Was bedeutet "weltlich" sein?

Rund um Bibel und Glaube
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ProfDrVonUndZu
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#11 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 13. Apr 2018, 16:10

Schon klar, es fällt aber letztlich alles auf die Steuern zurück. Wer unerhört viel hat, von was auch immer, hätte es sich ja auch redlich verdient, auch weil er durch Steuern einen Ausgleich schaffe. Unsere Gesetzgebung berücksichtigt schon jede Art von Eigentum, allerdings über die Verhältnismäßigkeit kann man streiten, wenn z.b. der Spitzensatz schon ab ca. 55000 € Jahreseinkommen greift. Die Welt funktioniert nach dem "Matthäus Effekt" (Wer hat, dem wird gegeben), und hat mit der biblischen Begründung natürlich die perfekte fromme Ausrede.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Novas
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#12 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Novas » Fr 13. Apr 2018, 16:17

Ska'ara hat geschrieben:Dieses Wort höre oder lese ich immer wieder. Es scheint, das manche gar nicht wissen, was es so genau bedeutet. Inwieweit sollte der Mensch sich distanzieren und von was oder wem?

Das weltliche Denken ist identisch mit dem Materialismus. Bereits in den Veden wird von dem Kampf der Suras (Lichtwesen) und Asuras (die „Gegenspieler der Götter“ oder „Lichtwesen;) ) gesprochen. Dieser Kampf zieht sich durch die ganze Geschichte der Menschheit bis zum heutigen Tag. Die Asuras sind die Egoisten, denen die guten und göttlichen Werte und Prinzipien egal sind. Sura kommt von Sanskrit सूर्य sÅ«rya „Sonne“. Durch die Vorsilbe a- wird die Verneinung bzw. die Bezeichnung des Gegenteils ausgedrückt. Sie sind sozusagen die Widersachermächte. Sie werden auch als ātma-hā, Mörder der Seele bezeichnet.

Die vielen Verantwortungen unterscheiden das menschliche Leben vom Tierleben. Diejenigen, die diese Verantwortungen erkennen und in diesem Geiste ihre Werke tun, werden Suras, göttlich, genannt. Und die, die diesen Verantwortungen nicht nachkommen und die keine Kenntnis von diesen Verantwortungen haben, werden Asuras, Dämonen, genannt. Im Universum gibt es nur diese beiden Arten von Menschen. Im Ṛg Veda wird erwähnt, daß die Suras immer nach den Lotosfüßen Viṣṇus, des höchsten Herrn, streben und sich auch dementsprechend verhalten. Ihre Wege sind erleuchtend wie der Lauf der Sonne.
Quelle

Heute würden wir von spirituellen Menschen und Materialisten sprechen.

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Ska'ara
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#13 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Ska'ara » Fr 13. Apr 2018, 16:21

Nun weiß ich immer noch nicht, inwieweit ich mich vom System abgrenzen muss - mir fehlt etwas Konkretes. War Jesus da nicht direkter?

Novas
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#14 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Novas » Fr 13. Apr 2018, 16:26

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:Schon klar, es fällt aber letztlich alles auf die Steuern zurück. Wer unerhört viel hat, von was auch immer, hätte es sich ja auch redlich verdient, auch weil er durch Steuern einen Ausgleich schaffe. Unsere Gesetzgebung berücksichtigt schon jede Art von Eigentum, allerdings über die Verhältnismäßigkeit kann man streiten, wenn z.b. der Spitzensatz schon ab ca. 55000 € Jahreseinkommen greift. Die Welt funktioniert nach dem "Matthäus Effekt" (Wer hat, dem wird gegeben), und hat mit der biblischen Begründung natürlich die perfekte fromme Ausrede.

In der Welt regiert derzeit ein asurisches (materialistisches) System, sprechen wir es ganz offen aus. Wie Du richtig sagst, wird auch eine Religion wie das Christentum missbraucht. Ein passendes Beispiel aus der neueren Zeit.

