Novalis hat geschrieben:
Wenn Gott bedingungslose Liebe ist, warum sollte er ein Opfer benötigen, um seine eigene Schöpfung lieben zu können? In der Schöpfungsgeschichte heißt es ja: „Gott sah, dass es gut war“
Im Grunde ist in dieser Frage schon die Antwort verborgen.
Das Opfer ist notwendig, weil der Ernst der Liebe Gottes es für uns darbringen muss.
Gottes Liebe ist ernst, weil sie unbedingt ist, rein und ewig. Man beachte: Gott schenkt uns nicht nur Liebe, die Liebe ist nicht etwa nur eine Eigenschaft Gottes, sondern Gott ist die Liebe, sie ist sein Wesen, er kann nicht anders.
Man darf Jesu Opfer nicht als etwas betrachten, das Gott in seinem Zorn auf den Menschen benötigt, damit er ihm wieder wohlgesinnt ist, das widerspräche vollkommen Gottes Wesen. Das Opfer zeigt hingegen, wie ernst es Gott mit seiner Liebe zu uns Menschen ist: Jenes Geschöpf, dessen Liebe niemals unbedingt, rein und ewig ist, weil es seine Freiheit auch gegen diese Liebe einsetzt, benötigt dieses Opfer. Umgekehrt muss man sich als Mensch klar sein, wie gewaltig böse unsere Sünden sind, denn Gottes Sohn musste dafür sein Leben geben, um sie überwindbar zu machen. Das Unendliche musste erst endlich werden, ein Weg, den das Endliche nie beschreiten könnte.
Eben, weil Gott die ewige, unbedingte und reine Liebe ist und für Geschaffenes unerreichbar.
Indem Gott Mensch wurde und sich mit seinem Wesen, dieser Liebe, uns opferte, kann nun der Mensch durch den Tod hindurch erst mit seiner bedingten, endlichen und unreinen Liebe im Menschsein Jesu in die ewige, reine und unbedingte Liebe Gottes im Gottsein Jesu eintreten.
Denken wir nicht ständig menschlich, indem wir Opfer und Liebe mit unseren unreinen Gedanken erniedrigen, unsere Gefühle wie Rache, Zorn und Eifersucht beimengen. Die vollkommene Liebe, die Gott ist, kann jedoch nur durch ein vollkommenes Opfer erlangt, bewiesen, gelebt werden. Gott ist ein "Opfer seiner Liebe", denn eines kann Gott niemals, dazu "fehlt" ihm die Macht: Nicht zu lieben.
Im niedrigen menschlichen Bereich ist es doch ebenso:
Das größte Opfer, welche die Liebe "kostet", ist jene, die nichts verlangt, nichts erwartet und immer präsent ist, besonders bei seinem größten Feind.
Servus