Am welchen Tag war das Abendmahl und die Kreuzigung?

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Halman
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#1 Am welchen Tag war das Abendmahl und die Kreuzigung?

Beitrag von Halman » Do 14. Mai 2015, 16:55

Sven machte mich HIER auf den ZEIT-Artikel Jesus war ein Jude aufmerksam. Darin wird u.a. das letzte Abendmahl und Unstimmigkeiten bezüglich des Todestages Jesu thematisiert. Darin wird im 4. Absatz (der steht unter dem "Kasten", der über den Rabbiner Walter Homolka informiert) ausgesagt:
Die Hinrichtung unter Pontius Pilatus geschah nach allen vier Evangelien am Vortag eines Schabbats, also an einem Freitag. Für die Synoptiker Markus, Lukas und Matthäus war es der Hauptfesttag des Pessach nach dem Sederabend, der 15. Nisan im jüdischen Kalender. Für Johannes dagegen war es der Rüsttag zum Pessachfest, also der 14. Nisan.
Dies wirft die Frage auf, an welchem Tag Jesus die Abendmahlfeier einsetzte und an welchem Tag er gekreuzigt wurde. Widersprecht sich die johanneische Datierung wirklich mit der synoptischen, oder lässt sich dies aufklären?

Nun bin ich gespannt auf die Beiträge ... :)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Halman
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#2 Re: Am welchen Tag war das Abendmahl und die Kreuzigung?

Beitrag von Halman » Do 14. Mai 2015, 23:37

Eben habe ich bei meiner Suche im Internet die Webside von Heinrich Tischner (evangelischer Pfarrer) gefunden.
Bezüglich unseres Themas stellt er fest:
Rein astronomisch könnte das der 3./4. April 33 gewesen sein, sodass wir als Todesdatum Jesu den Nachmittag des 3. April 33 annehmen müssten.
Meines Wissens folgte in diesem Jahr auf dem Passah am 14. Nisan* (Ex 12:6); Donnerstag/Freitag, der 3./4. April 33)² ein regulärer Sabbat. Da der 15. Nisan nach dem Passah immer ein Sabbat war und er im Jahre 33 auf einen regulären Sabbat viel, war es diesmal ein "großer" Sabbat (Joh 19:31).

Soweit ich mich erinnere, feierten die Pharisäer das Passah einen Tag später am 15. Nisan, doch die Essener feierten es an demm Tag, an dem Jesus auch das Passah mit seinen Jüngern feierte.
Die Behauptung, dass Jesus das Abendmahl einen Tag vor dem Passah feierte ist nicht plausibel, da Jesus sich mit seinen Jüngern ausdrücklich zur Passah-Feier im Obersaal versammelte und dort die Abendmahlsfeier einführte (Luk 22:15).

*Zu Mose Zeiten wurde der Monat noch Abib genannt.
²Soweit ich ermitteln konnte gem. dem Julianischen Kalender. Gem. dem Gregorianischer Kalender wäre es Donnerstag/Freitag, der 31. März/1. April 33.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

2Lena
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#3 Re: Am welchen Tag war das Abendmahl und die Kreuzigung?

Beitrag von 2Lena » Do 14. Mai 2015, 23:49

Dein Hinweis "Essener" ist wichtig. Den Merkmalen nach waren sie "Einwanderer", verwandt mit einem alten Volk besonderer Tradition, das zwar die Einflüsse von Mose hatte, aber auch alte Traditionen von früher.

Mit dem Artikel aus Zeit.de (2011) ergeben sich einige Diskussionspunkte mit zum Teil richtigen und zum Teil schrägen Ansatzpunkten. Es fehlen in der Allgemeinbildung einige alte Zusammenhänge.

Richtig ist, Jesus war als Sohn der Maria im jüdischen Umfeld aufgewachsen. Seine Mutter war bereits im Vorschulalter zur Erziehung in den Tempel gekommen. Sein Vater aber ist laut dem Talmud - Pandera. Er stammte aus einem Geschlecht, das sich als das älteste der Erde bezeichnet. Wer das Wort Pandera oder so ähnlich hört und etwas über die alten Mythen weiß, beginnt zu fragen, ob das wirklich der Name war. So viel von den Ereignissen der Bibel kommt in einem anderen Volk vor.

Pandora, die Allbeschenkte, wurde aus Lehm geschaffen. Epimetheus als der nachher Bedenkende ignoriert die Warnung, erzählen die griechischen Sagen. Er heiratete Pandora und die öffnete die Büchse mit all den Plagen ... von der all die Krankheiten und Nöte auf die Menschen kamen. Es sind aber nicht die Sagen Griechenlands. Namen wie Aphrodite gehen nicht in der griechichen Sprache zum Auflösen.

In diesem Spannungsfeld bewegen sich (auch) die Geschichten um Jesus. Als Wiederholung und schließlich endlich zur Auflösung des Rätsels zeigen sich unfassbare Geschichten. Es ist nicht so, dass das Judentum ein "Judentum" ist. Es ist ägyptische Geschichte. Es ist nur ein kleiner Teil der äyptischen Geschichte, jener Einwanderer, die alle Blüte der Kultur geschaffen haben. Die Geschichte reicht viel, viel weiter zurück. Das war dann auch der dauerhafte Konflikt, der sich um verschiedene Weltanschauungen ergeben hatte.

In Judäa lebten damals zur Zeit Jesu unterschiedliche Volksgruppen. Davon gab es welche, die Pessach nach der älteren Tradition feierten. Johannes schreibt also als Einziger das richtige Evangelium. Es ist erstaunlich, dass viele Seher (antike Geschichte, erlebt durch Schauungen) das berichtet haben. Auch die Kirchentradition ist richtig, wenn sie von einem "Unterschied" erzählt.

