Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#461 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von closs » So 13. Dez 2015, 15:57

sven23 hat geschrieben:Und du meinst ernsthaft, Esoterik sei keine Ideologie/Weltanschauung?
Natürlich ist sie das - wobei es da wahrscheinlich kein einheitliches Bild gibt - der eine glaubt an Astrologie, der andere guckt in die Kugel. - Vielleicht kriegen wir ja mal einen Esoteriker ins Forum, der uns diesbezüglich aufklären kann.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#462 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von sven23 » So 13. Dez 2015, 16:01

closs hat geschrieben:Natürlich ist sie das - wobei es da wahrscheinlich kein einheitliches Bild gibt - der eine glaubt an Astrologie, der andere guckt in die Kugel. - Vielleicht kriegen wir ja mal einen Esoteriker ins Forum, der uns diesbezüglich aufklären kann.
Echte Aufklärung bekommst du bei psiram. Oder was erwartest du von einem Astrolügie-Jünger oder Wahrsager?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#463 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Savonlinna » So 13. Dez 2015, 16:16

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben: - mehr oder weniger alle Vernunftbegabten diese Forums prangern nun seit Äonen deinen sophistischen Scholasmus an. Meinst du nicht auch, das diese Userinnen und User hier, von denen alle druchweg erstklassige Beitragsschreiber sind, die ernmahnen und vermahnen dich aus Langerweile?
KÖNNTE es nicht AUCH sein, dass fundamentales Denken "out" ist?
Zumindest Du weißt nicht, was das ist.

Erinnerst Du Dich? Vor ein, zwei Wochen habe ich eine halbe Nacht investiert, um im Disput mit Dir herauszurkiegen, was Du unter "universalem fundamentalem Denken" verstehst.
Kein Ergebnis. Du bist ausgewichen wie ein Weltmeister. NIcht ein Milligramm an Antwort.

Mich interessiert wirklich, wie Du begründest, dass ein universales fundamentales Denken existiert.
Du hast ja behauptet, dass es weltweit existiert, nur in den letzten zweihundert Jahren in Europa verschwunden sei.
Ich wollte wissen, worauf Du Dich berufst.

Es kam keinerlei Antwort. Höchstens: "Manche verstehen einander sofort" und solche persönlichen Aussagen.
Sogar ThomasM hat sich eingeschaltet, um Dir bewusst zu machen, dass Du da einer Ente aufsitzt.
Ihm hast Du nicht einmal geantwortet.

Wenn fundamentales Denken out ist, dann muss ja formuliert werden können, woran man erkennt, dass es out ist.
Da Du da aber ganz hilflos bist, willst Du mit so einem Satz lediglich der Frage von Queequeg ausweichen.
Deine hohlen Phrasen, meinst Du, funktionieren immer.
Was Du nicht berücksichtigst:
dass ein Christentum, das nur durch leeres Geschwätz plausibel gemacht werden kann, an Wert verliert.

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#464 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Thaddäus » So 13. Dez 2015, 16:33

closs hat geschrieben: Man verlagert gleichsam die Universalien und die Essenz herüber in den naturalistischen Bereich -
Nicht in einen naturalistischen Bereich, sondern sie tauchen in einem Bereich der Logik auf, nämlich der Modallogik, von der aus dann wieder Rückschlüsse auf die Ontologie gezogen werden können, also den Bereich dessen, was es gibt (aber nicht nur materiell-dinglich gibt. So gibt es die Klasse der natürlichen Zahlen oder der Staatsverfassungen usw. Natürlich sind Staatsverfassungen und natürliche Zahlen aber keine materiellen Dinge).

closs hat geschrieben: dieser Verdacht kam mir erstmals, als jemand glaubhaft versichert hat, es gäbe inzwischen eine Ontologie innerhalb des Naturalismus.
Du verwechselst vermutlich Ontologie mit Metaphysik. Die Ontologie beschäftigt sich mit dem Seienden und der Frage, was existiert. Insofern hat der Naturalismus selbstverständlich seine spezielle Ontologie, die z.B. ausschließt, dass transzendente Wesen existieren (die dann in die natürliche Welt und ihre kausale Geschlossenheit eingreifen). Die Metaphysik beschäftigt sich dagegen mit "letzten" Fragen, z.B. warum es überhaupt etwas gibt und nicht vielmehr nichts? Ob es einen letzten Sinn geben kann? Ob der Mensch eine unsterbliche Seele hat? Ob es Freiheit oder Gott gibt usw.

