Zeus hat geschrieben:Deine Fähigkeit, abstruse Vergleiche zu produzieren ist erstaunlich
Damit habe ich Dir zu Deinen abstrusen Ausführungen einen Spiegel vorgehalten - an sich ist das nicht meine Art.
Zeus hat geschrieben:In einer idealen Welt wären Bote und Botschaft autonome Größen.
Nein - das ist in der faktischen Welt so.
Zeus hat geschrieben:Sind sie aber häufig nicht z. B. wenn die Botschaft - wie Naqual schon erwähnte - dem Eigeninteresse des Boten dient
Auch dann nicht - machen wir es doch einmal konkret - nehmen wir die Bibel:
Ein "Botschafter" (meinetwegen ein Apostel) spricht über die Botschaft AT: Seine Ausführungen dazu sind Ausdruck seines Interesses - aber das ändert nichts am Text das AT. - Da gibt es übrigens super Beispiele dafür - nehmen wir mal Bileam. - Bileam erscheint im AT ganz anders, als er neutestamentarisch verstanden und interpretiert wird. - Folge: Viele deuten auch noch heute Bileam urtext-fern, weil sie mit dem Ballast der NT-Interpretation die diesbezüglichen Stellen des AT interpretieren.
Mit anderen Worten: Viele Exegeten interpretieren Bileam autonom (!) aus ihrem eigenen Interesse - aber des ändert nichts an der Autonomie des AT-Textes - dieser ist trotzdem noch da.
Zeus hat geschrieben: und dieser deshalb die Nachricht verfälscht oder gar erfunden (Stichwort: Lüge) hat.
Wenn jemand eine Nachricht verfälscht, indem er in den Text/die Botschaft etwas anderes reinschreibt, ist es eine neue Botschaft - dann ist es gar nicht mehr die ursprüngliche.
Wenn jemand gar eine neue Botschaft erfindet, ist es eh eine neue Botschaft. - Dann haben wir zwei (oder mehrere) Botschaften, die jeweils autonom zu verstehen sind - und die man untereinander in ihrer jeweiligen Autonomie vergleichen kann: "
WAS steht da - und was steht dort". - Aber nicht:
WER vertritt das und wer vertritt jenes.
Unsere Diskussion gibt es doch nur deshalb, weil es Versuche zu geben scheint, den Gehalt eines Textes zu korrelieren mit der Absicht seines "Botschafters". - Was tut man? Man nimmt sich den "Botschafter" vor - und wenn man ihn persönlich nicht glaubwürdig findet, meint man, das habe Einfluss auf den Gehalt des Textes - NEIN, hat es nicht. - Deshalb mein Vorschlag: Jeden Text so lesen, als seien sein Verfasser und sein Botschafter nicht bekannt - den Text erstmal kapieren (!!!!!) - und DANN erst gucken, welche Rahmenbedingungen zusätzlich interessant sein könnten. - Deshalb: Autonomie von Botschaft und Bote.
Dann kommt erst mal lange nichts - und DANN kann man sagen: "Dieser oder jener Inhalt ist erklärbar, dass der Verfasser dieses oder jenes Interesse hatte". - Und wenn zufällig der Verfasser und der Verbreiter des Textes identisch sind - KANN es mal geben - , ändert das trotzdem nichts daran, dass man den Text erst einmal so kapieren sollte, als sei er anonym verfasst.
Entweder der Textinhalt ist geistig nachvollziehbar oder nicht - ob man das prüfen kann, liegt an der eigenen Befähigung. - Fehlende Befähigung kann nicht dadurch überflüssig gemacht werden, dass man auf den Botschafter dieses Textes deutet und sagt: "
Dem traue ich aber nicht - Wenn
DER den Text verbreitet, muss der Text schlecht sein". - Das ist vom Grundsatz her der falsche Weg. - Deshalb: Grundsätzliche Autonomie von Botschaft und Boten.