Parusieverzögerung II

Themen des Neuen Testaments
dagegen
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#571 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von dagegen » Di 26. Mai 2015, 17:34

JackSparrow hat geschrieben: Demzufolge ist die Bibel überflüssig. Macht bloß einen gebildeten Eindruck, wenn man gelegentlich einen Bibelspruch parat hat, der sich zufällig mit dem eigenen Glauben vereinbaren lässt.


:lol: Sehr gut! Die Bibel kann dem Ungläubigen nichts lehren und dem Gläubigen alles. Für den einen ist die Bibel eine Ansammlung von Büchern, Texten, Versen, die sich alle anzweifeln lassen, sowohl im Hinblick, worauf sie sich beziehen, als auch untereinander. Daher kann ein Ungläubiger nichts mit ihr anfangen, zu Recht, wie ich meine.

Für den Gläubigen dagegen kommt der Glaube gerade nicht aus der Bibel, jedenfalls nicht ursächlich. Er hat sich vom Glauben, den er von anderen empfangen hat, anstecken lassen. Er befindet sich, wenn er die Bibel aufschlägt, namentlich das NT, bereits "mittendrin im Spiel": das Spiel ist bereits im vollen Gange, und der Gläubige kommt nun als Zuschauer mit dazu. Er liest das NT jetzt schon aus der "nachösterlichen" Perspektive: alles ist schon geschehen, Jesus von Nazareth ist schon tot, aber sein Name lebt unter uns (als Heiliger Geist). Das Spiel selbst aber dauert an....

Noch ein Wort über das Wort "glauben": Wenn im NT immer wieder Wunder damit "geschehen", dass Jesus sagt: "Geh, dein Glaube hat dir geholfen" oder ähnlich, dann ist damit nicht gemeint, dass Gott uns nach unserer Zustimmung zu ihm im Sinne eines Fürwahrhaltens fragt. Jesus sagt also nicht: "Ich weiss, du hältst Gott für wahr so wie du glaubst, dass der Mount Everest der höchste Berg der Erde ist, und darum bist du nun geheilt." Sondern: nur, wer sich tief in seinem Inneren berühren lässt von Gott, Menschensohn, Passion, Abwesenheit, Auferstehung und Vergebung, der glaubt wahrhaftig, und der ist schon geheilt..... Wer sich aber nicht davon berühren lassen will, dem hilft es auch nichts, wenn er die Bibel auswendig kann....

Das kommt zum Ausdruck in Johannes 3, Vers 16 bis 18:

Joh 3,16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
Joh 3,17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Joh 3,18 Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat.
Zuletzt geändert von dagegen am Di 26. Mai 2015, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Queequeg
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#572 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Queequeg » Di 26. Mai 2015, 17:39

Münek hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nun lass doch mal die Dogmatiker (Ratzinger, Barth) weg. Diese sind ausschließlich den Glaubenslehren ihrer Kirchen verpflichtet.
Dann lasse bitte die Krawallatheisten weg, die sind ihrer antitheistischen Mission verpflichtet. Mitgleider der gbs sind nicht neutral.

Übrigens, mit Deiner Methode, nur bestimmte Theologen für zulässig zu erklären, nämlich die, die Deine Zustimmung finden, kann man natürlich auch versuchen, die Diskussion in die gewünschte Richtung zu lenken. So gelehrte und bedeutsame Theologen wie Joseph A. Ratzinger und Karl Barth auf den "Foren-Index" zu setzen, steht nicht zur Diskussion.

Ich habe mich in meinen Beiträgen nie auf "Krawallatheisten" berufen! Welche sollen diese denn sein?
Was verstehst Du unter der Abkürzung "gbs"?


Ich glaube, closs hat vergessen dir hier zu antworten und so bin ich dann so frei: ich denke, closs meint hier die Giordano Bruno-Stiftung.

http://www.giordano-bruno-stiftung.de/

(Für so manch sündenlosen Edelchristen die Brutstätte des Antichristen schlechthin.)

closs
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#573 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Di 26. Mai 2015, 17:55

Queequeg hat geschrieben:Ich glaube, closs hat vergessen dir hier zu antworten
Ich trete hier nur unter dem Namen "closs" auf - keine falschen Verdächtigungen. - Halman wird sicherlich gerne antworten - er hat die Power dazu.

dagegen hat geschrieben:Wer sich aber nicht davon berühren lassen will, dem hilft es auch nichts, wenn er die Bibel auswendig kann....
:thumbup:

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Queequeg
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#574 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Queequeg » Di 26. Mai 2015, 18:24

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:Ich glaube, closs hat vergessen dir hier zu antworten
Ich trete hier nur unter dem Namen "closs" auf ...

Das ist nett und löblich, trotzdem wurde dir von Münek eine Frage gestellt, die, da du diese wohl übersehen hast, ich mir dann erlaubte zu beantworten.

Anton B.
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#575 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Anton B. » Di 26. Mai 2015, 18:31

closs hat geschrieben:Nimm doch einfach zur Kenntnis, dass ergebnisoffene text-kritische Arbeit bei der selben Frage zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann.
Wissenschaftliche Arbeit kann aber auch zu einem Verständnis innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft führen, welches dann einen zwar nicht vollständigen, aber großen Konsens begründet.

Zum Beispiel führt diese Darstellung so einiges aus verschiedenen Disziplinen zusammen.

