Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Rund um Bibel und Glaube
Antworten
Benutzeravatar
Magdalena61
Beiträge: 15073
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44

#1 Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von Magdalena61 » Do 7. Jan 2016, 22:32

Oder: Wie definiert man Aberglaube? Wo fängt Aberglaube (Götzendienst) an?

ThomasM hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Meiner Meinung nach kommt es immer darauf an, wie man selbst zu den Dingen steht, ob man innerlich "frei" ist und es bleibt. Wenn man sich in etwas hineinsteigert oder einen Zwang verspürt, den man eigentlich nicht möchte, und dadurch die innere Freiheit, die Selbstkontrolle, die Entscheidungsfreiheit teilweise oder ganz verliert, sollte man einen Abstand zu der Sache einbauen.
Das ist natürlich korrekt.
Aber Christen (und sogar Atheisten :roll: ) sind nun mal Menschen. Und Menschen habe bestimmte Reaktionsformen, die uns angeboren sind. Insbesondere die Mechanismen der Gruppendynamik sind unabhängig von bestimmten Glaubensrichtungen und sehr individuell wirksam.
Gemeinde sind Gruppen, genauso wie Arbeitskollegen, Schulklassen, Cliquen, Fußballvereine, Schrebergärtenvereine, Parteien usw. usw.
Man kann auch in einer Gemeinde/ als Mitglied einer Gemeinde voll daneben liegen. Das heißt: Einen "Gottesdienst" leben, der nicht ins Schwarze trifft.
Meistens ist es eine Frage der Prioritäten.

Gehe ich in die Gemeinde, um GOTT zu begegnen? Oder eher, um soziale Kontakte zu pflegen oder gar aus Gewohnheit? Womit verbringe ich meine Zeit, womit beschäftigen sich meine Gedanken, wofür gebe ich Geld (aus)... und so weiter.

Es ist nicht "schlecht"/ es ist keine Sünde, die soziale Komponente zu leben. Und Hierarchien/ gruppendynamische Prozesse gibt es überall, wo Menschen sich treffen. Man sollte sich nicht von "Nebensächlichkeiten" vereinnahmen lassen. Leicht gesagt, schwer auszuführen-- besonders auch dann, wenn in einer Gemeinde der Heilige Geist gebremst wird oder ist und Menschen die Herrschaft übernommen haben, unter Anwendung etlicher Bibelverse natürlich, die zur taktischen Waffe umfunktioniert werden und die Unwissenden blenden und versklaven.
Innerhalb von Gruppen gibt es immer wieder (und auch unabhängig von Glaubensdingen erklärbar) Extremformen. Und Exteme sind fast immer negativ. Solche negativen Extreme gibt es im Fußball, wie auch in christlichen Gemeinden. Die negativen Auswirkungen kann man mit der Wirkmacht des Bösen beschreiben.
"Du sollst keine anderen Götter neben mir haben", deshalb. Wenn Gott aus dem Zentrum gerückt wird, ist Er nicht mehr der HERR des Menschen, sondern etwas anderes. Und darüber hat der Mensch keine Kontrolle, weil er nicht wirklich weiß, mit wem er es zu tun hat. Ob "nur" mit geistig- seelischen Mechanismen, oder schon mit antichristlichen Intelligenzen.

Kein Mensch kann wirklich FREI entscheiden, er muß oder kann nur zwischen den Möglichkeiten wählen, die gerade da sind, wenn überhaupt. Das heißt: Der Mensch hat immer einen "Herrn", mindestens Alltagszwänge, dem bzw. denen er sich unterordnen muß. Er kann sich lediglich raussuchen, wer sein "Herr" sein soll. Wählt er den Gott der Bibel, dann hilft ihm dieser Gott, individuell zu sein oder es zu werden, also sein individuelles Lebenskonzept zu finden und seine persönlichen Wünsche durchzusetzen, so weit sie mit den Richtlinien Gottes übereinstimmen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#2 Re: Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von closs » Do 7. Jan 2016, 23:04

Magdalena61 hat geschrieben: Wie definiert man Aberglaube?
Eigentlich da, wo man etwas spirituell glaubt, was nicht auf dem Weg zu dem EINEN Gott ist.

