sven23 hat geschrieben: Mir ist keine Stelle im AT bekannt, die sich konkret auf Jesus von Nazareth bezieht. Die Prophetien verleiben im Nebulösen. Das ist ja der Grund, warum die Juden immer noch warten.
Es ist ja auch kein Wunder, dass dem so ist. Der Messias im AT ist schlicht der Gesalbte. Gesalbt von Gott oder von einem irdischen König oder auch Priester. Es gibt eine Unmenge von "Messias-Stellen", in denen schlicht jemand gemeint ist, der eine Funktion (von Gott) bekleidet, als Gesalbter. Einige nimmt man nun heraus (sofern sie halbwegs passend zu sein scheinen, oft ohne Kontextberücksichtigung, siehe Kritik von Münek) und deutet sie auf Jesus. Die Juden selbst wiederum nehmen ihre Messiasvorstellung von einer Vielzahl von verteilten Stellen im AT, in denen das Wort Messias nicht einmal vorkommt.
Entsprechend vielseitig sind auch die Messiasvorstellungen in der Geschichte des Judentums. Er konnte ein Gewaltherrscher sein, der das Volk von Gefangenschaften wie der babylonischen (oder dann eben römischen) befreit, oder ein spiritueller Führer (Ober-Oberpriester). Das konnten die sich als zwei verschiedene Messiase vorstellen (so wie früher Moses ein militärischer Führer, Aaron ein geistiger war) oder auch schlicht in einer Person vereint.
Auf dieser schwammigen Ausgangslage erfolgte im Urchristentum die Deutungen auf Jesus bezogen. Aus besten Absichten heraus. Methodisch aber nicht das, wofür man in einem Theologie-Grundstudium einen Exegese-Leistungsschein kriegen würde.