Aschera, die Gemahlin Jahwes

closs
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#681 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Mi 30. Dez 2015, 21:42

sven23 hat geschrieben:Breit getretener Quark bleibt immer noch Quark.
Zu wenig. - Was hast Du inhaltlich einzuwenden?

sven23 hat geschrieben: Das sollte doch konsensfähig sein.
Natürlich kann man Wahrheit demokratisieren ... :devil:

sven23 hat geschrieben:Bestätigende Aussagen werden dagegen gerne genommen, auch unter Mißachtung der Undiszipliniertheit.
Die HKM sollte GAR keine weltanschauliche Aussagen machen. - Was sie sagen sollte, sollte so sachlich sein, dass man gar nicht oder kaum widersprechen kann - etwa: "Diese Quelle stammt aus den Jahren 110 bis 120 n.Chr. und wurde im westlichen Kleinasien verfasst". - DAS ist HKM.

sven23 hat geschrieben:Zumindest kenne ich den Unterschied zwischen historisch-kritischer Methode und kanonischer Exegese.
Diesen Eindruck gewinne ich eben gerade NICHT. - Von Dir höre ich, wie Du sie positionierst - aber das ist etwas anderes (so ähnlich mache ich es übrigens auch).

sven23 hat geschrieben:Da wär jetzt kein Mensch drauf gekommen.
Weiss man`s vorher?

sven23 hat geschrieben:Dr. Ronald Bilik
Wenn Bilik so eindimensional ist, wie Du ihn zitierst, springt er zu kurz.

sven23 hat geschrieben: kann den historisch-kritischen Forschern und Historikern erklären, wie sie ihre Arbeit zu machen haben
Zumindest sehe ich das Problem, das zu Reaktionen führen muss. - Es gäbe keine "Ratzinger-Exegese", wenn die HKM sich so darstellen würde, wie wir sie vor 30 Jahren eingesetzt haben: Rein als wissenschaftliche Basis:
* Wann hat Schiller das geschrieben?
* Wo?
* Mit wem war er in dieser Zeit oder zuvor zusammen?
* Wo lassen sich Text-Auffälligkeiten zu anderen Texten nachweisen?
* Wie hat Schiller dieses Werk später beurteilt?
* Wie wurde das Werk in der Kollegenschaft und öffentlich rezipiert?
* Wie war die Rezeptions-Kurve seit der Verfassung dieses Werks von Abfassung bis heute?
* Gibt es historische Begleiterscheinungen, die diese Rezeptions-Kurve erklären?
* Oder philosophische Entwicklungen seitdem, die diese Rezeptions-Kurve erklären?
* Gibt es ein Autograph dieses Werkes?
* Gibt es semantische Shifts zwischen Verfassung und heute, die einzelne Begriffe erklärungs-bedürftig machen?
* etc.

Merkst Du was? - Um WELCHES Werk es sich handelt, kommt hier noch gar nicht vor. - Die HKM deckt eine wichtige Phase VOR der eigentlichen, inhaltlichen Text-Interpretation ab. - So sollte es auch bei der Bibel sein. - Und wäre es so, gäbe es keine Ratzinger-Exegese.

sven23 hat geschrieben:Warum hätte er noch etwas für die Nachwelt aufschreiben sollen, wenn das Reich Gottes unmittelbar bevorstand? Das war aus seiner Sicht völlig unnötig.
Geil. :thumbup: - Da muss man erstmal drauf kommen. :lol:

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sven23
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#682 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 09:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Breit getretener Quark bleibt immer noch Quark.
Zu wenig. - Was hast Du inhaltlich einzuwenden?

Weil dieser Satz
"Das stimmt dann, wenn der Urtext das Original ist - hier haben wir nur Rezeptionen. - Und eine Rezeption (= Verständnis eines nicht vorhandenen Originals) kann am Anfang unzureichender sein als später."
schlicht und ergreifend Unsinn ist.
Die Forschung hat nachgewiesen, daß die Texte mit zunehmender Dauer immer mehr mit christlichen Inhalten aufgeladen wurden. Will man zum ursprünglichen Sinn der Texte, muß man an die ältesten Kopien ran.
Dafür interessiert sich die kanonische Exegese nicht, sie kümmert sich nur um die kontaminierte, aber kanonisierte Endfassung.

