Der "richtige" Glaube

Rund um Bibel und Glaube
PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#1 Der "richtige" Glaube

Beitrag von PeB » Sa 21. Apr 2018, 09:44

Hallo,

wenn ich mich im Forum umschaue, dann gibt es etwa so viele verschiedene Glaubensschattierungen, wie es User gibt. Etwas anderes ist eigentlich nicht zu erwarten, denn jedes Individuum lebt schließlich in seinem eigenen Vorstellungskosmos.

Aber die Frage des "richtigen" Glauben erscheint mir doch relevant: schließlich kann nur unser Glaube uns vor Gott rechtfertigen.

Ich sehe also drei alternative Voraussetzungen:

1. der "richtige" Glaube wäre exklusiv und an wesentliche Detailfragen gebunden. Dann gäbe es nur eine exklusive Gruppierung von Menschen, die vor Gott Gnade fänden.
oder
2. der "richtige" Glaube wäre ein Minimalkonsens, beispielsweise gemäß Jesu Aussage:
Markus 12, 29-31 hat geschrieben:Jesus antwortete: »Das wichtigste Gebot ist dies: `Höre, o Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft lieben.´ Das zweite ist ebenso wichtig: `Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.´ Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.«
Dann wäre jeder gerettet, der sich daran hält.
oder
3. die Wahrheit läge zwischen den Extremen.

Wie gehen wir damit um?

ceam
Beiträge: 611
Registriert: Mi 15. Jul 2015, 16:36

#2 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von ceam » Sa 21. Apr 2018, 11:01

Gott ist die Liebe. Die Bibel liegt halt wieder mal falsch. Die Liebe erwartet nicht, dass man es mit aller kraft liebt. Die Liebe ist auch nicht nur irgendeine Sache die zwischen 2 lebenden passieren kann oder so. Sondern es ist ein etwas das sich sogar personalisieren kann. Von der Liebe aus wurden die Seelen erschaffen. Und wenn die Liebe sich zu einer Person machen würde, dann wäre sie eben ähnlich wie eine Seele lieb und nett (wahrscheinlich aber noch etwas anders). Man stelle sich also so eine liebe und nette Person vor bzw. Gott als Mensch, sie würde nicht erwarten, dass man sie anbetet oder sonst was macht. Da passt mein Thread mit Kumpel Christus dazu.

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#3 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 21. Apr 2018, 11:07

Der "richtige Glaube" ist reine Definitionssache. Auch hier muss man sich fragen, was man unter richtig versteht. Die meisten verstehen richtig im Sinne der eigenen Glaubensanschauung. Einfacher und klarer ist es, den Glauben nach einem festgeschriebenen Reglement zu beurteilen und danach zu messen.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#4 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von Ruth » Sa 21. Apr 2018, 11:09

Bei mir hat es mal "klick" gemacht, als ich in einer Predigt den berühmten Ausspruch hörte:

Zitat von James Hudson Taylor: Nicht großen Glauben brauchen wir, sondern Glauben an einen großen Gott.
http://www.glaubensstimme.de/doku.php?i ... son_taylor

.... man kann auch an der Stelle des "großen" Glaubens den "richtigen" Glauben setzen.
Ich möchte diesen Ausspruch noch unterstreichen mit diesem Ausruf in der Bibel:

Markus 9,24 hat geschrieben:... Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

oder diesem...

Lk 17,6 hat geschrieben: Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und verpflanze dich ins Meer!, und er würde euch gehorsam sein.

Mit meinen Worten zusammengefasst: Wir sollten nicht an unserem Glaubensmuster basteln, sondern den Glauben ausschließlich auf Gott lenken. Das Wachstum und die Wahrheit offenbart sich durch Gott selbst. Alles Andere ist nur die Fassade oder der Rahmen drumherum.

Rembremerding
Beiträge: 2984
Registriert: So 18. Aug 2013, 16:16

#5 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von Rembremerding » Sa 21. Apr 2018, 11:14

PeB hat geschrieben:Hallo,

wenn ich mich im Forum umschaue, dann gibt es etwa so viele verschiedene Glaubensschattierungen, wie es User gibt. Etwas anderes ist eigentlich nicht zu erwarten, denn jedes Individuum lebt schließlich in seinem eigenen Vorstellungskosmos.

Aber die Frage des "richtigen" Glauben erscheint mir doch relevant: schließlich kann nur unser Glaube uns vor Gott rechtfertigen.

Wenn Jesus der Weg ist, dann geht er ihn individuell mit uns. Und wenn die Pforte eng ist, dann weiß Jesus, was wir gerne mitnehmen würden und was wir besser ablegen sollten.
Der richtige Glaube ist deshalb jener, den Jesus zusammen mit uns auf dem Weg bildet und schult. Er tut dies aus den Voraussetzungen heraus, in denen der Mensch geboren wurde.

