Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

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Halman
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#321 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Halman » Mi 19. Aug 2015, 14:11

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: So schwierig ist das doch nicht - es sei denn, man ist Papst.
Wenn ich mich nicht irre, wurde zu all den genannten Dingen entschuldigende Worte gesagt. - Letztlich läuft es immer raus auf ein: "Soweit die Kirche beim Thema x gefehlt hat, entschuldigen wir uns". - Was könnte man aus Deiner Sicht besser machen?
Dem Deutschlandfunk-Artikel entnahm ich, dass der vorletzte Papst sich sehr schwammig und allgemein ausgedrückt hatte. Besser wäre es gewesen, wenn er die Begriffe, Inquisition, Antijudaismus, Juden und Namen wie Galileo konkret benannt hätte. So hätte er z.B. sagen können: 'Über fünf Jahrhunderte Inquisition waren ein großes Verbrechen an der Menschlichkeit, zu dem sich unsere Kirche reuig bekennen muss ... darunter litten auch unsere älteren Brüder, die Juden, denen wir die Heilige Schrift verdanken. Wir bitten sie im Geiste dieser Schrift um Vergebung.' Natürlich kann ein Papst sich sehr viel eloquenter ausdrücken, aber ich hoffe Du weist nun, worum es mir geht.
Paulus ist in dieser Hinsicht ein gutes Vorbild. Er schrieb:
Zitat aus 1. Kor 15:9
9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Paulus benannte seine Sünde konkret und verhüllte sie nicht in schwammiger Rhetorik.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Catholic
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#322 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 15:29

Halman hat geschrieben: So wie ich Küng verstanden hatte, würde es ihm schon reichen, wenn der Antijudaismus gegen die Juden im Laufe der Geschichte, die Inquisition und das Schweigen von Papst Pius XII zum Holocaust vom Papst so klar genannt und verurteilt worden wären,....

Ich nehme nur mal einen Punkt heraus und stelle eine Frage:
Stimmt es,dass sich Papst Pius XII nicht zum Holocaust geäussert hat?

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#323 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 15:35

Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Urknalltheorie sowieso, stammt sie doch von Georges Lemaître Vielleicht sind sie sogar stolz darauf, dass diese Theorie aus ihrem "Hause" stammt.
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. :lol:

Interessant ist auch,dass damals seriöse Naturwissenschaftler die Theorie des Urknall vehement ablehnten (!) weil sie der Meinung waren,dass es sich nicht (!) um eine wissenschaftliche Theorie handle und auch vollkommen unglaubwürdig sei.
Aber wo wir schon bei den Naturwissenschaften sind;habe ich schon erwähnt,auf wen die Vererbungslehre zurückgeht?
Wenn ich nicht ganz daneben liege,war es der katholische Priester und Forscher Gregor Mendel.

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#324 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 15:45

Pluto hat geschrieben: Seinen Höhepunkt erreichte wohl die Inquisition mit der Veröffentlichung des Hexenhammers.

Und wer gab den "Hexenhammer" heraus?

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#325 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Mi 19. Aug 2015, 15:46

Catholic hat geschrieben:Ich nehme nur mal einen Punkt heraus und stelle eine Frage:
Stimmt es,dass sich Papst Pius XII nicht zum Holocaust geäussert hat?

Ich nehme an, er wird es schon mal irgendwo ein wenig getan haben.

Hätte ein Macht- oder Verdammungswort von Pius XII. die grauenhaften Hitler-Verbrechen oder wenigstens einige davon verhindern können? Festzuhalten ist, dass die Einstellung der katholischen Kirche zum Dritten Reich durchaus zweiseitig ist: Auf der einen Seite steht das mutige und engagierte Vorgehen einzelner gegen das Regime. Auf der anderen Seite muss festgehalten werden, dass sich die katholische Kirche als Institution sicherlich geschlossener und mit mehr Nachdruck für unterdrückte und verfolgte Minderheiten hätte einsetzten können. So lässt sich der Vorwurf des moralischen Versagens, den Konrad Adenauer der Kirche machte, nicht vermeiden. Wenn sie „alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln“ gegen die Judenmorde gepredigt hätten, schrieb er 1946, wäre vieles verhütet worden. Dass sie es nicht taten, sei unentschuldbar.
zitiert aus: http://www.judentum-projekt.de/geschich ... holocaust/

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Naqual
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#326 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Mi 19. Aug 2015, 16:03

Catholic hat geschrieben:Und wer gab den "Hexenhammer" heraus?

Wenn man isoliert das Beispiel des Werks "Hexenhammer" betrachtet, schneidet m.E. die kath. Kirche sogar positiv ab.
Der Autor des Werkes war bereits mit seinen Untrieben und Brutalität gegenüber der kath. Kirche gescheitert (die haben ihn also schon mal einen Dämpfer verpasst gehabt), die Kirche hat den Hexenhammer nicht anerkannt.

Allerdings stelle ich mir die Frage, inwieweit der Hexenhammer und die Eskalationen mit den Hexenjagden verhindert worden wären, wenn die Kirche eindeutig und engagiert Stellungnahme bezogen hätte. Ein Werk zu ächten wäre ja nicht das Problem gewesen. Oder den Autor aus dem kirchlichen Orden auschließen. Der schrieb aber munter weiter unter anderem auch (sein letzes Werk) ganz massiv gegen die Waldenser (die in Konkurrenz zur römischen Kirche standen).

