Theologensprech

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
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#31 Re: Theologensprech

Beitrag von Pluto » Do 22. Okt 2015, 09:34

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung hat sich da große Verdienste erworben.
Deshalb ist sie ja inzwischen eine Grundlage bspw. der katholischen Theologie.
Genau das wird in Frage gestellt.

closs hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung ist wertvolles Instrument - nicht mehr und nicht weniger.
Ja. Sie hilft, die Augen für die Wahrheit zu öffnen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Münek
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#32 Re: Theologensprech

Beitrag von Münek » Do 22. Okt 2015, 10:19

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung hat sich da große Verdienste erworben.
Deshalb ist sie ja inzwischen eine Grundlage bspw. der katholischen Theologie.
Genau das wird in Frage gestellt.

closs hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung ist wertvolles Instrument - nicht mehr und nicht weniger.
Ja. Sie hilft, die Augen für die Wahrheit zu öffnen.

Der emerierte Professor für Neutestamentliche Theologie Klaus Berger sparte nicht mit harscher Kritik an der his-
torisch-kritischen Forschung (siehe auch sein Buch "Die Bibelfälscher. Wie wir um die Wahrheit betrogen werden")
.


Er erklärte, warum viele Theologiestudenten während ihres Studiums ihren Glauben verlieren: An den Universitäten werde
"die Bibel in einer Art und Weise zerlegt, ja geradezu demoliert, dass beinahe nichts mehr vom Glauben übrigbleiben kann."

Er kritisierte, durch die Methode der historisch-kritischen Exegese werde die Bibel verfälscht und das "Christentum bis zur Unkenntlichkeit zu einer sanften und völlig unverbindlichen Sonntagsmoral deformiert."

Er stellte weiter fest, Jahrzehnte der historisch-kritischen Bibelauslegung hätten zu einer volkskirchlichen Wüste geführt. "Zerstört wurde wirklich systematisch alles, von der Geburt in Bethlehem bis zu Jesu Himmelfahrt, von der Jungfrau Maria
bis zu Weltgericht und Wiederkunft Christi."


Wie ich kürzlich schon einmal schrieb, Wahrheit kann dogmatisch Gläubige schmerzen und wütend machen. Berger räumte im Übrigen mal ein, ein Außenseiter unter den Neutestamentlern zu sein. Ja, das merkt man an seiner maßlos überzogenen Kritik.

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#33 Re: Theologensprech

Beitrag von closs » Do 22. Okt 2015, 10:30

Pluto hat geschrieben:Genau das wird in Frage gestellt.
Von wem? - Sicherlich nicht vom Vatikan. - Aber (und vielleicht ist das Dein Punkt): Die historisch-kritische Forschung wird nicht zum Zentrum der geistigen Auslegung der Bibel gemacht - wo sie eh nichts zu suchen hat. - Insofern ist mein Eindruck, dass die katholische Einordnung der hkF ihr ihren wissenschaftlichen Status zurückgibt, weil sie damit ent-ideologisiert wird.

Pluto hat geschrieben:. Sie hilft, die Augen für die Wahrheit zu öffnen.
Genau dazu soll sie beitragen.

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#34 Re: Theologensprech

Beitrag von closs » Do 22. Okt 2015, 10:38

Münek hat geschrieben:Wie ich kürzlich schon einmal schrieb, Wahrheit kann dogmatisch Gläubige schmerzen und wütend machen. Berger räumte im Übrigen mal ein, ein Außenseiter unter den Neutestamentlern zu sein. Ja, das merkt man an seiner maßlos überzogenen Kritik.
Berger ist wirklich in seiner Deutlichkeit ein Außenseiter - ich verstehe ihn als Gegenpol zu all den Kubitzas und wie sie alle heißen - also als einen, der ähnlich fundamental dagegenhält.

Wenn dieses Gegenhalten dazu führt, dass sich die historisch-kritische Forschung auf ihr Mandat beschränkt und Wissenschaft und Weltanschauung künftig klarer getrennt werden, hat es seinen Sinn.

