Theologensprech

Rund um Bibel und Glaube
R.F.
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#11 Re: Theologensprech

Beitrag von R.F. » Sa 10. Okt 2015, 16:35

Ich kenne eine Reihe von Kommentaren bekannter Theologen, die sich einer klaren Sprache bedienen. Aber man zieht jene Kommentare vor, die Verwirrung stiften. Ich nehme an, dass heutige Theologen mehr als frühere fürchten, die Schrift könnte authentisch sein...

SilverBullet
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#12 Re: Theologensprech

Beitrag von SilverBullet » Sa 10. Okt 2015, 16:38

Savonlinna hat geschrieben:Das ist mir aber verständlich. Es gibt passives Wissen - ich habe damit oft bei anderen zu tun -, dass ich erschließen muss, indem ich bewusst mache, dass es vorhanden ist.
Du sprichst von „deiner Aktion des Bewusstmachens“, d.h. du bist hier aktiv.
Ich denke für diesen Vorgang würdest du nicht die Bezeichnung „Offenbarung“ verwenden.

Der Theologe zielt aber auf die „rein passive Haltung“ ab, d.h. „Offenbarung“ ist ein Einfluss, der von aussen (Nicht-Mensch) kommen soll, sich aber im Mentalen eines Menschen abspielen soll.

Das Festlegen eines solchen „Ausseneinflusses“ kann ein Wahrnehmungssystem, ohne Messung/Experiment nur durchführen, in dem es innere Neigungen und Wünsche verwendet.

Umgangssprachlich:
„es kann gar nicht anders, als dass ich diese Idee von einer höheren Macht bekommen habe -> Offenbarung“

Savonlinna hat geschrieben:Wenn "sich Gott offenbart" - so wie es in der Bibel steht -, dann sind es immer andere Personen, die das vermitteln.
Das lese ich nicht aus dem Text des Theologen heraus.
Ich denke auch hier im Forum gibt es User, die als Beweisgrundlage für die religiösen Zusammenhänge, das „passive Erleben einer Aussenmacht“ („Gott“?) anführen.

Savonlinna hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Genau das ist aber gar nicht möglich.
Aber sicher ist das möglich. Es ist alltägliche Berufserfahrung, wie oben schon gezeigt.
Du sprichst davon, dass du bei anderen Menschen ein „verborgenes Wissen“ aktivierst – dies ist ein klarer Ausseneinfluss.

Ich ziele aber darauf ab, dass ein Wahrnehmungssystem nicht aus sich heraus feststellen kann, ob bei reinen Mentalvorgängen (also ohne andere Menschen) ein „Ausseneinfluss“ vorliegt.
Vernünftigerweise geht man davon aus, dass dies nicht der Fall ist.

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Queequeg
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#13 Re: Theologensprech

Beitrag von Queequeg » Sa 10. Okt 2015, 16:41

Savonlinna hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Na ja, niveauloses Dahergerede kommt der Sache auch nicht näher.
Ich kann deine Aussage nicht nachvollziehen.
Ich habe sie auf svens Aussage bezogen, die sich nicht mehr auf diesen Theologen bezog.

Ich denke, wir sollten uns hier, im Kern und auch in der Schale, doch vorrangig mit dem Wesen und Unwesen der Theologie selbst beschäftigen. Ich kopiere folgendes als diskussionwürdigen Lesestoff mal hier mit ein:

Kriterien für Wissenschaftlichkeit

a) Kriterium der Freiheit von institutionalisiertem Zwang und wissenschaftsfremden Einfüssen: Hier lässt sich die Lage recht einfach kennzeichnen. In allen Theologischen Fakultäten haben die Kirchen ein Mitspracherecht, sei es in Form der Erteilung oder Entziehung der missio canonica (katholische Theologie) oder durch Anfrage bei kirchlichen Instanzen, ob gegen in Aussicht genommene Bewerber Bedenken bestehen (evangelische Theologie). Kirchenaustritt kann (auf kirchliches Verlangen) einen Professor aus dem Amt befördern. Diese Einflüsse sind institutionalisiert, also mehr als purer faktischer Natur und bezeichnen damit schon die Sonderstellung der Theologie, das heißt ihre Unwissenschaftlichkeit in Bezug auf dieses Kriterium.

