Queequeg hat geschrieben:Selbstverständlich lassen sich für das jeweils theologisch tätige Individium alle biblischen Probleme, Widersprüche und die "schlimmen" Stellen mit der Allegorese lösen, oder auflösen, oder auch glattbügeln.
Aber wird dann dich letzten endes aus der Bibel nur noch ein Buch der nebulösesten Metaphernsymphonien, der individuellen Symbolik, der persönlich gefärbten Sinnbilder und der gleichnishaften Beliebigkeit.
Nicht notwendigerweise. Mir geht es nicht um willkürlich-beliebig eisegetische Hineininterpretation, sondern schon um fundierte Bibelhermeneutik und Exegese.
Grundsätzlich gilt, dass sich jede Interpretation an der zugrundeliegenden Literatur messen lassen muss und bei Texten eben an den zugründeliegenden Texten.
Allegorese könnte man vermutlich auch als allzu verführerisches "Werkzeug" verwenden, um unliebsame Bibelstellen glatt zu bügeln, doch darum geht es mir nicht.
Erstmal ist es sehr wichtig, die jeweilige Textgattung des biblischen Textes zu bestimmen (Narration, Genialogie, Prophetie, Lied usw.)
Dass Jesus nicht von einer Hölle mit ewiger Höllenqual sprach, ist für mich recht klar. Jesus gebraucht das Tal von Ge-Hinnom im allegorischem Sinne.
Dass Jesu Sühnopfer nicht analog zu den Tieropfern ist, ist mir im Gesamtkontext auch aufgefallen. Die Allegorese löst hier meiner Meinung nach einige Probleme, insbesondere die Rolle des Judas und Pauli Bezugname auf Adam (Stichwort 2. Adam). Und sie lässt sich hier meiner Meinung nach auch begründen.
Queequeg hat geschrieben:Sicherlich ist es so, denn der niemals beizulegende Streit und Hader um wesentliche Bibelaussagen, zwischen den Konfessionen und Christen selbst, der dürfte eine Tatsache sein, die kaum abzustreiten wäre. Wobei diese Auseinandersetzungen ganz gewiss nicht unbedingt in Geiste der Liebe und gegenseitigen Ehrehrbietung über die theologischen Bühnen dieser Welt gehen.
Ja, leider. Diese theologischen Streiteren scheinen mir auch historisch belastet zu sein - dies ähnelt meiner Meinung nach ein bisschen der historisch belasteten Beziehung von Kirchen/Christenheit und Wissenschaft.
Queequeg hat geschrieben:Bei näherer Betrachtung bin ich zum dem Ergebnis gekommen, dass es soetwas wie eine "Höllentheologie eines Jesus" gar nicht gibt. Hier wird die allegorische Bedeutung der Gehenna verkannt.
wir können jetzt von den Gehennas bis zur den Müllbeseitigungsanlagen biblischer Wortschöpfungen gehen, der Duktus der Bestrafung und Drohung, also der wie auch immer neutastamentlich anbefohlenen Züchtigung für alle "Nichtchristen", dieser bleibt trotz und alledem bestehen, in den Jesuanischen Aussagen.
Da beißt weder die biblische Maus noch ein Theologe den Faden ab.
Meiner Meinung nach geht es aber nicht um ewige Höllenqualen, sondern um Leben und Tod - genauer: Um Auferstehung und tot bleiben. Mag sein, dass ich damit eine Minderheitsmeinung vertrete.
Queequeg hat geschrieben:Im übrigen ist das deine Meinung, für nicht wenige Christen ist und bleibt die Höllentheologie des Neuen Testaments ein zwingender Bestandteil ihres (religiösen) Denkens, auch in den Gesprächen, gerade in den Gesprächen mit Heiden, Atheisten, Agnostiker, Humanisten und Gläubigen anderer Religionen gegenüber.
Das dürfte dir bekannt sein.
Ja, doch soweit ich weiß, ist die Hölle längst nicht mehr so populär wie in "alten Tagen".