closs hat geschrieben: Die HKM sollte GAR keine weltanschauliche Aussagen machen. - Was sie sagen sollte, sollte so sachlich sein, dass man gar nicht oder kaum widersprechen kann - etwa: "Diese Quelle stammt aus den Jahren 110 bis 120 n.Chr. und wurde im westlichen Kleinasien verfasst". - DAS ist HKM.
Das tut sie ja auch nicht. Nur wäre das trockene Material für den Durchschnittsleser eine Zumutung. Deshalb braucht es Leute wie Theißen/Merz und Kubitza, die das Material in eine verständliche Sprache packen.
So wie Harald Lesch den Leuten die Astronomie näher bringt. Ich denke, das ist legitim.

closs hat geschrieben: - Es gäbe keine "Ratzinger-Exegese", wenn die HKM sich so darstellen würde, wie wir sie vor 30 Jahren eingesetzt haben: - So sollte es auch bei der Bibel sein. -.
Ist es doch auch. Der biblische Jesus ist ja schon seit weit mehr als 30 Jahren demontiert worden. Das ist wohl der eigentliche Stachel im kanonischen Fleisch des Herrn Ratzinger.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Warum hätte er noch etwas für die Nachwelt aufschreiben sollen, wenn das Reich Gottes unmittelbar bevorstand? Das war aus seiner Sicht völlig unnötig.
Geil. :thumbup: - Da muss man erstmal drauf kommen. :lol:
Es ist aber logisch nachvollziehbar. Oder hast du eine bessere Erklärung dafür, daß der vermeintliche Gottessohn so schreibfaul war? Angeblich war er ja des Lesens und Schreibens mächtig.

"Jesus hat aber noch viel radikalere Positionen vertreten. Er fordert von seinem Gefolge die Veräußerung des ganzen Besitzes (Mt 19,21): Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen."
Dr. Ronald Bilik

Auch das macht Sinn vor dem Hintergrund einer apokalyptischen Endzeitvorstellung.

"Auch war Jesus ausgesprochen familienfeindlich, indem er überdies bedingungslose Gefolgschaft fordert (Mt 10,34-37): Denkt nicht, ich sei gekommen um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter, und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.

Dies sind die typischen Aussagen eines radikalen Sektenführers, der ein dualistisches und apokalyptisches Weltbild vertritt [3]. Aufgrund dieser Forderungen ist es verständlich, dass die zwölf Jünger wissen wollen, was ihre Belohnung für diese Opfer ist. Die Antwort lautet (Mt 19, 28-29): „Amen ich sage euch: wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen, und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen, Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen.“

Dr. Ronald Bilik

Auch hier kommt wieder das bekannte Belohnungsmotiv zum tragen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#683 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Do 31. Dez 2015, 10:09

sven23 hat geschrieben:Die Forschung hat nachgewiesen, daß die Texte mit zunehmender Dauer immer mehr mit christlichen Inhalten aufgeladen wurden.
Das klingt, erstens, vernünftig, und sagt, zweitens, nichts darüber aus, was Du gerne reininterpretieren würdest (und die Forschung wahrscheinlich auch tut) :cry:

Denn: Es bleibt dabei komplett offen, ob sich die weitere Entwicklung von dem, was Jesus wirklich gemeint hat, entfernt oder sich ihm annähert. - Merke: Die Jünger haben den Paradigmen-Wechsel Jesu möglicherweise (ich würde selbst sagen: gewiß) nicht gecheckt. - Ein Licht kann einem auch mit der Zeit aufgehen.

Wenn (nicht nur) ich damit recht habe, hat die HKM mit ihrer reinen Beobachtung (spätere Quellen entfernen sich von den früheren Quellen) immer noch recht: Aber diese Beobachtungen sagen nichts interpretativ über das, was Jesus gemeint hat - genau DAS aber wird in Überschreitung der eigenen Möglichkeiten von einigen HKM-Vertretern behauptet.

sven23 hat geschrieben:Dafür interessiert sich die kanonische Exegese nicht
Richtig. - Sie nimmt die Ergebnisse der HKM zustimmend wahr, verbittet sich aber deren SChlussfolgerungen inhaltlicher Natur, für die sie gar nicht ausgerüstet ist.

sven23 hat geschrieben:Deshalb braucht es Leute wie Theißen/Merz und Kubitza, die das Material in eine verständliche Sprache packen.
"In eine verständliche Sprache packen" ist das eine - weltanschaulich interpretieren ist etwas ganz anderes.

sven23 hat geschrieben:Ich denke, das ist legitim.
Diszipliniert verständlich machen, ist super - Interpretationen, zu denen man kein Mandat hat, sind ganz und gar nicht super.