b) Kriterium der Kritikoffenheit und Kritikbereitschaft: Hier gilt es, zwischen den einzelnen Disziplinen zu unterscheiden. Die Lage ist praktisch so, daß im Rahmen der historischen Disziplinen Kirchengeschichte und (teilweise) auch alttestamentliche Wissenschaft diesem Kriterium entsprechen können und in einigen Fällen auch tun. Für die neutestamentliche Wissenschaft gilt dies faktisch nicht. Die systematischen Disziplinen und ebenso die praktische Theologie gehen von Voraussetzungen aus, die den Forscher - so er sie in prinzipiellen Zweifel zieht - außerhalb der theologischen Wissenschaft stellt: Gottesexistenz, Gottesoffenbarung, Versöhnung u. a. sind vorgegebene "Tatsachen", die lediglich in ihrer Bedeutung für der Menschen erhellt werden müssen und zu "durchdenken" sind.

c) Kriterium der prinzipiellen Zugänglichkeit: Dies wird von den meisten theologischen Wissenschaften letztlich abgelehnt. Sie erklären, daß ohne entsprechende Glaubenserfahrung theologische Wissenschaft nicht sachgemäß betrieben werden könne. Glaubenserfahrung ist aber nach christlicher Auffassung nichts durch eigene Anstrengung zu Erwerbendes, sondern in letztlicher Hinsicht das Werk Gottes selbst, also Gnade. Allerdings ist zu betonen, daß in der Forschungspraxis diese Voraussetzungen nicht in allen Disziplinen der Theologie zum Tragen kommen. In der Kirchengeschichte und (teilweise) in der Wissenschaft vom Alten Testament sind durchaus Möglichkeiten völlig glaubensfreier Forschung (und Kooperation mit Geschichtswissenschaften und Altorientalistik) erkennbar.

Die kirchliche Bindung der Theologie widerspricht dem Postulat der Freiheit der Wissenschaft. Indem die sogenannte theologische Wissenschaft Glaubenserfahrung voraussetzt und zugleich die Existenz Gottes, Gotteserfahrung u. ä. als nicht hinterfragbar postuliert, stellt sie sich außerhalb des neuzeitlichen Wissenschaftsverständnisses. Dies bedeutet jedoch nicht, daß aufgrund günstiger Umstände nicht doch in Einzelfällen durchaus wissenschaftlichen Standards entsprechende Forschung in den theologischen Fakultäten geleistet wurde und wird. Um diese Forschung zu bewahren, ist es notwendig, daß die Geschichte der jüdisch-christlichen Religion in Zukunft in kirchlich ungebundenen Disziplinen (Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaft, Religionswissenschaft usw.) erforscht wird.

https://www.ibka.org/artikel/theol.html

also hier Theologie als kernthematischer Sinn und Unsinn unserer Diskussion.

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Queequeg
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#14 Re: Theologensprech

Beitrag von Queequeg » Sa 10. Okt 2015, 16:45

Hier noch nachgereicht das Postulat zum Wissenschaftsbegriff:

