Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Pluto
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#51 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von Pluto » Sa 10. Feb 2018, 14:22

closs hat geschrieben: Denn der Satz "Wenn der Teufel seine Ziele erreichen will, zitiert er sogar die Bibel" (Shakespeare) scheint Hochkonjunktur zu haben.
Ich vermute das ist ein Fake.
Wo, in welchen Werk Shakespeares kann man das finden?

closs hat geschrieben:Was IST mit ewig gemeint? Für immer oder äonisch?
Wieso sollte "ewig" nur äonisch sein?

closs hat geschrieben:Der letzte Satz ist der wichtigste. - Wir sind uns einig, dass es nur diesen EINEN Weg geben kann - aber auch hier: Wie genau soll man dies interpretieren?
Ich denke, mit dem letzten Satz, meinst du "Gott wird mich schon erretten?
Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

closs hat geschrieben:
Helmuth hat geschrieben:Nur wenige finden aber den schmalen Weg. Daher nochmals diese Botschaft Jesu in aller Deutlichekeit:

Joh 14, 6 hat geschrieben:
Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich.
Papier ist geduldig.

closs hat geschrieben:Diesem Satz stimme ich uneingeschränkt zu, was aber nicht heißen muss, dass jeder dasselbe meinen muss, wenn er ihm uneingeschränkt zustimmt.
Was ist Wahrheit?

closs hat geschrieben:Genau das ist das, was man "Hermeneutik" im Sinne des "Hermeneutischen Zirkels" versteht: Die Verwebung von objektiv Nachweisbarem mit eigenen (bewussten oder unbewussten) Vorannahmen - weil es nicht anders geht.
Warum ist der hermeneutische Zirkel so wichtig?
Im Laufe der Geschichte wurden schon viele Versuche unternommen, zur Wahrheit zu gelangen. Hermeneutik, wie es der hermeneutische Zirkel verstand, war nur einer dieser gescheiterten Versuche.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#52 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von closs » Sa 10. Feb 2018, 14:37

Pluto hat geschrieben:Ich vermute das ist ein Fake.
Kann ich nicht beurteilen - es steht bei "Gute Zitate" und "Aphorismen.de". - Es passt zu Shakespeare - leider steht bei den Quellen nicht das Werk dabei. Ich tippe auf sowas wie "Comedy of Errors" - ich werde weiter suchen.

Pluto hat geschrieben:Wieso sollte "ewig" nur äonisch sein?
Weil das deutsche Wort "ewig" sehr undifferenziert ist - da solltest Du mal mit "lovetrail" sprechen, der dies in aller Tiefe nachgewiesen hat.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Diesem Satz stimme ich uneingeschränkt zu, was aber nicht heißen muss, dass jeder dasselbe meinen muss, wenn er ihm uneingeschränkt zustimmt.

Was ist Wahrheit?
Das, was der Fall ist und am Ende als solches erkannt wird.

Pluto hat geschrieben:Warum ist der hermeneutische Zirkel so wichtig?
Weil er unvermeidbar ist - auch in der Naturwissenschaft.

Pluto hat geschrieben:Hermeneutik, wie es der hermeneutische Zirkel verstand, war nur einer dieser gescheiterten Versuche.
Wieso "gescheitert"? - War die Entwicklung der Atom-Modelle von de Bohr bis heute die Geschichte eines Scheiterns? - Ganz bestimmt nicht: Es ist die Geschichte einer erfolgreichen Hermeneutik.

ThomasM
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#53 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von ThomasM » Sa 10. Feb 2018, 15:31

Zeus hat geschrieben: Folgerichtig müsstest du das Nicht-Glauben an die unsichtbare Waldfee als Glaube betrachten.
Durchaus korrekt. Allerdings geht der nicht-Glaube an die unsichtbare Waldfee meiner Erfahrung nach einher mit dem Nicht-Glauben auch an Götter, die eine weite Anhängerschafft haben. Insofern ist dieser Glaube nicht speziell, sondern ein Teil des gläubigen Atheismus.
Oder anderes ausgedrückt, der nicht-Glaube an die Existenz von Waldfeen ist in der Regel eingebettet in einen allgemeineren Glauben, so bei mir den Glauben an den christlichen Gott und den Glauben, dass dieser durch die Mechanismen der Natur wirkt.

