Alles Teufelszeug? IX

closs
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#701 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Di 1. Mai 2018, 09:20

Münek hat geschrieben:Mich stört das "hermeneutisch", weil Hermeneutik auf SETZUNGEN beruht. Die historisch-kritische Exegese zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass in ihrem Fokus AUSSCHLIESSLICH die Aussageabsicht (= der Glaube, die Theologie, die Intention) des Textverfassers steht - und eben KEINE bewertenden persönlichen hermeneutischen Glaubensvorstellungen des Exegeten.
Du triffst den Nagel auf den Kopf - genau darum geht es. - Ratzinger wollte 1993, dass sich die HKE DIESSEITS der Hermeneutik bewegt (apriorifrei). - Das ist das, was ich "sachneutral" nenne.

Aber genau das tut die HKE eben NICHT, wenn sie Sätze loslässt wie "Jesus HATTE eine Naherwartung". - Das Entscheidende ist, dass es nicht heißt "Paulus tritt im Brief x so auf, als würde er glauben, dass Jesus eine Naherwartung hatte", sondern dass es hineininterpretiert wird in Jesus selbst: "Er HATTE".

Das kann man meinen - aber es ist eine hermeneutische Aussage, da sie voraussetzt, dass ihr Verständnis Jesu das richtige ist. Andere Hermeneutiken kommen dazu, mit denen die Theologie sagt "Habt Ihr sie nicht alle: Ihr müsst es doch gesamtkanonisch ganz anders sehen, nämlich ...". - Das ist AUCH hermeneutisch, aber: Es WEISS, dass es hermeneutisch ist - die HKE in einigen Vertretern offenbar NICHT. - Eine HKE, die nicht zwischen sachlich-neutralen und hermeneutischen Aussagen unterscheiden kann, ist ideologisch.

Münek hat geschrieben:Du hast NICHTS verstanden und willst auch nichts verstehen. Du willst nur stur "Dein Glaubensding" durchziehen. Auch auf Kosten der "intellektuellen Redlichkeit".
Das ist dann das Nächste: "Wenn Ihr nicht ideologisch in unsere Gesänge einstimmt, seid Ihr intellektuell unredlich". - Was glaubst Du, was dazu ein forschender Theologe sagt, der NICHT auf HKE-Linie unterwegs ist? - Entweder er heult vor Trauer oder er klopft sich auf die Schenkel.

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sven23
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#702 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » Di 1. Mai 2018, 17:14

closs hat geschrieben: Aber genau das tut die HKE eben NICHT, wenn sie Sätze loslässt wie "Jesus HATTE eine Naherwartung". - Das Entscheidende ist, dass es nicht heißt "Paulus tritt im Brief x so auf, als würde er glauben, dass Jesus eine Naherwartung hatte", sondern dass es hineininterpretiert wird in Jesus selbst: "Er HATTE".
Hatte er ja auch, wie die Texte aussagen. Die Naherwartung, also der Ende der bestehenden Ordnung, stand im Zentrum der Verkündigung des Endzeitpropheten, ebenso, wie bei seinem Vorbild Johannes dem Täufer. Die Begegnung mit ihm war für Jesus wohl so eine Art Schlüsselerlebnis.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du hast NICHTS verstanden und willst auch nichts verstehen. Du willst nur stur "Dein Glaubensding" durchziehen. Auch auf Kosten der "intellektuellen Redlichkeit".
Das ist dann das Nächste: "Wenn Ihr nicht ideologisch in unsere Gesänge einstimmt, seid Ihr intellektuell unredlich". - Was glaubst Du, was dazu ein forschender Theologe sagt, der NICHT auf HKE-Linie unterwegs ist? - Entweder er heult vor Trauer oder er klopft sich auf die Schenkel.
Ein Theologe, der nicht nach einer wissenschaftlichen Methodik arbeitet, ist kein "Forscher" im eigentlichen Sinn, sondern ein Glaubensideologe, der nach zirkelreferenter Bestätigung seines Glaubenskonstruktes sucht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#703 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Di 1. Mai 2018, 17:50

sven23 hat geschrieben:Hatte er ja auch, wie die Texte aussagen
Und wieder ontifizierst Du Dich, also ideologisierst. - Sprich mal mit einem anständigen Theologen - der wird Dir den MArsch blasen.

