Das Gefühl von Liebe

Rund um Bibel und Glaube
Malika
Beiträge: 296
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:16

#1 Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Malika » Sa 25. Jan 2014, 19:24

Gerade in Bezug auf Gott sehe bzw. höre ich oft, wie Christen überschwänglich von der Liebe reden, die sie für Gott empfinden. Manche vergleichen das sogar mit der Liebe für einen Ehepartner und es macht sie überglücklich.

Um ehrlich zu sein, habe ich persönlich das nie so empfunden. Als Kind und Jugendliche kamen die Gefühle bei Freizeiten beim gemeinsamen Singen auf, im Alltag fast gar nicht. Heute muss ich ganz klar sagen, dass meine Beziehung zu Gott doch eher auf der Verstandesbasis als auf der emotionalen Ebene stattfindet. Ich bin dankbar oder freue mich über Dinge, aber es ist nie dieses Überschwängliche. Die Bibel lese ich nicht, weil ich dazu getrieben werde von dem Wunsch, Gott unbedingt dadurch nahe sein zu wollen, sondern weil ich es einfach für wichtig halte, möglichst viel zu wissen. An für sich bin ich auch der Meinung, dass der Verstand bei der Beziehung zu Gott wichtiger ist, als die Emotionen, denn letztere ändern sich und wenn es mir nicht gut geht oder ich niedergeschlagen bin, brauche ich eine andere Ebene, die an Gott und am Glauben fest hält. Dennoch frage ich mich oft, warum andere da so überschwänglich von schreiben können.

Liegt das allgemein daran, dass manche Menschen emotionaler sind als andere? Ist es bei manchen vielleicht Show, weil man halt so reden muss? Ich persönlich werde zugegebenermaßen auch bei Menschen nicht besonders überschwänglich, kann da aber durchaus auch Liebe empfinden. Auch da kann meines Erachtens die Liebe nicht das einzige sein, das eine Beziehung erhält, aber vom Empfinden her ist meine Liebe manchen Menschen gegenüber stärker als Gott gegenüber. Es hat vermutlich auch etwas mit der Gegenseitigkeit zu tun, die ich bei Gott nicht so sehe. In einer Beziehung gibt es die Gegenseitigkeit, man ist füreinander da, hilft einander, freut sich miteinander. Bei Gott ist das anders, da ist die Abhängigkeit einseitig und alles spielt sich auf einer anderen Ebene ab.

Hinzu kommt, dass man die Menschen, die man liebt, im Alltag mehr oder weniger oft sieht. Zugegebenermaßen sehe ich z. B. meine Eltern wenig und die Woche über, wenn ich hier mit meinem Leben beschäftigt bin, empfinde ich auch nicht wirklich Liebe für sie, da sind einfach andere Dinge im Vordergrund. Die Liebe ist da, aber mehr als ein Wissen. Das Empfinden kommt oft genug dazu wenn wir kommunizieren oder wenn ich zur Ruhe komme und an sie denke, aber es gibt Tage, dam empfinde ich gar keine Liebe für meine Eltern oder Geschwister, weiß aber, dass ich sie liebe. Ähnlich geht es mir mit Gott. ich glaube an ihn und bin dankbar und das ist immer präsent, aber die Gefühle sind oft nicht da.

Wie geht es anderen damit? Wie wichtig sind Gefühle in der Beziehung mit Gott?

Benutzeravatar
kamille
Beiträge: 943
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:15

#2 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von kamille » Sa 25. Jan 2014, 19:53

Hallo Malika.
Das Thema Liebe zu Gott beschäftigt mich auch schon ewig.
Im Gebot heißt es ja, Gott von ganzem Herzen lieben u.s.w.

Naja, ich sagte mir früher, ich muß Gott ja erstmal kennen lernen, wie sollte ich ihn sonst lieben können.
Das war genau richtig gedacht, denn Gott/Jesus gab mir bisher viele viele Gelegenheiten ihn kennen zu lernen.