Ein Klimaforscher, der in Schneebeschaffenheit und Lawinenbildung forscht, erklärte mir, dass er und wohl noch kein anderer Forscher unter dem Mikroskop ein und denselben Schneekristall gesehen hat. All die Trilliarden Schneeflocken über all die Milliarden Jahre auf der Erde waren unterschiedlich.
Ich nehme dies als Bild dafür, wie Gott aus seiner Liebe heraus selbst im Kleinsten das Schöne, Gute und Wahre voll Freude und Fülle schöpft. So will Gott auch, dass keine menschliche Seele gleich ist, aber gut, schön und wahr.

Dass dies so bleibt oder gelingt im Werden, muss der Mensch jedoch den Weg mit Gott gehen, denn Gott gab ihm auch die Freiheit es nicht tun zu müssen. Israel erhielt auf diesen Weg das Gesetz als Leitplanke, die Kinder Gottes im Glauben an Jesus pflasterte Gott den Weg mit Gnade und ließ die Gnade gegenwärtig werden. Leitplanken sind nun nicht mehr nötig, denn Jesus will ans Steuer unseres Lebens, wenn wir es zulassen. Dann ist der Mensch frei, denn mit Jesus wird alles rein, denn mit Jesus haben wir seine Kraft im Tank und die Erlösung als Navi.

Und auch wenn viele das nicht hören wollen: Die Liebe Gottes stiftete in die Welt ein Vehikel, mit dem wir schneller und sicherer mit Jesus am Steuer zur Heiligung unseres Lebens gelangen: die Kirche. Er will nicht nur uns lenken, er gab uns auch eine Fahrschule mit, in der er lehrt, Wegweisung gibt und uns als Ansporn bereits Vorzeichen der Herrlichkeit Gottes zeigt. Und in dieser Kirche schenkt er uns auch Mitfahrer, Menschen, die auch auf diesen Weg sind, damit wir Beziehung im Hl. Geist lernen, leben und voll Freude genießen können.
In der Kirche findet man auf der ganzen Erde über 2000 Jahre einen Glauben, eine Lehre, den an und die von Jesus Christus. Woanders findet man dies nicht. Der Weg, Glaube, Lehre und Vernunft mit dem Herrn zu gehen, darf, ja soll jedoch einzigartig sein. Dies mag auch in Glaubensgemeinschaften gegeben sein.

Der richtige Glaube ist jener, der unsere von Gott gewollten Fähigkeiten, Talente, Voraussetzungen am besten in der Weitergabe von Gottes Liebe fördert und unsere eigene Errettung sicher und möglichst vollständig macht. Dabei dürfen wir immer der Mensch bleiben oder werden, zu dem Gott uns erschaffen.
Es ist nicht großer oder kleiner Glaube, der uns rettet. Es ist allein die Größe der Person, an die wir glauben, Gott, die uns rettet und erlöst hat.


Servus :wave:
Dieser katholische User ist hier dauerhaft inaktiv

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#6 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von PeB » Sa 21. Apr 2018, 11:40

Großartige Antworten!
Man merkt, dass ihr euch - jeder für sich - tiefe Gedanken dazu gemacht habt.

Ich bin immer hin- und hergerissen zwischen den beiden Zuständen: Gott ist barmherzig und Jesus leitet mich - und - mein Glaube ist unzureichend.

Wenn ich das richtig sehe, geht ihr alle in die Richtung eines Minimalkonsenses im Glauben - wenn auch eines konsequenten. Auch ich würde zustimmen, dass Liebe dabei die Schlüsselrolle spielt. Und ich würde den Begriff auch, wie oben schon von anderen angedeutet, als universelles Prinzip verstehen wollen.

AlTheKingBundy sprach von den festen Regeln, vom festgeschriebenen Reglement. Er hat natürlich recht, aber darin liegt auch das Problem. Wir sind uns zwar (mehrheitlich) einig, dass dieses Reglement die Schrift ist, aber wir legen es unterschiedlich aus. Jeder Ausleger ist natürlich der Ansicht, dass seine Auslegung richtig ist. Können alle recht haben?

Wenn wir uns zugestehen, dass wir alle uns bemühen, die Schrift "richtig" zu verstehen und trotzdem feststellen, dass wir sie unterschiedlich auslegen, dann heißt das entweder, dass nur einer dieser vielen Wege der richtige ist, oder aber dass viele Wege zur engen Pforte führen.

Vor dem Hintergrund: ist es dann wert, dass wir uns um Detailauslegungen so sehr streiten, dass wir uns spalten?

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#7 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 21. Apr 2018, 12:11

Ein "wir sind alle eins" ist genauso falsch wie die "große Spaltung". Du hast schon Recht: es kann nur eine Wahrheit geben und somit muss zwangsläufig eine Reihe von falschen Auslegungen existieren, wenn nicht alle, denn es existiert wohl kaum irgendwo ein 100%ig-richtiges Schriftverständnis. Vielleicht sollte der gemeinsame Nenner tatsächlich so aussehen, dass:

1. Man sich zugesteht, nicht die 100%ige Wahrheit zu kennen.

2. Man darin übereinstimmt, schon inhaltlich zu streiten jedoch diesen Streit nicht auf einer persönlichen Ebene auszutragen. Und, wenn es keine inhaltliche Übereinstimmung geben sollte, sich darauf zu einigen, es auch mal so stehen zu lassen.