sven23 hat geschrieben:Ein Theologe, der nicht nach einer wissenschaftlichen Methodik arbeitet, ist kein "Forscher" im eigentlichen Sinn, sondern ein Glaubensideologe, der nach zirkelreferenter Bestätigung seines Glaubenskonstruktes sucht.
Dieser Satz wäre vollkommen richtig, wenn er nicht von Dir käme. - Denn Du definierst "Wissenschaft" und "Zirkelreferenz" so, dass am Ende alle Forschungs-Disziplinen rausfallen außer der Deinen. - "Alle Menschen werden Brüder - bis auf Chinesen, SChwarze, Frauen, Kinder und CSU-ler".

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#704 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » Di 1. Mai 2018, 18:07

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Hatte er ja auch, wie die Texte aussagen
- Sprich mal mit einem anständigen Theologen - der wird Dir den MArsch blasen.
Kann es sein, dass du theologische Glaubensideologen wie Berger mit der historischen Jesusforschung verwechselst?
Du wirst doch Theißen, Rahner und dem Gros der Forschung wohl nicht die Anständigkeit absprechen wollen? :roll:

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Karl Rahner

Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.
Gerd Theißen

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ein Theologe, der nicht nach einer wissenschaftlichen Methodik arbeitet, ist kein "Forscher" im eigentlichen Sinn, sondern ein Glaubensideologe, der nach zirkelreferenter Bestätigung seines Glaubenskonstruktes sucht.
Dieser Satz wäre vollkommen richtig, wenn er nicht von Dir käme. - Denn Du definierst "Wissenschaft" und "Zirkelreferenz" so, dass am Ende alle Forschungs-Disziplinen rausfallen außer der Deinen.
Ja, das ist mir bei dir auch schon aufgefallen. Es kommt bei dir immer darauf an, wer etwas sagt. Sagt es Kubitza, wird es reflexartig abgewehrt, sagt Ratzinger das Gleiche, gerät closs in Verzückung. Das ist pure Ideologie, weil es gar nicht mehr um die Inhalte geht.
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#705 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Di 1. Mai 2018, 18:25

sven23 hat geschrieben:Kann es sein, dass du theologische Glaubensideologen wie Berger mit der historischen Jesusforschung verwechselst?
Das meine ich: Man wirft alles raus, um selber übrig zu bleiben.

sven23 hat geschrieben: Das ist pure Ideologie, weil es gar nicht mehr um die Inhalte geht.
Jetzt spiegelst Du wieder, indem Du das, was man Dir vorwirft, einfach umdrehst.

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sven23
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#706 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von sven23 » Di 1. Mai 2018, 18:33

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kann es sein, dass du theologische Glaubensideologen wie Berger mit der historischen Jesusforschung verwechselst?
Das meine ich: Man wirft alles raus, um selber übrig zu bleiben.
Nein, man wirft das raus, was wissenschaftlichen Kriterien nicht genügt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das ist pure Ideologie, weil es gar nicht mehr um die Inhalte geht.
Jetzt spiegelst Du wieder, indem Du das, was man Dir vorwirft, einfach umdrehst.
Es kommt nicht darauf an, wer etwas sagt, sondern was er sagt, also auf die Inhalte.
Du hast es doch selber als Fehler bezeichnet. Jetzt willst du davon wieder nichts wissen?
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#707 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Di 1. Mai 2018, 18:59

sven23 hat geschrieben:man wirft das raus, was wissenschaftlichen Kriterien nicht genügt.
Aha - man macht sich also zum Herrn der Wissenschafts-Theorien - echtes Multitasking.