Dass du dich weigerst, deinen Atheismus als Glauben zu bezeichnen, ist bekannt und eben der Ausfluss aus deinem Glauben. Atheismus geht sehr oft (auch und gerade bei dir) einher mit der Verachtung von Menschen, die an etwas glauben, was man nicht beweisen kann. Diese Verachtung ist aber schwer durchzuziehen, wenn man erkennt, dass man selbst nicht viel besser ist und an etwas glaubt, was man nicht beweisen kann.
Du musst dich also weigern, Atheismus als Glauben anzuerkennen, damit du deine Verachtung gegen Menschen weiter tragen kannst.

Zeus hat geschrieben: Übrigens ist es nicht echt rücksichtsvoll von Gott, die Dinge so zu arrangieren, dass, wo auch immer du geboren wirst, die lokale Religion sich als die wahre erweist?
Ich halte das für unvermeidlich.

Wir haben (seid dem Sündenfall) kein besonders gutes "Auge" für Gott, d.h. wir vermögen, ihn nicht gut zu erkennen (Manche vermögen ihn gar nicht zu erkennen).
Solche Lücken werden in der Regel durch menschengemachte Vorstellungen gefüllt, teils getrieben durch Traditionen, also Geschichten, die über die Generationen weitergegeben werden. Glaube integriert sich dadurch in die Gesellschaft (was evolutionär ein Hauptvorteil von Glaube ist).
Das Ergebnis ist die Vielfalt, die man sieht. Jede Religion hat eine Ahnung des Göttlichen und dessen, was Gott will. Manche sind näher dran als andere. Ich denke natürlich, dass ich recht nahe an der Wahrheit bin, aber beweisen kann ich dir das nicht. Also finde eben deinen eigenen Weg.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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Münek
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#54 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von Münek » Sa 10. Feb 2018, 16:23

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Denn der Satz "Wenn der Teufel seine Ziele erreichen will, zitiert er sogar die Bibel" (Shakespeare) scheint Hochkonjunktur zu haben.
Ich vermute das ist ein Fake. Wo, in welchen Werk Shakespeares kann man das finden?
Ob der Satz in einem der Werke Shakespeares vorkommt, weiß ich nicht.

Er hat aber seinen biblischen Anhalt in der Geschichte von der "Versuchung Jesu durch den Teufel" (Mt. 4:6). Der Teufel zitiert hier Psalm 91:11 f. Ratzinger schreibt in seinem Jesusbuch (Bd.1 S. 63) dazu: "Der Teufel zitiert die Heilige Schrift, um Jesus in seine Falle zu locken."

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sven23
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#55 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von sven23 » Sa 10. Feb 2018, 16:30

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du Recht hättest, wäre das ja gerade ein starker Hinweis darauf, dass er hier die gleichen Fehler wie die liberale Jesusforschung begangen hätte. Albert Schweitzer hat ihre Jesusbilder als ihre eigenen ethischen Wertvorstellungen entlarvt, die sie auf Jesus zurück projiziert haben.
Bei Buber kann ich das nicht beurteilen. Möglich wäre es aber.
Das ist IMMER so.
Nein, das ist nicht immer so, vor allem, wenn man es als Fehler erkannt hat.
Deshalb ist die ursprüngliche Intention des Schreibers das alles entscheidende. Sonst läuft man mit der schönsten Hermeneutik in die Irre.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#56 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von closs » Sa 10. Feb 2018, 16:34

Münek hat geschrieben:Ob der Satz in einem der Werke Shakespeares vorkommt, weiß ich nicht.

Er hat aber seinen biblischen Anhalt in der Geschichte von der "Versuchung Jesu durch den Teufel" (Mt. 4:6). Der Teufel zitiert hier Psalm 91:11 f. Ratzinger schreibt in seinem Jesusbuch (Bd.1 S. 63) dazu: "Der Teufel zitiert die Heilige Schrift, um Jesus in seine Falle zu locken."
Interessanter Hinweis - passt. :thumbup:

Bei dieser Gelegenheit:
Solche Motive kommen ja nicht als "Erfundendes", sondern weil sie archetypisch SIND. - So auch bspw. beim (ganz anderen Motiv) Motiv der "Achillesferse", das wieder auftaucht bei "Siegfried", bei dem ihn das Lindenblatt auf dem Rücken verletzbar macht.

Ein HKM-ler würde jetzt überprüfen, ob dieses Motiv von der antiken Mythologie in die germanische Sagenwelt tradiert wurde - einen spirituell gepolten Forscher interessant das nur sekundär, weil für ihn dieses Motiv mythischen Charakter hat im Sinne von: "Geschichte sagt, was war - Mythos sagt, was IST".

