Theodizee II

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#21 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » Sa 17. Dez 2016, 16:25

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Klammerzusatz "Autor" steht im Text des Katholischen Katechismus.
Das ist wirklich sehr missverständlich und aus meiner Sicht unglücklich formuliert. Ich kann mir zwar vorstellen, was damit, um einige Ecken gedacht, gemeint ist - aber es leitet einen "normalen" Leser in die Irre.

Nicht gemeint damit ist, dass die Schreiber in Trance und mit Haschisch-Pfeife dasaßen, während ihre Hand vom HG geführt wurde - das würde die RKK dementieren.- - Gemeint ist eher, dass die Bibel göttlich gefügt ist bzw: Dass die Schreiber in ihren subjektiven Anstrengungen selber auf etwas gekommen sind, was ohne Einfluss des HG nicht möglich gewesen wäre.
Nach dem Katholischen Katechismus (Nr.106) hat Gott die von ihm erwählten menschlichen Verfasser der Heiligen Schriften so inspi-
riert, dass sie durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte all das und NUR DAS, WAS GOTT SELBST WOLLTE, schriftlich überlieferten.

closs
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#22 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » Sa 17. Dez 2016, 16:29

Münek hat geschrieben:, dass sie durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte all das und NUR DAS, WAS GOTT SELBST WOLLTE, schriftlich überlieferten.
Vergiss nicht, dass Gott auch wollen könnte, dass der Mensch an diesen Texten den Unterschied von "gut" und "böse" unterscheiden lernen soll. :!:

R.F.
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#23 Re: Theodizee II

Beitrag von R.F. » Sa 17. Dez 2016, 18:06

closs hat geschrieben: - - -
R.F. hat geschrieben:Die Autoren der Evangelien und Briefe der Hl. Schrift etwa im NT waren sich natürlich nicht bewusst, dass sie unter Einfluss des Hl. Geistes schrieben.
So ist es.

R.F. hat geschrieben:Eine Exegese ist deshalb nur dann fruchtbar, wenn sie in dem Geiste geschieht, in dem die Texte verfasst von menschlichen Autoren.
Ebenfalls Zustimmung. - Findest Du das Wort "Gott als Autor" glücklich?
Aber, aber, mein lieber closs, Du zitierst doch Rembremerding...

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Münek
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#24 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » Sa 17. Dez 2016, 18:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:, dass sie durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte all das und NUR DAS, WAS GOTT SELBST WOLLTE, schriftlich überlieferten.
Vergiss nicht, dass Gott auch wollen könnte, dass der Mensch an diesen Texten den Unterschied von "gut" und "böse" unterscheiden lernen soll. :!:
Woher willst Du wissen, was Gott wollen könnte? Ich denke, nach der katholischen Glaubenslehre erstreckt sich die göttliche Inspiriertheit nicht nur auf einen "Slogan", sondern auf sämtliche Aussagen der biblischen Schriften.

Im Übrigen bedarf der Homo sapiens, um zwischen "gut" und "böse" unterscheiden zu können, ganz gewiss keiner göttlichen Anweisung oder Hilfestellung. Darüber hinaus: Stellte Gott nicht selbst in Gen.1:22 fest: "Siehe - der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Bö-
se.
" Wenn er durch den Genuss der verbotenen Frucht den entsprechenden Erkenntnisstand erreicht hat und diesbezüglich wie Gott gewor-
den ist, wozu sollte er dann noch lernen?

closs
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#25 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » Sa 17. Dez 2016, 18:58

R.F. hat geschrieben:Aber, aber, mein lieber closs, Du zitierst doch Rembremerding...
Oh. :oops:

Münek hat geschrieben:Woher willst Du wissen, was Gott wollen könnte?
Behauptet das jemand?

Münek hat geschrieben:Im Übrigen bedarf der Homo sapiens, um zwischen "gut" und "böse" unterscheiden zu können, ganz gewiss keiner göttlichen Anweisung oder Hilfestellung.
Auch "gut" und "böse" sind Polyseme. - Im theologischen Sinne schafft man es NICHT selbst.

Münek hat geschrieben: "Siehe - der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse." Wenn er durch den Genuss der verbotenen Frucht den entsprechenden Erkenntnisstand erreicht hat, wozu sollte er dann noch lernen?
Weil damit gemeint ist "Jetzt ist er kategorial in der Lage, gut und böse zu unterscheiden" - was dies im Einzelfall bedeutet, muss er noch lernen.

Das ist wie beim Führerschein: Du kriegst mit 18 den Führerschein, kannst aber noch nicht fahren.