Die Referenz Gerd Theißen, Annette Merz: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht,, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-52198-4., stellt den Forschungsstand auch im historischen Rahmen der Disziplinen dar.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Münek
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#576 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Münek » Di 26. Mai 2015, 19:05

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das können und dürfen Dogmatiker m. E. nicht
Und wenn es so wäre: Die text-kritischen Hinweise sind im Kontext genauso für die eine Deutung wie für die andere Deutung da. - Auch ein Historisch-Kritischer kann bei entsprechender Herangehensweise ergebnisoffen am Ende zum Ergebnis kommen, dass Jesus nie eine EIGENE Naherwartung hatte. - Begründungen dazu hast Du genug gehört.

Nimm doch einfach zur Kenntnis, dass ergebnisoffene text-kritische Arbeit bei der selben Frage zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann.

Das geschieht ja in der Praxis auch. Manche/viele Fragen sind innerhalb der Theologenschaft umstritten und
werden unterschiedlich beurteilt.

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in der Frage der Naherwartung Jesu und seines diesbezüglichen
Irrtums
die überwältigende Mehrheit (wenn nicht sogar alle) der neutestamentlich forschenden Theologen ei-
nig sind
.

Selbst Männer der Kirche wie Rahner und Kasper stimmen dem Forschungsergebnis ausdrücklich zu.

Hemul
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#577 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Di 26. Mai 2015, 19:37

Münek hat geschrieben: Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in der Frage der Naherwartung Jesu und seines diesbezüglichen
Irrtums
die überwältigende Mehrheit (wenn nicht sogar alle) der neutestamentlich forschenden Theologen ei-
nig sind
.
Vor 2000 Jahren war die überwältigende Mehrheit (wenn nicht sogar alle) der damaligen Theologen sich ebenfalls darüber einig, dass Jesus nicht der Sohn Gottes, sondern nur ein dahergelaufener sich irrender jüdischer Wanderprediger war. Es gibt halt nix neues unter dem Himmel man muss hier nur die Zeit-Fenster verschieben-gell? :mrgreen:
Hier gilt es aber unbedingt 2.Mose 23:2 zu beachten:
2 Folge nicht der Mehrheit, wenn sie im Unrecht ist! Musst du vor Gericht aussagen, sollst du nicht der Mehrheit nach dem Mund reden und so ein gerechtes Urteil verhindern.
PS: Wer nicht einmal weiß wie viele Stunden Jesus am Stamm hing-der sollte sich davor hüten im Zusammenhang mit ihm das Wort "IRRTUM" in den Mund zu nehmen-gelle? ;)
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Halman
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#578 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Halman » Di 26. Mai 2015, 20:20

Savonlinna hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es besteht theoretisch auch kein Grund, die Bibel nicht mit Goethes Schriften zu harmonisieren oder in Spannung zueinander zu sehen.
Ja, wobei man wohl feststellen würde, dass sich Goethes Schriften völlig anders zu biblischen Schriften verhalten als bspw. der Gilgamesh-Epos.
Du berücksichtigst weiterhin nicht den Kontext, in dem ich das geschrieben habe.
Meine Aussagen waren an closs gerichtet, und sein Denken, so wie ich es insgesamt verstanden habe, war der Kontext.
Wenn Du das auf Dein Denken beziehst, dann wird es notgedrungen falsch; Dir hätte ich anderes geschrieben.
closs sprach vom "geistigen" Zusammenhang, und "geistig" versteht er anders als Du.
Insofern lasse ich das, was Du dazu schreibst, auf sich beruhen; Du hast mich da ganz missverstanden, eben, weil Du den Adressanten außer Acht lässt.
Oh, daran hatte ich nicht gedacht.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#579 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Di 26. Mai 2015, 20:29

Anton B. hat geschrieben:Zum Beispiel führt diese Darstellung so einiges aus verschiedenen Disziplinen zusammen.
So weit ich es sehen kann, ist der von Dir verlinkte Wiki-Artikel hervorragend und genau das, was man sich unter "Wissenschaft" vorstellen sollte. - Gerade auch der Satz zum Thema "Parusie" ist super:
"Manche Aussagen Jesu kündigen Gottes Herrschaft als unmittelbar bevorstehend an, andere sagen sie als schon angebrochen zu oder setzen ihre Gegenwart voraus".
Da ist wissenschaftlich distanziert alles gesagt - ohne sich in haltlose Behauptungen zu versteigen. - Klasse. :thumbup:

Anton B. hat geschrieben:Wissenschaftliche Arbeit kann aber auch zu einem Verständnis innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft führen, welches dann einen zwar nicht vollständigen, aber großen Konsens begründet.
Unter "Konsens" würde ich auch verstehen, wenn man sagt: "Bei vorrangiger Betonung von x gibt es folgende Schlussfolgerung, bewertet man aber y höher, gibt es eine ganz andere Schlussfolgerung". - Wärest Du damit einverstanden?

closs
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#580 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Di 26. Mai 2015, 20:32

Münek hat geschrieben:Umso bemerkenswerter ist es, dass sich in der Frage der Naherwartung Jesu und seines diesbezüglichen Irrtums die überwältigende Mehrheit (wenn nicht sogar alle) der neutestamentlich forschenden Theologen einig sind.
Das mag dann sein, wenn man vorher aussiebt, was forschende und nicht-forschende Theologen sind. - Wir stehen halt vor folgendem Problem: Auf der einen Seite sprichst Du von einer überwältigenden Mehrheit, andererseits gehört k(aum)ein Theologie dazu, den man fragt. - Vielleicht frage ich ja immer die falschen ... :oops:

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