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sven23
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#35 Re: Theologensprech

Beitrag von sven23 » Do 22. Okt 2015, 12:21

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die historisch-kritische Forschung hat sich da große Verdienste erworben.
Deshalb ist sie ja inzwischen eine Grundlage bspw. der katholischen Theologie.
Ja, so ähnlich wie die Homöopathie angeblich Studien anerkennt, die Ergebnisse aber bei nicht Gefallen unterschlägt. Analog zur katholischen Kirche könnte man hier auch sagen: Die Homöopathie lebt davon, daß in ihr die Studienergebnisse nicht präsent sind.
Nicht umsonst ist von konservativ-katholischer Seite als Gegenmodell zur historisch-kritischen Methode eine verdogmatisierte Exegese entwickelt worden.
Die historisch kritische Methode ist der Deckmantel, unter dem die Glaubensdogmen versteckt werden sollen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#36 Re: Theologensprech

Beitrag von closs » Do 22. Okt 2015, 12:32

sven23 hat geschrieben:Die historisch kritische Methode ist der Deckmantel, unter dem die Glaubensdogmen versteckt werden sollen.
Nicht "unter".

Die historisch-kritische Methode ist EINE Grundlage, mit deren Hilfe man geistige Schlussfolgerungen zieht (welche in der historisch-kritischen Methode überhaupt nichts zu suchen haben). - Mir scheint das Problem darin zu liegen, dass sich die historisch-kritische Methode derart ver-weltanschaulicht hat, dass man ihre eigentliche Funktion überhaupt nicht mehr im Blick hat - und das scheint Berger zu stören.

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Savonlinna
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#37 Re: Theologensprech

Beitrag von Savonlinna » Do 22. Okt 2015, 12:49

closs hat geschrieben:- Mir scheint das Problem darin zu liegen, dass sich die historisch-kritische Methode derart ver-weltanschaulicht hat, dass man ihre eigentliche Funktion überhaupt nicht mehr im Blick hat -
Das Thema hatten wir schon oft.
Es sind nur Neue Atheisten, die die historisch-kritische Methode verweltanschaulichen und sie gleichzeitig verfälschen.
Verstehe nicht, warum Du das wieder falsch darstellst.

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#38 Re: Theologensprech

Beitrag von closs » Do 22. Okt 2015, 14:10

Savonlinna hat geschrieben:Verstehe nicht, warum Du das wieder falsch darstellst.
So, wie sich die HKM selber verstehen sollte (nämlich als Wissenschaft und nichts als das), hast Du recht. - Ich bezog es auf das, was unter dem Label HKM dominierend medial verbreitet wird.

ThomasM
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#39 Re: Theologensprech

Beitrag von ThomasM » Do 22. Okt 2015, 14:38

Münek hat geschrieben: Wie ich kürzlich schon einmal schrieb, Wahrheit kann dogmatisch Gläubige schmerzen und wütend machen. Berger räumte im Übrigen mal ein, ein Außenseiter unter den Neutestamentlern zu sein. Ja, das merkt man an seiner maßlos überzogenen Kritik.
Genau wie Kubitza eine maßlos überzogene Kritik formuliert, eben ein Extremist und Hassprediger der anderen Seite.

Es ist schon interessant, wie die hier vertretenen Atheisten auf der einen Seite Kubitza anbeten und auf der nicht-wissenschaftlichkeit der Theologie beharren.
Und auf der anderen Seite betonen, wie die Wissenschaftlichkeit der Theologie den Glauben vieler Studenten angreift und deren Glaubensbilder ins Wanken bringt.

Wie üblich drehen sich Sven, Münek und Co ihre Argumente, wie's gerade passt, auch wenn sie sich dabei ständig selbst widersprechen.

Dabei ist es sachlich eigentlich ganz einfach.
Wissenschaftlichkeit bedeutet methodisches, objektives Vorgehen und die Theologie betreibt das seit jeher mit großer Strenge. Dieses Vorgehen bedeutet aber auch eine Einschränkung, eine begrenzte Erkenntnisfähigkeit.

