Hiob-Opfer einer Intrige?

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sven23
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#71 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von sven23 » Sa 19. Jul 2014, 13:00

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das sehe ich nicht so.
Dann werden wir uns wohl vor dem Europäischen Patentgericht in Paris treffen müssen - allerdings nicht vor 2015 (es ist gerade noch im Aufbau). :geek:

Ja, so wirds :lol: wohl kommen.
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sven23
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#72 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 08:49

Interessant ist ja auch, daß die Freunde Hiobs die Vertreter der sog. Weisheitslehre sind. Demnach ist derjenige, dem Leid widerfährt, selber schuld an seinem Unglück, weil er gesündigt hat: dem Gerechten geht es gut, dem Gottlosen schlecht.
Die Schreiber wollen nun zeigen, daß dies Unsinn ist, wie ja nun jeder selbst an Hand der Realitäten unschwer erkennen kann, damals wie heute.
Daß sie dabei Gott als Mittäter ins Boot nehmen und dabei einen irreversiblen Kolateralschaden in Kauf nehmen, scheint ihnen nicht so recht bewußt gewesen zu sein.
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closs
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#73 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 09:27

sven23 hat geschrieben:Interessant ist ja auch, daß die Freunde Hiobs die Vertreter der sog. Weisheitslehre sind.
Stimmt - das war damals en vogue.

sven23 hat geschrieben:Die Schreiber wollen nun zeigen, daß dies Unsinn ist,
Was aber durchaus gegen den Strom war - das ist so, wie wenn die Linke bei uns sagt, dass wir keine Leistungsgesellschaft sind - "wie ja nun jeder selbst an Hand der Realitäten unschwer erkennen kann" - und trotzdem haben sie nur knapp 10% Wählerstimmen.

sven23 hat geschrieben:Daß sie dabei Gott als Mittäter ins Boot nehmen und dabei einen irreversiblen Kolateralschaden in Kauf nehmen, scheint ihnen nicht so recht bewußt gewesen zu sein.
Das ist schon wieder mal eine dieser schrägen Einstielungen. - Die Message ist eigentlich, dass es eine vom Daseins-Getriebe unabhängige Instanz gibt.

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sven23
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#74 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 10:08

closs hat geschrieben:Was aber durchaus gegen den Strom war - das ist so, wie wenn die Linke bei uns sagt, dass wir keine Leistungsgesellschaft sind - "wie ja nun jeder selbst an Hand der Realitäten unschwer erkennen kann" - und trotzdem haben sie nur knapp 10% Wählerstimmen.

Moment, das Leistungsprinzip gilt sehr wohl noch in der Arbeitswelt der Bevölkerung. Die Eliten sind es, die sich weitgehend vom Leistungsprinzip abgekoppelt haben.

closs hat geschrieben: - Die Message ist eigentlich, dass es eine vom Daseins-Getriebe unabhängige Instanz gibt.

Das war aber keine neue Message. Das neue war wohl, daß diese Instanz eben nicht unabhängig vom Daseinsgetriebe ist, sondern selbst mit eingreift, sogar zum Nachteil eines gerechten Menschen.
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#75 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 14:52

sven23 hat geschrieben:Das neue war wohl, daß diese Instanz eben nicht unabhängig vom Daseinsgetriebe ist,
Wie das? - Das war doch die Meinung der Freunde Hiobs - also das zu Überwindende.

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sven23
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#76 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 16:57

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das neue war wohl, daß diese Instanz eben nicht unabhängig vom Daseinsgetriebe ist,
Wie das? - Das war doch die Meinung der Freunde Hiobs - also das zu Überwindende.

Sowohl in der Weisheitslehre als auch bei Hiob greift ein Gott aktiv in das Schicksal des Menschen ein.
Gemäß der Weisheitslehre ist der Mensch durch sündiges Verhalten selbst dran schuld, bei Hiob ist das neue, daß auch unschuldige, gerechte Menschen vom Leid betroffen sein können, hier sogar mittelbar durch Gott selbst.
Aber im Grunde ist das nichts fundamental neues. Daß auch Unschuldige vom Leid betroffen sind, war damals wie heute für jeden sichtbar. Deshalb wohl auch der etwas hilflose Versuch der Bibeschreiber, die Theodizee-Frage zu erklären.
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#77 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 19:03

sven23 hat geschrieben: Daß auch Unschuldige vom Leid betroffen sind, war damals wie heute für jeden sichtbar.
Wenn man Noah und Babel und die diversen Feinde der Könige anguckt, wurde das jeweils als schuld-begründet dargestellt (egal, was wir denken).

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sven23
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#78 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von sven23 » So 21. Dez 2014, 19:13

closs hat geschrieben:Wenn man Noah und Babel und die diversen Feinde der Könige anguckt, wurde das jeweils als schuld-begründet dargestellt (egal, was wir denken).

Eben, das "geschah" in der Literatur. Kinder und Säuglinge werden ersäuft, obwohl man ihnen keine Schuld anlasten kann.
Das geschieht aber auch im richtigen Leben, heute genau so wie damals. Deshalb war die Abkehr von der Weisheitslehre nur logisch und folgerichtig.
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#79 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von closs » So 21. Dez 2014, 19:41

sven23 hat geschrieben: Deshalb war die Abkehr von der Weisheitslehre nur logisch und folgerichtig.
Finde ich ja auch - aber das scheint zur Zeit des Hiob-Buchs anders gesehen worden zu sein - und gab es auch später - man denke etwa an die (doppelte) Prädestination.

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Zeus
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#80 Re: Hiob-Opfer einer Intrige?

Beitrag von Zeus » Do 27. Aug 2015, 20:34

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Fest steht: Der Hiob-Text ist derart mehrfach dialektisch gebrochen, dass es zumindest mir manchmal schwindlig wurde.
Wenn du damit meinst, dass der Text nicht ganz frei von Widersprüchen ist, dann gebe ich dir Recht.
Den muss ich mir merken: Voller Widersprüche = Mehrfach dialektisch gebrochen. :lol:
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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