3. Und noch einmal 2.: man beleidigt sich nicht, redet nicht abfällig über den anderen, man spricht dem anderen nicht Heil und Rettung ab.

2. bedeutet nicht, dass man nicht Klartext reden darf. Wenn man z.B. der Meinung ist, dass Wunderheilung nicht mehr möglich ist, sollte man klar aussprechen können, dass man diese für falsch und betrügerisch erachtet.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

R.F.
Beiträge: 6664
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:20

#8 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von R.F. » Sa 21. Apr 2018, 12:30

PeB hat geschrieben:Großartige Antworten!
Man merkt, dass ihr euch - jeder für sich - tiefe Gedanken dazu gemacht habt.

Ich bin immer hin- und hergerissen zwischen den beiden Zuständen: Gott ist barmherzig und Jesus leitet mich - und - mein Glaube ist unzureichend.

Wenn ich das richtig sehe, geht ihr alle in die Richtung eines Minimalkonsenses im Glauben - wenn auch eines konsequenten. Auch ich würde zustimmen, dass Liebe dabei die Schlüsselrolle spielt. Und ich würde den Begriff auch, wie oben schon von anderen angedeutet, als universelles Prinzip verstehen wollen.
- - -
Da in solchen Threads üblichweise das Liebesgebot als maßgebend genannt wird, sollte mal daran erinnert werden, was die Menschheit zu erwarten hat, falls sie dem Liebesgebot nicht Folge leistet. Jesus bezeichnet diese Verweigerer als “Unkraut”, das verbrannt wird. Vor diesem in Offenbarung 14,17-20 bzw. Offenbarung 19,17-21 vorhergesagten Schluss-Akt treibt die Lieblosigkeit die Menschen in zwei Schwerst-Kriege, denen den Vorhersagen zufolge von der Weltbevölkerung (aktuell um 7.500 Millionen) nur die Hälfte überleben wird.

Jesus hatte in der zitierten Markus-Schriftstelle eine Reihe von Einzelvorschriften zusammengefasst. Dahinter steht z.B. die Forderung, den von Gott mit dem Menschen verfolgten Plan als Weltbild zu übernehmen. Dies schließt die Hoffnung auf die kommende Machtübernahme durch den Messias mit ein.

Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 1018
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56

#9 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von Opa Klaus » Sa 21. Apr 2018, 12:41

PeB „wesentliche Detailfragen“ und
“wichtigstes Gebot“ stehen gegenüber? oder nebeneinander?

In meinem Kopfkino gibt es eine "wesentliche Detailfrage":
ob wir Wahrheit von Unwahrheit trennen können und auch wollen

und: ob Gott uns da "im Dunkeln sitzen läßt".

Alle Abweichung von der Realität und Wahrheit ist lieblos, ich nenne es stets kurz: „Lug+Trug“.
Dazu zähle ich zügellose Fantasie mit Hirngespinsten.
Fantasie ist völlig grenzenlos und jeder wirft dem anderen solche vor.

Ich vergleiche Fantasie immer mit Feuer,
Feuer hat eine nützliche und eine schädliche Seite, je nach Umgang damit.
Das ewige Leid+Elend der Menschheit kommt durch falschen Umgang mit dem „Feuer“ der Fantasie.

Das mag eine ungewöhnliche Sichtweise sein. Ich beschäftige mich mit Analysen semiprofessionell.
Denn ich analysiere seit Kindheit leidenschaftlich gern auch religiöse Fragen und beruflich nützte mir prinzipiell Analysieren auch.
Zuletzt geändert von Opa Klaus am Sa 21. Apr 2018, 13:20, insgesamt 2-mal geändert.
Wohltätig ist des Geistes macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Wer die Vernunft ausschaltet, findet im Dunkeln den Schalter zum Wiedereinschalten nicht mehr. http://www.prueter.eu

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#10 Re: Der "richtige" Glaube

Beitrag von PeB » Sa 21. Apr 2018, 12:43

AlTheKingBundy hat geschrieben:Vielleicht sollte der gemeinsame Nenner tatsächlich so aussehen, dass:
1. Man sich zugesteht, nicht die 100%ige Wahrheit zu kennen.
2. Man darin übereinstimmt, schon inhaltlich zu streiten jedoch diesen Streit nicht auf einer persönlichen Ebene auszutragen. Und, wenn es keine inhaltliche Übereinstimmung geben sollte, sich darauf zu einigen, es auch mal so stehen zu lassen.
3. Und noch einmal 2.: man beleidigt sich nicht, redet nicht abfällig über den anderen, man spricht dem anderen nicht Heil und Rettung ab.
2. bedeutet nicht, dass man nicht Klartext reden darf. Wenn man z.B. der Meinung ist, dass Wunderheilung nicht mehr möglich ist, sollte man klar aussprechen können, dass man diese für falsch und betrügerisch erachtet.

Dem würde ich zustimmen mit dem Zusatz, dass man auch auf Vokabeln wie "betrügerisch" verzichten sollte, wenn man dadurch Verletzungen zu verursachen droht.

Antworten