WAS das ist, ist sehr schwer nachweisbar, weil die Symptome dafür nichts Sicheres aussagen. - Auch Christen sind abergläubisch, wenn sie ein falsches Bild vom Christentum haben.

Am allereinfachsten wäre es, wenn man es wieder an 1.Kor. 13 festmacht: Alles, was man gegen die Liebe glaubt, ist abergläubisch. - Das kommt wahrscheinlich substantiell wirklich hin - dann kann man sich wissenschaftliche Abgrenzungen sparen.

Benutzeravatar
Magdalena61
Beiträge: 15073
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44

#3 Re: Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von Magdalena61 » Do 7. Jan 2016, 23:15

ThomasM hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben: Wichtig ist es allerdings, sich von allen okkulten Bräuchen (Traditionen) fein säuberlich fern zu halten, die sind leider in unserer sogenannten "Kultur" verankert und versteckt, aber das betrifft nicht nur Weihnachten oder Fußball.
Hier hast du eine Schwäche, Magdalena.
Es gab schon mehrere threads, in denen deutlich wurde, dass du sehr empfindlich auf Dinge reagierst, die du als "okkult" betrachtest. Das kommt bei mir an, als würdest du hier eine sehr tiefsitzende Angst empfinden, vermutlich aus deiner Erziehung herrührend. Das ist eine Angst, die du mit deinem Verstand bekämpfst, was aber dein Herz nicht wirklich erreicht.
Die Diagnose trifft nicht hin.

Mir hat keiner "beigebracht", mich vor okkultem Kram zu fürchten.

Aber ich habe die Realität der Mächte und Gewalten erfahren. Deswegen bin ich aufmerksam und schaue genau hin.
Für mich ist Kultur eben genau das, nur Kultur.
Das betrifft sowohl kulturelle Tätigkeiten, die daher rühren, dass ich in Deutschland wohne (seien es Beethoven oder Goethe, seien es Trachtenvereine, seien es Schützenvereine oder so), als auch solche, die aus der kirchlichen Tradition kommen (Weihnachten und Ostern in die Kirche gehen, Firmung und Konfirmation, das Kreuz über der Tür usw).
Weihnachten und Ostern klammere ich jetzt mal aus, denn beide Feste sind mit jeder Menge abergläubischer Traditionen belastet, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben und für Christen auch nicht salonfähig sind. Fremdes Feuer. Auf so etwas reagiert Gott allergisch. Ich vermute mal, diese "Bräuche" sind dir nicht unbedingt bekannt. Was Weihnachten und Ostern betrifft, muß man differenzieren.

Beethoven, Goethe und andere-- da wurde mir mal von einem Christen vorgeworfen, "Abgötterei" zu betreiben, weil ich Beethoven liebe und auch spiele.
Damit kann ich mich nicht identifizieren.

Beethoven war meiner Meinung nach ein Mann, der um die Wahrheit gerungen hat wie kaum ein anderer. Das sagt mir seine Musik. So vieles davon ist einfach "wahr", zutiefst "deutsch"... die Leute haben nur keine Ahnung und urteilen über etwas, das sie nicht verstehen.

Mozart ebenso. O.k., der war Freimaurer. ABER: Die Werte des Bodenpersonals der Freimaurer sind identisch mit denen der Bibel, nur "ohne Gott".

Wissen wir, wie überzeugend die Verkündigung in den Großkirchen zu Mozarts Zeiten war? Hatte er Gelegenheit, das Evangelium zu begreifen? Oder hatte er nur Blindenführer um sich herum, die eine erstarrte, gottferne Version des christlichen Glaubens lehrten und praktizierten? --

Beide Musiker haben auch Kirchenmusik geschrieben-- die Ausstrahlung ihrer Musik ist positiv; ich sehe keinen Grund diese Künstler zu boykottieren.

Das Gleiche gilt für die großen Schriftsteller. Man muß ihre Werke verstehen, sich hinein vertiefen, dann hat man etwas davon. Sie beschreiben Wahrheit. Beobachtungen...

Um zu verstehen braucht man allerdings eine gewisse Allgemeinbildung. Wer sie nicht hat, der kann nicht wirklich urteilen. Das Gleiche wie in wissenschaftlichen Fragen. Laien sollten sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Was der Bauer nicht kennt, das frißt er nicht sozusagen. Aber wenn er seine persönliche Sicht der Dinge dann als den "Willen Gottes" ausgibt, maßt er sich eine Kompetenz an, die er einfach nicht HAT.