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#26 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » Sa 17. Dez 2016, 20:07

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Im Übrigen bedarf der Homo sapiens, um zwischen "gut" und "böse" unterscheiden zu können, ganz gewiss keiner göttlichen Anweisung oder Hilfestellung.
Auch "gut" und "böse" sind Polyseme. - Im theologischen Sinne schafft man es NICHT selbst.
Das ist Deine persönliche Auffassung. Diese ist biblisch nicht gestützt - und entspricht im Übrigen auch nicht der Wirklichkeit.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: "Siehe - der Mensch ist geworden wie wir; er erkennt Gut und Böse." Wenn er durch den Genuss der verbotenen Frucht den entsprechenden Erkenntnisstand erreicht hat, wozu sollte er dann noch lernen?
Weil damit gemeint ist "Jetzt ist er kategorial in der Lage, gut und böse zu unterscheiden" - was dies im Einzelfall bedeutet, muss er noch lernen.
Deine Interpretation ist falsch. Wenn der Mensch nach der Feststellung Gottes selbst göttliche Erkenntnis erlangt hat, bedarf es logischerweise keines Lernprozesses mehr. Göttlicher als göttlich geht nicht.

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#27 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » Sa 17. Dez 2016, 20:16

Münek hat geschrieben:Diese ist biblisch nicht gestützt - und entspricht im Übrigen auch nicht der Wirklichkeit.
Doch. - Und trotzdem hast Du recht in Sinne Deines Verständnisses.

Münek hat geschrieben:Wenn der Mensch nach der Feststellung Gottes selbst göttliche Erkenntnis erlangt hat, bedarf es logischerweise keines Lernprozesses mehr. Göttlicher als göttlich geht nicht.
Verstehst Du das wirklich so? - Dann wird es schwierig.

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#28 Re: Theodizee II

Beitrag von Rembremerding » Sa 17. Dez 2016, 20:25

closs hat geschrieben: Was hältst Du eigentlich vom Satz im Glaubensbekenntnis "Ich glaube an die Heilige Katholische Kirche" ?
Katholisch kommt von griechisch kata-holo-ge(ungeachtet der Grammatik), d. h. betreffend oder gemäß der ganzen Erde. Allgemein übersetzt man es mit: das Ganze betreffend oder allumfassend. Damit ist es in etwa gleich mit dem spätlateinischen Wort universalis (allumfassend, allgemein, erdumfassend). Kirche kommt von altgriechisch kȳriakós = dem Herrn gehörend (wobei man hier seinen mystischen Leib meint, dessen Haupt er ist und der in der Kirche in der Welt Zeichen [Sakrament] und sichtbar wird). Deshalb kann ich mit Freude bekennen:
Ich glaube an das die ganze Erde umfassende und allumfassende dem Herrn gehörende.
Die Katholische Kirche ist hier also in erster Linie jener Kanal und jenes Zeichen, durch das Gott in Jesus seine Gnade zu den Menschen strömen lässt und sichtbar macht.
Findest Du das Wort "Gott als Autor" glücklich?
Wenn man die Texte sorgfältig liest, erkennt man, dass Urheber (Gott) und Verfasser (Mensch) mit Autor oder Autoren gleichermaßen bezeichnet wird. Das Verhältnis und der Unterschied der Autorenschaft erklärt KKK 106:
Gott hat die menschlichen Verfasser [Autoren] der Heiligen Schrift inspiriert. ,,Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er - in ihnen und durch sie wirksam
- selbst wollte, als wahre Verfasser [Autoren] schriftlich zu überliefern"

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#29 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » Sa 17. Dez 2016, 20:58

Rembremerding hat geschrieben:Ich glaube an das die ganze Erde umfassende und allumfassende dem Herrn gehörende.
Das ist ok, klingt aber ganz anders als das "Ich glaube an die Heilige Katholische Kirche". - Der "normale" Mensch versteht darin, dass man an eine Institution glaubt.

Rembremerding hat geschrieben:Gott hat die menschlichen Verfasser [Autoren] der Heiligen Schrift inspiriert. ,,Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er - in ihnen und durch sie wirksam - selbst wollte, als wahre Verfasser [Autoren] schriftlich zu überliefern"
Ich verstehe es genauso - aber auch hier: Der kurze Satz "Gott ist Autor der Bibel" klingt anders - der "normale" Mensch kann das nicht verstehen.

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#30 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » Sa 17. Dez 2016, 21:26

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Gott hat die menschlichen Verfasser [Autoren] der Heiligen Schrift inspiriert. ,,Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt, die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten, all das und nur das, was er - in ihnen und durch sie wirksam - selbst wollte, als wahre Verfasser [Autoren] schriftlich zu überliefern"
Ich verstehe es genauso - aber auch hier: Der kurze Satz "Gott ist Autor der Bibel" klingt anders - der "normale" Mensch kann das nicht verstehen.
Der kurze Satz klingt anders, meint es aber nicht anders. Wenn Gott "all das und nur das, was er selbst wollte", von menschlichen Verfassern schriftlich im Wege göttlicher Inspiration überliefern ließ, dann IST er der Urheber und Autor der Heiligen Schriften.

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