Was bedeutet "weltlich" sein?

Rund um Bibel und Glaube
SilverBullet
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#51 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von SilverBullet » Di 17. Apr 2018, 22:01

Mirjam hat geschrieben:Ich zum Beispiel bin ganz beruhigt im Angesicht meines Todes, wann immer er auch kommen mag. Weil ich nämlich auf die Rechtschaffenheit meiner Handlungen vertraue, wenn mein Herz(Ib) dem Gericht ausgesetzt ist. Weil ich an die ewige Dauer meines Ka in Osiris und an die Wiedergeburt meines Ba in Re glaube. Sowie an die Gnade, den Schutz und die persönliche Fürsprache meiner Mutter Hathor.
Irgendwie finde ich das sympathisch.

Vielleicht weil es originell aber auch konsequent ist, die ganz alten Vorstellung anzunehmen und nicht auf die Nachahmerprodukte zu setzen (wobei ich nicht sagen kann, woher die Ägypter ihre Ideen hatten).
Es fällt mir leicht einen Bonus zu vergeben, denn ich kann mir sicher sein, dass das nicht zu einer Massenbewegung wird (und du wirst hier vermutlich auch Gegenwind von den „Glaubens-Leistungsportlern“ bekommen).

Bei „Novalis“ geht es mir ähnlich. Er setzt sich exakt „zwischen die Stühle“, so dass eher keine Gefahr davon ausgeht. Seine aktuelle Begeisterung für „den Islam“ sehe ich als „aufgesetzt“ an und ist meiner Meinung nach nur temporär – irgendwann macht er einfach wieder sein eigenes Ding, worauf er wieder kritisiert wird und schon dreht sich das Spielrad ein Stückchen weiter usw. usw.

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Zum Thema: was ist „weltlich“.
Ganz einfach: Wahrnehmung
Ich zähle hier das gesamte Spektrum der „mentalen Aktivitäten“ dazu (Denken, Kreativität, Intelligenz, Phantasie, Träumen, usw. usw.)

Sämtliche Zusammenhänge, mit denen wir umgehen (bei Wahrnehmung geht es ausschliesslich um Zusammenhänge) sind geprägt von Körperlichkeit, Objekthaftigkeit, Räumlichkeit, „Weltlichkeit“.

Das Gehirn baut minuziös eine Zusammenhangseinteilung in den Daten auf, die „ankommen“. Das sind aussschlieslich Daten, die vom Körper aus einer Körperstellung heraus gesammelt werden (-> Subjektivität) und sie drehen sich ausschliesslich um „Körper in der Welt“.

Was soll „geistig“ oder gerne auch „geistlich“ sein?
Wer eine Festlegung versucht, wird sehr schnell bei „nicht-weltlich“ landen, weil er wie gesagt, keine anderen Zusammenhänge zur Verfügung hat.

Ich verstehe natürlich, dass es in diesem Thema um die Aussagen irgendwelcher Religionen und deren phantasierten Aufteilungen gehen soll - die Sprache selbst verrät jedoch, dass es nie um ein „über das Weltliche hinaus“ geht, denn woher kommt der Zusammenhang „über … hinaus“? -> aus „der Welt“.

Die teilweise von Religionen zur Schau gestellte Ablehnung des Körperlichen („weltlich“ = „körperlich“) ist ein faszinierendes So-Tun-Als-Ob-Theater, ein „Trick 17 mit Selbstüberlistung“, denn diese Leute begreifen keinen Millimeter wie sie funktionieren.

closs
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#52 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von closs » Di 17. Apr 2018, 22:07

Mirjam hat geschrieben:Ich denke, dass man aus einer christlichen Perspektive die Begriffe "gut", "richtig" und "gottgefällig" gleichsetzen und als Synonyme gebrauchen kann, Während ebenso "böse", "falsch" und "nicht gottgefällig" eigentlich das gleiche bedeuten. Würdet ihr das auch so sehen?
Ja - wobei damit nicht geklärt ist, was eigentlich damit gemeint ist.

