Lutherbibel 2017

Rund um Bibel und Glaube
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Magdalena61
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#11 Re: Lutherbibel 2017

Beitrag von Magdalena61 » So 25. Sep 2016, 23:09

Luther hat unbestritten eine phänomenale Arbeit auf sich genommen, und das als einzelner Mensch ohne wissenschaftliches Team hinter sich.

Für die Übersetzung des NT orientierte er sich an der Ausgabe des Griechischen Neuen Testaments von Erasmus von Rotterdam.
Erasmus hatte als Grundlage für seine Ausgabe des Neuen Testaments allerdings nur griechische Handschriften aus dem 12. und 15. Jahrhundert benutzt. Erst im 19. Jahrhundert wurde vor allem durch die Forschungsarbeit Konstantin Tischendorfs der griechische Text des Neuen Testaments stark verbessert, da Tischendorf wesentlich ältere Textzeugen seiner Ausgabe zu Grunde legte, wie den Codex Sinaitcus aus dem 4. Jahrhundert nach Christus.
Quelle
Die Übersetzung konnte ja nun nicht besser sein als die Vorlage.

Meiner Meinung nach wird Martin Luther von der evangelischen Seite zu stark beweihräuchert. Man erhebt ihn ja fast schon zu einem Nebengott. Sein Denken war von der Weltanschauung seines Ordens beeinflußt; Luther war Augustinermönch. Die Ideologie des Ordens floß in seine Übersetzung mit ein-- wie sonst konnte der Mann "Gehilfin" übersetzen, wenn da im Original "ezer" steht, und das auch noch in der männlichen Form? Das bedeutet "Hilfe", nicht "Dienstbote", und derselbe Ausdruck wird auch für die Hilfe Gottes verwendet, und zwar hier.

Die Interpretation des Augustinermönches war also nicht unfehlbar; auf der "Gehilfin" wurde in den folgenden Jahrhunderten eine komplett falsche Lehre aufgebaut-- deswegen sind Verbesserungen, die aufgrund einer gewachsenen Erkenntnis vorgenommen werden und sich wieder mehr dem Original nähern, durchaus sinnvoll.

Da leider keine einzige der Bibelübersetzungen fehlerlos ist, da bei der Übertragung ins Deutsche auf Interpretation nicht verzichtet werden kann, empfiehlt es sich, mehrere Übersetzungen parallel zu lesen. Jede hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen.
LG
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Halman
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#12 Re: Lutherbibel 2017

Beitrag von Halman » Mo 26. Sep 2016, 20:01

Magdalena61 hat geschrieben:Da leider keine einzige der Bibelübersetzungen fehlerlos ist, da bei der Übertragung ins Deutsche auf Interpretation nicht verzichtet werden kann, empfiehlt es sich, mehrere Übersetzungen parallel zu lesen. Jede hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen.
LG
Genau so ist es. Seltsamerweise wollen hier einige diese Tatsache nicht einsehen. Vermutlich aus Bequemlichkeit.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Magdalena61
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#13 Re: Lutherbibel 2017

Beitrag von Magdalena61 » Mo 26. Sep 2016, 23:53

Na ja, man kann sich an eine Bibelübersetzung gewöhnen :) .
So geht es mir ja auch. Eine Luther war meine erste Bibel, und die lese ich immer noch am liebsten.
LG
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closs
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#14 Re: Lutherbibel 2017

Beitrag von closs » Di 27. Sep 2016, 00:24

Magdalena61 hat geschrieben:Meiner Meinung nach wird Martin Luther von der evangelischen Seite zu stark beweihräuchert.
Komischerweise ist er - bis auf Dinge wie Zölibat, etc - den Katholen eher näher - die Evangelen haben sich aus meiner Sicht im 19./20. Jh.) stark von ihm entfernt (Pietismus/Liberalismus). - Du wirst besser wissen, wie die Evangelikalen zu ihm stehen - wie denn?

stan hat geschrieben:Ich glaube ich werde bei meiner Luther 84 bleiben, wenn dann sollte sich am Grundtext orientiert werden, mir ist diese Übersetzung 2017 einfach zu weit weg von meiner Art zu sprechen
Es ist wirklich ein Problem, ob man volks-verständlich oder in textnaher Tiefe übersetzt - beides zusammen geht nicht.

Die volks-verständliche Übersetzung, die in Puncto "Tiefe" überraschend gut abschneidet, ist die "Volxbibel" (eine Bibel für Heranwachsende in "cooler" Sprache). - Warum? Weil sie dem Verständnis-Level des durchschnittlichen Lesers sehr nahe kommt UND eine gute Redaktion hat, die in den schnoddrigen Übersetzungen Dinge gut auf den Punkt bringt.

Das Gegenteil ist meine viel-geliebte Buber-Übersetzung (nur AT), die tiefen Einblick in Denkweise und Zungenschlag der AT-Zeit bringt - versteht aber keine Sau (ich muss manchmal bei "normalen" Übersetzungen gucken, um erst dann zu verstehen, was Buber meint). - Das hat damit zu tun, dass Buber bis zur SChmerzgrenze versucht, hebräischen Wortsinn rüberzubringen.

Also für alles was da. :)

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