Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

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michaelit
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#1 Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von michaelit » Sa 24. Sep 2016, 15:01

Hallo,

meiner Ansicht nach ist es viel richtiger wenn man Sünde anhand unseres allgemeinen Wissens um das Gute und um die Liebe definieren. Ohne Liebe und Güte kann kaum ein Mensch leben, und diese Wahrheiten sind uns auch nahe. Wenn wir sie mit Gott verbinden finden wir daß Gott Liebe ist, denn nur das Gute und die Liebe ehren ihn wirklich in uns. Wir haben ja mit dem Verstand und mit unserem eigenen Geist einen Funken Gottes in uns. Was in Gott eine ganze Sonne ist, ist bei uns nur ein Funke, aber Gott hat auch Charakter und Tugend in sich und kennt sogar die Demut, so daß er sich uns zuwendet und uns niemals verachtet sondern uns einfach nur liebt.

Aus der Erkenntnis des Menschen, der Wahrheit und der Realität heraus ist es auch wichtig, Sünde nicht einfach nur als Gottlosigkeit zu definieren. Diese Definitionen wurden in Gang gebracht damit sich Menschen voneiander abgrenzen können. Diese Abgrenzung ist aber nicht gottgewollt. Wir können nämlich davon ausgehen daß Gott als der liebende Geist des Kosmos sich jedem Menschen irgendwie offenbart, und das gerade im Gewissen, und im Herzen, dort wo wir Güte und Liebe überhaupt wahrnehmen.

Was ich meine ist daß Christen aufhören müssen sich selbst als besser als die sie umgebende Welt zu verstehen. Ich komme aus einer größtenteils nichtchristlichen Familie und kenne das daher. Mein atheistischer Vater war ein guter Mensch gewesen, ebenso sind auch meine Schwestern alle nicht böse, obwohl sie nicht weiter an Jesus glauben. Das Dogma der allgemeinen Verdorbenheit des Menschen ist falsch, stattdessen ist der Mensch gut geschaffen und hält sich größtenteils wacker in dieser Welt. Viele seiner Fehler sind nicht Bosheit sondern Schwäche zuzuschreiben.

Wenn wir Sünder wieder als Lieblosigkeit und Unbarmherzigkeit definieren, da kommen wir viel weiter. Ansonsten nämlich denken wir daß es schon Sünde ist zu masturbieren, daß man in der Kirche bei allem mitmachen muß, daß man total bibeltreu leben muß (selbst dort wo die Bibel Unsinn sagt), usw. Gott sollte von uns dorthin geholt werden wo wir wirkliche Mängel haben, wo er uns am meisten helfen kann.

Mimi
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#2 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Mimi » Di 27. Sep 2016, 13:08

Hallo,
Michaelit schrieb:
Was ich meine ist daß Christen aufhören müssen sich selbst als besser als die sie umgebende Welt zu verstehen. Ich komme aus einer größtenteils nichtchristlichen Familie und kenne das daher. Mein atheistischer Vater war ein guter Mensch gewesen, ebenso sind auch meine Schwestern alle nicht böse, obwohl sie nicht weiter an Jesus glauben. Das Dogma der allgemeinen Verdorbenheit des Menschen ist falsch, stattdessen ist der Mensch gut geschaffen und hält sich größtenteils wacker in dieser Welt. Viele seiner Fehler sind nicht Bosheit sondern Schwäche zuzuschreiben.
In meinem engeren Freundeskreis befinden sich atheistische Menschen in der
Überzahl.
(Einige davon kann man vielleicht nur bedingt atheistisch bezeichnen,
da sie manches nicht grundsätzlich komplett von sich weisen, es aber ablehnen,
sich weiter damit zu befassen).
Sie alle sind von innen heraus gut, extrem hilfsbereit und verständnisvoll – ohne
Eigennutz. Das durfte ich besonders auch während einer längeren, schweren
Erkrankung erfahren.
Ich nenne das hin und wieder den ursprünglichen Stempel Gottes, der aus ihnen
schimmert – ohne dass sie sich dessen bewusst sind.
LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
Dietrich Bonhoeffer

Pluto
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#3 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Pluto » Di 27. Sep 2016, 13:13

Mimi hat geschrieben:Sie alle sind von innen heraus gut, extrem hilfsbereit und verständnisvoll – ohne
Eigennutz. Das durfte ich besonders auch während einer längeren, schweren Erkrankung erfahren.
Dass es solche Nächstenliebe gibt, will ich nicht ausschließen.
Aber letztlich dienen alle unsere Handlungen unser eigenes Wohlsein zu steigern. Ich behaupte mal, da sind Atheisten und Christen OHNE AUSNAHME gleich.

