Theodizee II

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
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#41 Re: Theodizee II

Beitrag von Pluto » So 18. Dez 2016, 17:46

closs hat geschrieben:Anders gesagt: Nach Deinem Verständnis müsste die RKK meinen, dass die Bibel ohne jegliche Missverständnisse verständlich sei, weil sie ja von Gott verfasst ist. - So naiv ist die RKK wirklich nicht - zumal es tiefgreifende Gründe gibt, es anders zu verstehen.
Also... wenn die Bibel nicht eindeutig ist, wessen Verschulden ist es dann?
Ist es Gottes schuld? Oder die schuld der Bibelschreiber?
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closs
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#42 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » So 18. Dez 2016, 17:55

Pluto hat geschrieben:Also... wenn die Bibel nicht eindeutig ist, wessen Verschulden ist es dann?
WENN man überhaupt von "Verschulden" sprechen will, liegt es am Menschen, der in seiner Erkenntnis so unperfekt ist, dass er eine Message nicht klar verstehen kann. - Oder anders gesagt: Die Bibel könnte "perfekt" geschrieben sein und würde trotzdem von den meisten nicht verstanden werden.

Es ist geradezu egal, ob die Bibel perfekt oder unperfekt geschrieben ist: Das menschlich-interpretative Ergebnis wird dadurch nicht berührt.

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NIS
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#43 Re: Theodizee II

Beitrag von NIS » So 18. Dez 2016, 18:04

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Also... wenn die Bibel nicht eindeutig ist, wessen Verschulden ist es dann?
WENN man überhaupt von "Verschulden" sprechen will, liegt es am Menschen, der in seiner Erkenntnis so unperfekt ist, dass er eine Message nicht klar verstehen kann. - Oder anders gesagt: Die Bibel könnte "perfekt" geschrieben sein und würde trotzdem von den meisten nicht verstanden werden.

Es ist geradezu egal, ob die Bibel perfekt oder unperfekt geschrieben ist: Das menschlich-interpretative Ergebnis wird dadurch nicht berührt.
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#44 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » So 18. Dez 2016, 18:58

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn Adam und Eva so geworden sind wie Gott
Das ist er doch nicht - aus Deinem Mund klingt das so, als sei der Mensch nun in derselben Kategorie wie Gott.
Doch, so ist es - und zwar ausdrücklich und ausschließlich bezogen auf ihre Fähigkeit, zwischen "gut" und "böse" unterscheiden zu können - nicht mehr und nicht weniger.


closs hat geschrieben:Ich zitiere mal die urtextnahe Übersetzung von Buber: "Der Mensch ist geworden wie unser einer im Erkennen von Gut und Böse"
Nichts anderes habe ich geschrieben. Adam und Eva haben nach dem Genuss der verbotenen Frucht einen Erkenntnisstand erreicht, der bisher nur Gott vorbehalten war. Nämlich die göttliche Fähigkeit, zwischen "gut" und "böse" zu unterscheiden. Nur darum ging es

closs hat geschrieben: er ist also in Bezug auf das Erkennen auf eine Ebene gelangt, auf der zwischen "Gut und Böse" unterschieden werden kann. - Aber WAS der Mensch daraus macht, ist Sache seiner Entwicklung.
Moooment: Ausgangspunkt unseres Disputes war DEIN Satz: "Vergiss nicht, dass Gott auch wollen könnte, dass der Mensch an diesen Texten den Unterschied von "gut" und "böse" UNTERSCHEIDEN LERNEN SOLL." Meine Replik war, dass der Mensch diese Unterscheidung nicht mehr erlernen müsse, weil ihm diese Fähigkeit mit dem Sündenfall zugeeignet worden ist.