Letztere waren für mich störend, als ich noch ein Atheist war, aber jetzt weiß ich diese Traditionen einzuordnen. Mein Glaube hängt nicht daran, aber ich kann die Traditionen leben, weil ich ihnen mit meinem Glauben einen echten Sinn geben kann.
Firmung und Konfirmation sind Menschenwerk, "Nachbesserungen", weil man die Säuglingtaufe beibehalten will, aber sehr wohl weiß, dass ein Mensch sich bewußt für den Glauben entscheiden und darin wachsen muß, sobald er den Verstand dazu hat.
Wenn er nicht glaubt und keine Frucht trägt, nützt ihm die Taufe gar nichts.

Man kann diese Einrichtungen akzeptieren, wenn auch nicht "verteidigen", finde ich. Der Unterricht vor diesen Terminen ist das Beste daran, wenn er in Vollmacht erteilt wird. Leider scheint das nicht unbedingt der Fall zu sein, zumindest von der EKD hört man, dass ein großer Teil der Eleven nach ihrer Konfirmation der Kirche dann endgültig den Rücken kehrt.

Kreuze können hängen, wo sie wollen, so lange sie als Bekenntnis funktionieren. "Als magisches Kreuz", das vor Unheil beschützen und böse Geister fern halten soll wären sie ein Bestandteil weißer Magie.

So ist Kultur eben ein Teil der Identifikation des Umfelds, in dem ich lebe. Nichts davon ist per se böse oder okkult oder negativ.
Das auch nicht?
http://www.orakelimweb.de/rauhnacht.htm
Alles harmlos?

Das ist Okkultismus PUR, so etwas zu machen.

http://www.brauchtumsseiten.de/a-z/a/ab ... /home.html

Ich bezweifele, dass Gott es akzeptiert, wenn Christen sich mit solchen "Traditionen" einlassen, weil sie diese unter "Kultur" einordnen. Was meint die Bibel mit "Zauberei"?
5. Mose 18, 9-14
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Benutzeravatar
Magdalena61
Beiträge: 15073
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44

#4 Re: Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von Magdalena61 » Do 7. Jan 2016, 23:31

closs hat geschrieben:Am allereinfachsten wäre es, wenn man es wieder an 1.Kor. 13 festmacht: Alles, was man gegen die Liebe glaubt, ist abergläubisch. - Das kommt wahrscheinlich substantiell wirklich hin - dann kann man sich wissenschaftliche Abgrenzungen sparen.
"Liebe"?
Ein weitläufiger Begriff... :)

Abgenützt, inflationär eingesetzt, verwaschen, weichgespült, passt auf jeder Ideologie und in jeden Topf.

Liebe braucht ein geist(l)iches Fundament; das richtige Fundament. Dann kann man 1. Kor. 13 anwenden. (Und sich vorher über Details streiten).

Ich kannte eine Frau, die konnte "besprechen". Sonderlich sympathisch war sie nicht. Ihre Aktionen verbuchte sie sicherlich auch unter der Rubrik "Liebe". Denn sie wollte ja "etwas Gutes" bewirken, Krankheiten heilen etc.

Eine andere Frau hatte angeblich "heilende Hände". Ich habe sie mal in Aktion erlebt, den sie war die frühere Bewohnerin der Wohnung, in welcher ich wohnte, und sie kam immer noch zu Besuch zu den anderen Parteien im Haus, mit denen sie Jahrzehnte lang zusammen gewohnt hatte.

Wir saßen im Garten unten, der für alle Mieter zugänglich war. Da gab es Sitzgelegenheiten. Die "Heilerin" legte einer anderen älteren Frau die Hände auf, um deren Kopfweh zu "heilen". Dabei schaute sie mich an. (Warum eigentlich?)
So einen bösen, finsteren Blick habe ich selten gesehen.

Das sind aber eher peanuts, nichts Besonderes.

Was andere Christen bestätigen können ist, dass Leute, die irgendwelche Magie betreiben, grundlos ablehnend und feindselig sind gegenüber Gläubigen, auch dann, wenn die Gläubigen überhaupt nichts sagen zu diesen Übungen und freundlich sind.

