Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Rund um Bibel und Glaube
michaelit
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#1 Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von michaelit » Mi 17. Aug 2016, 17:27

Hallo,

so wie ich das zur Zeit sehe kann ich nicht mehr von einer Unfehlbarkeit der Bibel ausgehen. Stattdessen scheint die Bibel an vielen ihrer Stellen nicht gerade freundlich zum Menschen zu sein. Eigentlich soll Gott ja die Liebe sein, aber so wie er in der Bibel handelt ist er nicht Liebe. Das fängt bei der Sintflut an und hört bei dem Lazarusgleichnis (wörtlich genommen) auf.

Man müßte daher die Bibel ganz neu rezipieren und vom hebräischen/griechischen Urtext ausgehen. Ich habe gelesen da findet man interessante Wortspiele in der Bibel, so daß kein Vers in ihr nur eine einzige Bedeutung hat.

Gott will ja bekannt sein für Liebe und Güte. Und nur so kann man ihm auch vertrauen. Wenn ich aber die Berichte bei Jesaja und Jeremiah lese dann hat Gott nicht immer nur Liebe und Güte in sich. Also entweder Jesaja und Jeremiah haben mit diesen Aussagen recht und Gott ist nicht die Liebe, oder sie haben unrecht und damit ist die Bibel nicht unfehlbar. Sie ist ja auch nur ein Buch, und fiel nicht einfach vom HImmel.

Ich denke damit kann man davon ausgehen daß die Bibel ein Buch von Meinungen ist. Und einer Meinung, zudem wenn sie böse ist, muß man auch widersprechen können. Ich glaube es gibt einen Gott. Aber ich kann mir mittlerweile denken daß er nicht alles so meint wie es die Bibel sagt. Wenn ich die Natur sehe dann komme ich zu dem Schluß daß sie sich nicht selbst erschaffen hat. Aber vielleicht sind Gott und Kosmos identisch bzw der Panentheismus hat Recht wenn er Gott mit dem Kosmos und "noch mehr" setzt.

Was uns Menschen angeht müßten wir davon ausgehen daß wir eine große Familie sind. Und daß wir zusammengehören. Und daß das auch Jesus so sah als er für uns alle starb. Wie könnten wir die Welt ohne Gott zu einem besseren Platz machen? Der Tod würde uns am Ende alle mutlos machen. Deswegen brauchen wir Gott und viele Leute fühlen das auch. Das Leben ist so leer ohne die Liebe Gottes.

Aber warum verdammt noch mal muß es soviel Leid geben auf der Welt? Warum kann man manchmal Gott gar nicht mehr finden in der Unzahl an bösen Geschehnissen auf der Erde? Da sehe ich auch die Existenz der Sünde, denn Menschen die Böses tun sündigen gegen ihr Gewissen und gegen den Gott der Liebe.

Wie löst ihr dieses Dilemma? Habt ihr Gotteserfahrungen gemacht die anders sind als die der Bibel?

2Lena
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#2 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von 2Lena » Do 18. Aug 2016, 15:20

michaelit hat geschrieben:Also entweder Jesaja und Jeremiah haben mit diesen Aussagen recht und Gott ist nicht die Liebe, oder sie haben unrecht und damit ist die Bibel nicht unfehlbar.
Wende bitte mal auch bei den Propheten an, was du hier selbst eben geschrieben hast:
"Man müßte daher die Bibel ganz neu rezipieren und vom hebräischen/griechischen Urtext ausgehen. Ich habe gelesen da findet man interessante Wortspiele in der Bibel, so daß kein Vers in ihr nur eine einzige Bedeutung hat."

michaelit hat geschrieben:warum verdammt noch mal muß es soviel Leid geben auf der Welt?
Muss eben nicht sein …
Jeder verkehrte Griff (gegen die Gebrauchsanweisung eines Maschinchens) bringt Kummer, wie viel mehr jedoch das falsche Handeln auf der Welt...

michaelit
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#3 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von michaelit » Do 18. Aug 2016, 18:20

Ich spreche gegen das wörtliche Schriftverständnis der Übersetzungen und gegen Teile der konservativen Rezeption.

Ich weiß schon daß die Bibel ganz anders wirkt wenn man sie metaphorisch liest.