closs hat geschrieben: Wie begründet man eigentlich den Ursprung von Universalien und Essenz?
Universalien sind zunächst einmal nur Sammelbegriffe, mit denen natürliche Arten und Gattungen bezeichnet werden (nicht im biologischen Sinne!). Die ontologische Frage ist dann, in welcher Beziehung Art- und Gattungsbegriffe zu den konkreten Dingen stehen.

So sind die platonischen Ideen Universalien, die für Platon real vor den Dingen existieren (Universalia sunt realia/Universalia sunt ante rem) und die Dinge haben Teil an den Ideen (methexis-Lehre). Ein konkreter Tisch existiert nur deshalb, weil er an der Idee des Tisches teilhat, wobei die Idee des Tisches realer ist als der stoffliche und damit vergängliche Tisch (während die Ideen unvergänglich sind). [Platon, Anselm von Canterbury = Begriffsrealismus]

Der Nominalist Wilhelm von Ockham geht dagegen davon aus, dass die Universalien keine eigenständige Realität haben (sondern nur Begriffe sind) und erst nach den Dingen kommen (Universalia sunt nomina/Universalia sunt post rem). Die Dinge werden also nachträglich mit Art- und Gattungsbegriffen nur geordnet. [Wilhelm von Ockham, Duns Scotus = Nominalismus]

Schließlich gibt es auch noch die Ansicht, dass die Universalien real sind und in den Dingen sind (Universalia sunt realia/Universalia sunt in rebus). [Aristoteles, Thomas von Aquin = gemäßigter Begriffsrealismus]

Die Essenz ist dasjenige, was ein Seiendes (wesensmäßig) zu dem macht, was es ist. Nach der Essenz von etwas fragt man, wenn man: Was ist das? fragt. Die Essenz bezeichnet die primären Eigenschaften eines Seienden, die nicht anders oder weggedacht werden können, ohne das dieses Seiende dadurch aufhört das zu sein, was es ist. Deshalb heißt Essenz auch quidditas = Washeit. Die sekundären Eigenschaften eines Seienden, wie Farbe, Gewicht, Material etc. können sich dagegen ändern und das Seiende bleibt dennoch, was es ist. So kann ein Fußball unterschiedliche Farben haben, mit Luft oder Gas gefüllt sein, aus Leder oder Kunststoff sein usw. Aber wenn er keine Kugel bestimmter Größe mehr ist, hört er auf ein (funktionstüchtiger) Fußball zu sein.

Universalien und Essenz sind keine transzendenten Begriffe.

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#465 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Thaddäus » So 13. Dez 2015, 17:55

closs hat geschrieben: Wer definiert, was eine "mögliche Welt" ist? - Legt man dafür einen naturalistischen Maßstab an?
Nein, mit Naturalismus hat der Ausdruck mögliche Welt nichts zu tun. Er stammt von Leibniz, der die von Aristoteles erfundene Modallogik weiter ausarbeitete.
Als mögliche Welt bezeichnet man eine die Logik achtende Vorstellung, wie die Realität beschaffen sein könnte – also eine logisch konsistente Gesamtheit von Vorstellungen der möglichen Sachverhalte. (Wiki-"mögliche Welt")
Zum Begriff der möglichen Welt gelangt man über die Modallogik. Die Modallogik heißt modal, weil sie mit den Modaloperatoren möglich und notwendig arbeitet.

