Darüber spricht man nicht!

Rund um Bibel und Glaube
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Magdalena61
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#1 Darüber spricht man nicht!

Beitrag von Magdalena61 » Sa 20. Apr 2013, 23:59

Weinen. Klagen.

Nach meinem Bibelverständnis ist es durchaus legitim, von Gott zu „klagen“, wenn man einen Grund dazu hat. Etwa wie ein Kind, das zum Vater läuft und ganz spontan sein Empfinden reflektiert. Das ist dann... vergleichbar mit einer „Berichterstattung“, vielleicht in Kombination mit persönlichen Vorstellungen, wie das Problem zu lösen sein könnte oder der Beschreibung der Ausweglosigkeit.

Klagen… ist erlaubt. Wenn es in der richtigen Haltung geschieht und-- wenn es nicht zum Dauerzustand wird. Denn in letzterem Fall wäre dann etwas nicht in Ordnung mit unserem Glaubensleben.

Für „erlaubtes Klagen“ finden wir Beispiele in der Bibel, z.B. in den Psalmen.
Weinen - es begleitet uns vom ersten Lebensschrei bis zum letzten Seufzer. Aber es ist Einer, der es hört, der Anteil nimmt, einer der selber durch Leid und Not gegangen ist. Christus, der am Kreuz seine Verzweiflung herausgeschrien hat: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Markus 15,34). Er ist es, der nicht aufhört nachzufragen: Was weinst du?
Ruedi Reich
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closs
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#2 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von closs » So 21. Apr 2013, 00:07

Magdalena61 hat geschrieben:Nach meinem Bibelverständnis ist es durchaus legitim, von Gott zu „klagen“, wenn man einen Grund dazu hat.
Auch wenn man am Ende feststellt, dass man keinen Grund hatte, ist es legitim. - Ich würde sogar noch weiter gehen: Man darf auch Gott gegenüber aggressiv sein (Hiob). - Und hätte Kain Gott angemotzt statt seinen Bruder zu töten, wäre es auch besser gewesen. - Denn dann hätte er sich wenigstens an die richtige Adresse gewandt. - Gott hält das besser aus, als wenn sich seine Kinder untereinander anmotzen. :)

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Magdalena61
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#3 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von Magdalena61 » So 21. Apr 2013, 01:08

Hm... mit Gott herumzornen?

Das getraue ich mich nicht. Er ist doch nicht mein Schuhabstreifer. Und Er ist ja auch nicht schuld, wenn Menschen sündigen und ich darunter leiden muß.

Also, eine direkte Ansage mache ich schon und halte auch mit meinen Gefühlen nicht hinterm Berg, denn Er kennt sie ja sowieso. Aber Gott anschreien oder meinen Ärger an Ihm abreagieren, das mache ich nicht.

"Gott- wie- kannst- du- mir- das- zumuten!?"--- ein wütendes "Rechten" mit Gott, verbunden mit einem unterschwelligen "Ihn- verpflichten- wollen... und womöglich sogar noch das völlig verkehrte Denken, man habe nach Tagen, Monaten oder Jahren negativer Erfahrungen mehr oder weniger einen "Anspruch auf Entschädigung" durch Gott-- ist meiner Meinung nach keine gute Kampstrategie und auch kein geeignetes Mittel zur Problembewältigung.
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closs
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#4 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von closs » So 21. Apr 2013, 02:26

Magdalena61 hat geschrieben:Das getraue ich mich nicht.
Deine Kinder haben sich's doch bei Dir auch getraut.

Magdalena61 hat geschrieben:"Anspruch auf Entschädigung" durch Gott
Da wird dann schon die richtige Antwort kommen. - Ich mute mich einfach Gott zu und habe das Gefühl, dass er sagt: "Mach's lieber bei mir als bei anderen. - Ich kenne Dich Pappenheimer".

Damit es aber keine Missverständnisse gibt: Ich rede nicht von einem Freibrief für Beleidigungen und sonstwas. - Eher von Aggression aus Nähe. - Wenn Du wüsstest, was mich meine Tochter schon zusammengeschissen hat .... WEIL wir uns so gut verstehen.

barbara
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#5 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von barbara » So 21. Apr 2013, 08:10

Magdalena61 hat geschrieben:Hm... mit Gott herumzornen?

ja! die bestmögliche Adresse dafür. Hätte er mich anders gewollt, hätte er mich eben anders machen müssen. Aber er hat mich mit meinem (gelegentlichen) Zorn gemacht und weiss, wie ich bin.