Ich glaube etwa daß Israel das Heilige Land mit dem Wort erobert hat (Mund des Schwertes im Buch Richter), daß die Plagen in Ägypten ein religiöses Spiel waren und daß die Israeliten bei ihrer Reise durch die Wüste viel erlebt haben und nicht böse zu anderen Menschen waren. Sie haben es so gemacht daß man Jahwe entweder als toter (nur noch Gebote empfangende) bzw als lebendiger Mensch wie Moses folgen mußte. Und selbst Moses ist dann gestorben weil er den Juden nicht die wahrhaftige Heiligkeit Gottes in der Liebe gepredigt hat. Die Rebellion der Söhne Korah ist auch so ähnlich abgelaufen, die 250 Leute mit dem Räucherwerk standen für freie Liebe und Heiligkeit und sie brannten in Jahwe. Doch dann kam die Pestilenz die vermutlich für Entzweiung steht, und Aaron mußte priestern und stand zwischen Toten und Lebendigen.

Viele im Christentum sind heute noch zu tot weil sie an das Gesetz von Sünde und Tod glauben. Doch in Wahrheit gibt Gott Gnade und wenn man das erkennt ist man frei und die Sünde kann nicht mehr herrschen, zumal Jesus ja auch das Gesetz abgebaut hat und da es somit nicht mehr diese vielen Gebote gibt und daß die Sünde daher wieder tot ist. Der Mensch kann sich nicht in sovielen Details beherrschen und braucht ein anderes Licht und das besteht in Christus und bedeutet universale Liebe und Vergebung.

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Magdalena61
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#4 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von Magdalena61 » Fr 19. Aug 2016, 00:35

michaelit hat geschrieben:Gott will ja bekannt sein für Liebe und Güte. Und nur so kann man ihm auch vertrauen. Wenn ich aber die Berichte bei Jesaja und Jeremiah lese dann hat Gott nicht immer nur Liebe und Güte in sich.
Wenn Gott sein Volk für dessen Bosheit auch noch loben und belohnen würde, könnte ich Ihn nicht ernst nehmen.

Gott schickte die Propheten, um das Volk zu warnen. Er wollte und will seine Leute vor Unheil bewahren. Deshalb die teilweise sehr drastischen Worte.

Bitte denke einmal an die unrühmlichen Zeiten der Geschichte-- Ungerechtigkeit, Willkür, Egoismus, Götzendienst.... und wie das Fußvolk darunter gelitten hat. Da hätte man gerne Propheten gehört, scheint mir, die mit den Diktatoren der Weltgeschichte Klartext redeten.

Einerseits soll Gott immer "lieb" sein und ja niemals fordern oder drohen. Andererseits macht die Welt Ihm Vorwürfe, wenn er "nichts tut" angesichts schreiender Ungerechtigkeit und Machtmißbrauch.

So ein Gott hat's echt nicht leicht.
LG
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#5 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von Pluto » Fr 19. Aug 2016, 09:58

Magdalena61 hat geschrieben:
michaelit hat geschrieben:Gott will ja bekannt sein für Liebe und Güte. Und nur so kann man ihm auch vertrauen. Wenn ich aber die Berichte bei Jesaja und Jeremiah lese dann hat Gott nicht immer nur Liebe und Güte in sich.
Wenn Gott sein Volk für dessen Bosheit auch noch loben und belohnen würde, könnte ich Ihn nicht ernst nehmen.
Das waren noch Zeiten, damals als Gott sich als Rächer betätigte.

Mir scheint, die Geschichten von einem aktive Gott hörten ungefähr zur gleichen Zeit auf, wie die Menschen aufgeklärter wurden, und z.B. das breite Volk lesen und schreiben lernte.

Magdalena61 hat geschrieben:Einerseits soll Gott immer "lieb" sein und ja niemals fordern oder drohen. Andererseits macht die Welt Ihm Vorwürfe, wenn er "nichts tut" angesichts schreiender Ungerechtigkeit und Machtmißbrauch.

So ein Gott hat's echt nicht leicht.
Stimmt!

In deinem Text verbirgt sich die durchaus berechtigte Frage: "Was tut Gott heute?"
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

ThomasM
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#6 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von ThomasM » Fr 19. Aug 2016, 10:51

michaelit hat geschrieben: so wie ich das zur Zeit sehe kann ich nicht mehr von einer Unfehlbarkeit der Bibel ausgehen.
Die "Unfehlbarkeit" der Bibel ist sowieso nur eine menschliche Erfindung.
Gott ist unfehlbar.
Die Bibel ist ein von Menschen geschriebener Text. Wie kann ein Text "unfehlbar" sein.