sven23 hat geschrieben:Es kommt nicht darauf an, wer etwas sagt, sondern was er sagt, also auf die Inhalte.
Das wäre eine gute Übung bei Zitaten, damit man gezwungen ist nachzudenken, weil man reinfallen könnte, wenn man erfährt, von wem das Zitat ist.

sven23 hat geschrieben:Jetzt willst du davon wieder nichts wissen?
:?:

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Münek
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#708 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Münek » Di 1. Mai 2018, 20:21

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Mich stört das "hermeneutisch", weil Hermeneutik auf SETZUNGEN beruht. Die historisch-kritische Exegese zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass in ihrem Fokus AUSSCHLIESSLICH die Aussageabsicht (= der Glaube, die Theologie, die Intention) des Textverfassers steht - und eben KEINE bewertenden persönlichen hermeneutischen Glaubensvorstellungen des Exegeten.
Du triffst den Nagel auf den Kopf - genau darum geht es.
Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass Du NICHT wirklich begriffen hast, was ich oben geschrieben habe.

closs hat geschrieben:Ratzinger wollte 1993, dass sich die HKE DIESSEITS der Hermeneutik bewegt (apriorifrei). - Das ist das, was ich "sachneutral" nenne.
"Apriorifrei" bedeutet, dass man auf Glaubens-Vorannahmen, also auf Setzungen, verzichtet. Also genau das GEGENTEIL dessen, was
die kanonische Exegese "auszeichnet". Insofern konterkariert Ratzinger mit seiner Forderung nach einem Glaubensentscheid in seinem Jesusbuch die Vorgaben der "Päpstlichen Bibelkommission".


Erstaunlich - aber wahr. :thumbup:

closs hat geschrieben:Aber genau das tut die HKE eben NICHT, wenn sie Sätze loslässt wie "Jesus HATTE eine Naherwartung".
Der Konsens der historisch-kritischen Exegese beruht gerade NICHT darauf, dass ihrem einvernehmlichen Ergebnis eine sie bindende Glaubenssetzung zugrunde liegt. Ihr das zu unterstellen, zeugt von mangelnder Sachkenntnis.

Selbst Ratzinger und Berger erheben einen solchen absurden Vorwurf gegenüber der HKM NICHT. Das sollte Dir eigentlich zu denken
geben.


closs hat geschrieben:Das Entscheidende ist, dass es nicht heißt "Paulus tritt im Brief x so auf, als würde er glauben, dass Jesus eine Naherwartung hatte", sondern dass es hineininterpretiert wird in Jesus selbst: "Er HATTE".
In den Briefen des Paulus ist doch gar NICHT von einer Naherwartung Jesu, sondern ausschließlich von seiner EIGENEN Naherwartung die Rede. Du bringst hier einiges durcheinander. Wie wärs mit einem kostenlosen Nachhilfe-Heimbibelstudium bei unserem Bibelkenner He-
mul?


closs hat geschrieben:Das kann man meinen - aber es ist eine hermeneutische Aussage, da sie voraussetzt, dass ihr Verständnis Jesu das richtige ist.
Selbstverständlich sind die historisch-kritisch arbeitenden Exegeten der festen Überzeugung, dass "ihr Verständnis Jesu das richtige ist." Was denn sonst? Sie präsentieren doch keine Resultate, von denen sie - bei allem Vorbehalt - NICHT überzeugt sind. :)

closs hat geschrieben:Andere Hermeneutiken kommen dazu, mit denen die Theologie sagt "Habt Ihr sie nicht alle: Ihr müsst es doch gesamtkanonisch ganz anders sehen, nämlich ...".
Ratzinger und Berger - andere Theologen kenne ich nicht, die dem HKM-Konsens begründet widersprechen - scheuen eine sachgemäße Auseinandersetzung mit den Argumenten der wissenschaftlich arbeitenden Exegeten. Hinzu kommt, dass Berger Ratzingers Interpreta-
tion, Jesus selbst verkörpere das Gottesreich, strikt ablehnt.

