GanzBaff hat geschrieben: Gleich das erste Gebot ist ein Gebot der religiösen Intoleranz. Man weder Gott, noch irgendetwas anderes abbilden.
ist sinnvoll; denn wer sich das Unvorstellbare vorstellt, neigt irgendwann dazu, das Abbild für Gott selbst zu halten. Ich hab gerade vor kurzem das schöne Wort "Modellplatonismus" für diesen Sachverhalt gelernt, wo das Modell für wirklicher genommen wird als die Wirklichkeit. Wenn man das Erstellen von Statuen nicht zulässt, besteht immerhin die Chance, die gröbsten Irrtümer zu vermeiden.
Gott droht mit Strafe bis ins dritte und vierte Glied für jene, die nicht an ihn glauben.
ja, das ist eine soziale Realität.
Wenn zum Beispiel ein Mensch jähzornig und gewalttätig ist, so leiden in der Tat die Nachfahren bis etwa zur dritten oder vierten Generation unter diesem Verhalten. Dass die Israeliten es in Termini von Sünde und Gott beschrieben haben, macht die damit beschriebene Sache nicht weniger real.
Der Mensch wird bestraft wenn er den Namen Gottes missbraucht. Was aber ist Missbrauch seines Namens?
Das betrifft all jene, die im Namen ihres Gottes versuchen, andere Leute rumzukommandieren; die für sich in Anspruch nehmen, besser zu wissen, was für andere gut ist, als diese selbst.
Am Sabbat darf niemand arbeiten, außer die Frau.
Die Ehefrau des Hausherrn; die Töchter und die Sklavinnen müssen sich auch an die Ruhe halten.
Man soll Vater und Mutter ehren... auch wenn sie einen misshandeln?
ehren ja - aber nicht mögen, nicht sympathisch finden, nicht ihr Verhalten gutheissen.
Ehren meint: sie und ihren Einfluss auf mich, ihr Kind, anerkennen - denn auch misshandelnde Eltern haben einen grossen Einfluss auf ihre Kinder. Und sie geben viel von sich weiter.
Die Kinder dürfen hingegen nach biblischem Verständnis fleißig gezüchtigt werden.
Was kein Thema der zehn Gebote ist. Wobei in der modernen Pädagogik das Stichwort "Grenzen setzen" durchaus wieder im Aufwind ist.
Morden, Ehebrechen, Stehlen... KEINE Gesellschaft kommt ohne diese Regeln aus. Dazu bedarf es Gott nicht.
Es bedarf aber auch nicht einer Abwesenheit religiöser Begründung. Alle Texte zu jener Zeit berufen sich auf irgend eine geistigen Autorität, einen Gott. Das war halt der Geist der Zeit damals. Es ist ja nicht alles schlecht nur darum, weil es religiös ist.
Ungläubige dürfen ermordet, bestohlen und missbraucht werden.
Die sind nicht Teil von "wir". Heute - in der humanistischen-aufklärerischen Tradition - wird mit "wir" die ganze Menschheit definiert. Allerdings haben wir die Menschheit nicth die geringsten Skrupel, Tiere zu ermorden und missbrauchen. Spätere Zeiten werden uns dafür bestimmt genauso hart richten, wie du jetzt die zehn Gebote und ihre Auslegung von damals beurteilst.
Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein...
Das man nicht lügen darf interessiert nicht mal Paulus. Was nutzt überhaupt ein Verbot zu lügen?
Es ist nicht ein Verbot zu lügen. Es ist ein Verbot, in einem Gericht eine Falschaussage über jemand andern zu machen.
Die Lüge, um jemanden zu schützen - aber auch die soziale Höflichkeitslüge - sind nicht Inhalt dieses Gebots.
Im letzten Gebot steht die Frau noch unter dem Haus und dann auf einer Stufe mit Sklave, Feld, Esel und Konsorten.
nun ja, das ist Patriachat. die letzten viertausend Jahre Menschheitsgeschichte standen alle unter diesem Stern und stehen es heute noch.
Den Rest des Gesetzes hat Paulus aus Rücksicht gegenüber den heidnischen Schäfchen gekickt. Wie interessant ist schon eine Religion, in der man nichts darf und wo man für geringe Vergehen sterben muss?
ich mag mich nicht daran erinnern, dass man für geringe Vergehen die Todesstrafe erhält. Im Gegenteil, das mosaische Gesetz ist massvoll, den Umständen angepasst und grösstenteils, soweit ich es erkennen kann, sinnvoll für eine Gruppe von Menschen im Kontext von vor 4000 Jahren.
übrigens: ich halte mich nicht im Detail ans mosaische Gesetz, weil ich als Christin allein dem Gesetz der Liebe verpflichtet bin, und sonst nichts.
grüsse, barbara