Der neue US-Vize-Präsident, Michael Pence, gehört zu einem Kreis, der sich "Radical Christian Right" nennt. Diese radikale christliche Rechte kämpft gegen Abtreibung und bestreitet den Klimawandel. Und sie propagiert einen biblischen Kapitalismus: Wer glaubt, wird reich und wer reich ist, gilt als von Gott gesegnet. Für Arme ist da wenig Platz.
Deutschlandfunk.de: Amerikanische Christen um Mike Pence
Das Evangelium nach Michael


Das nenne ich mal ein „weltliches Christentum“.
Zuletzt geändert von Novas am Fr 13. Apr 2018, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.

JackSparrow
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#15 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von JackSparrow » Fr 13. Apr 2018, 16:38

Ruth hat geschrieben:Mit "Bereicherung" meine ich nicht nur Geld, sondern einfach Dinge, welche die eigenen Vorteile fördern und die Ressourcen von anderen dazu wegnehmen um sie für sich selbst zu nutzen.
Der Gesetzgeber bezeichnet diese Vorgehensweise als "Diebstahl" und stellt sie unter Strafe.

Interessanterweise nur auf Antrag des Geschädigten und nicht etwa aufgrund irgendeiner hinterhältigen religiösen Doppelmoral, wo man aus purem Neid einfach nur die Anzahl der Dinge begrenzen will, die jemand zum eigenen Vorteil für sich selbst nutzen darf.


Das nenne ich mal ein „weltliches Christentum“.
Anderen Leuten Materialismus und Habgier vorzuwerfen, selbst aber ewiges Leben, göttlichen Beistand und himmlische Belohnungen anzustreben, nenne ich hier mal eine "Farce". Nur um nicht ständig das Wort "Heuchelei" gebrauchen zu müssen.

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#16 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Novas » Fr 13. Apr 2018, 16:48

JackSparrow hat geschrieben:
Das nenne ich mal ein „weltliches Christentum“.
Anderen Leuten Materialismus und Habgier vorzuwerfen, selbst aber ewiges Leben, göttlichen Beistand und himmlische Belohnungen anzustreben, nenne ich hier mal eine "Farce". Nur um nicht ständig das Wort "Heuchelei" gebrauchen zu müssen.

Wenn Du alle Menschen mit höheren göttlichen Werten und Prinzipien für Heuchler hältst - also alle Menschen, die keine Psychopathen sind - dann solltest Du dir Gedanken machen, zu welcher Gruppe Mensch Du gehörst.

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#17 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Novas » Fr 13. Apr 2018, 16:54

Ska'ara hat geschrieben: War Jesus da nicht direkter?
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Wie wäre es damit? :lol: zweifellos gibt es Gruppierungen in dieser Welt (ich möchte keine Namen nennen) die sich fürchten vor ihrem Volk und das mit gutem Grund.

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Travis
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#18 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Travis » Fr 13. Apr 2018, 17:04

Hallo Ska'ara
Ska'ara hat geschrieben:Nun weiß ich immer noch nicht, inwieweit ich mich vom System abgrenzen muss - mir fehlt etwas Konkretes. War Jesus da nicht direkter?
beim dem Thema geht es nicht in erster Linie um einzelne Taten, was man dem Begriff ansich bereits entnehmen kann. Er ist ja sehr "global" im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht um den Bezugspunkt. In etwa so, wie der virtuelle Horizont in dem Autopiloten eines Flugzeuges, der dem Piloten bei der Ausrichtung und Position seines Flugzeuges zeigt. Oder wie ein Kompass, dessen Nadel stets nach Norden zeigt.

Wonach jemand sein Leben ausrichtet, danach entscheidet sich wie sein Handeln zu bewerten ist. Nicht jede weltliche Handlung ist an sich Sünde, aber jede Sünde ist weltlich.

Der richtige "Horizont" eines Christen ist der Glaube, den Gott ihm geschenkt hat. Vor ein paar Jahren war es unter Christen beliebt, sich den Spruch "WWJD" (What would Jesus do; Was würde Jesus tun) an den Körper zu binden... als Bändchen, ums Handgelenk oder um den Hals. Das ist ein solcher Bezugspunkt um Weltlichkeit zu vermeiden.