Operatoren:
â—‡ = es ist möglich
â–¡ = es ist notwendig
¬ = non/nicht
→ = wenn ... dann ...
⊢ = ist ableitbar

â—‡p = Es ist möglich, dass p
â–¡p = Es ist notwendig, dass p
(p, q, etc. stehen als Platzhalter für normale Aussagesätze der Art: "Rahel ist 29 Jahre alt", "Jupiter ist ein Gasplanet", "Gras ist grün" usw.
â—‡p kann dann also bedeuten: Es ist möglich, das Rahel 29 Jahre alt ist. â–¡p = Es ist notwendig, dass Rahel 29 Jahre alt ist.)
------------------------------------
z.B.
â—‡p ist äquivalent zu: ¬□¬p (Es ist möglich, dass p ist äquivalent zu: Es ist nicht notwendig, dass nicht-p)
â–¡p ist äquivalent zu: ¬◇¬p (Es ist notwendig, dass p ist äquivalent zu: Es ist nicht möglich, dass nicht-p)

Das Kalkül K (für Kripke) in der Modallogik besteht z.B. aus folgendem Axiom und folgender Schlussregel:
Axiomenschma K: □(p → q) → (□p → □q) = Wenn es notwendig ist, dass, wenn p, dann q, dann ist q notwendig, wenn p notwendig ist.
Ableitungsregel: ⊢p so gilt auch ⊢□p = Wenn p ableitbar ist, so ist auch: "Es ist notwendig, dass p" ableitbar.

Fügt man dem modallogischen Kalkül K das Axiomenschema ...
p → â—‡p = Wenn p, dann ist p auch möglich
hinzu, dann erhält man das Kalkül ⊤

Fügt man dem Kalkül ⊤ das Axiomenschema 5 hinzu, erhält man den modallogischen Kalkül S5.
Axiomenschema 5: â—‡p → â–¡â—‡p = Wenn p möglich ist, dann ist es notwendig, dass p möglich ist.

Kurt Gödel hat seinen ontologischen Gottesbeweis in diesem Kalkül S5 formuliert, der das stärkste, aber auch voraussetzungsreichste modallogische Kalkül ist.
---------------------------------

Die Modallogik erlaubt also logische Aussagen über Möglichkeiten und Notwendigkeiten. So kann man auf logischem Wege mögliche Welten konstruieren, die faktisch von der unsrigen abweichen und man kann wahre Aussagen innerhalb dieser möglichen Welten treffen.
Eine Aussage ist genau dann notwendig wahr, wenn sie in allen möglichen Welten wahr ist (d.h., wenn es keine denkbare Situation gibt, in der sie falsch wäre).

So ist der Satz: "Alle Jungesellen sind unverheiratet" eine notwendige Wahrheit a priori, denn er ist in allen möglichen Welten wahr, und man muss auf keine Erfahrung zurückgreifen, um seine Wahrheit einsehen zu können.

Der Satz: "Der Morgenstern ist der Abendstern" ist eine notwendige Wahrheit a posteriori (= mit Rückgriff auf die Erfahrung), denn er ist in allen möglichen Welten wahr, aber man muss auf Erfahrung zurückgreifen, um wissen zu können, dass die Namen Morgenstern und Abendstern beide den Planeten Venus bezeichnen.

Dagegen ist die Aussage: "Closs ist ein Mann" eine kontingent (= zufällig) wahre Aussage, denn sie ist zwar in dieser Welt wahr, aber nicht in allen möglichen Welten.

Eine kontingent wahre Aussage a priori (= ohne Erfahrungsrückgriff) ist z.B. die Aussage: "Ich bin jetzt hier", denn wer immer diesen Satz äußert, sagt in diesem Augenblick etwas Wahres ohne dabei auf seine Erfahrung zurückgreifen zu müssen, aber er ist nur kontingent wahr, weil ich nicht notwendigerweise jetzt genau hier bin.

Kripke hat herausgefunden, dass Namen sogenannte starre Designatoren (starre Bezeichner) sind, das bedeutet, der Name Aristoteles z.B. bezeichnet in allen möglichen Welten denselben Menschen, gleichgültig, ob Aristoteles in einer Welt kurze, in einer anderen möglichen Welt lange Haare hat; in der einen Welt in Stagira geboren wurde, in einer anderen möglichen Welt aber in Athen; in der einen Welt der Schüler Platons war, in einer anderen möglichen Welt aber nicht usw.