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#709 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von closs » Di 1. Mai 2018, 21:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:"Apriorifrei" bedeutet, dass man auf Glaubens-Vorannahmen, also auf Setzungen, verzichtet.
Richtig - aber genau das tut die HKE NICHT, wenn sie hermeneutisch interpretiert - und genau das tut sie.
Erzähle doch nix. Die wissenschaftlich-historische Exegese arbeitet und interpretiert als wissenschaftliche Diziplin setzungsfrei. Was bringt es Dir, wenn Du unermüdlich das Gegenteil behauptest, ohne endlich mal Butter bei die Fische zu tun?

Wieso kommt da nix?

closss hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Also genau das GEGENTEIL dessen, was die kanonische Exegese "auszeichnet".
Ebenfalls richtig - aber die Kanonische Exegese WEISS um ihre Hermeneutik,
Es wäre auch merkwürdig, wenn "Kanoniker" (die es nur auf dem Papier, aber nicht an den theologischen Fakultäten gibt), nichts von ihrem Glauben an Gott und dessen Eingreifen in die Weltgeschichte wüssten. :)

closs hat geschrieben:während die HKE bei ihren hermeneutischen Interpretationen gerne so dargestellt wird, als wisse sie es NICHT.
Was Du unter "hermeneutischen Interpretationen" verstehst, versteht kein Mensch außer closs.

Glaube mir, die HKM weiß theologisch ALLES. Davon hast DU als theologischer Laie allerdings nicht die geringste Ahnung - und willst sie auch nicht haben. Deine Ablehnung, Dir mal ein exegetisches Lehrbuch zu Gemüte zu führen, um einen einigermaßen soliden Durchblick durch diesen theologischen Wissenschaftszweig der Exegese zu gewinnen, spricht Bände.


Deswegen folgt bei Dir ein Irrtum dem anderen. Du redest zuweilen über Dinge, von denen Du keine Ahnung hast.

closs hat geschrieben:weil sie sich gleichzeitig als apriori-frei darstellt - beides geht aber nicht gleichzeitig.
Auch wenn es weh tut: Die historisch-kritische Exegese legt die biblischen Texte in derselben Art und Weise aus wie andere Texte der Antike. Das sollte genügen, um Dich zum Nachdenken zu bringen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der Konsens der historisch-kritischen Exegese beruht gerade NICHT darauf, dass ihrem einvernehmlichen Ergebnis eine sie bindende Glaubenssetzung zugrunde liegt. Ihr das zu unterstellen, zeugt von mangelnder Sachkenntnis.
Falsch. - "Hermeneutische Vorannahme" muss kein religiöser Glaube sein.
Doch - muss. Genauso hat es die "Päpstliche Bibelkommission" gemeint. Keine metaphysisch-transzendente Annahmen! ;)

closs hat geschrieben:es reicht schon die Auffassung, dass bspw. die Geschichte als ununterbrochen naturalistischer Wirkungszusammenhang sein müsse.[qu
Tja - der alte Bultmann vor über 80 Jahren. Er war als tiefgläubiger Christ in der Tat der Auffassung, dass Gott auf Erden nicht mit Wundern in die Weltgeschichte eingreift.

