Wie entstand das NT?

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Rilke
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#31 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Rilke » Fr 16. Mär 2018, 10:23

Helmuth hat geschrieben: Die hatte der Bischof von Alexandrien inne und die politischen Zügel hielt Kaiser Konstantin in der Hand, der auch 325 n. Chr. das Konzil von Nicäa einberufen hatte. Wie auch immer, es wurde neben vielen anderen Dingen beschlossen. Die Liste der Beschlüsse sind typisch dogmatisch und etliche sind unbiblisch im heutige Sinnen. Sorry, ich erkenne darin keine Leitung von oben.
Ja, kann ich so hinnehmen.
Ich denke aber, dass man den Hl. Geist als gegeben akzeptieren muss. Ihn an einigen historischen Punkten abzuziehen und alles "den Menschen" zuzuschreiben ist falsch. Die frühe Kirche war die Versammlung der Menschen, die Gott und seine Botschaft in seiner Vollkommenheit erkannt und akzeptiert hat. Es gab da noch die Juden, die zwar Gott erkannten, seine Botschaft aber nicht, und dann gab es noch Götzendiener zuhauf. Wo sollte der Hl. Geist wirken, wenn nicht in der Gemeinde der frühen Christen, die tagein tagaus um göttliche Fügung in ihren Konzilen baten? Wo war Gott, wenn nicht bei den Menschen, die ihn verstanden und sein Evangelium in die Welt tragen wollten?
Ich denke, dass du keine "Leitung von Oben" anerkennen willst, weil mit Konstantin die RKK ihre Anfänge nahm - aber zahlreichen evangelischen Lehren, die 1500 Jahre nach Christus ins Leben gerufen wurden, kannst du Glauben schenken? Da gab's plötzlich die "Leitung von Oben"? Nein, da ein sorry von mir...

Helmuth hat geschrieben: Wenn das stimmt, dann ist eben nicht so, dass der HG hier leitete, sondern es entstand die Einigung unter politischem, weil Konstantin diese eingefordert hatte. Sich dem Kaiser zu widersetzen kann das Todesurteil nach sich ziehen und die waren damit nicht zimperlich. Was dabei für ein Ergebnis erzielt wurde, ich denke das war damit zweitrangig. Ich sage dir nun, niemand zwingt den Heiligen Geist, niemand! Hier widerspreche ich dir entschieden.
Auf gleicher Seite finde ich folgenden Satz:
Der Verlauf selber ist konkret im Detail nicht überliefert worden, es gibt verschiedene summarische Darstellungen zu einzelnen Punkten, beispielsweise bei Eustathius, die sich teils widersprechen.
Es ist wirklich schwer das zu beurteilen. Aber wieder: Wer ist Gott, wenn er nicht die Macht hätte, hier ein "Machtwort" zu sprechen? Wenn alle Bischöfe die falsche Meinung vertraten, so sprach Konstantin durch den Hl. Geist mit der Autorität eines (weltlichen) Herrn - was spräche dagegen?
Man kann den Heiligen Geist nicht auf gewisse, fixe Vorstellungen festnageln - wenn Gott die Geschichte der frühen Christengemeinde leitete, dann wirkte er durch seinen Geist - wie er das tat? Na durch ein menschliches Sprachrohr - und wer hatte die höchste Autorität, auf wen hörten alle? Auf den Kaiser, den weltlichen Herrn. Das ist natürlich reine Interpretation und nicht gewiss.
Aber hier kategorisch alles abzulehnen, was nicht der eigenen Meinung entspricht, ist definitiv falsch und dogmatisch. Und da kannst du mich wieder stur und bockig nennen, mir ist's recht.