Diese Entdeckung hat jedenfalls die Diskussion um Universalien und Essenz innerhalb der analytischen Philosophie neu belebt.


closs hat geschrieben: Unterm Strich sieht das alles für mich aus wie "Babel": Der Mensch macht sich zum Maß - "nichts ist ihm zu steil", wie Buber übersetzt.
Es ist die also lieber, wenn nicht der Mensch das Maß ist, sondern Gott ?! ;)
Zuletzt geändert von Thaddäus am So 13. Dez 2015, 21:19, insgesamt 5-mal geändert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#466 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von closs » So 13. Dez 2015, 18:34

Savonlinna hat geschrieben:Wenn fundamentales Denken out ist, dann muss ja formuliert werden können, woran man erkennt, dass es out ist.
Ich weiss es wirklich nicht, wie man es analytisch erkennt. - Ich weiss nur, dass - dies ist nur EIN Beispiel - sich echte Profi-Pianisten aus aller Welt blind verstehen, wenn es um Bach, Beethoven, Schubert oder Chopin geht. - Man interpretiert unterschiedlich, streitet sich auch darüber, warum man "so" interpretieren sollte und nicht "anders" - aber alle spüren sofort: "DAS isses - DER ist ein Genie - DA ist Geist" - ohne zu analysieren. - Man erkennt. - Mehr kann ich nicht sagen.

Savonlinna hat geschrieben:Du hast ja behauptet, dass es weltweit existiert, nur in den letzten zweihundert Jahren in Europa verschwunden sei.
So pauschal sollte ich es nicht gesagt haben - aber unterm Strich: JA, diesen Trend gibt es meiner Auffassung nach. - Als habe das unmittelbare Empfinden einem analytischen Untersuchen Platz gemacht. - Ein kleines, recht harmloses Beispiel dazu (aus neuerer Zeit):

In meinem Berufsleben hat es sich vor 20 Jahren immer mehr anlytisches Vorgehen bei Job-Einstellungen durchgesetzt: Während man sich vorher Kandidaten angeguckt hat und dann über einen persönlichen Eindruck und über Erfahrungswerte Job-Einstellungen gemacht hat, kamen damals Fragebogen, Tests und sonstwas auf. - Am Ende wurde dann (normalerweise) der Kandidat mit den meisten Punkten genommen - er sei der qualifizierteste. - Damit war dann auch der Personal-Leiter außen vor, der somit schriftlich nachweisen konnte, dass er die beste Wahl getroffen habe.

Es hat sich dann eingebürgert, dass die Einstellenden sich selber ein Bild gemacht haben und VOR der Auswertung der Fragebögen und Tests Empfehlungen ausgesprochen haben. - Nun kommt's: Wurde dann ein ganz anderer (wegen höchster Punktzahl) genommen, haben die Ausstellenden dann mit der Zeit NICHT gesagt "Was ist das für ein Scheiß Test", sondern vielmehr "Ah - so kann man sich täuschen". - Man hat also einem analytischen Modell mehr getraut als seinem eigenen "klinischen" Blick.

Das scheint mir typisch zu sein für eine Zeit, deren "Bewohner" immer weniger von innen raus Meinungen HABEN und immer mehr Meinungen VERTRETEN - man ist nicht hautnah dran, sondern entscheidet nach Aktenlage. - Musik und Job-Einstellungen sind nun extrem unterschiedliche Beispiele - jedoch haben beide gemeinsam, dass man an ihnen den Unterschied zwischen "Intuition" und "Aktenlage" deutlich machen kann. - Siehe wiki:

"Die Intuition[1][2][3] oder die Empfindung,[4] nach ahd. „in sich ('m') finden“, ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne bewusste Schlussfolgerungen. Intuition ist ein Teil kreativer Entwicklungen. Der die Entwicklung begleitende Intellekt führt nur noch aus oder prüft bewusst die Ergebnisse, die aus dem Unbewussten kommen".