Die historisch-kritische Exegese als Wissenschaftsdiziplin behauptet einen "geschichtlich ununterbrochenen naturalistischen Wirkungszusammenhang" jedenfalls nicht. Zu der Frage "göttliches Eingreifens "ja oder nein", äußert sie sich ganz bewusst nicht.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:In den Briefen des Paulus ist doch gar NICHT von einer Naherwartung Jesu, sondern ausschließlich von seiner EIGENEN Naherwartung die Rede. Du bringst hier einiges durcheinander.
Eben NICHT - ich bringe eben NICHT durcheinander, was ein Textverfasser meint und was Jesus meint.
Soll ich mich wiederholen? Lies was ich geschrieben habe. Du hast da schlichten Unsinn behauptet. Deshalb mein Tipp, bei unserem Bibelkenner Hemul ein kostenloses Nachhilfe-Heimbibelstudium zu absolvieren.

closs hat geschrieben:Gerade deshalb ist die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung" eine hermeneutische, also nicht apriorifreie Aussage.
Es ist eine wissenschaftlich-historische, also setzungsfreie Aussage.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Selbstverständlich sind die historisch-kritisch arbeitenden Exegeten der festen Überzeugung, dass "ihr Verständnis Jesu das richtige ist." Was denn sonst?
Richtig - und das ist doch auch verständlich. - Aber das macht diese Überzeugung doch nicht konkurrenzfrei.
Von einer "Konkurrenz" ist weit und breit nichts zu sehen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ratzinger und Berger - andere Theologen kenne ich nicht, die dem HKM-Konsens begründet widersprechen - scheuen eine sachgemäße Auseinandersetzung mit den Argumenten der wissenschaftlich arbeitenden Exegeten.
Nein - sie akzeptieren deren interpretative Hermeneutik nicht.
Nein - sieh`genau hin - sie scheuen die argumentative Sachauseinandersetzung. Darauf lassen sie sich nicht ein - und werten nur aggressiv-pauschal ab.

Roland
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#710 Re: Alles Teufelszeug? IX

Beitrag von Roland » Fr 4. Mai 2018, 14:51

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Niemand weiß wie Leben entstanden ist
Richtig, weil wir die Randbedingungen (noch) nicht alle kennen, die zur Entstehung von Leben notwendig sind.
Hat sich als sehr schwierig erwiesen, die "Randbedingungen" zu finden, die gegeben sein müssen, damit aus unbelebter Materie eine hitec-Miniaturfabrik (= lebende Zelle) von selbst entstehen kann. Die sich dann auch noch selbst vervielfältigen kann (sonst wäre ihr Tod ja bereits wieder das Ende der Entwicklung). Das alles planlos, ohne jede Zufuhr von Intelligenz… Seit vielen Jahrzehnten suchen hunderte Forscher nach einer Lösung, darunter lauter Nobelpreisträger. Ohne Erfolg.
Hier, etwa ab Minute 3, eine schöne Darstellung der Ähnlichkeit zwischen lebender Zelle und Fabrik.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Wir haben übrigens eine 50%ige genetische Übereinstimmung mit der Banane! Auch hier würde man kaum sagen, dass wir zu 50% Bananen sind.
Was dafür spricht, dass sich pflanzliches und tierisches Leben sich aus Einzellern zu immer komplexeren Formen entwickelt hat.
Nein, was dafür spricht, dass ein Ingenieur aus dem selben Material völlig unterschiedliches herstellen kann. Die für die Entstehung immer komplexerer Formen gibt es aus der experimentellen Biologie keinerlei Hinweise.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Eine lustige darwinistische Story ohne jeden Beleg. Dass das Steißbein mal ein Schwanz war, ist immer wieder amüsant zu hören.
Ist aber in der Forschung unstrittig und kann plausibel begründet werden.