Mimi hat geschrieben:Ich nenne das hin und wieder den ursprünglichen Stempel Gottes, der aus ihnen schimmert – ohne dass sie sich dessen bewusst sind.
Möglich, dass die Menschen offensichtlich so handeln, aber man sollte sich fragen, warum das so ist (was ist das Motiv).
Ob das wirklich der "Stempel Gottes" ist, stelle ich in Frage.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Mimi
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#4 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Mimi » Di 27. Sep 2016, 13:51

Hallo,
Pluto:
Ob das wirklich der "Stempel Gottes" ist, stelle ich in Frage.
Aus Deiner Position heraus verstehe ich das durchaus.

Das mit dem „Stempel“ fußt bei mir auf
Römer 2,13-15 (Luth. 1984)
13 Denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz "hören," sondern die das Gesetz "tun," werden gerecht sein.
14 Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz.
15 Sie beweisen damit, dass in ihr Herz geschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die einander anklagen oder auch entschuldigen -
16 an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Christus Jesus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt.

Ich stelle halt in meinem Kreis fest, dass ich, ähnlich wie michaelit schrieb, bis zu einem
gewissen Grad bei guten
(klingt ein wenig abgedroschen, ich meine jetzt nicht den Begriff „Gutmenschen“)
Menschen keinen Unterschied in der Handlungsweise und Entgegenkommen im Vergleich
zu etlichen Christen ersehen kann.
Der „gewisse Grad“ stellt sich natürlich immer dann ein, wenn es um Zuweisung auf das Göttliche geht. Aber ich darf bei meinen Freunden meine Ansicht kundtun, es wird irgendwie akzeptiert wie ich gestrickt bin. Keiner traktiert mich deswegen und wir haben echt fruchtbare Diskussionen, ohne uns gegenseitig zu nerven.
LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
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#5 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Pluto » Di 27. Sep 2016, 17:31

Mimi hat geschrieben:Aber ich darf bei meinen Freunden meine Ansicht kundtun, es wird irgendwie akzeptiert wie ich gestrickt bin. Keiner traktiert mich deswegen und wir haben echt fruchtbare Diskussionen, ohne uns gegenseitig zu nerven.
Es ist wirklich sehr schön, wenn man so tolerante Freunde hat, Mimi.
Allzu oft enden Diskussionen über Gott in Aggressionen, oder aber man guckt sich nur noch schweigend an.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Mimi
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#6 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Mimi » Mi 28. Sep 2016, 19:34

Hallo,
Pluto:
Dass es solche Nächstenliebe gibt, will ich nicht ausschließen.
Aber letztlich dienen alle unsere Handlungen unser eigenes Wohlsein zu steigern. Ich behaupte mal, da sind Atheisten und Christen OHNE AUSNAHME gleich.
Ich sehe nichts Unrechtes daran, das eigene Wohlsein zu steigern.
Gefühle sind da und nicht weg zu diskutieren.
Mit Eigennutz meine ich eher, dass man sich einen, im Voraus berechneten, speziellen Vorteil
davon verspricht. Oder vor Mitbürgern als besonders ehrenhaft dastehen möchte zur Steigerung des Ansehens.
Deswegen heißt es ja auch:
Matthäus 6,3 (Luth.1984)
3 Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut….
Sich damit vor Gott zu rühmen, ist aus christlicher Sicht auch völlig daneben.
Handelt es sich dabei ja um einen gebotenen Zustand, ein Mindestmaß.
Aber wohl fühlen darf man sich dabei, wenn dies mal gelungen ist.
Dann geht auch das: Bild
5.Mose 14,26 (Luth.1984)
....und gib das Geld für alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz wünscht, und iss dort vor dem HERRN, deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus....
(Kenne ein paar Christen, die würden jetzt verbittert den Zeigefinger hochhalten…..)
Natürlich ohne Übertreibung und Missbrauch!
Fröhlich sein, sich wohlfühlen ohne Gewissensbisse ist meines Erachtens
ein erstrebenswerter Zustand.
Spr 17,22 (Luth. 1984)
22 Ein fröhliches Herz tut dem Leibe wohl; aber ein betrübtes Gemüt lässt das Gebein verdorren.
LG
"Jedes menschliche Wunschbild,
das in die christliche Gemeinschaft mit eingebracht wird,
hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
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#7 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Pluto » Mi 28. Sep 2016, 19:42