Diese Intuition würde ich als Ausdruck eines fundamental-geistigen Denkens/Fühlens bezeichnen, die in allen Kulturen ähnlich sind. - Wie man dies NACHWEISEN soll, wüsste ich nicht - denn wie will man so etwas diskursiv erschließen? - Deshalb mein Problem, eine an sich klare Sache formelhaft zu vermitteln.

Savonlinna hat geschrieben:Deine hohlen Phrasen, meinst Du, funktionieren immer.
Du fällst dadurch auf, dass Du das, was Du nicht verstehst, als "hohl" bezeichnest. - Das finde ich nicht gut.
Zuletzt geändert von closs am So 13. Dez 2015, 19:44, insgesamt 1-mal geändert.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#467 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von closs » So 13. Dez 2015, 19:07

Thaddäus hat geschrieben:Nicht in einen naturalistischen Bereich, sondern sie tauchen in einem Bereich der Logik auf
Moment: Diese Logik bezieht sich doch nur auf naturalistische Ebene und somit nicht auf metaphysischer Ebene auf - oder? - Gibt es eine transzendente Modal-Logik?

Thaddäus hat geschrieben:Du verwechselst vermutlich Ontologie mit Metaphysik.
Nee - ganz und gar nicht.

"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird" (Wik - so hat man es zu meiner Zeit - also vor 30/40 Jahren tatsächlich verstanden).

"Die Metaphysik (lat. metaphysica; gr. μετά metá ‚danach‘, ‚hinter‘, ‚jenseits‘ und φύσις phýsis ‚Natur‘, ‚natürliche Beschaffenheit‘) ist eine Grunddisziplin der Philosophie.Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Gründe“, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins".

Thaddäus hat geschrieben:Insofern hat der Naturalismus selbstverständlich seine spezielle Ontologie, die z.B. ausschließt, dass transzendente Wesen existieren
Das meinte ich mit "Verlagern in den naturalistischen Bereich".

Thaddäus hat geschrieben:Die ontologische Frage ist dann, in welcher Beziehung Art- und Gattungsbegriffe zu den konkreten Dingen stehen.
Ja - und dies hat man sehr lange transzendent interpretiert: Das "Ante rem" nicht als inner-naturalistisches Phänomen, sondern als geistiges Phänomen von "Gott".

Ockham hat den Spieß dann umgedreht und gilt deshalb in unserer Zeit als Vorläufer der sog. "Aufklärung".

Thaddäus hat geschrieben:Die Essenz ist dasjenige, was ein Seiendes (wesensmäßig) zu dem macht, was es ist.
Ja - und auch das kann man transzendent und naturalistisch deuten.

Thaddäus hat geschrieben:Universalien und Essenz sind keine transzendenten Begriffe.
Bingo - das war genau mein Punkt im vorherigen Post:
Thaddäus hat geschrieben:Man verlagert gleichsam die Universalien und die Essenz herüber in den naturalistischen Bereich

Thaddäus hat geschrieben:Als mögliche Welt bezeichnet man eine die Logik achtende Vorstellung, wie die Realität beschaffen sein könnte – also eine logisch konsistente Gesamtheit von Vorstellungen der möglichen Sachverhalte. (Wiki-"mögliche Welt")
Da haben wir es doch schon wieder: Einerseits sagst Du, dass "mögliche Welt" nichts mit Naturalismus zu tun hat, andererseits bringst Du ein Zitat, das genau das nur zulässt (vorausgesetzt, dass mit "Realität" keine geistige Realität gemeint sein kann).

Thaddäus hat geschrieben:Kurt Gödel hat seinen ontologischen Gottesbeweis in diesem Kalkül S5 formuliert, der das stärkste, aber auch voraussetzungsreichste modallogische Kalkül ist.
Du überforderst mich etwas - ich kann es nicht überprüfen (zumindest heute abend nicht). - Es klingt wie ein logisches Modell zur Beschreibung dessen, was "ist". - Auch hier wieder die Frage: Ist es auch auf transzendente Aussagen anwendbar? (Ich meine eigentlich ja, weil es ein formales Verfahren ist).