Zurückübertragen auf Bibel/Shakespeare heißt dies:
Shakespeare KANN diese Bibelstelle gekannt haben (= HKM/historische Tradierung), muss aber nicht, da auch dies ein universales Motiv menschlicher Existenz ist - es kommt auch dann immer wieder vor, wenn es NICHT tradiert wird. - Hier ist die universale Wahrheit in etwa:
"Die satanische/diabolische/anthropozentrische Brillanz greift zu allem, sogar zum Argumentarium des Göttlichen, wenn es recht behalten will" - oder:
"Es gibt keine Möglichkeit, falsche Auslegung der Bibel zu verhindern" bzw. "Es ist objektiv nicht verhinderbar".

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#57 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von closs » Sa 10. Feb 2018, 16:38

sven23 hat geschrieben:Deshalb ist die ursprüngliche Intention des Schreibers das alles entscheidende.
Nein - für das Verständnis des geistigen Inhalts der Texte ist die ursprüngliche Intention des Schreibers NICHT das alles Entscheidende. - Es ist wichtig und unübergehbar, aber es sagt uns im Zweifelsfall nicht sicher, was Jesus (also das Original) gemeint hat.

Es ist übrigens eine weitere Setzung, wenn man meint: "Die ursprüngliche Intention des ersten Rezepienten/des SChreibers ist entscheidend für das, was Jesus wirklich war/was die Historizität Jesu ist". - Nicht, dass dieser Ansatz schlecht wäre - aber es ist ein angreifbarer Ansatz, wenn es nicht um die Authentizität des Schreibers geht, sondern um die Authentizität dessen, über den geschrieben wird.

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#58 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von Münek » Sa 10. Feb 2018, 16:43

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was ist Wahrheit?
Das, was der Fall ist und am Ende als solches erkannt wird.
Jetzt wissen wir endlich, was WAHRHEIT ist. Wahrheit ist das, was wahr ist. Eine wahre Erkenntnis.

:lol: :lol: :lol:

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#59 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von closs » Sa 10. Feb 2018, 17:08

Münek hat geschrieben:Jetzt wissen wir endlich, was WAHRHEIT ist. Wahrheit ist das, was wahr ist.
Das sowieso - aber das habe ich nicht geschrieben - sondern:
Closs hat geschrieben:Das, was der Fall ist und am Ende als solches erkannt wird.

Was heißt das? (Du scheinst es ja nicht verstanden zu haben)
1) Das, was wahr ist, ist methodisch nicht erzwingbar, sondern IST.
2) Wir werden es am Ende erkennen.
3) Das heißt AUCH: Wir werden es im dialektischen Raum, in dem wir leben, NICHT erkennen, sondern nur ansatzweise spüren/ahnen können.

Zwei Zitate dazu, deren Urheber kaum etwas miteinander gemein haben, aber auf ihre Weise dasselbe sagen:

1.Kor. 13,12:
Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

Heidegger:
„Solange das Dasein als Seiendes ‚ist‘, hat es seine ‚Gänze‘ nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-Seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar.“

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#60 Re: Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube?

Beitrag von Münek » Sa 10. Feb 2018, 17:28

closs hat geschrieben:Shakespeare KANN diese Bibelstelle gekannt haben (= HKM/historische Tradierung), muss aber nicht, da auch dies ein universales Motiv menschlicher Existenz ist - es kommt auch dann immer wieder vor, wenn es NICHT tradiert wird.
Universales Motiv? Wohl eher nicht. Oder kannst Du weitere Beispiele dafür bringen, dass sich ein Widersacher Gottes (Satan) auf geoffenbarte Worte Gottes ("Heilige Schrift") bezieht und aus dieser zitiert ?

closs hat geschrieben:Hier ist die universale Wahrheit in etwa:
Du weißt, was die "universale Wahrheit" ist? Donnerwetter! Meinen Respekt! :chapeau:

closs hat geschrieben:"Die satanische/diabolische/anthropozentrische Brillanz greift zu allem, sogar zum Argumentarium des Göttlichen, wenn es recht behalten will" - oder: "Es gibt keine Möglichkeit, falsche Auslegung der Bibel zu verhindern" bzw. "Es ist objektiv nicht verhinderbar".

Genau. Das Böse ist immer und überall. Es hat sich sogar an den theologischen Fakultäten wie ein Krebsgeschwür eingenistet. Ein eindeutiger Hinweis darauf, dass wir in der Endzeit leben. :devil:

Warten wir also ab, bis sich in Kürze Sonne und Mond verfinstern, die Sterne vom Himmel fallen, die Kräfte des Himmels erschüttert wer-
den und das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen wird (Mt. 24:29). Ich bin mal gespannt.

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