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von Malika » So 21. Jul 2013, 11:55
Nun kamen so viele interessante Antworten und ich hatte keine Zeit mehr zu antworten, da wir, relativ spontan, im Umzugsstress stecken. Daher wird wohl auch diese Antwort recht unvollständig ausfallen und nicht auf alles eingehen, was von anderen geschrieben wurde, also fühlt euch bitte nicht übergangen.
Früher war ich ja auch sehr strenger Christ und ich glaube, ich war irgendwie sicher der "bessere" Christ zu sein, im Vergleich zu den Liberalen, weil ich mir das Leben schwerer machte. Vieles habe ich mir von vornherein verboten, weil ich ja dadurch eventuell zur Sünde verführt werden könnte. Ich wollte nicht mal Teenager sein, weil die ja öfter etwas rebellisch sind und da gibt es ja auch des öfteren Reibereien mit den Eltern und das könnte ja auch zur Sünde führen. (Letzten Endes setzte sich die Natur natürlich doch durch). Die liberalen Christen hielt ich deshalb für schlechter, weil sie einfach nicht so vorsichtig zu sein schienen, sich nicht so zu quälen schienen, weil ihr Leben einfacher zu sein schien. Das passte für mich nicht, ein Christ durfte meiner Ansicht nach kein leichtes oder schönes Leben haben.
Heute prüfe ich dinge genau und lasse sie nur dann sein, wenn ich weiß, dass sie falsch sind oder mich zur Sünde verführen. Alkohol trinke ich gar keinen mehr, weil ich mal gehört hatte, dass Alkohol Migräneanfälle begünstigen kann und bei chronischer Migräne halte ich es nicht für richtig, meinem Körper etwas zuzumuten, das diese Anfälle auslösen könnte. Ehe die die chronische Migräne bekam, fand ich es aber nicht schlimm, hin und wieder ein Glas Wein oder ein Bier zu trinken. So ist es auch bei anderen Dingen. Nur weil irgendein Christ irgendwann mal behauptet hat, das wäre Sünde, lasse ich das nicht sein "nur für den Fall, dass der andere Recht hat und ich wirklich sündigen könnte", sondern prüfe das selbst zunächst. Wobei ich betonen möchte, dass es da nicht um Dinge wie Morden, Stehlen etc. geht, also Dinge, bei denen es einfach ist zu wissen, dass das Sünde ist, sondern eher Dinge, bei denen sich die Christen generell uneinig sind, z. B. ob man die Harry Potter-Bücher von Joanne K. Rowlings lesen darf oder man als Christ Heavy Metal hören darf etc. Und ich weiß dass, ich früher gegen diese Dinge war, einfach weil es Sicherheit bedeutete, falls es Sünde war, dann lief ich nicht Gefahr zu sündigen. Nur war ich deshalb kein besserer Christ und ich fürchte, da verschiebt man manchmal auch auf ungute Weise den Blickwinkel. Ich habe mich z. B. zu sehr von Nichtchristen fern gehalten, Freundschaften gingen schon gar nicht, da habe ich sicher auch manche wichtige Gelegenheiten verpasst, Glauben vorzuleben.
Darüberhinaus habe ich auf diese Weise mit meinem Glauben nicht positiv beeindruckt. Man ist sozusagen "der Geist, der stets verneint", man ist Christ und muss daher ohnehin alles anders machen. Daran gewöhnen aich andere schnell, man ist dann irgendwie seltsam oder "Freak" oder wird ähnlich abgestempelt. Inzwischen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es tatsächlich mehr auffällt und mehr beeindruckt, wenn ich, als eine Person, die eigentlich nicht auffällt und auf den ersten Blick so ist, wie alle anderen, plötzlich einzelne Dinge sein lässt oder anders macht wegen des Glaubens. Das fällt eher auf, wirft eher mal Fragen auf, wird auch eher ernst genommen. Aber ich frage mich oft, ob es nicht gerade das ist, was den strengeren Christen negativ aufstößt, vielleicht auch weil sie öfter anecken und dann erscheint es vielleicht auch unfair, dass wir liberale Christen genauso geliebt sein sollen von Gott, wenn wir es uns nicht so schwer machen. Nur: Will Gott denn, dass wir es uns schwer machen, wenn das nicht unbedingt nötig ist?
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Malika am So 21. Jul 2013, 12:09, insgesamt 1-mal geändert.