Wie der Mensch mit seiner neu gewonnenen Erkenntnis im Einzelfall umgeht, war und ist hier überhaupt NICHT das Thema.

closs hat geschrieben:Es ist immer wieder erschreckend, welche grundlegenden Missverständnisse es gibt, aus denen dann weitergehende Schlussfolgerungen in die falsche Richtung gezogen werden.
Dem stimme ich zu. Vielleicht solltest Du Dich bei der Auslegung von Bibeltexten nicht von Deinem persönlichen Glaubenskonstrukt leiten lassen. Diese Unart mündet fast zwangsläufig in der EISEGESE.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das widerspricht der katholischen Glaubenslehre, nach der Gott der Urheber und Autor der Heiligen Schriften ist.
Das widerspricht dem NICHT, weil auch die RKK das heilsgeschichtliche Moment (= Erkenntnis-Entwicklung) "einpreist". - Anders gesagt: Nach Deinem Verständnis müsste die RKK meinen, dass die Bibel ohne jegliche Missverständnisse verständlich sei, weil sie ja von Gott verfasst ist. - So naiv ist die RKK wirklich nicht - zumal es tiefgreifende Gründe gibt, es anders zu verstehen.
Du hast ganz offensichtlich nicht verstanden, um was es hier geht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mit seinen Worten "Prüft alles, das Gute behaltet" hat Paulus übrigens nicht etwa die Schrift gemeint, wie Du fälschlicherweise anzunehmen scheinst, sondern prophetische Aussagen, die von einzelnen Mitgliedern der Urgemeinden gemacht wurden und werden
Möglich - aber dieser Satz ist so universal formuliert, dass man ihn auch universal anwenden kann. - Und das NT gab es damals noch nicht.
Du solltest im Hinterkopf behalten, dass Paulus NICHT dazu aufgefordert hatte, die alten Schriften des Tanach zu prüfen.

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#45 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » So 18. Dez 2016, 19:32

Münek hat geschrieben:Nichts anderes habe ich geschrieben. Adam und Eva haben nach dem Genuss der verbotenen Frucht einen Erkenntnisstand erreicht, der bisher nur Gott vorbehalten war.
So formuliert, passt es wieder: Gott überträgt eine seiner Fähigkeiten an die Menschen - das ist aber etwas ganz anderes als die Aussage "Mensch = Gott".

Wenn der Firmeninhaber eine begrenzte Prokura erteilt, ist der Begünstigte noch lange nicht Chef. - Im Gegenteil: Dem Chef muss fortan gezeigt werden, dass man damit umgehen kann.

Münek hat geschrieben:Meine Replik war, dass der Mensch diese Unterscheidung nicht mehr erlernen müsse, weil ihm diese Fähigkeit mit dem Sündenfall zugeeignet worden ist.
Die übergebene Fähigkeit, etwas grundsätzlich zu können, muss nicht erlernt werden, aber deren Anwendung.

Münek hat geschrieben:Vielleicht solltest Du Dich bei der Auslegung von Bibeltexten nicht von Deinem persönlichen Glaubenskonstrukt leiten lassen.
Es gibt keine Glaubenswelt, die nicht persönlich ist. - Entscheidend ist, ob sie zu dem authentisch ist, zu dem dieser Glaube hin-gerichtet ist.

Münek hat geschrieben:Du solltest im Hinterkopf behalten, dass Paulus NICHT dazu aufgefordert hatte, die alten Schriften des Tanach zu prüfen.
Ja und? - Entweder ein Satz gilt oder nicht.

