zutreffend wäre.