Das Steißbein wird als Rudiment der Schwanzwirbel der Wirbeltiere angesehen,[2] die sich im Laufe der menschlichen Entwicklung über Jahrmillionen zurückgebildet haben.
Quelle: Wikipedia
Es wird als Rudiment "angesehen" weil man Evolution voraussetzt. Es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, dass es so ist. Das Steißbein erfüllt beim Menschen wichtige Aufgaben.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Das würde für die Wissenschaft bedeuten: Finger weg von der Bibelauslegung. Denn die ist ohne Glaubensbekenntnisse nicht möglich.
Das ist eben der grundlegende Irrtum aller Glaubensideologen. Die neutestamentliche Forschung, die sich wissenschaftlichen Prinzipien verpflichtet fühlt, kommt selbstverständlich ohne Glaubensbekenntnisse wie diese aus:
Das ist nicht der Fall, wie ich gezeigt habe. Sie formuliert ihre "Glaubensbekenntnisse" freilich stilistisch etwas anders, als der katholische Katechismus :) – es bleiben dennoch welche.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Es ist die einzige Möglichkeit, antike Texte ergebnisoffen zu untersuchen.
Das ist ein Widerspruch in sich. Die Auferstehungsberichte Jesu zu untersuchen unter der Vorgabe, dass es Gott nicht gibt, er also nicht in die Geschichte eingreifen kann und es keine Wunder geben kann, legt das Ergebnis bereits von vorn herein fest. Das ist das genaue Gegenteil von ergebnisoffen.
Nein, es ist kein Widerspruch, weil sich Wissenschaft nicht mit nicht falsifizierbarem befassen kann.
Auch die Behauptung, die neutestamentlichen Autoren seien Lügner und hätten die Auferstehung erfunden, ist nicht falsifizierbar. Wir können nicht in die Vergangenheit reisen und empirisch widerlegen, dass es so war.
Die Auslegung der Texte "als gäbe es Gott nicht", legt dieses Ergebnis von vornherein fest. "Ergebnisoffen" sieht anders aus.

sven23 hat geschrieben: Deshalb macht sie keine Aussagen dazu, weder positiv noch negativ.
Das ist falsch, Bultmanns Auferstehung ins Kerygma oder Lüdemanns Visions-Theorie sind Beispiele für die Leugnung der Auferstehung, wie sie in den Texte berichtet wird. Die klare Festlegung auf den methodischen Atheismus und die Leugnung jeglicher Wunder schließen eine tatsächliche Auferstehung von vornherein aus.

sven23 hat geschrieben: Man kann nur über die Widersprüche, Entwicklungen der Texte und Kommentare von Zeitgenossen zu dem Schluss kommen, dass da etwas faul ist im Staate Dänemark.
Unterschiede in Nebensächlichkeiten sind vielmehr für den Historiker zu erwarten, und dass sie nicht geglättet wurden stärkt die Glaubwürdigkeit der Texte. Aufgrund der kolossalen Wirkung der Botschaft bis zum heutigen Tag, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass tatsächlich Großes geschehen ist und sich nicht einfach was ausgedacht wurde. Und dass die Zeitenwende in "vor Christus" und "nach Christus" nicht auf einem Fake gründet, sondern gerechtfertigt war.

sven23 hat geschrieben: Nee, das kann jeder sagen, der die Bibel kennt, besonders das AT.
Das Gottesbild, das hier vermittelt wird, ist höchst fragwürdig.
Das Gottesbild des AT wird von Atheisten stets höchst einseitig und verzerrt dargestellt, dazu gäbe es viel zu sagen.

Und außerdem: Auf welcher Grundlage triffst du denn diese Bewertung? Wenn du glaubst, dass es keinen Gott gibt, dann gibt es doch gar keine objektiven Werte. Sondern nur sozusagen "Mehrheitsbeschlüsse". Worauf stützt sich also deine Bewertung eines "fragwürdigen Gottesbildes"?