Helmuth hat geschrieben: Es zeigt sich in der weiteren Kirchengeschichte, dass in ihr kein Friede einkehrte sondern das Ringen um die Kirchenautorität sich nach und nach zum grenzenlosen Satanismus entwickelte, bis man Andersdenkene sogar verbrannte und die Lossprechung von seinen Süden als Geschäftsmodell anbot. "An den Früchten werdet ihr sie erkennen ..."
Wohl wahr, irgendwann folgten die mächtigen Männer ihrem Vorbild Jesus Christus nicht mehr nach - daraus entstanden viele Sünden. Aber die frühe Christengemeinde hat mit den Inquisitionen nichts zu tun - du kannst dem Athanasius keine Verantwortung hierfür übertragen, schon gar nicht Konstantin. Die RKK als Kollektiv für Schandtaten zu verurteilen ist gemäß Matthäus 7,1-5 nicht gerechtfertigt.

Helmuth hat geschrieben: Es war klar, dass Gott mit Luther eine Abspaltung vorgenommen hatte, wenn er auch er in seinen letzten Lebensjahre wieder extrem abgefallen ist. Er brachte mit der Deutschübersetzung die Kaononisierung des AT wieder ins Spiel. Im Grunde genommen ist er bis heute nicht abgeschlossen. Du respektierst z.B. Bücher aus dem AT, die ich nicht anerkenne.

So ist es in der Tat so, das der Heilige Geist übernatürlich am Wirken war, sodass wir anhand der heutigen Biblelvorlagen durchaus die Wahrheit herauslesen können, aber eine sogenannte Unumstößlichkeit der Schrift, in allen ihren Aussagen, werde ich nie unterschreiben. Es wäre gut würde man einmal damit anfagen , die kleinste gemeinsame Basis zu finden. Denn diese gibt es ja. Dann hätte man z.B. mit 90% des Textes 100% Gewinn Man streitet ohnehin nur über den Tellerrand, auf dem sich keine Suppe befinden kann.
Wie geschrieben: In dem Auftreten Martin Luthers siehst du eine Leitung von Oben - wo war der Heilige Geist die vorherigen 1500 Jahre? Hat er sich etwa vor der RKK versteckt? (Kleiner Scherz am Rande :P)

Für mich ist der Grundsatz Martin Luthers sola scriptura mit dem Herausstreichen alttestamentarischer Bücher nicht vereinbarungsgemäß. Ist mir in meinem Verständnis ein deutlicher Widerspruch.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

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ProfDrVonUndZu
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#32 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 16. Mär 2018, 10:29

Helmuth hat geschrieben:
Und es ist auch ein schöner Einwand (den ich bereits kenne). Aber was beweist er?

- dass das Lk-Evangelium vorhanden war und Paulus daraus zitiert?
- dass die Logienquelle tatsächlich als solche exsitert hatte?

Einen Beweis für das eine oder könnte man nur erbringen, hätte Paulus Lukas namentlich in seinem Zitat miterwähnt, oder man hätte das Manuskript oder zumindest eine Abschrft des Lk-Textes oder der Q -Textes bei ihm vorgefunden. Genau das haben wir nicht, weder das eine noch das andere. Somit bleibt es Spekulation. Wichtiger ist aber ohnehin der Kontext, das zeigt mir, das Inspiration in der Tat etwas ist, das von oben kommt.
Was ich von der Logienquelle halte, kannst du meiner Signatur entnehmen. Sie ist selber reine Spekulation. Fakt ist das Lukasenvangelium.
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Ziska_Deleted

#33 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Ziska_Deleted » Fr 16. Mär 2018, 10:40

Helmuth hat geschrieben: Im Codex Sinaticus findet sich interessanterweise folgende einleitende Überschrift:

Evangelium "nach" Matthäus. Der Zusammesteller der Codex bezeugt also nicht Matthäus als Verfasser, sonst schriebe er "von" Matthäus. Es kann sich bei Mk. und Mt. also durchaus um Zusammenstellungen ihrer Worte handeln, die zwar aus dem Munde dieser Evangelisten stammen, andere dann aber erst zu Papier gebracht haben.

Hallo! :wave:
Diese Einleitung steht über alle Evangelien. https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Sinaiticus

Alles weitere sind deine persönlichen Schlußfolgerungen.