Das entscheidende Argument hier ist ganz einfach:
Ein Text benötigt Leser. Leser sind immer Menschen. Das Verständnis eines Textes hängt IMMER auch vom Leser ab.
Und menschliche Leser sind niemals unfehlbar.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#7 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von ThomasM » Fr 19. Aug 2016, 10:56

Pluto hat geschrieben: Mir scheint, die Geschichten von einem aktive Gott hörten ungefähr zur gleichen Zeit auf, wie die Menschen aufgeklärter wurden, und z.B. das breite Volk lesen und schreiben lernte.
Dir scheint eindeutig falsch.
Die Aktivitäten Gottes werden auch heute noch vielfältig und oft berichtet. Du müsstest nur in die Gemeinden hineinhören.

Allerdings - und das ist der wesentliche Punkt.
Die Wahrnehmung der Menschen von Gott hat sich verändert. Viele Menschen sehen heute nur noch den "lieben Gott" und vergessen den strafenden, richtenden Gott (außer bestimmte Sekten, die das umgekehrt machen).
Tatsache ist, dass die Wahrnehmung der Menschen zeitbedingt beeinflusst und beschränkt ist.
Während im Altertum das Gottesbild eben so war, wie im AT überliefert und der Schwerpunkt auf dem rächenden, richtenden Gott als absoluter Herrscher lag, ist das heute eben anders.
Das ist aber keine Schwäche Gottes, sondern der Menschen.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

michaelit
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#8 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von michaelit » Fr 19. Aug 2016, 12:23

Mir ist nicht ganz klar worin die Unfehlbarkeit der Bibel bestehen sollte als darin daß sich manche Christen über andere erheben. Im Alten Testament wird die Bibel nirgendwo als unfehlbar bezeichnet und auch Paulus oder andere Schriftautoren sahen das nicht so. Die Bibel hat göttlichen Geist in sich, das stimmt, aber es gilt dennoch, "Der Buchstabe tötet doch der Geist macht lebendig". Mit Worten kann man nicht immer etwas ausrichten, mit Taten dagegen schon. Deswegen ja auch das Kreuz und nicht nur das Wort. Das Kreuz steht fest, es ist vollbracht. Und das Kreuz wird auch in aller Ewigkeit fest stehen. Geht ja auch nicht anders, wir bleiben imperfekte Kreaturen.

Pflanzenfreak
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#9 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 19. Aug 2016, 14:15

Für mich ist die Bibel so eine Art Gebrauchsanweisung zum Leben.
In Lebensbildern, wo ich nachlesen kann wie Jemand gelebt hat und was dahinter stand: seine Motivation und wie er sie umsetzte.
Ratschläge und Anweisungen die mir zeigen worauf ich achten muß beim Leben.
Und natürlich kommt es darauf an, was ich herauslesen will. Bei der Sintflutgeschichte z.B.: kann ich lesen, daß Gott Rachsüchtig ist und Mensch und Tier elendlich ertrinken läßt. Oder aber ich kann lesen, daß Gott die Menschheit die ihn verspottete aufgeben wollte. Er hat es nicht getan. Suchte Noah aus, weil der im glaubte. Und so blieb die Menschheit erhalten. Gott, bereute und versprach nie wieder eine Sintflut kommen zu lassen.
Schwer vorstellbar, daß die Menschen von der Sintflut überrascht wurden. Sie bekamen ja mit, daß Noah dieses Riesenschiff baute. Überrascht waren sie nur daß Gott seine Pläne wahr macht. Das tut er noch heute.

michaelit
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#10 Re: Erlösung, Liebe und die Fehlbarkeit der Bibel

Beitrag von michaelit » Fr 19. Aug 2016, 14:34

Pflanzenfreak, glaubst du wirklich daß die Story mit dem Riesenschiff historisch ist? Ich denke man muß da kreativ sein und sich eine ganz viel größere und tiefere Geschichte dazudenken. Nimm mal an die Sintflut wäre eine Geistflut gewesen die die Menschen überrascht hat weil es nun um Gerechtigkeit gehen sollte. Daß Noah ein Stamm war und daß das Riesenschiff für eine Gemeinschaft von Menschen steht die alle bestimmte Eigenschaften von Tieren hatten, teilweise rein, teilweise unrein. So denke ich mir die tatsächliche Geschichte. An eine Wasserflut glaube ich nicht denn die Wissenschaft steht gegen solche Ideen. Man hat etwa die Sedimente der Gründe von Flüssen in Südamerika untersucht und da ist nirgendwo ein Bruch wie von einer tatsächlichen Wassersintflut zu erwarten.

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