Das Judentum war in jener Zeit (wie wir heute mit der Bibel) "durchwachsen" und nicht fähig, die Gesetzgebung zu meistern, wie es in den großen Weltreichen zuvor schon oft geschehen war. Zwar gab es reichlich Träume, auch prächtige und rekordverdächtige Bauten sowie zahlreiche Machtkämpfe. Das Herz jedoch regierte nicht. So ist die Situation tatsächlich vergleichbar mit dem früheren Pessach. Das heißt lahmen, hinken und schließlich darüber hinwegkommen. Sie zogen mit viel Plagen und Mühen aus "Ägypten" aus den Begrenzungen heraus. Alles in der Liturgie drückt die Situation aus.

Zudem war Jesus ein Sohn Davids. Von David sind die Psalmen. Wieviel Herz sie enthalten weiß man erst, wenn man sie einmal mit *Auslegung lesen kann. David war ein König mit Kultur aus einer anderen, besonderen Abstammung, die bis Maria reichte.
Um nun eine Kombiniation aus Zeit.de zu zeigen, die zwar richtig schreibt, aber falsche Bezüge setzt:

Pessach ist eng verbunden mit der Hoffnung auf den Retter, der einmal kommen wird: den Messias. Durch die Verbindung des christlichen Abendmahls mit dem jüdischen Sederabend soll deutlich werden: Jesus sieht sich als dieser Messias.
Das war mehr. Der Konflikt liegt tiefer. Er geht geschichtlich bis in die Urzeit zurück. Wenn man diese Zusammenhänge kennenlernt, wird man merken, dass die vielen (bisher unverständlichen) Worte der katholischen Kirche begründet sind, aber eben das Wissen aus der alten Zeit nicht mehr das Allgemeinwissen darstellt. Das geht in Geschichte um Geschichte so weiter.

Aus einer christlichen Verkennung des Judentums zur Zeit Jesu wurde lange angenommen, dass Jesus eine aus dem Judentum unableitbare Auslegung des Religionsgesetzes vertreten habe.
Das ist richtig. Die Gesetzestafeln waren nicht von den Juden, auch nicht von den Ägyptern. Erinnert euch, die ersten Tafeln wurden nicht von Mose geschrieben. Es fanden Abweichungen statt. Die alten Geschichten wurden unterschlagen, gekürzt, falsch erzählt. Nun kommt heute wieder ein Dünkel, wie damals bei den Schriftgelehrten. Sie bezogen sich auf ihre Schriften, kannten aber zum Teil nicht die Geschichten drum herum.

Historisch-kritische Exegeten sehen darin den Niederschlag des Konflikts in der Folge des Ausschlusses der Christen aus den Synagogen nach dem Jahr 70 unserer Zeit. Jene Haltungen, die den jüdischen Grundanschauungen nicht entsprachen, wurden von der rabbinischen Elite als häretisch abgetan.

Längst war der Konflikt vorgegeben als die griechische "Besatzung" in Judäa war. (Es war Teil des ehemaligen Perserreichs.) Judäa kämpfe sich aus dem griechischen Staatenbund frei. Beim folgenden Satz aus Zeit.de merkt man die "Verdrehtheit" beim Versuch eine Erklärung zu finden, die aber nicht passt. Das Judentum und das Christentum sind durch das Fehlen der *Auslegung im Kurs gegeneinander statt im Miteinander.

Das Johannesevangelium gibt denjenigen Nahrung, die darauf abstellen, was das Neue der Botschaft Jesu war. Dabei hatten die negativen Darstellungen des Johannesevangeliums enorme Folgen und führten in ihrer bedrückenden Wirkungsgeschichte dazu, einen christlichen Antijudaismus grundsätzlicher Art zu stützen.
Es wurde ein "fiktiver" Schluss gezogen. Mit *Auslegung käme man mit dem NT zum AT. Mit der "Zeit" aber aber zu keinem Urgrund und auch nicht zu den Sorgen über die "Erbsünde".

Man konnte nicht mehr ""Abraham" mit den Regeln des Buddhismus in Einklang bringen. Jesu Reden wiederholen das AT. Das hört sich vermutlich genausowenig glaubhaft an, wie Erfahrungen der Missionare u.a. in Polen, die ein Christentum dort bereits vorfanden, wo aber höchstens mal Druiden und Hunnen durchgezogen sind. Die ganze Frühgeschichte ist nicht berücksichtigt und ergibt somit einen ganz falschen Boden, mit dem Jesu Werk auch nicht erkannt werden kann.

Rembremerding
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#4 Re: Am welchen Tag war das Abendmahl und die Kreuzigung?

Beitrag von Rembremerding » Fr 15. Mai 2015, 06:35

Hallo @Halman :)
Als die Jünger nach Jerusalem kamen, um den Abendmahlsaal vorzubereiten, sahen sie einen Mann mit Wasserkrug, der nur ein Essener sein konnte ("Zölibat"), denn Wasser holen war Frauenarbeit.
Die Essener hatten einen anderen (Sonnen-)Kalender, so dass das Passah oftmals an einem anderen Tag gefeiert wurde, als bei den übrigen Juden. Zudem gab es noch ein Dankopfermahl. Deshalb haben Synoptiker, wie Johannes recht.
Dazu zwei bereits verfasste Beiträge:
http://4religion.de/viewtopic.php?p=33978#p33978
http://4religion.de/viewtopic.php?p=44616#p44616

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