Biblische Gelehrte der frühen Zeit, wie Papias von Hierapolis, Origenes, Hieronymus bezeugen,
dass Matthäus der Schreiber des Matthäusevangelium ist.

Die altkirchliche Überlieferung (Papias, Irenäus, Tertullian, Origenes, Eusebius von Cäsarea[1]) redet übereinstimmend von vier Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Manche Theologen sehen jedoch auch heute in dem Apostel den Verfasser. Sie verweisen dabei auf die altkirchliche Überlieferung[1] und führen die Titel der auf uns überkommenen Handschriften an, die ausnahmslos Matthäus nennen.[1][5] Zudem halten sie die These, dass ein anonymer Verfasser sich ausgerechnet den Apostelnamen Matthäus ausgesucht hätte, um seiner Schrift Autorität zu verleihen, für nicht plausibel, denn die Gemeinde hätte einen anonymen Verfasser nicht anerkannt.[5]
https://de.wikipedia.org/wiki/Evangeliu ... th%C3%A4us

Was später gemacht wurde, ist ein Angriff auf Gottes inspiriertes Wort...

Helmuth
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#34 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Mär 2018, 11:12

Ziska hat geschrieben: Alles weitere sind deine persönlichen Schlußfolgerungen.
Natürlich, und ich stehe auch dazu, genauso wie du Schlüsse ziehst. Daher sind die Quellen aus denen wir trinken das Entscheidene.

Ziska hat geschrieben: Biblische Gelehrte der frühen Zeit, wie Papias von Hierapolis, Origenes, Hieronymus bezeugen,
dass Matthäus der Schreiber des Matthäusevangelium ist.
Ja, das tun sie. Und sie mögen das behaupten, aber worauf stützen sie sich? Damit sind wir wieder bei der Frage der Quelle. Was geben sie dazu an. Was haben sie vorzulegen? Genauer bitte!

Ziska hat geschrieben: Was später gemacht wurde, ist ein Angriff auf Gottes inspiriertes Wort...
Diese Aussage ist genau wie zu verstehen?

- Was wurde später gemacht?
- Was wurde angegriffen?

Das musst du präzisieren sonst streiche ich den Gedanken aus weiteren Überlegungen, weil man auf Basis von Unterstellungen keine Nachforschung betrieben kann und ich nicht weiter ernst nehme. Das sagte ich dir schon 2+2=4, gleichgültig weesen Geistes Kind man ist. Wenigstens ein wiki-link würde schon helfen.

Das wir zu den authentischen Quellen keinen Zugang haben, ist mir ohnehin bewusst, wei wir nicht als Historiker arbeiten. Wir haben aber Zugang zum HG, die durchaus wertvollste Quelle.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Rembremerding
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#35 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Rembremerding » Fr 16. Mär 2018, 12:57

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Was ich von der Logienquelle halte, kannst du meiner Signatur entnehmen. Sie ist selber reine Spekulation. Fakt ist das Lukasenvangelium.
Kurz dazu:
An der Logienquelle hält man fest, weil es momentan nichts greifbareres gibt. Dennoch gibt es viele Widersprüche in den Textanalysen, würde man von einer Logienquelle ausgehen.
Inzwischen nimmt eine andere Theorie einen immer größer werdenden Raum ein:
Demnach ist das Mt-Ev. das älteste Evangelium, allerdings nur das sog. Ur-Mt auf aramäisch/hebräisch, was wir heute als Logienquelle bezeichnen. Es wird bereits wenige Jahre nach der Auferstehung Jesu schriftlich begonnen und um 40 vollständig gewesen sein. Dies würde auch der Überlieferung der Kirche entsprechen.
Dieses Ur-Mt. wurde dann von Mk aufgegriffen und für Heidenchristen ins Griechische übersetzt und inhaltlich angepasst. Zudem flossen Aussagen des Petrus ein, mit dem Mk zusammenarbeitete.
Das Mt wurde nach der Steinigung des Stephanus apologetisch-judenpolemisch nach Überlieferungen ergänzt. Weiters dann unter dem Einfluss der größer werdenden Heidenchristengemeinden und der paulinischen Missionierungsarbeit als Antwort der Judenchristen torarigoristisch ergänzt. In der vorletzten Phase nach dem Fall Jerusalems und der Zerstreuung der Judenchristen und aufgrund der erfolgreichen Heidenchristengemeinden kamen aus Überlieferungen vermehrt Versöhnungsworte Jesu hinzu. Zuletzt, um 90, kann man noch eine redaktionelle Bearbeitung erkennen. Mt ist deshalb das "judenchristlichste" Ev.
Aufgrund der langen Entstehungsgeschichte, welche den Anfang der judenchristlichen Gemeinde widerspiegelt und seiner Vielfältigkeit wurde das Mt später zum meistverwendesten Ev.