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#327 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 17:29

Naqual hat geschrieben:
Hätte ein Macht- oder Verdammungswort von Pius XII. die grauenhaften Hitler-Verbrechen oder wenigstens einige davon verhindern können?...
zitiert aus: http://www.judentum-projekt.de/geschich ... holocaust/

Hätte ein entsprechendes Machtwort -- z.B. eine Enzyklika des Papstes -- die Shoah (also den "Holocaust") verhindern können?
Wäre die Shoah wirklich verhindert (!) worden --- also generell -- wenn an einem Tag alle deutschen katholischen Priester gegen die Shoah gepredigt hätten?
Ich bezweifel es stark.

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#328 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Mi 19. Aug 2015, 18:36

Catholic hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:
Hätte ein Macht- oder Verdammungswort von Pius XII. die grauenhaften Hitler-Verbrechen oder wenigstens einige davon verhindern können?...
zitiert aus: http://www.judentum-projekt.de/geschich ... holocaust/
Hätte ein entsprechendes Machtwort -- z.B. eine Enzyklika des Papstes -- die Shoah (also den "Holocaust") verhindern können?
Wäre die Shoah wirklich verhindert (!) worden --- also generell -- wenn an einem Tag alle deutschen katholischen Priester gegen die Shoah gepredigt hätten?
Ich bezweifel es stark.

Der Kern des Zitats war für mich, dass Rom hier sehr zweigleisig agiert hat und in Bezug auf den Holocaust extrem zurückhaltend.
Über die Frage, ob man die Shoah verhindert hätte, kann man nur spekulieren. Sicherlich hätte ein frühzeitiges Gegensteuern von Rom aus, einiges verhindern können (immerhin!), vieles wäre aber schlicht nur heimlicher gelaufen oder in den Befehlsketten noch rigoroser angeordnet worden.
In diesem Zusammenhang muss man auch sehen, inwieweit die Shoah möglich gewesen wäre, hätte es in der Gesellschaft (als nicht im politischen System) keine Judenfeindlichkeit gegeben. Und hier hätte die Kirche Jahrhunderte gegensteuern können. Zeit hat sie gehabt und es waren ja nicht die ersten religiös begründeten Judenverfolgungen in Europa. Warum hat sie nicht aus der Geschichte gelernt?
Also ich kann die Juden gut verstehen, wenn sie "den Christen /den Kirchen" nicht so recht trauen mögen, so sehr freundlich diese auch HEUTZUTAGE gegenüber Israel und den Juden auftreten. Es wäre nicht das erstemal, wenn sich das Blatt irgendwann wieder mal wendet.

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#329 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Mi 19. Aug 2015, 18:47

Naqual hat geschrieben: Über die Frage, ob man die Shoah verhindert hätte, kann man nur spekulieren. Sicherlich hätte ein frühzeitiges Gegensteuern von Rom aus, einiges verhindern können (immerhin!), vieles wäre aber schlicht nur heimlicher gelaufen oder in den Befehlsketten noch rigoroser angeordnet worden.

Beispiel:
Was wäre passiert,wenn ein deutscher Bischof (ich gehe immer noch von der Katholischen Kirche aus) damals nach 1935/36 das Verhalten der Nazis der jüdischen Bevölkerung gegenüber offen (!) zum Thema gemacht hätte,z.B. in einem Hirtenbrief oder in einem Schreiben an die deutsche Regierung in Berlin?
Hätten die Nazis ihr Verhalten geändert und die Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung eingestellt oder auch nur verringert?

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#330 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Naqual » Mi 19. Aug 2015, 18:52

Catholic hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben: Über die Frage, ob man die Shoah verhindert hätte, kann man nur spekulieren. Sicherlich hätte ein frühzeitiges Gegensteuern von Rom aus, einiges verhindern können (immerhin!), vieles wäre aber schlicht nur heimlicher gelaufen oder in den Befehlsketten noch rigoroser angeordnet worden.

Beispiel:
Was wäre passiert,wenn ein deutscher Bischof (ich gehe immer noch von der Katholischen Kirche aus) damals nach 1935/36 das Verhalten der Nazis der jüdischen Bevölkerung gegenüber offen (!) zum Thema gemacht hätte,z.B. in einem Hirtenbrief oder in einem Schreiben an die deutsche Regierung in Berlin?
Hätten die Nazis ihr Verhalten geändert und die Diskriminierungen der jüdischen Bevölkerung eingestellt oder auch nur verringert?

Das ist eine Suggestivfrage, die nicht direkt aus dem von Dir monierten Zitat ableitbar ist. Der Autor hatte darauf hingewiesen, dass die Geschichte (man müsse diese Frage stellen) eventuell anders gelaufen wäre, wenn auf breiter Ebene Bischöfe (und damit auch Pfarrer von der Kanzel) hier gegengesteuert hätten. Das ist schon etwas gang anderes als das Beispiel mit einem einzelnen Bischof und dessen Situation. Der gehört klar der Katz als Einzelgänger gegen die Interessen eines diktatorischen Regimes.

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