Mirjam hat geschrieben:Weltlich = falsch und geistlich = richtig
Mit "weltlich" sollte in diesem Kontext eigentlich "das Weltliche als letzter Maßstab" gemeint sein - dito "göttlich als letzter geistiger/geistlicher Maßstab. - Damit ist sicherlich NICHT gemeint, dass alles in "der Welt" "schlecht" ist - im Gegenteil: Das Irdische soll durch den Geist "be-gutet" (Wortschöpfung von mir 8-) :lol: ) werden.

Mirjam hat geschrieben: Travis hat geschrieben:
Nicht jede weltliche Handlung ist an sich Sünde, aber jede Sünde ist weltlich.

So würde ich das nicht ganz sehen. Das würde ja bedeuten, dass es im "geistlichen" demnach keine Sünde gibt??
Da hast Du schon recht. - Allerdings wäre dann die Frage, was ein Geistiges sündig macht - und da kämen wir wieder zum Begriff "Eigen-Maßstäblichkeit". - Genau das ist doch das Grundmotiv des "Sündenfalls" und des "Satans" (alias König von Tyros).

Letztlich läuft "gut" und "böse" auf den Gegensatz von "Gott-Maßstäblichkeit" und "Ich-Maßstäblichkeit" hinaus. - Das "Weltliche" ist insofern ein Synonym für Ich-Maßstäblichkeit, als dass nach christlicher Lesart "der Fürst der Welt" der Satan ist.

Mirjam hat geschrieben:In JEDEM dieser Bereich und bei jeder bewussten Entscheidung muss ein Mensch nun beurteilen, welches die moralisch richtige Handlungsweise ist.
Dabei kann er richtig liegen oder irren. - Dieses Irren ist "eingepreist" mit der sogenannten "Erbsünde".

Mirjam hat geschrieben:Und die entscheidende Frage beim Begriffspaar weltlich - geistlich: Wie soll man beide Bereiche am besten ins Gleichgewicht bringen?
Gar nicht. - Man soll nicht ein Gleichgewicht schaffen (am Montag mit Heroin handeln und am Dienstag die Hälfte der Erlöse an die Kirche spenden), sondern man soll sein Handeln in der Welt so gut wie möglich geistig durchdringen - niemand schafft das perfekt.

Mirjam hat geschrieben:Daher plädiere ich in der Diskussion des ursprünglichen Thread-Themas dafür, dass wir uns über diese Definitionen erst einmal klar sein müssen
So ist es. - Das ist ein grundsätzliches Problem in Threads.

Mirjam hat geschrieben:1. Ist "weltlich" - nach christlicher Definition - gleichbedeutend mit "falsch" und/oder "Sünde"?
2. Bezeichnet "weltlich" bestimmte Lebensbereiche, und wenn ja, welche?
3. Oder ist "weltlich" vielmehr eine bestimmte "Denkweise", die dann ich JEDEM Lebensbereich einen Einfluss haben kann?
Wenn, dann 3. - Dem gegenüber steht eine geistige/geistliche Denkweise (IN der Welt!).

Mirjam hat geschrieben:Ich zum Beispiel bin ganz beruhigt im Angesicht meines Todes, wann immer er auch kommen mag. Weil ich nämlich auf die Rechtschaffenheit meiner Handlungen vertraue, wenn mein Herz(Ib) dem Gericht ausgesetzt ist.
Beruhigt kannst Du getrost sein - aber bitte nicht wegen selbstverordneter Rechtschaffenheit ("Ich-Maßstäblichkeit!!") - besser scheint mir die Grundlage "Bereuen von allem, was man bewusst oder unbewusst zum Schaden anderer angestellt hat" und "Vertrauen auf die Liebe dessen, aus dem wir sind und zu dem wir gehen" zu sein.