Lk nahm das Ur-Mt., noch ohne die Anpassungen des Mk, aber inzwischen auch griechisch übersetzt, das Mk und eine eigene Quelle, die man "Frauenquelle" nennt, für sein Ev. Seine Apg schließt nicht unmittelbar an, seine Ev-Quellen waren ihm aber zu heilig, dass er sein Lk für seine Apg anpasste.

Literaturkritisch muss man dies ohnehin allen Autoren und Evangelisten bescheinigen: Sie ließen anfängliches und überliefertes stets so stehen, passten es späteren Überlieferungszusätzen nicht an. Das Ev des Mt wurde wohl von Anbeginn als heilig betrachtet, die Worte Jesu waren authentisch und noch überprüfbar, womit auch keine Legendenbildung stattfinden konnte.

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#36 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 16. Mär 2018, 14:57

Helmuth hat geschrieben:
Im Codex Sinaticus findet sich interessanterweise folgende einleitende Überschrift:

Evangelium "nach" Matthäus. Der Zusammesteller der Codex bezeugt also nicht Matthäus als Verfasser, sonst schriebe er "von" Matthäus. Es kann sich bei Mk. und Mt. also durchaus um Zusammenstellungen ihrer Worte handeln, die zwar aus dem Munde dieser Evangelisten stammen, andere dann aber erst zu Papier gebracht haben.

Der Urheberschaft des Evangeliums beträfe hier aber Gott und Jesus und meint die eigentliche Botschaft Gottes, nicht das schriftliche Zeugnis über Jesu Wandel auf Erden. Das "nach" bezieht sich nur auf die schriftliche Schilderung. Da steht ja auch nur "nach *Apostelname*" ohne das Wort Evangelium.
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Helmuth
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#37 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Mär 2018, 19:31

Rilke hat geschrieben: Die RKK als Kollektiv für Schandtaten zu verurteilen ist gemäß Matthäus 7,1-5 nicht gerechtfertigt.
Hier missverstehen wir uns. Ich weiß nicht wie oft ich es noch sagen muss, aber ich unterscheide zwei Dinge. Die RKK als System und den Menschen der in dem System gefangen ist. Ich habe mehrere Katholiken, die zu meinen besten Freunden zählen. Das mal zur Klarstellung.

Am Konzil zu Nicäa zeichnete sich schon ab, dass sich die RKK zu einem starr dogmatischen an menschliche Hierarchien gebundenen System entwickelt. Da hatte der HG keinen Spielraum mehr. Die dort versammelten Bischöfe unter der Patronanz des Kaisers hatten kaum Freiheit ihre Meinung offen darzulegen. Arius wurde zuvor deswegen schon verbannt. Wer ihm dort insgeheim noch etwas abgewann, stand unter dem Damoklesschwert ihm nachzufolgen.

Ich weiß auch nicht, ob Arius ein korrektes Bild von Gott und Jesus hatte, das weiß nur Gott selbst, sein Bild war wahrscheinlich platonisch beeinflusst, aber seine Verbannung wegen theologischer Spitzfindigkeiten ist ein Zeichen satamischer Zerspaltung. Genau gegen diese Dinge hat Paulus am Anfang der Urgemeinde gepredigt. Übertragen hieße es: Wenn ihe sagt: Ich bin des Arius, ich aber des Anasthasius, ich aber des Konstantin, seid ihr da nicht fleischlich?