Mein Eindruck bleibt:
1) Beeindruckende Methodik - vielen Dank, war zu meiner Zeit in meinen Fächern kein Thema.
2) Die Frage, worauf sich diese Methodik bezieht, ist nicht beantwortet - bzw. wurde per Prämisse beantwortet: Die sog. "natürliche Welt".

Thaddäus hat geschrieben:Es ist die also lieber, wenn nicht der Mensch das Maß ist, sondern Gott ?!
Natürlich - wobei zu klären wäre, was man unter "Gott" versteht. Sicherlich mindestens das, aus dem die sog. "natürliche Welt" ist. - Aber dies ist eine rein weltanschauliche Frage, die nicht falsifizierbar ist.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#468 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Savonlinna » So 13. Dez 2015, 20:09

sven23 hat geschrieben:
2Lena hat geschrieben: Wo bleibt das?
Wo bleibt vor allem die sachliche Auseinandersetzung mit Kubitzas Aussagen? Immer noch Fehlanzeige.
Man muss sich nicht mit jedem Dünnschiss sachlich auseinandersetzen.
Was erwartest Du denn?
Bloß weil Du hörig bist, muss ich diesen Kram auch noch auseinandernehmen?
Es genügt völlig, zu sagen, nach Durchlesen, dass das Mist ist.

Damit ist die Richtung klar, und Du in Deiner unkrtiischen Hörigkeit wirst sowieso alles abstreiten, was man dagegen kritisch sagen könnte.
Du behauptest doch noch immer schön brav, was Deine Souffleure bezüglich Parusie vorgesagt haben, obwohl ich viel Zeit investiert habe, um da zu einem differenzierten Urteil zu kommen.

Ist bei Hörigen für die Katz.
Ebenfalls habe ich aufgezeigt, warum Theologie wissenschaftlich ist.
Ist für die Katz, denn sven hat seine Souffleure, die ihm die Wahrheit zuraunen.

Ich habe Dir wer weiß wie oft gesagt, dass Aufklärung bedeutet, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.
Das kriegst Du aber nicht hin, Du hängst an der Nadel.

Also verlange nicht, dass man Zeit damit verschwendet, das Rauschgift auch noch zu analysieren.
Zuletzt geändert von Savonlinna am So 13. Dez 2015, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#469 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Pluto » So 13. Dez 2015, 20:10

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Nicht in einen naturalistischen Bereich, sondern sie tauchen in einem Bereich der Logik auf
Moment: Diese Logik bezieht sich doch nur auf naturalistische Ebene und somit nicht auf metaphysischer Ebene auf - oder?
Warum?
Ist die Logik nicht ein unabhängiger Bereich der auf alle möglichen Welten anwendbar ist?

closs hat geschrieben:Gibt es eine transzendente Modal-Logik?
Wieso meinst du das?
Ist Logik nicht auf alle Welten möglichen anwendbar?

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Die Essenz ist dasjenige, was ein Seiendes (wesensmäßig) zu dem macht, was es ist.
Ja - und auch das kann man transzendent und naturalistisch deuten.
Wie würdest DU es denn konkret deuten?

closs hat geschrieben:Da haben wir es doch schon wieder: Einerseits sagst Du, dass "mögliche Welt" nichts mit Naturalismus zu tun hat, andererseits bringst Du ein Zitat, das genau das nur zulässt (vorausgesetzt, dass mit "Realität" keine geistige Realität gemeint sein kann).
Wieso meinst du, dass "alle mögliche Welten" irgendetwas ausschließt?

closs hat geschrieben:Die Frage, worauf sich diese Methodik bezieht, ist nicht beantwortet - bzw. wurde per Prämisse beantwortet: Die sog. "natürliche Welt".
So wie ich sie verstanden habe, bezieht sich dies Methodik auf ALLE möglichen Welten.
Hast du das etwa anders verstanden? Was fehlt denn deiner Meinung nach noch?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#470 Re: Theologie - Wissenschaft oder überholtes Relikt?