Denn der Glaube ist nicht objektiv, er ist subjektiv. Es ist eine individuelle Erkenntnis, den Menschen für sich gewinnen. Oft gestaltet nach subjektiven Denkmustern.
Sind diese subjektiven Denkmuster zu stark ausgebildet, können sie mit den objektiven Erkenntnissen kollidieren. Das kann dazu führen, dass Menschen ihren Glauben verlieren.
Das Geheimnis liegt darin, sich selbst (und damit seine Denkmuster) nicht zu streng zu nehmen. Nicht der Glaubensgegenstand ist das Problem, das womit ICH meinen Glauben verbinde, ist das Problem.
Wenn ich also z.B sage
"Ich glaube an Gott und dass Gott das Ubniversum vor 10.000 Jahren erschaffen hat und den menschen aus Erde geformt hat"
und halte an diesem Denkmuster fest, dann kann die objektive Erkenntnis der Vergangenheit meinen Glauben zerstören. Aber eben nur den "Glauben an die 10.000 Jahre", nicht den Glauben an Gott. Das Problem ist, dass ich den (richtigen) Glauben an Gott an ein (unrichtiges) Denkmuster geknüpft habe.

Theologie kann nicht Gott untersuchen. Denn Gott ist nicht verfügbar. Und das tut Theologie auch nicht.
Aber Theologie kann das Denken und Reden von Gott untersuchen. Und genau das tut sie.
Wissenschaftlich.

Kubitza kapiert das nicht, will es vermutlich nicht kapieren, denn sonst könnte er ja durch seinen Hass kein Geld verdienen.
Berger kapiert das sehr wohl, aber er weigert sich, das zu akzeptieren. Denn seine Denkmuster verhindern das.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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sven23
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#40 Re: Theologensprech

Beitrag von sven23 » Fr 23. Okt 2015, 21:20

ThomasM hat geschrieben: Genau wie Kubitza eine maßlos überzogene Kritik formuliert, eben ein Extremist und Hassprediger der anderen Seite..
Also Kubitza als Haßprediger zu bezeichnen ist völlig daneben und überzogen. Wenn du einen Haßprediger suchst, dann empfehle ich dir den großen Reformator, der sich in der Tradition der christlichen Nächstenliebe seiner jüdischen Mitbürger annahm.

"Juden sind Kinder des Teufels, die stehlen, morden und ihren Kindern das gleiche beibringen."
(Martin Luther)

"Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören."
(Luther: Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff)

Luthers Forderung nach brennenden Synagogen wurde dann ja auch vom Nationalsozialismus umgesetzt.

"Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung, sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen."
(Adolf Hitler)

"So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn".
(Adolf Hitler)

"Die katholische Kirche hat 1500 Jahre lang die Juden als Schädlinge angesehen...Ich gehe zurück auf die Zeit, was man 1500 Jahre lang getan hat...und vielleicht erweise ich dem Christentum den größten Dienst."
(Adolf Hitler)


ThomasM hat geschrieben: Wie üblich drehen sich Sven, Münek und Co ihre Argumente, wie's gerade passt, auch wenn sie sich dabei ständig selbst widersprechen.
Wo widersprechen wir uns ständig?
Defizite im stringenten Denken sehe ich eher auf der Seite Fundamentalgläubiger.


ThomasM hat geschrieben: Theologie kann nicht Gott untersuchen.
Richtig. Wie soll man etwas untersuchen, was es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gibt?

ThomasM hat geschrieben: Denn Gott ist nicht verfügbar.
Ersetze nicht verfügbar durch nicht existent. Dann lösen sich auch alle Ungereimtheit in Luft auf.

ThomasM hat geschrieben: Aber Theologie kann das Denken und Reden von Gott untersuchen.
Genauer gesagt, kann sie untersuchen, was Menschen über Gott sagen, bzw. über ihn zu wissen glauben.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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