Nein, mein Junge nix Heiliger Geist, hier war ein Geist der Zerspaltung am Wirken, den Paulus schon klar abwies. Der am Konzil wirkende Geist hatte keinem Freiheit gelassen. Es hieß: Unterschreib oder du bist morgen ebenso exkommuniziert.

Ganz anders am Konzil zu Jeruslaem im 1. Jh. unter der Leitung von Jakobus. Dort gefiel es dem HG den Brüdern nichts weiter aufzuerlegen bis auf ein paar slebstverständliche Grundregeln. Die jüdischen Jünger die weiterhin an eine heilsnotwenidige Beschneidung glaubten wurde dann aber deswegen nicht exkommuniziert. Man gab ihnen bloß nicht nach. Das ist etwas gänzlich anderes.

Warum kannst du diesen eklatanten Unterschied nicht anerkennen? Genau deshalb ist die Apostelgeschichte im Gegensatz zu den historischen Ereignissen, die sich nach den ersten Aposteln bis in das 4. J.h ereigneten, eine inspirierte Schrift. Gott ließ ab dem 2. Jh. keine weitere historische Begebenheit als Zeugnis seines Wirkens aufzeichnen. Der Abfall begann bereits mit Leuten wie Klemes und Paulus weissagte das bereits den Ephesern auf der Insel Milet (vgl. dazu Apg. 20.)

Den für mich dafür verantwortlichen tieferen geistlichen Grund gebe ich dir gerne anderswo an. Hier führt das zu OT.
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#38 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Verlorener_Sohn » Fr 16. Mär 2018, 19:50

Helmuth hat geschrieben:Am Konzil zu Nicäa zeichnete sich schon ab, dass sich die RKK zu einem starr dogmatischen an menschliche Hierarchien gebundenen System entwickelt. Da hatte der HG keinen Spielraum mehr. Die dort versammelten Bischöfe unter der Patronanz des Kaisers hatten kaum Freiheit ihre Meinung offen darzulegen. Arius wurde zuvor deswegen schon verbannt. Wer ihm dort insgeheim noch etwas abgewann, stand unter dem Damoklesschwert ihm nachzufolgen.
[...]
Kann man so sehen, muss man aber nicht.
Zumindest sehen es auch andere evangelikale und "bibeltreue" Gruppen nicht so wie du (um mal bei den Protestanten zu bleiben).
Gerne vergisst man dabei aber die ägyptischen, äthiopischen und andere orthodoxen Gemeinden.
Alle kamen unabhängig voneinander zu denselben Schlüssen.
Das einige dabei einige Bücher mehr oder weniger haben ist nur nebensächlich.
Als Anhänger von Arius nach Oberägypten kamen wurden deren Lehren von den dortigen Christen abgelehnt.

Helmuth
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#39 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Mär 2018, 20:12

Rembremerding hat geschrieben: Inzwischen nimmt eine andere Theorie einen immer größer werdenden Raum ein:
Sind deine nachfolgenden Darstellungen irgendwo auch historisch nachvollziehbar? Oder ersetzt man die eine Theorie nun bloß durch eine andere, weil man mit der ersten nicht weiterkommt?

Nach wie vor sehe ich die Logienquelle nicht als eine je existente Schrift an sondern als mündliche Quelle. Alle konnten weissagen, alle mussten prüfen. Im Kollektiv hatte man alle Worte Jesu, der einzelne einen Teil. Jesus sagte, dass so sein HG in den Jüngern wirken wird, indem er sie an sein Wort "erinnert" (Johnnes 14,26)! Darin waren natürlich seine Augenzeugen die Kronzeugen.