Beitrag von Thaddäus » So 13. Dez 2015, 20:35

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Nicht in einen naturalistischen Bereich, sondern sie tauchen in einem Bereich der Logik auf
Moment: Diese Logik bezieht sich doch nur auf naturalistische Ebene und somit nicht auf metaphysischer Ebene auf - oder? - Gibt es eine transzendente Modal-Logik?
Die Logik ist nur eine Hilfswissenschaft, ein rein formales Instrument, um korrekte Schlussfolgerungen von falschen Schlussfolgerungen unterscheiden zu können. Wofür du sie verwendest, bleibt ganz dir überlassen. So hat Gödel - wie oben bereits geschrieben - seinen ontologischen Gottesbeweis mit Hilfe des modallogischen Kalküls S5 formuliert und die formale Korrektheit seines Beweises wurde kürzlich mit Hilfe eines automatischen Beweisers (das sind Programme, die logische und mathematische Aussagen auf ihre formale Korrektheit hin prüfen können) bestätigt. Man kann die Logik also auch dafür verwenden, um Gottesbeweise zu formulieren. Die Logik hat mit einem "naturalistischen Bereich" oder einem naturalistischen oder gar physikalistischen Weltbild zunächst einmal nichts zu tun. Es ist aber richtig, dass vor allem analytische Philosophen, die gemeinhin einem naturalistischen Weltbild eher zuneigen, sich logischer Hilfsmittel besonders gerne bedienen, um ihre Argumente und Schlussfolgerungen zu formulieren.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Du verwechselst vermutlich Ontologie mit Metaphysik.
Nee - ganz und gar nicht.

"Die Ontologie befasst sich mit einer Einteilung des Seienden und den Grundstrukturen der Wirklichkeit und der Möglichkeit. Dieser Gegenstandsbereich ist weitgehend deckungsgleich mit dem, was nach traditioneller Terminologie „allgemeine Metaphysik“ genannt wird" (Wik - so hat man es zu meiner Zeit - also vor 30/40 Jahren tatsächlich verstanden).
Ich denke, diese Erklärung ist falsch. Wenn Ontologie und Metaphysik weitgehend deckungsgleich wären, dann hätten sich nicht zwei unterschiedliche Diszipinen in der Philosophie etabliert. Es gibt Überscheidungen in den Fragestellungen, aber von "weitgehend deckungsgleich" würde ich keinesfalls sprechen wollen.

closs hat geschrieben: "Die Metaphysik (lat. metaphysica; gr. μετά metá ‚danach‘, ‚hinter‘, ‚jenseits‘ und φύσις phýsis ‚Natur‘, ‚natürliche Beschaffenheit‘) ist eine Grunddisziplin der Philosophie.Metaphysische Systementwürfe behandeln in ihren klassischen Formen die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie, nämlich die Beschreibung der Fundamente, Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Gründe“, der allgemeinsten Strukturen, Gesetzlichkeiten und Prinzipien sowie von Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins".
Diese Erläuterung von Metaphysik halte ich für korrekt.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Insofern hat der Naturalismus selbstverständlich seine spezielle Ontologie, die z.B. ausschließt, dass transzendente Wesen existieren
Das meinte ich mit "Verlagern in den naturalistischen Bereich".
Nun, Platon hatte eine andere Ontologie, in der das Reich der Ideen viel realer ist, als es die materiellen Gegenstände je sein könnten, - weil die Ideen unvergänglich sind, die materielle Welt sich aber ständig verändert, vergänglich ist und zahllose Irrtümer und Sinnestäuschungen möglich sind (während man das Reich der Ideen mit der Vernunft ohne die Gefahr von Sinnestäuschungen erkennen kann).