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#46 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » So 18. Dez 2016, 20:05

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nichts anderes habe ich geschrieben. Adam und Eva haben nach dem Genuss der verbotenen Frucht einen Erkenntnisstand erreicht, der bisher nur Gott vorbehalten war.
So formuliert, passt es wieder: Gott überträgt eine seiner Fähigkeiten an die Menschen - das ist aber etwas ganz anderes als die Aussage "Mensch = Gott".
Was seine erworbene Unterscheidungsfähigkeit betrifft, IST der Mensch wie Gott. Es war Gott selbst, der feststellte: "Der Mensch ist geworden WIE UNSER EINER." = "Der Mensch ist geworden WIE ICH." Ist doch eigentlich ganz einfach.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Meine Replik war, dass der Mensch diese Unterscheidung nicht mehr erlernen müsse, weil ihm diese Fähigkeit mit dem Sündenfall zugeeignet worden ist.
Die übergebene Fähigkeit, etwas grundsätzlich zu können, muss nicht erlernt werden, aber deren Anwendung.
Blödsinn. Die Fähigkeit, die jemand besitzt, muss er sich doch nicht mehr aneignen. Wenn ein Bergsteiger die Fähigkeit besitzt, das Matterhorn zu besteigen, dann muss er nicht noch die "Anwendung erlernen". :lol: Höre mit diesem unseligen Herumgeeiere auf. Von Anwendung war hier übrigens nie die Rede. Schau Dir Deinen Satz an, den ich zitiert habe, da werden Sie geholfen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Vielleicht solltest Du Dich bei der Auslegung von Bibeltexten nicht von Deinem persönlichen Glaubenskonstrukt leiten lassen.
Es gibt keine Glaubenswelt, die nicht persönlich ist. - Entscheidend ist, ob sie zu dem authentisch ist, zu dem dieser Glaube hin-gerichtet ist.
Bei der Textinterpretation sollte man dizipliniert sein. EISEGESE ist und bleibt EISEGESE. Da gibt es nichts schön zu reden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du solltest im Hinterkopf behalten, dass Paulus NICHT dazu aufgefordert hatte, die alten Schriften des Tanach zu prüfen.
Ja und? - Entweder ein Satz gilt oder nicht.
Wenn Du Dich auf die Bibel und Paulus berufst, gilt der Satz nur in dem Sinne, wie Paulus ihn gemeint hat.

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#47 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » So 18. Dez 2016, 21:34

Münek hat geschrieben:Was seine erworbene Unterscheidungsfähigkeit betrifft, IST der Mensch wie Gott.
"Unterscheidungsfähigkeit" im Sinne von "der Mensch hat jetzt (wie Gott) die Voraussetzungen, zwischen gut und böse zu unterscheiden. - Das hat aber nichts mit der Unterscheidungs-Kompetenz zu tun - hätte der Mensch diese, könnte er jeweils wissen, was gut und böse ist. - Genau das ist aber NICHT der Fall.

Münek hat geschrieben:Wenn ein Bergsteiger die Fähigkeit besitzt, das Matterhorn zu besteigen, dann muss er nicht noch die "Anwendung erlernen".
Doch. - Wenn der Bergsteiger Beine und Arme bekommt, um potentiell fähig zu sein, das Matterhorn zu besteigen, ist er noch lange nicht oben.

Münek hat geschrieben:Bei der Textinterpretation sollte man dizipliniert sein.
So ist es. - Deshalb muss man sich der Grundlagen bewusst sein, auf deren Basis man über rein wissenschaftliches Beobachten hinaus interpretiert - und dies offenlegen.

Münek hat geschrieben:Wenn Du Dich auf die Bibel und Paulus berufst, gilt der Satz nur in dem Sinne, wie Paulus ihn gemeint hat.
Nein.

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#48 Re: Theodizee II

Beitrag von Münek » So 18. Dez 2016, 23:23

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Was seine erworbene Unterscheidungsfähigkeit betrifft, IST der Mensch wie Gott.
"Unterscheidungsfähigkeit" im Sinne von "der Mensch hat jetzt (wie Gott) die Voraussetzungen, zwischen gut und böse zu unterscheiden.
Gott besitzt doch nicht nur die "Voraussetzungen", um zwischen gut und böse zu unterscheiden, sondern selbstverständlich die Fähigkeit..