Es machten in der ersten Zeit wie ich heute postuliere nur wenige Aufzeichnungen, die Apostel selbst, wie es aussieht überhaupt nicht. Die einzige Ausnahme stellt Paulus mit seinen Briefen dar. Erst mit Etablierung in anderen Städten begannen auch die anderen Apostel ihre Briefe zu schreiben. Von 30 - 50 n. Chr. denke ich war daher die Logienquelle das mündliche Wort. Im Grunde genommen bestätigt das Lukas' Apostelgeschichte deutlich.

Es gibt bzgl. schriftlicher Aufzeichnungen kein einziges erhaltenes Dokument aus dem 1. Jh. Es gibt höchstens ansatzweise Hinweise einer mögliche Existenz wie diesen:
Apg 6,2,4 hat geschrieben: Die Zwölfe aber beriefen die Menge der Jünger und sprachen: Es ist nicht gut, daß wir das Wort Gottes verlassen und die Tische bedienen. ... wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie sich um ihre ersten Schriften kümmerten. Es wäre aber auch denkbar, dass sie damit den Tanach meinten ihn zu studieren. Wie immer wir wissen es nicht. Eher meine ich, dass sie einfach das taten, was Jesus ihnen vorlebte. Gehen und Predigen in der Kraft des Heiligen Geistes. Jesus sagte nicht "Schreibet auf", sondern "Geht und lehrt". Das taten sie, und vorerst in Israel. Daher klingt es logisch anzunehmen, dass sich Schrifttum erst später durch andere als die Apostel entwickelte, und das außerhalb Israels.

Gem Apg. 15 gibt es den ersten Gemeindebrief (ca. 50 n. Chr.), der Paulus und Gefolgsleuten übergeben wurde um ihn den anderen Gemeinden zu übermitteln, Dies wurde durch Lukas dokumentiert. Leider haben wir auch diesen nicht erhalten. Aber dafür ist er durch Lukas in seiner Aufzeichnung wortwörtklich wiedergegeben. Der Mann hat enfach korrekt gearbeitet! ;)

Somit würde ich dazu neigen, das Lk-Evangelium als das einzige anzusehen, dass es am Anfang als vollständige Schrift gegeben hatte. Allerdings, wie ich Ziska schon mitteilte, waren seine Schreiben persönlich an einen Theophilius gerichtet. D.h. es war der Allgemeinheit nicht zugänglich. Das war erst ab dem 2. Jh. möglich, als man begann die Aufzeichnungen zu sammeln.

Bei diesem Prozess ist es wiederum denkbar, dass man Hinzufügungen bzw. Weglassungen vornehmen musste, weil ja nicht alles, was im Umlauf war auch echt war. Ein Hinweis darauf wäre, dass man heute nur Fragmente der Urtexte hat. Vollständige Texte enthielten nur die beiden Codizes, die das Ergebnis der damaligen Zusammenstellung widerspiegeln.

Die Frühdatierungen der anderen synoptischen angeblich vollständigen Evangelien (Mt. und Mk.) klingen für mich nach einer postulierten Annahme, um sie besser in ein anderes Erklärungsmodell einordnen zu können. Für mich bleibt weiter fraglich, ob es Gesamtausgaben dieser Evangelien, so wie wir sie in heutiger Form haben zu Beginn je gegeben hat. Hier sehe ich daher das Erklärungsmodell der Logienquelle bis dato schlüssiger.

Wie gesagt, wir haben diese Originaltexte nicht, wir haben nur die Fragmente der frühen Papyri-Funde und dann die zwei Codizes, die aber wiederum voneinander abweichen.


Soweit meine derzeitigen Gedankengänge. Jetzt bitte ich um eure Einwände Korrektur und Verbesserung.
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#40 Re: Wie entstand das NT?

