Exegese - Segen oder Fluch?

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closs
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#81 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von closs » Fr 5. Aug 2016, 10:34

sven23 hat geschrieben:Und dann kommt man eben auf Ideen wie: es regnet, damit die Pflanzen wachsen können.
Nein - die Pflanzen sollen wachsen, also regnet es.

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sven23
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#82 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Aug 2016, 10:39

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und dann kommt man eben auf Ideen wie: es regnet, damit die Pflanzen wachsen können.
Nein - die Pflanzen sollen wachsen, also regnet es.
Was ist das?
Closssche Teleologie? :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#83 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von Münek » Sa 6. Aug 2016, 01:17

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und dann kommt man eben auf Ideen wie: es regnet, damit die Pflanzen wachsen können.
Nein - die Pflanzen sollen wachsen, also regnet es.
Was ist das?
Closssche Teleologie? :lol:
Ja - da hat unser lieber Kurt wieder mal einen echten Knaller gelandet. :lol:

closs
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#84 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von closs » Sa 6. Aug 2016, 01:54

Münek hat geschrieben:da hat unser lieber Kurt wieder mal einen echten Knaller gelandet.
Ihr beiden Herren: Wie wäre es mit einer Äußerung, der man entnehmen könnte, dass der Knaller an Eurem Trommelfell angekommen ist?

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sven23
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#85 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von sven23 » Sa 6. Aug 2016, 07:24

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:da hat unser lieber Kurt wieder mal einen echten Knaller gelandet.
Ihr beiden Herren: Wie wäre es mit einer Äußerung, der man entnehmen könnte, dass der Knaller an Eurem Trommelfell angekommen ist?
Ist angekommen. Unsere Ohren bluten schon. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#86 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von closs » Sa 6. Aug 2016, 08:24

sven23 hat geschrieben:Unsere Ohren bluten schon.
Der Fluss soll aber nach innen gehen - Richtung Gehirn. :lol:

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Halman
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#87 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von Halman » Do 11. Aug 2016, 23:55

Neben mir liegt das Buch "Die Bibelfälscher" von Klaus Berger aufgeschlagen auf den Seiten 34-35. Das Kapitel lautet: "Einführung anhand eines Interviews." Den größten Teil des Interviews könnt ihr HIER nachlesen (im Buch auf den Seiten 34-41, die letzte Frage und Antwort auf den Seiten 41-42 fehlt leider). Die einleitenden Worte Bergers möchte ich hier zitieren:
Klaus Berger: Erstens: Das TV zeigte dieser Tage, was geschieht, wenn ein Leithammel in einen Supermarkt vorangeht. Alle Schafe folgen ihm. Leithammel aus der Bultmannschule bestimmten in den letzten 40 Jahren den Betrieb und die Berufungen, clevere Exegeten mit oft genug null Innovationswert.

Zweitens: In den letzten 40 Jahren ist in der neutestamentlichen Exegese in Deutschland überhaupt nichts Relevantes geschehen. Das Fach ist in Konservativität erstarrt. Das geschah nicht zuletzt dadurch, dass katholische Exegeten jeden auch noch so kleinen exegetischen Fund ausnützten als Argument für das „Los von Rom“ und die Aufhebung des Zölibats. Jede Partei würde unter diesen Umständen krepieren. Aber in der Exegese hält es sich, weil alle jungen Leute Lehrstühle anstreben, diese immer weniger werden und die Ideen rarer. Also wird man stromlinienförmig. Diejenigen meiner 59 promovierten Schüler, die gelernt haben, mit dem Strom zu schwimmen (bei mir nicht), haben hervorragende Karrieren gemacht.

Drittens: Die Interessen der Forschung waren auf die Spätfolgen der Bultmannschen Kehre gerichtet: Exegese als Humanwissenschaft, also als Psychologie, Soziologie, Abart des Feminismus, des Pazifismus, der Ökologiebewegung. Wer die Heilung des Knechtes des Hauptmanns (Joh 4,46f) deutet als die Heilung von dessen „Knaben“ und damit die Homosexualität grundsätzlich rechtfertigen möchte, weil „sein Knabe“ eben bedeute: sein Lustknabe, hat sich offenbar dem Zeitgeist zu 100 Prozent verschrieben.
(Blaumakierung von mir)

Ein Hauptanliegen von Berger ist die Verteidigung der katholischen Kirche als Kirche Jesu Christie. In diesem wichtigen Punkt denke ich anders und halte einige Kritikpunkte von kritischen Exegeten für gerechtfertigt (also kontra Trinität, Papsttum, Zölibat). Bergers Buch ist natürlich spürbar das Buch eines katholischen Theologen und mir als Nichtkatholiken daher zu "katholisch". Davon abgesehen stimme ich jedoch zu gefühlten 60% mit Klaus Berger überein.
Der mächtige Einfluss der Bultmannschule ist auch in unserem Forum deutlich spürbar. Auf Ernst Käsemann wird elf mal Bezug genommen, auf die Theologin Uta Ranke-Heinemann 42 mal und der Name Conzelmann taucht sogar in 137 Beiträgen hier im Forum auf. Rudolf Butlmann wird sogar 318 mal genannt. (dieser Beitrag wurde dabei noch nicht berücksichtigt). Die Bultmannschule ist Mainstream und wer ihr widerspricht gilt schnell als erzkonzervativ wenn nicht sogar als intellektuell unredlich. Dies weckt meinen rebellischen Geist und ich Pfeife darauf.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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ProfDrVonUndZu
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#88 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 12. Aug 2016, 08:37

Die Historisch Kritische Methode ist der Versuch eines diplomatischen Spagats zwischen Religiöser Frömmelei und dem Gerechtwerden von wissenschaftlichen Ansprüchen in der Hoffnung, dass diese Nebenbuhlerei weder von der einen noch von der anderen Seite bloß gestellt wird.