Denn Grundlage, Weg und Zielpunkt eines Christen ist Jesus Christus. Solange man im Glauben an Jesus Christus handelt, vermeidet man Weltlichkeit. Damit ist auch jede Beliebigkeit im Handeln ausgeschlossen und jede Rechtfertigung von falschen Verhalten nicht gegeben. Denn Christen haben die Bibel und den Heiligen Geist, um den Blick auf den "Horizont" halten zu können.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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ProfDrVonUndZu
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#19 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 13. Apr 2018, 17:11

Ska'ara hat geschrieben:Nun weiß ich immer noch nicht, inwieweit ich mich vom System abgrenzen muss - mir fehlt etwas Konkretes. War Jesus da nicht direkter?
Zur Zeit Jesu war auch alles noch einfacher, weil man das Unrechtssystem noch nicht hinter christlichen Vokabeln und Werten verstecken konnte.

Z.B. halte ich es für sehr viel sozialer Hartz 4 zu beziehen, als bei Heckler & Koch oder Rheinmetall Kriegsgerät zu produzieren und sich damit raus zu reden, dass man das zum Allgemeinwohl täte. 1. Ist das nicht zum Allgemeinwohl und 2. täte es auch niemand für diesen Zweck, selbst wenn es so wäre.

Unsere Bundesregierung stellt sich dar mit : "Deutschland geht es gut." Tatsächlich ist damit gemeint "Den deutschen Unternehmen geht es gut." Ja, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie lange nicht mehr. Sozial ist was Arbeit schafft. Ein Arbeitsplatz ist ein christlicher Wert in dieser Welt. Aber Jesus sieht das ganz anders. 1. gibt es gute und böse Arbeit 2. Wer sich auf seine Werke verlässt, wird auch nach diesen gerichtet.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Novas
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#20 Re: Was bedeutet "weltlich" sein?

Beitrag von Novas » Fr 13. Apr 2018, 17:21

Travis hat geschrieben:Denn Grundlage, Weg und Zielpunkt eines Christen ist Jesus Christus. Solange man im Glauben an Jesus Christus handelt, vermeidet man Weltlichkeit. Damit ist auch jede Beliebigkeit im Handeln ausgeschlossen und jede Rechtfertigung von falschen Verhalten nicht gegeben. Denn Christen haben die Bibel und den Heiligen Geist, um den Blick auf den "Horizont" halten zu können.

Das ist typisches Christensprech. Auf viele Menschen wirkt das eher wie eine Einschlaftablette, wenn man sich im Kontrast dazu die Realität anschaut :) die Wahrheit ist doch, dass das Christentum immer wieder eine willige Gehilfin weltlicher Mächte war. Wo war da der heilige Geist? Häufig war das Christentum, wenn wir es ganz sachlich betrachten, „Opium des Volkes“. Siehe Die Kriminalgeschichte des Christentums es gibt Religionen die einschläfern und es gibt Religionen, die aufwecken.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Zur Zeit Jesu war auch alles noch einfacher, weil man das Unrechtssystem noch nicht hinter christlichen Vokabeln und Werten verstecken konnte.

So ist es leider. Nietzsche hat sein Werk Der Antichrist mit gutem Grund geschrieben. Jesus hat er verehrt, aber das Christentum abgelehnt, weil es mit Jesus sehr oft kaum etwas zu tun hatte. Nietzsche bezeichnete Jesus als „den edelsten Menschen“, aber das Christentum kritisierte er fundamental (Nietzsche und Christus) das irdisch-weltliche System ist der Egoismus, was die Bibel den „Fürst der Welt“ nennt. Dieser „Fürst der Welt“, das System des Egoismus (im Sanskrit auch कलियुग, kaliyuga genannt, „Zeitalter des Streites“) und das „Reich Gottes“, das System der Liebe und der Gerechtigkeit, der göttlichen Werte und Prinzipien ringen miteinander. Was bedeutet Reich Gottes? Wer die größeren Hintergründe kennt, kann es in einem kosmologischen Zusammenhang sehen im Sinne der aufsteigenden und absteigenden Zeitalter des großen Yuga-Zyklus. Was die Bibel den Sündenfall nennt, war in Wahrheit der Beginn des kaliyuga. Auf das kaliyuga wird irgendwann wieder das Satya-Yuga, ein goldenes Zeitalter folgen. Das Lebensgesetz (Dharma) wird in diesem Zeitalter zur Gänze verwirklicht, sodass allumfassende Gerechtigkeit, Frieden und überfließender Wohlstand für alle auf Erden regieren wird.

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