sven23 hat geschrieben:Gibt es dafür plausible oder logisch nachvollziehbare Gründe?
Der Denkansatz ist falsch. - Es geht doch nicht um mehrere Götter, die irgendwo als Wesen im Wettbewerb stünden, sondern es geht um die authentischste menschliche Wahrnehmung des EINEN Gottes innerhalb der verschiedenen Weltreligionen. - Diesbezüglich denke ich auch, dass der Jahwe-Ansatz der autentischste ist.
Der Unterschied zwischen den verschiedenen Religionen besteht NICHT darin, wer den richtigen Gott hat, sondern in welcher heilsgeschichtlichen Position man zu dem EINEN Gott steht.
Den Griechen bspw. war das Chaos die EINE letzte Instanz, deren Hüterin Gaia war, die Mutter des Zeus - beim Buddhismus ist es so etwas ähnliches wie Nichts (?), also auch etwas Unbestimmtes. - Man war/ist dort also in einer Position, die vielleicht der Naturwissenschaft ähnlich ist: Hier ist der Urknall - aber hier geht's los - was davor oder darüber ist, können wir nicht konkretisieren (kein Vorwurf).
Das Christentum nun benennt diese EINE nur als konkrete, aber menschlich nicht erkennbare Person in Jahwe ("Ich-bin"), die in Jesus als Wahrnehmungs-Größe offenbar wird UND (nach christlicher Lesart) darüber hinaus sogar die (Er-)Lösung für den Menschen in Fragen zwischen Dasein und göttlicher/letztlicher Realität ist. - Daran muss man nicht glauben - trotzdem ist das christliche Bild in puncto endgültiges Gottesbild extrem konkret. - Das geht bei den Griechen und im Buddhismus nicht.
Nimmt man den Islam dazu, ist es dort ähnlich konkret - allerdings ohne die Instanz der Inkarnation Gottes im Menschen, durch die die Dialektik aufgehoben bzw. die ontologische Differenz zwischen menschlichem Sein und göttlichem Sein aufgehoben wird. - Allerdings sind solche Gedanken schon wieder Luxus, weil das Christentum in weiten Teilen selbst noch nicht begriffen hat, was für ein Pfund sie da hat: Man glaubt es zwar, aber oft wird der Eindruck erweckt, dass man es (noch) nicht versteht.
Mit anderen Worten: Wir sprechen hier nicht über verschiedene Götter, sondern über das spirituelle Bewusstsein des EINEN, das sowohl Alpha als auch Omega ist. - Und deshalb sind sich von weltlichen Dingen unkontaminierte spirituelle Gelehrte aus verschiedensten Religionen in der Regel sehr einig - sie wissen, dass sie keinen Götter-Wettbewerb haben, sondern einen Wettbewerb darum, wer die authentischste Wahrnehmung Gottes hat. - Nathan von Lessing.