Thomas Schirrmacher schrieb folgendes :
Jetzt hat wieder ein nichtevangelikaler, katholischer Theologe die These, dass alle neutestamentlichen Schriften vor 70 n. Chr. verfasst wurden, in einer eigenen Einleitung in das Neue Testament vorgetragen. Im renommierten österreichischen Böhlau-Verlag und in der Reihe UTB schreibt der Wiener Professor Karl Jaros über „Das Neue Testament und seine Autoren: Eine Einführung“. Doch ihn wird vermutlich dasselbe Schicksal wie Robinson und andere ereilen. Irgendeine Begründung wird sich schon dafür finden, etwa, dass er eben ein zwar nicht evangelikales, aber doch recht konservatives Schriftverständnis habe oder dass er sich als Alttestamentler und Altorientalist ja gar nicht kompetent zum Neuen Testament äußern könne.
http://www.thomasschirrmacher.info/archives/1377

Also sobald jemandes Einzelmeinung unbequem ist, könnte man ihn also entweder als zu wissenschaftlich oder zu religiös diffarmieren.

Bultmann gesteht selber :

Wesentlich ist aber die Einsicht, daß es sich bei der formgschichtlichen Arbeit, grundsätzlich nicht anders als bei aller historischen Arbeit, um einen Zirkel handelt. Aus den Formen der literarischen Überlieferung soll auf die Motive des Gemeinschaftslebens zurückgeschlossen werden, und aus dem Gemeinschaftsleben heraus sollen die Formen verständlich gemacht werden. Es gibt keine Methode, um den notwendigen Wechsel und die gegenseitige Beziehung beider Betrachtungen zu regulieren oder auch vorzuschreiben, von wo aus der erste Ansatz gemacht werden soll.
Die Geschichte der synoptischen Tradition, S.5 (http://digi20.digitale-sammlungen.de/de ... ?prox=true)

Zu nennen wäre auch noch die Autorin Eta Linnemann, einst Schülerin und eifrige Vertreterin von Bultmann, die sich später von der historisch kritischen Methode abwand und ihrerseits kritisierte und dementsprechende Bücher darüber schrieb.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Pluto
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#89 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von Pluto » Fr 12. Aug 2016, 08:48

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Die Historisch Kritische Methode ist der Versuch eines diplomatischen Spagats zwischen Religiöser Frömmelei und dem Gerechtwerden von wissenschaftlichen Ansprüchen in der Hoffnung, dass diese Nebenbuhlerei weder von der einen noch von der anderen Seite bloß gestellt wird.
Aha!?

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Thomas Schirrmacher schrieb folgendes :
Jetzt hat wieder ein nichtevangelikaler, katholischer Theologe die These, dass alle neutestamentlichen Schriften vor 70 n. Chr. verfasst wurden, in einer eigenen Einleitung in das Neue Testament vorgetragen.
Und woher will Herr Schirrmacher das wissen, wo doch die meisten Experten ganz anderer Meinung sind? Es ist ja sehr gut, wenn manche Fachleute eine anderer Meinung haben, aber kann er sie auch begründen?
Ganz im Sinn von Carl Sagan:
  • Außergewöhnliche Behaupten erfordern ebenso außergewöhnliche Belege.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Zu nennen wäre auch noch die Autorin Eta Linnemann, einst Schülerin und eifrige Vertreterin von Bultmann, die sich später von der historisch kritischen Methode abwand und ihrerseits kritisierte und dementsprechende Bücher darüber schrieb.
Möglicherweise waren ihr die historischen Tatsachen unbequem. Kennst du die Gründe, warum sie sich von der HKM abwandte?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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ProfDrVonUndZu
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#90 Re: Exegese - Segen oder Fluch?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 12. Aug 2016, 09:15

Pluto hat geschrieben:Aha!?
Die HKM ist keine Wissenschaft. Sie hat höchstens einen wissenschaftlichen Anstrich, weil sie methodisch vorzugehen vorgibt. Im Endeffekt unterteilt sie aber in willkürliche und subjektive Kategorien.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Und woher will Herr Schirrmacher das wissen, wo doch die meisten Experten ganz anderer Meinung sind? Es ist ja sehr gut, wenn manche Fachleute eine anderer Meinung haben, aber kann er sie auch begründen?
Ich kenn das Buch von diesem katholischen Theologen Jaros nicht, aber den im Artikel verlinkten Text über Schirrmachers Datierungsversuche. Der hat mich überhaupt nicht überzeugt, weil auch hier zu selektiv und willkürlich mit historischen Quellen umgegangen wird.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Möglicherweise waren ihr die historischen Tatsachen unbequem. Kennst du die Gründe, warum sie sich von der HKM abwandte?
Ich kenne ihre Bücher und Vorträge und weiß, dass das bei ihr nichts mit unbequemen historischen Tatsachen zu tun hat. Sie hat eben aus erster Hand erfahren, dass die HKM keine Wissenschaft ist und auch nicht wissenschaftlich vorgeht. So wie ich es oben sagte. Es geht ihr auch nicht darum historische Ambivalenzen zu thematisieren oder zu rechtfertigen.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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