Übrigens gehören diese Islamisten in die gleiche Kategorie. Deswegen verfolgen sie die "unauffälligen" Gläubigen. Deswegen diese Aufgeblasenheit und dieser Haß. Sie könnten die "normalen Muslime" doch einfach in Ruhe lassen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#5 Re: Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von closs » Do 7. Jan 2016, 23:45

Magdalena61 hat geschrieben:Abgenützt, inflationär eingesetzt, verwaschen, weichgespült, passt auf jeder Ideologie und in jeden Topf.
Stimmt - deshalb sollte man "Liebe" definieren. - Aus meiner Sicht (und arg abstrakt) ist Liebe das Verient-Sein mit DEM einen Gott oder die Sehnsucht danach - und das daraus erfolgende Handeln in der Praxis.

ThomasM
Beiträge: 5866
Registriert: Mo 20. Mai 2013, 19:43

#6 Re: Volkstümliche Bräuche: Kulturgut oder Aberglaube?

Beitrag von ThomasM » Fr 8. Jan 2016, 09:17

Magdalena61 hat geschrieben:
So ist Kultur eben ein Teil der Identifikation des Umfelds, in dem ich lebe. Nichts davon ist per se böse oder okkult oder negativ.
Das auch nicht?
http://www.orakelimweb.de/rauhnacht.htm
Alles harmlos?
Das hat nichts mit Bräuchen oder mit Kultur zu tun, das ist Esoterik. Also eine andere Glaubensvorstellung.
Und damit so "harmlos", wie du andere Glaubensrichtungen eben einordnen willst. Ich maße mir kein Urteil an, das eh von Gott kommen wird. Ich kann Menschen teilweise verstehen, die derartige esoterische Mechanismen für sich nutzen wollen. Es ist ein Ausdruck der Unsicherheit und der Angst.

Der Begriff "Okkultismus" beinhaltet unter Christen zu viel offensiven Druck auf die Weltanschauungen anderer Menschen und zu wenig Liebe. Ich lehne diesen Ausdruck ab, weil damit unter Christen extremer Missbrauch getrieben wird. Die teuflische Indoktrination der Angst, die insbesondere manche amerikanische pseudochristliche Prediger mit dem Thema treiben, ist absolute Abwendung vom Gott der Liebe.

Hier wird ein tatsächliches Thema angesprochen. Viele, auch heute noch üblichen, Verhaltensweisen haben ihren Ursprung im Aberglaube früherer Generationen. Und unsere Vorfahren warfen sehr abergläubisch, das ist Tatsache.

Die zentrale Frage ist:
Was an den Verhaltensweisen ist schlecht, wenn ich den Aberglaube nicht teile?

Nehmen wir ein Beispiel:
Aus Aberglaube sollten sich Braut und Bräutigam am Tag vor der Hochzeit nicht sehen. Man glaubte, dass dann der Bräutigam dann die Verbindung lösen würde. Was natürlich Unsinn ist.

Aber wenn ich heute diesen Brauch aufrecht erhalte, obwohl ich diesen Aberglaube nicht teile, dann stört es nicht. Im Gegenteil, es erhöht die Vorfreude, gibt Zeit, sich auf die eigene Familie zu konzentrieren und macht diesen Tag in mancher Weise besonders.

Oder:
Was stört es, wenn ich nicht unter angelehnten Leitern hindurchgehe? Vorsicht hat nur sehr selten geschadet.
Oder wenn man am Freitag dem 13. besonders achtsam ist? Die Statistik besagt, dass an diesem Tag besonders wenig Unfälle geschehen, das hat doch positive Auswirkungen. Ich habe an einem solchen Tag geheiratet.
usw.

Magdalena61 hat geschrieben: Ich bezweifele, dass Gott es akzeptiert, wenn Christen sich mit solchen "Traditionen" einlassen, weil sie diese unter "Kultur" einordnen. Was meint die Bibel mit "Zauberei"?
5. Mose 18, 9-14
Die Bibel meint mit "Zauberei" das bewusste Hinwenden zu Götzen, um Macht über andere Menschen zu bekommen. Es ist also eine Ablehnung der Machtmanipulation und Machtausübung.
Wesentlich ist dabei das bewusste Hinwenden und das explizite Ansprechen fremder Götzen.

Mit Brauch oder Traditionen hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Antworten