Zum Wissenschaftsbegriff

Ohne eine letzlich nicht entscheidbare Diskussion über den Wissenschaftsbegriff zu führen, muß es für unseren politischen Zweck genügen, einen Minimalkonsens zu formulieren, wie er sich in den letzten Jahrhunderten zur Frage der Wissenschaftlichkeit von Vorgehensweisen herausgebildet hat. Dabei haben sich folgende Gesichtspunkte als relevant erwiesen und werden von praktisch keiner Seite bestritten:
a) Freiheit des wissenschaftlichen Forschens von institutionalisiertem Zwang und anderen wissenschaftsfremden Einflüssen.
b) Prinzipielle Kritikoffenheit und Kritikbereitschaft. Das bedeutet, daß Methoden und Ergebnisse wissenschaftlichen Arbeitens ihrer Intention nach auf Kritik angelegt sein müssen und damit jede Geheimniskrämerei und esoterisches Wissen als wissenschaftsfeindlich gelten: Nur offengelegte Ergebnisse zählen. Es gibt keinen Bereich wissenschaftlichen Arbeitens, der der Kritik prinzipiell entzogen ist. Dies gilt auch für die Vorraussetzungen des Forschens selbst.
c) Prinzipielle Zugänglichkeit der Wissenschaft für jedermann: Jeder, der sich entsprechend bemüht, kann die Voraussetzung zum Wissenschaftsbetreiben erwerben. Es gibt keine Voraussetzungen, die nicht erwerbbar sind.
d) Wissenschaftliche Sätze sind entweder auf eine außerhalb des Denkens existierende Wirklichkeit bezogen, die zu erfahren jedem vernunftbegabten Wesen möglich ist oder sie beziehen sich auf Bedingungen, Formen und Weisen des Denkens selbst (reine Geisteswissenschaften) und sind aber auch dann, da sie den Gesetzen der Logik entsprechen, jedermann (nach entsprechendem Training) einsichtig.


zum Nach-Denken anregend.

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sven23
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#15 Re: Theologensprech

Beitrag von sven23 » So 11. Okt 2015, 09:41

Queequeg hat geschrieben: Kriterien für Wissenschaftlichkeit.....

Ich glaube nicht, daß die Theologie den Wissenschaftstüv bestehen kann.
So schreibt Kubitz in Dogmenwahn:

"Königin der Wissenschaften konnte die Theologie nur in einer religiös verwirrten Zeit genannt werden. Viel näher liegt für uns heute die Frage, ob sie denn überhaupt noch Wissenschaft genannt werden kann."
..
"Problematisch sind in der Regel weniger die historischen Disziplinen AT, NT und Kirchengeschichte. Denn hier unterscheiden sich die Arbeitsmethoden nicht von denen der Profanhistoriker. Neutestamentler und Kirchengeschichtler können sich durchaus als Historiker verstehen, die sich wie andere Historiker eben einem besonderen Forschungsgegenstand zuwenden (also z. B. der Evangelienforschung oder z. B. der Geschichte des christlichen Mönchtums).
Forschung hat vorurteilsfrei zu erfolgen, und um z. B. über Paulus zu forschen, muss man kein Mitglied der Kirche sein."

...
"Das hehre Bekenntnis zur Wissenschaft und zu einer wissenschaftlichen Methodik wird freilich schon durch die Dogmatiker selbst konterkariert."

Der Theologe Trillhaas schreibt:
„Alle dogmatischen Aussagen sind ja Glaubensaussagen, sie sind nicht unmittelbare Sätze wissenschaftlicher Erkenntnis, die als solche schon jedem vernünftigen Menschen wenigstens potenziell einsichtig sind.“

"Die Theologie ist damit die einzige „Wissenschaft“, die nicht belegen oder gar beweisen kann, dass
ihr Gegenstand, um den sich bei ihr alles dreht, überhaupt existiert."

Kubitza, Dogmenwahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

ThomasM
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#16 Re: Theologensprech

Beitrag von ThomasM » Mo 19. Okt 2015, 20:29

sven23 hat geschrieben: "Die Theologie ist damit die einzige „Wissenschaft“, die nicht belegen oder gar beweisen kann, dass
ihr Gegenstand, um den sich bei ihr alles dreht, überhaupt existiert."

Kubitza, Dogmenwahn
Tja, Kubitza hat eben eine klar dogmatisch, menschenfeindliche Ausrichtung.
Natürlich erregt man mit Hetze Aufmerksamkeit. Man kommt sogar mit Lügen durch.
Wie Kubitza eben.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Abischai
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#17 Re: Theologensprech

Beitrag von Abischai » Mo 19. Okt 2015, 22:39

Man muß bei Theologie beachten, was die eigentlich sein "will" und soll. Eine empirische Wissenschaft ist sie nicht, behauptet auch niemand.