closs hat geschrieben:Das hat aber nichts mit der Unterscheidungs-Kompetenz zu tun
Das hat AUSSCHLIESSLICH mit Unterscheidungs-KOMPETENZ zu tun.

hätte der Mensch diese, könnte er jeweils wissen, was gut und böse ist.
Nicht weitersagen - die Paradiesgeschichte ist ein Mythos. Sein Unterscheidungsvermögen hat der Mensch nicht durch den Genuss einer von Gott verbotenen Frucht, sondern im Laufe seiner Evolution erlangt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn ein Bergsteiger die Fähigkeit besitzt, das Matterhorn zu besteigen, dann muss er nicht noch die "Anwendung erlernen".
Doch. - Wenn der Bergsteiger Beine und Arme bekommt, um potentiell fähig zu sein, das Matterhorn zu besteigen, ist er noch lange nicht oben.
:lol: :lol: :lol: Deine Vergleiche werden von mal zu mal abstruser. Ich denke, mein Beispiel ist klar und verständlich.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Bei der Textinterpretation sollte man dizipliniert sein.
So ist es. - Deshalb muss man sich der Grundlagen bewusst sein, auf deren Basis man über rein wissenschaftliches Beobachten hinaus interpretiert - und dies offenlegen.
EISEGESE ist EISEGESE. Da gibt es nichts schön zu reden.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wenn Du Dich auf die Bibel und Paulus berufst, gilt der Satz nur in dem Sinne, wie Paulus ihn gemeint hat.
Nein.
Nein. Der Satz des Paulus steht in einem bestimmten Kontext, den man nicht einfach ausblenden kann.

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#49 Re: Theodizee II

Beitrag von closs » So 18. Dez 2016, 23:31

Münek hat geschrieben:Gott besitzt doch nicht nur die "Voraussetzungen", um zwischen gut und böse zu unterscheiden, sondern selbstverständlich die Fähigkeit..
So ist es - das ist beim Menschen anders, der diese Fähigkeit auf Basis der diesbezüglichen göttlichen Voraussetzungen erst erlangen muss.

Münek hat geschrieben:Das hat AUSSCHLIESSLICH mit Unterscheidungs-KOMPETENZ zu tun.
Jeder Mensch kann also zwischen gut und böse unterscheiden? - Per Geburt?

Münek hat geschrieben:Sein Unterscheidungsvermögen hat der Mensch nicht durch den Genuss einer von Gott verbotenen Frucht, sondern im Laufe seiner Evolution erlangt.
Weder noch. - Die "Frucht" ist Chiffre für einen geistigen Vorgang, die Evolution ist nicht Erzeuger geistigen Unterscheidungs-Vermögens, sondern dessen Umsetzungs-Plattform dafür.

Münek hat geschrieben: Ich denke, mein Beispiel ist klar und verständlich.
Aber falsch.

Münek hat geschrieben:EISEGESE ist EISEGESE.
Das ist jetzt aber keine Entgegnung zu meiner Aussage.

Münek hat geschrieben: Der Satz des Paulus steht in einem bestimmten Kontext, den man nicht einfach ausblenden kann.
:lol: Du sollst ihn ja nicht ausblenden - Du sollst ihn aber auch nicht ausschließlich darauf begrenzen.

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fin
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#50 Re: Theodizee II

Beitrag von fin » Mo 19. Dez 2016, 01:11

-- Zeugnisse ... --

sven23 hat geschrieben:
fin hat geschrieben: Zur Erinnerung:
fin hat geschrieben: Die Gesamtgestalt der abrahamitischen Religionszweige ist nicht nur äußerst widersprüchlich, sondern trägt scheinbar auch die Keime des Rassismus in sich. Das beste Beispiel scheint der jüdische Glaube und dessen Praxis selbst zu sein, man blicke nur auf das heutige Israel ...
Was geschieht, wenn Glaube und Rassismus eine eigene Staatsform etabliert haben?
Faschismus

im O-Ton ...


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