Das getraue ich mich nicht. Er ist doch nicht mein Schuhabstreifer. Und Er ist ja auch nicht schuld, wenn Menschen sündigen und ich darunter leiden muß.

nun doch, warum stellt der auch so Bäume ins Paradies und macht dann Vorschriften, von denen er bestimmt schon von Anfang an gewusst hat, dass sie nicht eingehalten werden (sowas weiss jede Mutter, die ihren Kindern Süssigkeiten vor die Nase setzt und dann sagt "aber essen davon darfst du nicht!") Hätte er ja auch anders regeln können. Aber er wollte es offenbar nicht anders haben, als es eben ist.


Also, eine direkte Ansage mache ich schon und halte auch mit meinen Gefühlen nicht hinterm Berg, denn Er kennt sie ja sowieso. Aber Gott anschreien oder meinen Ärger an Ihm abreagieren, das mache ich nicht.

Hab ich schon mehrmals gemacht, das hat immer sehr gut getan. und mich nach einer gewissen Zeit zu innerem Frieden geführt.


"Gott- wie- kannst- du- mir- das- zumuten!?"--- ein wütendes "Rechten" mit Gott, verbunden mit einem unterschwelligen "Ihn- verpflichten- wollen... und womöglich sogar noch das völlig verkehrte Denken, man habe nach Tagen, Monaten oder Jahren negativer Erfahrungen mehr oder weniger einen "Anspruch auf Entschädigung" durch Gott-- ist meiner Meinung nach keine gute Kampstrategie und auch kein geeignetes Mittel zur Problembewältigung.
LG

ich hab ihm jeweils mit Bibelzitaten vollgeworfen und ihn aufgefordert, zu zeigen, dass das stimmt, was er da via Bibel alles versprochen hat.

Es hat gestimmt. Auch wenn ich im Lauf dieses Prozesses mehrfach Gelegenheit bekam, natürlich, um irrige Vorstellungen zu korrigieren.

grüsse, barbara

Ziska_Deleted

#6 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von Ziska_Deleted » So 21. Apr 2013, 08:18

Hallo!
Ich denke, man kann Gott im Gebet alles sagen, ihn alles fragen. Wirklich alles...
Da er aber ein Gott ist, wird man es immer mit dem allergrößten Respekt tun.

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Magdalena61
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#7 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von Magdalena61 » Mo 22. Apr 2013, 08:27

barbara hat geschrieben:Hätte er mich anders gewollt, hätte er mich eben anders machen müssen.
In der Tat, es ist schon eine Zumutung: Gott erschafft Sünder, knallt denen seine Gebote vor die Nase, wodurch einer unbegrenzten Selbstverwirklichung/ einem Leben nach dem Lustprinzip empfindliche Grenzen gesetzt werden. Gott geht sogar so weit, dem Sünder die Verantwortung für dessen Entscheidungen und für sein Verhalten aufzubürden und ihn im Übertretungsfall zur Rechenschaft zu ziehen und zu bestrafen.
barbara hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Und Er ist ja auch nicht schuld, wenn Menschen sündigen und ich darunter leiden muß.
nun doch, warum stellt der auch so Bäume ins Paradies und macht dann Vorschriften, von denen er bestimmt schon von Anfang an gewusst hat, dass sie nicht eingehalten werden (sowas weiss jede Mutter, die ihren Kindern Süssigkeiten vor die Nase setzt und dann sagt "aber essen davon darfst du nicht!") Hätte er ja auch anders regeln können. Aber er wollte es offenbar nicht anders haben, als es eben ist.
Er hat die Fehlentwicklung, den Sündenfall vorausgesehen, mehr nicht. Aber warum kritisieren die Menschen hier die ihnen auferlegten Grenzen, die sie anderswo akzeptieren?
Es gilt nicht als "unnormal", wenn beispielsweise der Eigentümer eines Feinkostgeschäfts etwas dagegen hat, sollten Kunden über seine Ware verfügen und diese mitnehmen, ohne zu bezahlen. :)
Das wäre jetzt aber ein anderes Thema: "Woher kommt das Böse und wer ist verantwortlich dafür?"