Mirjam hat geschrieben:Weil ich an die ewige Dauer meines Ka in Osiris und an die Wiedergeburt meines Ba in Re glaube. Sowie an die Gnade, den Schutz und die persönliche Fürsprache meiner Mutter Hathor.
Bist Du auf dieser Schiene unterwegs?

Mirjam
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#53 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Mirjam » Di 17. Apr 2018, 22:15

Novalis hat geschrieben:
Mirjam hat geschrieben: Woher nimmst du die Sicherheit, dass Lucifer nicht erretten kann? Woher willst du wissen, dass nicht vielleicht DU auf dem Irrweg bist?
(Mal abgesehen von dem etwas ungünstigen Wortspiel, wenn du einem Anhänger des "Licht-bringers" Lucifer eine mangelnde Erleuchtung und Angst vor dem Licht der Wahrheit nachsagst)

Luzifer ist ein „Lichtbringer“. Genauer gesagt ein falscher Lichtbringer. Er symbolisiert das falsche Licht des antichristlichen Egoismus. Es gibt wahre und falsche Erleuchtung, liebe Mirjam. Ein Luziferianer ist ein Egoist.
Da würde ich aber auf jeden Fall Diesseits und Jenseits auseinander halten:
Diesseits:
In dieser Welt müssen wir alle gemeinsam leben. Daher, denke ich, ist es Rechtens eine fremde Religion zu kritisieren falls sie in dieser Welt Schaden anrichtet - wenn du also dem Luziferianer vorwirfst, dass sein Egoismus seinen Mitmenschen schadet. (ob das zutrifft sei Mal dahingestellt)
Mit solcher Kritik wäre ich allerdings vorsichtig und stimme Dave Andrews zu:
"If we want to start dealing with the evil, the violence that‘s there, we need to begin bei critically reflecting on ourselves. And, in fact, my muslim friends and I have made agreement that I don‘t criticize muslim extremist and they don‘t criticize Christian extremists. But we support each other to critically reflect on our own religions.
Because if we criticize one another‘s religions we just escalate the conflict." (Das ist aus dem von dir verlinkten Interview - danke für den Link übrigens!!)

Jenseits:
Wenn es aber um vermutete Auswirkungen auf das Seelenheil und ein jenseitiges Leben geht, dann kann keine Religion die Wahrheit ihres Dogmas beweisen. Da gibt es weder wahre noch falsche Erleuchtung, sondern lediglich persönliche Glaubenserfahrung.

liebe Grüße

Mirjam

(PS: wir sollten das vielleicht in einen anderen Thread umlagern, wenn wir den Wahrheitsanpruch von Religionen weiter erörtern wollen?)

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SamuelB
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#54 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von SamuelB » Mi 18. Apr 2018, 07:54

Novalis hat geschrieben:wer mit dem Teufel spielt, muss mit den Konsequenzen leben. Das werde in diesem Falle nicht ich sein.
Willst du von deinem Gott vor dem Tod gerettet werden?

Ziska_Deleted

#55 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Ziska_Deleted » Mi 18. Apr 2018, 09:05

SamuelB hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:wer mit dem Teufel spielt, muss mit den Konsequenzen leben. Das werde in diesem Falle nicht ich sein.
Willst du von deinem Gott vor dem Tod gerettet werden?
Hallo!
Was Satan in naher Zukunft blüht, weiß er genau und das wissen auch seine Engel, die Dämonen.

Deswegen geht er „umher, wie ein brüllender Löwe und will Menschen verschlingen“.
Das heißt, durch Angst auf seine Seite bringen und mit in die Vernichtung ziehen.

Dann stellt er sich noch als „Engel des Lichts“ dar, um Menschen zu verblenden.
Er verspricht ein freies Leben ohne einengende Regeln.

Doch Jehova sagt deutlich, dass jeder Mensch das „erntet was er sät“.
Wer sich auf die Seite des Teufels stellt, wird ewige Vernichtung ernten.

Wie er in den letzten Tagen dieses Systems wirkt, ist deutlich zu sehen. Filme und Serien mit spiritistischem Hintergrund nehmen überhand und werden von Jugendlichen sehr gerne gesehen.

