Was ist eigentlich "Aufklärung"?

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closs
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#1 Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mo 4. Jul 2016, 08:46

Bei unseren Diskussionen wird gelegentlich der Begriff "aufgeklärt" benutzt - was ist das eigentlich?

Die Früh-Aufklärung verstand sich als Instrument des Göttlichen: Man habe damit einen Weg gefunden, Gott und seine Schöpfung besser zu verstehen. - Immanuel Kant verstand unter Aufklärung, die Vernunft auf ihre Spitze zu treiben. - Unsere heutige Spät-Aufklärung versteht sich als fortschrittliche Alternative zu Gott selbst - also nicht also Werkzeug Gottes, sondern als Maßstab dafür, ob es Gott gibt.

"Aufklärung" hat sich also inhaltlich über die Jahrhunderte fundamental inhaltlich verändert. - Was versteht Ihr unter "Aufklärung"?

Pluto
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#2 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 08:51

Danke für das interessante Thema! :thumbup:

closs hat geschrieben:Unsere heutige Spät-Aufklärung versteht sich als fortschrittliche Alternative zu Gott selbst - also nicht also Werkzeug Gottes, sondern als Ersatz für Gott - nicht als Lehrling Gottes, sondern als Maßstab dafür, ob es Gott gibt.
Nein das glaube ich nicht.
Ich denke die Aufklärung ist die Bemühung der Menschheit zu zeigen was wirklich ist, und nicht blind den Dogmen der vor 500 Jahren allein herrschenden Kirche zu vertrauen.

closs hat geschrieben:Was versteht Ihr unter "Aufklärung"?
Vielleicht: Befreiung vom Aberglauben.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#3 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Halman » Mo 4. Jul 2016, 14:43

Lieber Kurt,

vielen Dank für Diesen Thread. Ich stimme Dir darin zu, dass es höchste Zeit wird über diesen hier viel verwendeten Begriff Aufklärung zu sprechen. Zum Begriff habe ich folgende Beschreibung gefunden:
Die Aufklärung ist eine seit dem 17. Jahrhundert vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität. Der Begriff Aufklärung steht als Epochenbezeichnung der deutschen Literaturgeschichte, die Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit einschließt.
Die meiner Meinung nach zentralen Begriffe habe ich farblich hervorgehoben.

Da es hier ja vorwiegend um die geisteswissenschaftliche Perspektive geht, dürfte für uns besonders der Philosophische Hintergrund von Interesse sein. Der vielleicht bedeutenste Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant, definierte Aufklärung folgendermaßen:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen."
Bild
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#4 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mo 4. Jul 2016, 15:04

Pluto hat geschrieben: Befreiung vom Aberglauben
Was wäre der Unterschied zwischen "Glaube" und "Aberglaube"?

Halman hat geschrieben:"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen
Wenn Unmündigkeit ein Unvermögen ist: Wie kann es dann selbstverschuldet sein? Weil der Mensch in der Regel den Verstand hätte, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen? Wäre es so, wäre unsere obenflächliche Meinungs-Gesellschaft im Sinne Kants extrem unmündig. Wie siehst DU das?

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#5 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 16:57

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Befreiung vom Aberglauben
Was wäre der Unterschied zwischen "Glaube" und "Aberglaube"?
Muss ich dir das erklären? Ich sehe Keinen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#6 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 16:59

Halman hat geschrieben:Der vielleicht bedeutenste Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant, definierte Aufklärung folgendermaßen:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit."
Ja. Kant hat es besonders gut auf den Punkt gebracht.
Ich hätte mich zuerst beim Altmeister erkundigen sollen... selber schuld. Bild
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#7 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von NIS » Mo 4. Jul 2016, 17:25

Es gibt den Glauben, den Aberglauben, den Unglauben und den Irrglauben!

Der Glaube ist die ewige Jungfrau, Jesus Christus!

Der Aberglaube ist der Bettler am Kreuz, ein Götzenbild in vielen Kirchen!

Der Unglaube ist nicht glauben, sondern wissen!

Der Irrglaube ist die Kraft und der Antrieb der Ägypter gewesen! Die Ägypter sind mit Pyramiden aus Steinen durch das Weltall geflogen, bis sie die Erde, Eden erobern wollten und ihre Pyramiden zu Sand zerfallen sind, als sie mit der Atmosphäre und der Erde (Materie) in Berührung kamen. Die Ägypter verführten damals die ersten Menschen, Adam und Eva, mit einem Apfel zum Unglauben!
Wir wollen nicht glauben, sondern wissen!
AMEN der Mensch
Der Heilige Geist (Hauke)

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#8 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von closs » Mo 4. Jul 2016, 17:49

Pluto hat geschrieben:Muss ich dir das erklären? Ich sehe Keinen.
Also meinst Du mit "Befreiung vom Aberglauben" gleichzeitig "Befreiung vom Glauben" - ist doch logisch gedacht, oder?

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#9 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Pluto » Mo 4. Jul 2016, 18:57

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Muss ich dir das erklären? Ich sehe Keinen.
Also meinst Du mit "Befreiung vom Aberglauben" gleichzeitig "Befreiung vom Glauben" - ist doch logisch gedacht, oder?
Aberglaube kann viele Gesichter haben.
Wie unterscheidest du dazwischen? Was ist wahr, was ist Illusion?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#10 Re: Was ist eigentlich "Aufklärung"?

Beitrag von Halman » Mo 4. Jul 2016, 19:12

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben: Befreiung vom Aberglauben
Was wäre der Unterschied zwischen "Glaube" und "Aberglaube"?

Halman hat geschrieben:"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen
Wenn Unmündigkeit ein Unvermögen ist: Wie kann es dann selbstverschuldet sein? Weil der Mensch in der Regel den Verstand hätte, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen?
Nun, gem. Kant ist das Unvermögen dann selbstbeschuldet, "wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegts".

In den vielen Jahrhunderten vor der Aufklärung verstandt man unter Beweisführung noch etwas völlig anderes als in der Neuzeit. Damals berief man sich auf Autoritäten, wie Aristóteles und Augustinus Aurelius und präsentierte seine "Beweisführung" in möglichst guter Rhetorik. Damit wurde die Autorität der "Priesterschaft" bzw. der Geistlichkeit zementiert.
Die neue Idee, Thesen durch überprüfbare Beobachtungen und Experimente zu überprüfen, war natürlich ein direkter Angriff auf die Autorität der Elite, da es nun möglich war, ihre "Wahrheiten" kritisch zu hinterfragen, indem man ihre Autoritäten und ihre Redekunst infrage stellte. Dazu bedurfte es freilich des Mutes und der Entschließung, sich seines Verstandes zu bedienen.

Halman hat geschrieben:Wäre es so, wäre unsere obenflächliche Meinungs-Gesellschaft im Sinne Kants extrem unmündig. Wie siehst DU das?
Meiner Meinung nach ist es heute sogar noch schlimmer als zu Kants Zeiten und zwar einfach deshalb, weil es heute leichter möglich ist, sich zu informieren. Wir haben Büchereien und Buchläden und das Internet (obgleich hier Vorsicht geboten ist, denn nicht alles ist Gold, was glänz, ein großer Teil des Internets ist Interdreck und je nach Wissensstand des Users kann es mehr oder weniger häufig ziemlich schwierig werden, seriöse Information von Desinformation zu unterscheiden).
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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