Beitrag von Helmuth » Sa 17. Mär 2018, 20:49

Ich gebe im Folgenden gerne meine persönliche Sichtweise zu einer wie immer es die Forschung als "Logienquelle" betitelt bekannt und stelle sie gerne zu Diskussion. Vielleicht sollte ich sie aufgund eines anderen Zuganges anders benennen, etwa als "Heiligen-Geist-Quelle" :?:

Es gibt zuviele Textforscher, denen nicht die Macht des Heiligen Geistes bekannt ist. Jesus hatte Folgendes gesagt:
Joh 14, 26 hat geschrieben: Der Sachwalter (parakletos) aber, der Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Etliche Wissenschaflter, die dem Heiligen Geist seine Wirkung nicht einräumen, suchen nach irgendeinem schriftlichen Dokument. Das allein wäre dann ihr "Beweis". Anderes können sie sich bloß nicht vorstellen.

Was aber wenn diese Logien einfach nur eine Form der mündliche Überlieferung in den Geistern der Jünger aus erster Zeit war? Jesu Wort lässt sich doch unmissverständlich deuten, dass sein Geist die Fähigkeit uns zu erinnern hat. Damit ist eine schrifltiche Aufzeichnung dazu nicht zwngend erforderlich.

Erst später, nach dem Ableben der unmittelbaren Augenzeugen oder deren direkten beglaubigten Kontaktpersonen wurde es allmählich Zeit, all die Worte und Gedanken tatsächlich der Nachwelt zu erhalten, um nicht Jesu Worte zu Legenden abdriften zu lassen, wie es ja an sich ansonsten bei fast allen historisch bedeutungsvolleren Geschehnissen immer geschieht.

Und das passierte auch, aber der in den Jüngern wirkende HG trennte das auch sauber.

Ich spekuliere mal frei heraus. Augenzeuge Matthäus erzählt bei einem Jüngertreffen aus dem Leben Jesu was ihm durch den Heiligen Geist in Erinnerung gerufen wurde. Die Personen A und B hören zu. Bei anderer Gelegenheit redet er über weitere Ereignisse. Die Personen C und D hören mit.

Irgendwann starb Matthäus. A und B beginnen seine Worte weiterzutragen, Ebenso tun es C und D. In einer späteren Versammlung treffen sie zusammen und A sagt: "Das hat Matthäus gesagt". Darauf B: "Ja, stimmt und das hat er auch gesagt" Und B und D ergänzen noch andere Dinge ebenso durch den Heiligen Geist.

Man beginnt nun Manuskripte abzufassen und in Umlauf zu bringen, ein Stück hier, ein Stück dort. Exakt so fand man viele Papyri-Fragmente, und kein einziges aus dem 2. Jh. war ein Gesamtevangelium des Mt. im 2. und 3. Jahrhundert beginnt man alles zusammenzutragen und allmählich entsteht das Gesamtwerk. Im 4. Jh steht es in seiner Gesamtfassung im Codex Sinaiticus.

Die Logienquelle waren also hier auszugsweise die Personen A.B, C und D und keine gesonderte Schrift.

Es gibt auch nirgendwo bislang auch nur einen einzigen Fund eines Originaldukumentes. Aber man geht unbelegt davon aus, ein solches müsse unbedingt schon um ca. 40-50 n Chr. existiert haben, und zwar von Matthäus selbst verfasst.

Das kann durchaus sein, muss es aber nicht. Mit Mk. könnte es sich ähnlich verhalten haben. Lk. ist ähnlich aber anderer Art, war aber der Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber bei Mt. und Mk. sehe ich die persönliche Verfasserschaft gar nicht zwingend notwendig. Das erkärt auch deren synoptische Einheit.

Das Lk-Evangelium hat hingegen zusätzliche Inhalte wie Kap. 1 und 2 sauber belegen, aber es muss nicht komplett alles vom ihm selbst abgefasst worden sein. Es gibt ja keine Originalbelege, welche meine Theorie klar widerlegen würden.

Hier machte lediglich der Heilige Geist seinen Job und HKM-Experten kommen dem Geheimnis der Entstehung in ihrer Art zu denken nicht näher als ihr Verstand zu denken erlaubt auf die Schliche. Ja so funkt Gott, er gibt's den Seinen eben auch im Schlaf, wenn's sein muss. ;)

Wie gefällt euch diese meine Theorie? Zu verwegen?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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