Queequeg hat geschrieben:Ich könnte dir, bei Bedarf, einige Links zu christlichen Foren zukommen lassen, in denen aus Mangel an Atheisten/Agnostiker/Heiden die Christen dann fein unter sich sind, sozusagen.
Und in diesen Foren herrscht Krieg, der Hass und die Herzlosigkeit, die Feindschaft und Missgunst, die Friedlosigkeit und die Unversöhnlichkeit zwischen den Christen der verschiedensten Konfessionen, das alles ist dort täglich gelebte Nächstenliebe in "antipodischer" Reinkultur, inerhalb dieser sich selbst meine oft wortreichen Attitüden als Ausfluss reinster Nächstenliebe ausnehmen würden.
Das ist sehr traurig. Allerdings befindest Du dich hier gewissermaßen bei Opponenten, einer bunten Gruppe sehr verschiedener Menschen, die hier frei disktutieren wollen. Viele von uns haben so ihre Erfahrungen mit einen strengen Bibelforum gemacht - ich eingeschlossen.
Vieles hängt auch von der jeweiligen Administration und Moderation ab. Ist diese fundamentalistisch und hartherzig, dann haben Freidenker kaum eine Chance. Meine härteste Erfahrung machte ich in einem uns hier sicher sehr bekannten Bibelforum.
Queequeg hat geschrieben:Nein, Christen als verbal unbeleckte, weiße Raben unbefleckter Wortempfängnis und die Atheisten dagegengestellt als grundsätzlich verbale Bärenhäuter, das halte ich für eine famouse Lüge.
Nun, auch ich habe so meine Erfahrungen und dazu gehört das quasi-gleichgeschaltete militante Diskussionsverhalten Neuer Atheisten. Ferner kenne ich in einem anderen Forum einen liberalen evangelischen Christen, der sehr vernüftig und klar im Kopf ist.
Insgesamt nehme ich Christen im Internet als recht bunte Gruppe wahr. In der persönlichen Begegegnung erfuhr und erfahre ich solche unchristlichen Verhaltensweisen bei Christen, seien es Baptisten, Jehovas Zeugen, evangelisch-lutherische Christen oder Christen in der evangelischen Gemeinschaft, kaum. Einmal kann ich mich an harsche Worte in einem theologischen Gespräch erinnern, durch die eine Teilnehmerin vergrault wurde, ferner an einige andere strengere Äußerungen - aber insgesamt erfahre ich Christen als umgänglich und freundlich.
Mein Eindruck ist, dass die Unkultur im Intenet weiter verbreitet ist. Ein seltsames Phänomen.
Queequeg hat geschrieben:Nebenbei: Christen die immer noch eine 6000 Jahre alte Erde verkünden, oder Jesus Windeln oder Vorhaut verehren, oder gar anbeten, diese gehören für mich und mit Verlaub - weiterhin zu den Primaten.
(Unter anderen.)
Dass Dich diese Formen von Religiösistät befremden, kann ich gut verstehen. Ich nehme diese Christen eher als kuriose Randgruppen innerhalb der Christenheit wahr.
Queequeg hat geschrieben:Der Hauptfehler in Deiner Zusammenfassung besteht darin, dass sie wie ein "großer Kamm" daherkommt, als wär das Christentum ein monolithischer Block. In Wahrheit ist es vielfähltig, nicht schwarz sondern bunt.
das ist so und absolut etwas sehr unwahr. Ich habe hier immer und stets unermüdlich betont und ausgeführt, das dieses Christentum ein heilloses Konglomerat von ungezählten Konfessionen, Denominationen und Sekten ist.
Noch einmal, das, das ist so einfach unhaltbar.
Sorry, dieser
Beitrag von Dir enthält sehr allgemeine Formulierungen, wie
"Entlarvung des Christentums als schwärzester Aberglauben" und
"was ist das Christentums anderes als die unmenschlichen Variationen eines Jahrhunderte andauernden, geistigen Würgegriffs einer abergläubischen Sekte." Damit schorst Du das gesamte Christentum über einen riesigen Kamm, ohne zwischen verschiedenen Konfessionen, Denominationen und Sekten zu differenzieren.