In diesem Thread würde ich lieber darüber diskutieren, wie Gläubige mit leidvollen Erfahrungen, mit ihrer inneren Zerrissenheit, mit ihrem Seelenschmerz und mit ihrer Trauer umgehen können.
barbara hat geschrieben:ich hab ihm jeweils mit Bibelzitaten vollgeworfen und ihn aufgefordert, zu zeigen, dass das stimmt, was er da via Bibel alles versprochen hat.
Das klingt nach Provokation, nach einem grimmigen "Zorn", nach Aggression, nach einem "Kräftemessen"--- nicht so sehr nach Demut, nach Liebe zu Gott und nach...einem ungegrenzten Vertrauen.

Als Hiob erkannte, dass er sich mit seinen Lippen versündigt hatte, wurde sein Leben geheilt. Hiob 42, 3-4
LG
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#8 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von Magdalena61 » Mo 22. Apr 2013, 08:44

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Das getraue ich mich nicht.
Deine Kinder haben sich's doch bei Dir auch getraut.
:mrgreen: Ja, denkst du denn, ich lasse denen eine unverschämtes und freches Benehmen durchgehen?
Aber ganz bestimmt nicht!
Es ist weder dem Kind... noch den Eltern... noch der Gesellschaft damit gedient, wenn Kinder nicht dazu angehalten werden, mit ihren Gefühlen angemessen umzugehen.
closs hat geschrieben:Damit es aber keine Missverständnisse gibt: Ich rede nicht von einem Freibrief für Beleidigungen und sonstwas. - Eher von Aggression aus Nähe.
Was verstehst du denn darunter?
closs hat geschrieben:- Wenn Du wüsstest, was mich meine Tochter schon zusammengeschissen hat .... WEIL wir uns so gut verstehen.
Na ja, wie ihr miteinander sprecht, das ist eure Sache.

Es ist manchmal nicht einfach und kann viel Kraft kosten, darauf zu bestehen, dass Kinder nicht unkontrolliert ausrasten und in Folge ihrer Unbeherrschtheit ihrem Nächsten tiefe Wunden in die Seele schlagen und... eine Schneise der Zerstörung hinter sich lassen.
Wenn man sie daran gewöhnt, ihre Emotionen auf eine legale Weise abzureagieren/ auszuleben, dann werden sie leichter durch's Leben kommen, meine ich. Außerdem dürfte das Risiko, straffällig und zu Haftstrafen verurteilt zu werden, wegen Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge oder so, sich erheblich vermindern.
LG
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closs
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#9 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von closs » Mo 22. Apr 2013, 09:14

Magdalena61 hat geschrieben:Ja, denkst du denn, ich lasse denen eine unverschämtes und freches Benehmen durchgehen?
Erzähl mir jetzt ja nicht, dass es bei Euch nicht ab und zu laut wird - auch seitens der Kinder. ;)

Magdalena61 hat geschrieben:Was verstehst du denn darunter?
Es ist ein Unterschied, ob jemand subjektiv zu Recht sauer ist oder ob sich jemand von Grund auf nicht benehmen kann - so ähnlich ist es gemeint.

Magdalena61 hat geschrieben:Na ja, wie ihr miteinander sprecht, das ist eure Sache.
Naja - Vater und Tochter halt.

Magdalena61 hat geschrieben:auf eine legale Weise abzureagieren
Mit "legal" kann ich jetzt gar nichts anfangen. - "Legal" ist, was der weltliche Staat erlaubt. - Hat imo nichts damit zu tun, was sich gehört oder nicht gehört.

Und trotzdem wird es bei Euch und bei uns sehr ähnlich zugehen. - Im übrigen darf man auf Hiob verweisen, der in seinem Leid auch ein paar Böller gegen Gott losgelassen hat - und da glaube ich, dass Gott das versteht.

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kandyra
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#10 Re: Darüber spricht man nicht!

Beitrag von kandyra » Mo 22. Apr 2013, 10:03

barbara hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Hm... mit Gott herumzornen?

ja! die bestmögliche Adresse dafür. Hätte er mich anders gewollt, hätte er mich eben anders machen müssen. Aber er hat mich mit meinem (gelegentlichen) Zorn gemacht und weis, wie ich bin.

ist das nicht ein Abschieben der Verantwortung?

barbara hat geschrieben:ich hab ihm jeweils mit Bibelzitaten vollgeworfen und ihn aufgefordert, zu zeigen, dass das stimmt, was er da via Bibel alles versprochen hat.

Es hat gestimmt. Auch wenn ich im Lauf dieses Prozesses mehrfach Gelegenheit bekam, natürlich, um irrige Vorstellungen zu korrigieren.
grüsse, barbara

und wie sieht das nichtirrige heute aus?
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