Mimi hat geschrieben:Ich sehe nichts Unrechtes daran, das eigene Wohlsein zu steigern.
Gefühle sind da und nicht weg zu diskutieren.
Ganz meine Meinung! :thumbup:

Mimi hat geschrieben:Mit Eigennutz meine ich eher, dass man sich einen, im Voraus berechneten, speziellen Vorteil
davon verspricht. Oder vor Mitbürgern als besonders ehrenhaft dastehen möchte zur Steigerung des Ansehens.
Das würde ich aber eher unter Egoismus verbuchen.

Mimi hat geschrieben:Sich damit vor Gott zu rühmen, ist aus christlicher Sicht auch völlig daneben.
Handelt es sich dabei ja um einen gebotenen Zustand, ein Mindestmaß.
Aber wohl fühlen darf man sich dabei, wenn dies mal gelungen ist.
Es stimmt auch ganz ohne Gott ins Spiel bringen zu müssen. :D

Mimi hat geschrieben:Fröhlich sein, sich wohlfühlen ohne Gewissensbisse ist meines Erachtens ein erstrebenswerter Zustand.
Absolut richtig!
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#8 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Mimi » Mi 28. Sep 2016, 20:03

Hallo,
...ich dachte immer "Eigennutz" ist etwa das Gleiche wie Egoismus?
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hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
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#9 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Ruth » Fr 30. Sep 2016, 13:05

Pluto hat geschrieben: .... letztlich dienen alle unsere Handlungen unser eigenes Wohlsein zu steigern. Ich behaupte mal, da sind Atheisten und Christen OHNE AUSNAHME gleich.

Ich denke auch, ein Mensch KANN nicht lieben, ohne dass er dafür etwas (Liebe) zurück bekommt.
Nun gibt es aber in der gesamten Menschheit auch das Prinzip, mit welchem man Menschen lieben kann, weil man von einem anderen Menschen Liebe bekommt.
Beispiel: wenn jemand Kinder hat und nach Beendigung der Ehe (aus welchen Gründen auch immer) einen neuen Partner findet (möglicherweise auch mit Kindern). Dann lieben sich die beiden Elternteile. Aber die Liebe zu den dazugehörigen Kindern wird von den Kindern oft nicht erwidert. Dann liebt man die Kinder des Partners, weil man Liebe vom Partner bekommt - um diese Liebe dem Partner zu zeigen.

Ich denke, so ungefähr funktioniert auch das Prinzip der Christen: Ein Christ weiß sich von Gott geliebt, und kann aus dieser Liebe, die sie/er von Gott empfängt, einen Menschen lieben, der seinerseits keine Liebe zurück gibt - sogar auch Feinde. Diese Art der Liebe KANN man nur vergeben, wenn man die Liebe von Gott selbst empfängt :!:

Mimi
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#10 Re: Definition der Sünde anhand von Liebe und Güte

Beitrag von Mimi » Fr 30. Sep 2016, 14:08

Hallo,
Ruth:
Ich denke, so ungefähr funktioniert auch das Prinzip der Christen: Ein Christ weiß sich von Gott geliebt, und kann aus dieser Liebe, die sie/er von Gott empfängt, einen Menschen lieben, der seinerseits keine Liebe zurück gibt - sogar auch Feinde. Diese Art der Liebe KANN man nur vergeben, wenn man die Liebe von Gott selbst empfängt :!:
Das ist eine sehr schöne, hilfreiche Erklärung! :Herz:
LG
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hindert die echte Gemeinschaft und muss zerbrochen werden,
damit die echte Gemeinschaft leben kann."
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