Heuer kann ich die Weihnachtsgeschichte nicht ohne Tränen vorlesen.
Aber natürlich ist die Liebe nicht immer auf diese Weise präsent. Meistens habe ich einfach Lust, Gott zu erfreuen, indem ich ihn verstehe und dann auch danach leben will.
Es gelingt mir mal mehr mal weniger.
Aber immer, wenn ich meinte, das andere mir Unrecht getan hatten, ich mich im Zwiegespräch über sie bei Gott beschwerte, und, wenn ich allen Ärger losgeworden war und nichts mehr da war, es still in mir wurde, da zeigte mir Gott, dass ich auch nicht besser als andere bin.
Es war dann wie ein Schock für mich, aber als ich es zugab und um Verzeihung bat, da spürte ich immer seine unglaubliche Güte.
Ich war dann wie elektrisiert und schmolz dann vor Liebe nur so dahin.

Natürlich hatte das auch Auswirkungen auf mein Verhalten und meine Sichtweisen.
as
Für mich ist Liebe einfach etwas ganz zartes, inneres, etwas das behütet werden will, gepflegt und gestärkt werden soll.
Ich glaube mehr daran, dass die Liebe zu Gott mit den Händen, den Füßen, dem Denken , Reden und Handeln zutun hat, und wenn das so einigermaßen in Ordnung ist, dann spürt man schon ein himmlisches Einverständnis, aber ich genieße es ohne Worte.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#3 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Rembremerding » Sa 25. Jan 2014, 21:08

Hallo @Malika
Um es vorweg zu nehmen: Wenn du durch die Vernunft und den Verstand glauben kannst, ist das nicht "schlechter", als wenn du mit dem Herzen Gott liebst und glaubst. Gott allein kennt unsere Fähigkeiten, die Weite unseres Herzens und unsere Gesinnung und wird gerade unsere Mühen belohnen.
Manche lesen die Hl. Schrift aus "Neugierde", aber ist dies nicht ebenso, als wenn man den Liebesbrief seines Partnerns immer und immer wieder liest, nicht nur weil man ihm nahe sein will sondern auch seinen Charakter dadurch besser kennen lernen kann.

Du sprichst von Emotionalität. Auch ich muss zugeben, dass mir Lobpreis-Singen und -Gehopse zu fetziger Musik nicht behagt, finde es aber schön, wenn andere dadurch Gott erfahren. Ob dies Show ist oder nicht, will ich nicht beurteilen. Meine Freude ist eher stiller, verborgener, ein schmunzelndes Herz in harmonischen Frieden mit dem Herrn. Im Kummer und Schmerz kann mich dieser Frieden tragen.

Wenn man zu einem Menschen größere Liebe empfindet, als zu Gott, ist das zunächst verständlich. Der Mensch ist ein sichtbares, reagierendes Gegenüber. Wenn man aber in Betracht zieht, dass Gott in einem selbst und auch im Gegenüber wohnt, allein schon weil er ihm eine wunderschöne Seele schenkte, dann kann man all die Zuneigung und Liebe, die selbstlos dem Anderen gilt, auch als Liebe zu Gott erkennen. Die Mystikerin Therese von Lisieux sagte einmal zu einer Mutter, die ganz bekümmert war, weil sie aufgrund ihrer 3 kleinen Kinder kaum Zeit fand an Gott zu denken und ihn zu preisen, sie solle doch die Liebe und die Hingabe zu ihren Kindern als ein Gebet und als Liebe zu Gott verstehen. Gott versteht es nämlich sicherlich so!

Ein wichtiger Aspekt für eine glückliche Ehe indes scheint mir aber, dass der Partner niemals "vergöttert" werden soll. Vielmehr sollte man Gott als wichtigste dritte Person in die Ehe miteinbeziehen und die Partnerschaft als Liebe durch ihn und mit ihm sehen, denn oftmals setzt man in seinem Partner Erwartungen, die er nie erfüllen kann und man deshalb enttäuscht und frustriert seine Liebe zu ihm erkalten lässt.

Meine Beziehung zu Gottvater ist wie zu einem Vater, ehrfurchts- und vertrauensvoll. Mein Gott, er ist der Schöpfer dieses gigantischen Universums, dieser Erde und all der wunderbaren Geschöpfe und er gibt sich mit mir ab, ich darf ihn Vater und Freund nennen, wow!!
Sehe ich ihn am Kreuz hängen und denke an seine Schmerzen, dann werde ich traurig und bekümmert, weil er dies nur wegen meiner Sünden erleiden musste. Dann aber richtet er mich wieder auf, wie ein liebender Freund, der mir dies alles gern schenkte, eben weil er um meine Sünden wusste. Das beschämt mich dann, denn er liebt mich und stirbt für mich ohne dass ich dies fordern durfte oder auch verdient hätte. Und mehr noch: er tröstet mich, gibt mir einen Sinn und ein Ziel in seiner Auferstehung und lässt mich in einem wunderschönen Herrlichkeitsleib an seiner Freude und Liebe in seinem Reich teilhaben! Er nimmt mir den Tod, meine Sorgen, wischt alle Tränen hinweg und gibt mir einen Frieden, den man sich hier im Leben nur schwer vorstellen kann.