Warum folgt jemand freiwillig jemandem, der keine Zukunft hat!?
Warum verteidigt jemand einen widerlichen Lügner, der von Grund auf egoistisch und bösartig denkt und handelt?

Ich verstehe das nicht. :cry:

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Ska'ara
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#56 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Ska'ara » Mi 18. Apr 2018, 10:56

Ziska hat geschrieben: Warum folgt jemand freiwillig jemandem, der keine Zukunft hat!?
Warum verteidigt jemand einen widerlichen Lügner, der von Grund auf egoistisch und bösartig denkt und handelt?
Viele wissen gar nicht, dass sie ihm auf den Leim gehen oder wollen es nicht wahr haben. Wieder andere sehen Vorteile darin und können mit Gott selbst wenig anfangen, weil er fern ist - es passiert nichts. Die Menschen messen ihren Gott an dem, was in der Gegenwart geschieht.

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SamuelB
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#57 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von SamuelB » Mi 18. Apr 2018, 12:52

Ziska hat geschrieben:Das heißt, durch Angst auf seine Seite bringen und mit in die Vernichtung ziehen.
Ich habe meine Religion nicht gewählt, weil ich Angst vor Szenarien habe, die nach meinem Tod eintreten sollen.

Ziska hat geschrieben:Wer sich auf die Seite des Teufels stellt, wird ewige Vernichtung ernten.
Das heißt, dein Gott will mich durch Angst auf seine Seite ziehen? :mrgreen:
Übrigens ist mein Gott nicht der Durcheinanderbringer oder mein Gegner, sondern den Lichtbringer.

Wie es dazu kam, sag ich jetzt nicht.

Otto
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#58 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Otto » Mi 18. Apr 2018, 13:01

SamuelB hat geschrieben: Übrigens ist mein Gott nicht der Durcheinanderbringer oder mein Gegner, sondern den Lichtbringer.
Wie es dazu kam, sag ich jetzt nicht.
Überlege: Der Grund weshalb wir alle sterben (nach Bibel), ist dieser "Lichtbringer". Er hatte A&Eva "Licht" versprochen "Ihr werdet bestimmt nicht sterben" dabei ist seit dem, dunkel auf dem Planet Erde geworden.
LGrüße von Otto

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#59 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Ska'ara » Mi 18. Apr 2018, 13:06

Otto hat geschrieben: Überlege: Der Grund weshalb wir alle sterben (nach Bibel), ist dieser "Lichtbringer". Er hatte A&Eva "Licht" versprochen "Ihr werdet bestimmt nicht sterben" dabei ist seit dem, dunkel auf dem Planet Erde geworden.
Doch der Lichtbringer leuchtet hell, aber in die falsche Richtung, so dass man die andere Seite nicht mehr sieht. ;)

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Ska'ara
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#60 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Ska'ara » Mi 18. Apr 2018, 13:54

Wenn Menschen mit der Welt oder Gesellschaft Konflikte haben, fliehen sie ja manchmal in andere Gruppen, Religionen etc. Da besteht dann (in bestimmten Gruppen) die Gefahr, dass sie durch einen Realitätsverlust fanatisch/extrem werden oder weltfremd. Der Glaube an einen Gott bekommt dann einen ganz anderen Anstrich. Religion ist dann nur eine Krücke für eigene Schwächen, um sich abzugrenzen, ohne sich zu ändern. Es gibt Menschen, die wollen nicht viel für ihren Glauben tun, haben allerdings Erwartungen oder wollen Mitleid. Mir ist dies immer wieder aufgefallen. Wahrscheinlich fallen mir nur die Negativbeispiele mehr auf. Dennoch finde ich es auch gut und wichtig, wenn es da Abgrenzungen zwischen Religion, Beruf und Familie gibt. Religion sollte m. E. nichts Machtübergreifendes haben, sondern sollte lediglich die eigene Überzeugung wiederspiegeln.

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