Theologie ist "Lehre über Gott", und theologische Aussagen sind Aussagen über Gott und nicht über Menschen, das wäre sonst Anthropologie.
Wenn also jemand feststellt (egal ob das nun stimmt oder nicht) Gott hat die Eigenschaft "eifersüchtig" zu sein, so wäre das eine "theologische Aussage", also eine Aussage über Gott.

Leider maßen sich viele sog. "Theologen" an, oder man bürdet ihnen die Erwartung auf, weit mehr zu "beherrschen", als gefestigte Aussagen über Gott machen zu können.
Und im Wertebereich und Quellenbereich der Theologie (der Glaube, die heiligen Schriften) kann man Theologie auch als Wissenschaft verstehen. Daß die Theologie keine Laborversuche macht, sondern eher Schnittmengen mit der Geschichte und der Archäologie hat, verwundert nicht. Astronomie macht auch keine Laborversuche, und obwohl 1Mio Lj nicht nachvollziehbar sind, bestreitet niemand den wissenschaftlichen Rang der Astronomie.

Wenn man beherzigt, daß alle Schnittmengen mit anderen Bereichen, für die sich niemand interessiert, bei der Theologie hängenbleiben (früher war es die "Psychologie"/"Seelsorge") ist eine gewisse Anthropologie doch nicht verwerflich.

Gute Theologie kann die Welt erklären! Natürlich immer vor dem Hintergrund, daß die Bausteine der Theologie der Glaube und die heiligen Schriften sind.

Andere Wissenschaften erklären doch auch die Welt, auch hier im Kontext ihres Selbstverständnisses. Frei von Zielvorgaben ist keine Richtung. Denn wer das behauptet, schürt das Feuer.

Theologie behaupte nicht, Gott allgemein verifizieren zu können, andere Wissenschaften behaupten nicht, Gott falsifizieren zu können, einige Ignoranten meinen allerdings das doch zu können, zu müssen und zu dürfen und erhoffen sich den Applaus der Menschheit.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Savonlinna
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#18 Re: Theologensprech

Beitrag von Savonlinna » Mo 19. Okt 2015, 23:16

sven23 hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben: Kriterien für Wissenschaftlichkeit.....

Ich glaube nicht, daß die Theologie den Wissenschaftstüv bestehen kann.
Womit beschäftigt sich die Theologie, sven? Mit Gott? Oder mit Aussagen über Gott, also mit Texten?
Versuch das mal herauszufinden. Guck zur Not in ein Vorlesungsverzeichnis theologischer Fakultäten, vorwiegend der evangelischen.
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.

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Münek
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#19 Re: Theologensprech

Beitrag von Münek » Mo 19. Okt 2015, 23:49

ThomasM hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: "Die Theologie ist damit die einzige „Wissenschaft“, die nicht belegen oder gar beweisen kann, dass
ihr Gegenstand, um den sich bei ihr alles dreht, überhaupt existiert."

Kubitza, Dogmenwahn
Tja, Kubitza hat eben eine klar dogmatisch, menschenfeindliche Ausrichtung.
Natürlich erregt man mit Hetze Aufmerksamkeit. Man kommt sogar mit Lügen durch.
Wie Kubitza eben.

Kubitza sagt schlicht die Wahrheit. Diese kann für Christen schmerzhaft sein.

Diesem Schmerz scheinen dann so absurde Unterstellungen zu entspringen
wie, Kubitza habe eine dogmatisch, menschenfeindliche Ausrichtung, wür-
de Lügen verbreiten und Hetze betreiben.

Es wird gern zu Diffamierungen gegriffen, wenn sachliche Argumente fehlen.

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Savonlinna
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#20 Re: Theologensprech

Beitrag von Savonlinna » Di 20. Okt 2015, 00:07

Münek hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:...
Kubitza sagt schlicht die Wahrheit.
Oder eben nicht.
Es fehlt der Nachweis.

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