In unserer Gesellschaft ist z.B. die Möglichkeit ungeborene Menschen umzubringen inzwischen aufgrund eines solchen subjektiven "Mehrheitsbeschlusses" quasi zu einer Art Menschenrecht geworden, das niemand mehr in Frage stellen darf, ohne heftigen Gegenwind zu bekommen.
Ohne festen Grund unter den Füßen, nur auf Grundlage einer subjektiven, fragwürdigen Mainstream-Moral, das Gottesbild der Bibel zu als fragwürdig bewerten, ist doch albern.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Es gibt eben "auch Theologen" die gar nicht an Gott glauben, Lüdemann z.B.
Die geben dann "unumwunden" zu, dass sie glauben, dass es sich um Mythen und Märchen handelt.
Gäbe es dafür den geringsten Beweis, wäre das Christentum längst mausetot.
Nö, warum? Glaubensideologien sind noch nie durch Fakten oder Vernunft gestorben.
Ja, hier du recht. Deshalb existiert die historisch-kritische Exegese immer noch und auch die Evolutionstheorie. Die athesitischen Glaubensideologien werden stets dafür kämpfen, den göttlichen Fuß aus der Tür verbannen.
Und das ist ja auch erlaubt, jeder hat eben seinen Glauben. Und wir sind in unserer Entscheidung völlig frei, keiner hat den schlagenden Beweis für sein Weltbild.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Stattdessen hat der Literaturwissenschaftler, Historiker und Papyrologe C.P. Thiede recht: "Die biblische Überlieferung ist seit zweitausend Jahren immer wieder geprüft worden, und sie hat diese Prüfung stets bestanden.
Was Thiede unter "Prüfung" versteht, kann ich mir gut vorstellen.
Thiede war Wissenschaftler. Er verstand unter Prüfung, was Wissenschaftler unter Prüfung verstehen. "Gerade heute wissen wir dank der Entdeckungen aus der Archäologie und der Papyrologie mehr als je zuvor, wie unvergleichlich genau diese Überlieferung ist."

sven23 hat geschrieben: Bei einem gebe ich Thiede Recht: die Evangelien waren Glaubenspropagandaschriften.
Hatte dir bereits gezeigt, dass du das Thiede-Video falsch verstanden hast. Er sagt darin, dass "Kritiker der Evangelien" einen abschätzigen Begriff verwenden würden, nämlich dass es sich bei ihnen um Propaganda handele. Dabei, so der Literaturwissenschaftler, sei es geradezu Grundvoraussetzung für antike Schreiber gewesen, eine Absichtserklärung ihren Schriften oder Biografien vorauszuschicken. Was aber gerade NICHT bedeute, dass es sich nicht um historisch Zutreffendes handele. Also er sagt quasi das genaue Gegenteil dessen, was du verstanden hast.

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Die 100 Milliarden Galaxien wurden erschaffen als Ausdruck und Sinnbild der Größe des Schöpfers: "Das Heer der Sterne bezeugt seine Schöpfermacht." Ps. 19,2 GN
Wobei die Schreiber ja nur von den fürs menschliche Auge sichtbaren Sternen und Planeten ausgehen konnten.
Von der unermeßlichen Größe des Universums konnten sie keine Ahnung haben.
Stimmt. Aber auch die Entdeckung der fürs menschliche Auge nicht sichtbaren Sterne hat die Menschen natürlich immer wieder zum Staunen über Gottes Größe veranlasst. Insofern hat Ps. 19,2 auch etwas Prophetisches. Viele Jahrhunderte später schrieb Isaac Newton:

"Die wunderbare Einrichtung und Harmonie des Weltalls kann nur dem Plane eines allwissenden und allmächtigen Wesens zustande gekommen sein. Das ist und bleibt meine letzte und höchste Erkenntnis."

sven23 hat geschrieben: Das Grab mag ja leer gewesen sein, aber Goethe war da wohl schon instinktiv auf der richtigen Spur.

Offen steht das Grab! Welch herrlich Wunder! Der Herr ist
auferstanden! - Wer's glaubt! Schelmen, ihr trugt ihn ja weg.
Auch der alte Goethe war also ein Verschwörungstheoretiker. Sie trugen ihn weg. Wussten also genau, dass er tot war. Menschen, die beim Beseitigen oder Vernichten des Leichnams gerade handgreiflich erlebt hatten, dass es keine Hoffnung gibt, predigten gleichwohl mutig, leidenschaftlich und unter Lebensgefahr die selbst erfundene Lüge von der Auferstehung. Wie absurd ist das denn?
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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