Tatsächlich hat durch den beispiellosen Erfolg der Naturwissenschaften und der Technik sowie der europäischen Aufklärung eine Hinwendung zu Weltbildern stattgefunden, die übernatürliche Ursachen ausschließen (vor allem in Europa und dem aufgeklärten Teil der USA). Dieser Ausschluss übernatürlicher Ursachen zur Erklärung der Welt, wie wir sie vorfinden, macht sogar den Erfolg der Wissenschaften im Wesentlichen aus. Nur, wenn man nach den natürlichen Ursachen von Phänomenen und Ereignissen in der Natur und der Welt sucht, ist wissenschaftlicher Fortschritt möglich. Wenn man auch Götter/Gott/Feen und Schutzengel als Erklärungen zuließe, dann gibt es keinen Grund, weiter nach den natürlichen Ursachen zu suchen. Wenn ich glaube, dass ein Kind beim Überqueren der Straße von einem Auto zu Tode überfahren wurde, weil sein Schutzengel gerade weggeschaut hat oder weil Gott es aus welchen guten Gründen auch immer sterben lassen wollte, dann muss ich mir keine Gedanken mehr darüber machen, ob ein Zebrastreifen und eine Ampel an dieser Stelle der Straße den Tod des Kindes womöglich hätte verhindern können.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Universalien und Essenz sind keine transzendenten Begriffe.
Bingo - das war genau mein Punkt im vorherigen Post:
Man verlagert gleichsam die Universalien und die Essenz herüber in den naturalistischen Bereich
Nun, - man kann Universalien und Essenz als von Gott gegeben erklären oder man kann sie ohne Bezug auf Gott erklären. Du beklagst dich also lediglich darüber, dass man sie heute eher ohne Bezug auf Gott erklärt. Es wäre dir lieber, wenn man sie wieder mit Bezug auf Gott erkärte. Ich kann durchaus verstehen, wenn gläubigen Menschen das lieber wäre und Gott wieder eine zentrale Erklärungsinstanz wäre, - aber das Leben ist kein Ponyhof. Ich glaube nicht, dass die Welt eine bessere Welt würde, wenn man Gott per Dekret als hinreichende Erklärung für die Halbwertzeit von Uran, die Hebelgesetze oder die allgemeinen Menschenrechte vorschriebe.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Als mögliche Welt bezeichnet man eine die Logik achtende Vorstellung, wie die Realität beschaffen sein könnte – also eine logisch konsistente Gesamtheit von Vorstellungen der möglichen Sachverhalte. (Wiki-"mögliche Welt")
Da haben wir es doch schon wieder: Einerseits sagst Du, dass "mögliche Welt" nichts mit Naturalismus zu tun hat, andererseits bringst Du ein Zitat, das genau das nur zulässt (vorausgesetzt, dass mit "Realität" keine geistige Realität gemeint sein kann).
Nein, du darfst modallogisch auch eine mögliche Welt konstruieren, in der Menschen schweben können, wenn sie das wollen. In dieser Welt wäre das Gravitationsgesetz dann schlicht und einfach nicht mehr allgemeingültig und die Aussage: Lucia schwebt durch das Wohnzimmer ist in dieser möglichen Welt eine wahre Aussage, aber keine notwendig wahre, denn in unserer Welt können Lucias nicht durch das Wohnzimmer schweben.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Kurt Gödel hat seinen ontologischen Gottesbeweis in diesem Kalkül S5 formuliert, der das stärkste, aber auch voraussetzungsreichste modallogische Kalkül ist.
Es klingt wie ein logisches Modell zur Beschreibung dessen, was "ist". - Auch hier wieder die Frage: Ist es auch auf transzendente Aussagen anwendbar? (Ich meine eigentlich ja, weil es ein formales Verfahren ist).
Nun ja, es ist ein Gottesbeweis, den Gödel in modallogischen Kalkül S5 vorgelegt hat. Klar ist das modallogische Kalkül S5 also auch auf transzendenete Aussagen anwendbar!

closs hat geschrieben: 2) Die Frage, worauf sich diese Methodik bezieht, ist nicht beantwortet - bzw. wurde per Prämisse beantwortet: Die sog. "natürliche Welt".
Ähem, - nein, eigentlich nicht. Siehe oben!

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Es ist die also lieber, wenn nicht der Mensch das Maß ist, sondern Gott ?!
Natürlich - wobei zu klären wäre, was man unter "Gott" versteht.
Warum "natürlich"?
Warum ist es dir - natürlich - lieber, dass Gott das Maß der Dinge sein soll?
Warum darf der Mensch nicht das Maß der Dinge sein?
Zuletzt geändert von Thaddäus am So 13. Dez 2015, 21:07, insgesamt 5-mal geändert.

Antworten