Munro hat geschrieben: ↑Do 12. Aug 2021, 10:30
Macht die Religion die Menschen besser oder schlechter - oder bleiben sie gleich?
Schwer zu sagen, ich denke, dass Religion uns unterm Strich als Menschheit mindestens zurückhält, aber das heißt nicht, dass jeder einzelne Mensch durch Religion immer nur schlechter und nicht besser wird. Kommt immer auf den jeweiligen Menschen und die jeweilige Religion an.
Die wichtige Frage ist natürlich auch, auf welcher Grundlage die Bewertung nach gut und schlecht durchgeführt wird. Mutter Teresa ist ein perfektes Beispiel. Für die einen eine Heilige, für die anderen eine Leid-glorifizierende, religiöse Imperialistin, die Spendengelder auch gerne mal im Vatikan gelagert hat, statt die Versorgung der Bedürftigen zu verbessern.
Sie selbst war sicher davon überzeugt Gutes zu tun, immerhin hat das Leid der Leute diese ihrer Ansicht nach näher zu Gott gebracht und darauf kommt es doch an, nicht war?
Da liegt eben die Problematik. Wo nicht mehr das Wohlergehen von lebenden Wesen, sondern die Zufriedenheit einer ominösen Entität der zentrale Maßstab ist, ist es einfach, Verhaltensweisen zu etablieren, die Menschen Leid zufügen und dennoch als gut wahrgenommen werden. Homosexuelle töten, Sklaven halten, Frauen als dem Mann untertan einordnen, dass alles ist dann "von Gott so gewollt" und damit gut. Und das wird auch heute noch vertreten. Auch unter Christen. Da heißt es dann, dass das heute nicht mehr von Gott gefordert wird und deswegen wäre es verwerflich, dass auch noch heute so zu machen, aber damals war das schon richtig, dass das so gemacht wurde. Da wird die Menschlichkeit temporär an der Garderobe abgegeben, um ja nicht an der Position "Gut ist, was Gott gut findet" kratzen zu müssen. Diese vollständige Unterwerfung unter einen kosmischen authoritären Herrscher wäre schon problematisch genug, aber jetzt kommt noch der Umstand dazu, dass wir gar keine Garantie dafür haben, dass wir überhaupt wissen, was dieser von uns fordert. Wir haben nicht einmal eine Garantie, dass er existiert. Damit stehen die Türen für Missbrauch sperrangelweit offen und es finden sich leider immer wieder genug, die diese Chance zur Selbstbereicherung nutzen. Leute, die sich dafür leicht ausnutzen lassen, findet man genug, vor allem wenn "in Gottes Namen" Bildung und kritisches Denken unterdrückt werden.
Damit sind wir dann letztendlich irgendwie wieder bei der Aussage von Steven Weinberg, die piscator zitiert hat, ich denke aber, dass das Thema zu komplex für einen Einzeiler ist und auch meine minimal erweiterte Ausführung noch lange nicht alle Facetten beleuchtet hat.