JackSparrow hat geschrieben:
Unter der Wahrheit verstehe ich eine Beschreibung der momentanen Situation ohne sonstige Hinzudichtungen. Wenn ich im Park sitze und Tauben füttere, dann lautet die irrtumsfreie tatsächliche Wahrheit folgendermaßen: "ich sitze im Park und füttere Tauben".
Das Ziel kannst du doch gar nicht einhalten.
Wenn sich unter deine Tauben ein Spatz mischt oder Bakterien anfangen an deinem Futter zu nagen, sagst du nach deiner Definition bereits keine Wahrheit mehr. Du musst deine Aussage mit den Randbedingungen ergänzen, unter denen du diese Aussage machst, du musst die Näherung definieren, die du eingehst usw.
JackSparrow hat geschrieben:
Im Grunde dient die gesamte religiöse Indoktrination nur dazu, den Leuten diese simple Fähigkeit abzutrainieren. Die Wahrheit (siehe oben) würde nämlich keinen Platz lassen für Götter und Geister.
Auch falsch. Denn das ist keine Frage von religiöser Indoktrination, sondern eine Eigenschaft von menschlichem Denken.
Wenn du sagst "ich sitze hier, weil die Kraft der Erdmasse mich auf die Bank drückt" bist du auf diese Eigenschaft bereits hereingefallen. Denn Kraft ist eine Hinzudichtung der Modellierung, die ein gewisser Newton erfunden hat. Aber dein Denken hat diese Modellierung bereits so sehr verinnerlicht, dass du gar nicht merkst, wie du Geister erfindest.
Ein analoger Mechanismus steht hinter der Idee von Gott. Man merkt Zusammenhänge im Leben, in der Natur, in den Ereignissen, Zusammenhänge, von denen du behauptest, es seien keine. Aber sie sind einfach da. Der Schluss auf einen Gott ist da so naheliegend, wie der Schluss auf eine Kraft.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.