Denke ich über all dies nach, dann überkommt mich einfach eine große Liebe zum Schöpfer, zu Christus Jesus. Ich kann ihm nur danken, auch für meinen von ihm geschenkten Verstand, mit dem er mich ihn erkennen und erforschen lässt, damit sich auch dieser Verstand beruhigen kann, um im Herzen ungestörter lieben zu können.

:wave: Servus
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#4 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von JackSparrow » So 26. Jan 2014, 01:16

Malika hat geschrieben:Liegt das allgemein daran, dass manche Menschen emotionaler sind als andere?
Es liegt allgemein daran, dass manche Menschen größere Heuchler sind als andere. Wenn verbindlich vorgeschrieben ist, was man fühlen muss und was man nicht fühlen darf, dann werden sich nur sehr wenige trauen, dass Gegenteil zu behaupten.

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#5 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Salome23 » So 26. Jan 2014, 06:11

Rembremerding hat geschrieben: Sehe ich ihn am Kreuz hängen und denke an seine Schmerzen, dann werde ich traurig und bekümmert, weil er dies nur wegen meiner Sünden erleiden musste.
So kann man in jemanden Schuldgefühle auslösen-was soll denn das? :roll:

Meine Beziehung zu Gottvater ist wie zu einem Vater, ehrfurchts- und vertrauensvoll.
Diese "Beziehung" (wenn man es unbedingt so bezeichnen will)zu diesem Geist, der Gott benannt wird, besteht lediglich nur im Denken( im Kopf) eines Gläubigen...
Das einzige was dich und diesen Gottvater verbindet-ist dein Glaube an ihn und was in der Bibel über ihn geschrieben steht...
Nicht mal, wenn du irgend welche Erfahrungen machst, kannst du mit 100% sagen, dass es mit diesem Gott in Verbindung gebracht werden kann...
Es bleibt immer nur "Glaube und Vermutung" aber nie "Wissen"

Benutzeravatar
kamille
Beiträge: 943
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:15

#6 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von kamille » So 26. Jan 2014, 08:11

Salome23 hat geschrieben:zu diesem Geist, der Gott benannt wird, besteht lediglich nur im Denken( im Kopf) eines Gläubigen...
Hallo Salome.
Woher weißt du das ?
Kennst du mich und andere so gut, dass du das mit Bestimmtheit sagen kannst ??

Also ich kann sagen, dass ich mich selber nicht ganz und gar kenne, und andere schon garnicht, auch wenn ich sie schon jahrelang "kenne".

Ich meine, ein menschliches Wesen ist derart komplex, dass kaum ein langes Leben ausreicht, sich selber bis in die kleinste Fiber kennen zu lernen.
Hast du denn noch so wenig Eigenreflektion, dass du das nicht erkennen kannst ?
Salome hat geschrieben:Das einzige was dich und diesen Gottvater verbindet-ist dein Glaube an ihn und was in der Bibel über ihn geschrieben steht...
Falsch, ich habe Kindheitserinnerungen an und mit Gott, obwohl ich die Bibel noch nicht kannte.
Salome hat geschrieben:Es bleibt immer nur "Glaube und Vermutung" aber nie "Wissen"
Wenn du einen Traum hattest, hast du ihn dann gehabt, oder vermutest du es nur ?
All deine Erinnerungen aus deinem Leben, für die du keine Zeugen hast, sie also nicht beweisen kannst, hast du sie gehabt, oder vermutest du es nur ?

Was ein Mensch mit Gott erlebt, ist Wissen, das einem keiner nehmen kann, auch wenn man es nicht beweisen kann.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Malika
Beiträge: 296
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:16

#7 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Malika » So 26. Jan 2014, 08:53

JackSparrow hat geschrieben:
Malika hat geschrieben:Liegt das allgemein daran, dass manche Menschen emotionaler sind als andere?
Es liegt allgemein daran, dass manche Menschen größere Heuchler sind als andere. Wenn verbindlich vorgeschrieben ist, was man fühlen muss und was man nicht fühlen darf, dann werden sich nur sehr wenige trauen, dass Gegenteil zu behaupten.

Leider glaube ich, dass an dem was du sagst, schon etwas dran ist. Ich habe leider schon des öfteren erlebt, dass Christen teilweise recht eindeutig heuchelten, weil sie gehört hatten, man müsse als Christ auf bestimmte Weise fühlen und wenn man das (noch) nicht kann, dann fällt es manchmal schwer das zuzugeben, vielleicht auch weil manche dann schnell urteilen, man könne dann kein echter Christ sein.

Ich denke manchmal auch, dass Gefühle vielleicht auch heute unter Christen überbewertet werden, so wie sie auch in der Gesellschaft überbewertet werden. Wenn das Leben mit einem Partner anstrengend ist und man nicht mehr romantisch verliebt ist, dann stimmt was nicht, das tut einem nicht gut, also sollte man sich lieber trennen. Liebe, egal ob zwischen Menschen oder zu Gott, ist vielleicht doch oft auch eine Verstandesentscheidung. Bei einem Partner ist es sicher leichter, das auch zu fühlen, weil man ihn/sie ja immer sieht (ohne zu vergöttern, denn das führt vermutlich ebenfalls schnell zur Trennung, wenn man vom Partner Dinge erwartet, die er gar nicht geben kann), aber auch a gibt es Zeiten, wo das Gefühl alleine vielleicht gar nicht ausreichen würde. Und ich weiß, dass mir bei Gott Gefühle alleine nicht reichen würden, dann hätte ich mich vermutlich schon gegen Gott entschieden. Daher sehe ich die Gefühle oft als eine schöne Zugabe, etwas, das man zusätzlich haben kann, vielleicht auch, wenn man im Glauben schon viel erlebt hat. Aber der Anspruch ist ja oft von Anfang an, dass man alle möglichen Gefühle für Gott hat.

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#8 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Lena » So 26. Jan 2014, 11:40

Jesus aber antwortete ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt«.
Mat. 22,37


Du sollst?
Und wenn ich nicht kann?
Ich Mangel darin habe?

So kann ich um diese Liebe bitten.

Warum sollte ich das Wesen, das sich mich ausgedacht und gemacht hat, nicht lieben wollen? Warum nicht mit all den Möglichkeiten, die der Erbauer dem Geschöpf schenkt, mit Körper, Geist und Seele?

Und wird Er von Herzen geliebt, so muss diese Liebe der Nächste zu spüren bekommen. Die Quelle will fliessen, weiter ....... :Herz:

Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Mat. 25,40


Durch richtiges Denken können Gefühle erwachen. Ueber Gott nachzudenken kann den Wunsch wecken, Ihn um Liebe zu bitten.

Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
1. Joh. 4,19
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Salome23
Beiträge: 5029
Registriert: Do 22. Aug 2013, 00:11

#9 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von Salome23 » So 26. Jan 2014, 13:07

kamille hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:zu diesem Geist, der Gott benannt wird, besteht lediglich nur im Denken( im Kopf) eines Gläubigen...
Hallo Salome.
Hallo Kamille!

Bitte erklär mir, was du unter einer Beziehung verstehst.


Was ein Mensch mit Gott erlebt..
Nenne mir ein einziges Beispiel, was man mit Gott erleben kann...
Spricht er mit dir? Hast du ihn jemals gesehn? Wie sieht er aus? Was unternimmst du mit ihm?

Benutzeravatar
kamille
Beiträge: 943
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:15

#10 Re: Das Gefühl von Liebe

Beitrag von kamille » So 26. Jan 2014, 13:13

Salome23 hat geschrieben:was du unter einer Beziehung verstehst.
Hallo Salome.
Ich habe mit Gott eine Beziehung wie auf menschlicher Ebene zwischen Vater und Kind.
Salome23 hat geschrieben:Spricht er mit dir? Hast du ihn jemals gesehn? Wie sieht er aus? Was unternimmst du mit ihm?

Darüber spreche ich nicht öffentlich.
Hab da sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
Und wenn ich darüber rede dann mit Leuten die ich kenne, die das so stehen lassen können ohne Hinterhalt.
Jesus Christus spricht:..Siehe, ich bin bei euch alle Tage.....

Antworten