sven23 hat geschrieben:Der biblische Jesus ist ja schon seit weit mehr als 30 Jahren demontiert worden.
Eben. - Von Leuten, die ihr Mandat als Wissenschaftler überdehnen.

sven23 hat geschrieben:Oder hast du eine bessere Erklärung dafür, daß der vermeintliche Gottessohn so schreibfaul war?
Da kann jeder nur spekulieren. - Genauso gut oder schlecht wie Deine Spekulation wäre, dass Jesus erst gar nicht mit eigenen Worten in einen Sog der Kontaminierung kommen wollte.

sven23 hat geschrieben:Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen."
Das hat nun überhaupt nichts mit der Frage einer Naherwartung zu tun. - Das wäre auch heute noch das ultimative Gebot, auch wenn es noch 100.000 Jahre bis zur Apokalypse dauern würde. - Bringt Bilk diesen Kontext? - Sag jetzt ja nicht JA. :devil:

sven23 hat geschrieben:Auch war Jesus ausgesprochen familienfeindlich
Bilk ist entweder bösartig oder dumm - ich kann es anders nicht sagen. - So fehlverstehen kann man nur im Zustand geistiger Umnachtung.

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#684 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 11:01

closs hat geschrieben: Wenn (nicht nur) ich damit recht habe, hat die HKM mit ihrer reinen Beobachtung (spätere Quellen entfernen sich von den früheren Quellen) immer noch recht: Aber diese Beobachtungen sagen nichts interpretativ über das, was Jesus gemeint hat
Das wird von keinem vertreten, der in der Forschung arbeitet. Es gilt immer noch: je älter die Quellen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dem Original näher zu kommen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Dafür interessiert sich die kanonische Exegese nicht
Richtig.
Wenn sie sich nur für das kontaminierte Endprodukt interessiert, findet sie natürlich nur das, was sie finden will, nämlich das kontaminierte Endprodukt. Ein Zirkelschluss.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb braucht es Leute wie Theißen/Merz und Kubitza, die das Material in eine verständliche Sprache packen.
"In eine verständliche Sprache packen" ist das eine - weltanschaulich interpretieren ist etwas ganz anderes.
Wenn man mit Hilfe der historisch-kritischen Methode herausfindet, daß es keine Steuerschätzung gab und keinen Mordbefehl des Herodes, dann hat das nichts mit Weltanschuung zu tun. Soll man es denn verschweigen? :roll:

closs hat geschrieben: Diszipliniert verständlich machen, ist super - Interpretationen, zu denen man kein Mandat hat, sind ganz und gar nicht super.
Wer gab Harald Lesch das Mandat, uns die Astronomie näher zu bringen? Kreationisten werden ihm auch weltanschauliche Verseuchung vorwerfen. Das ist halt so, wenn man in einer Ideologie gefangen ist, die Selbsttäuschung zum Ideal stilisiert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Der biblische Jesus ist ja schon seit weit mehr als 30 Jahren demontiert worden.
Eben. - Von Leuten, die ihr Mandat als Wissenschaftler überdehnen.
Nee, wohl eher von harten Fakten.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Oder hast du eine bessere Erklärung dafür, daß der vermeintliche Gottessohn so schreibfaul war?
Da kann jeder nur spekulieren. - Genauso gut oder schlecht wie Deine Spekulation wäre, dass Jesus erst gar nicht mit eigenen Worten in einen Sog der Kontaminierung kommen wollte.
Aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit solltest du dir selbst eingestehen, daß dies sehr an den Haaren herbeigezogen ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen."
Das hat nun überhaupt nichts mit der Frage einer Naherwartung zu tun.
Hat niemand behauptet, daß das mit Naherwartung zu tun hat. Bilik ging es darum, zu zeigen, daß Jesus radikale Positionen vertreten hat.
"Dies sind die typischen Aussagen eines radikalen Sektenführers, der ein dualistisches und apokalyptisches Weltbild vertritt"
Dr. Ronald Bilik

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch war Jesus ausgesprochen familienfeindlich
Bilk [sic] ist entweder bösartig oder dumm - ich kann es anders nicht sagen. - So fehlverstehen kann man nur im Zustand geistiger Umnachtung.
siehe oben
Radikale Wanderprediger vertreten auch radikale Positionen.

"Auch diese Aussage ist mit höchster Wahrscheinlichkeit authentisch. Zum einen richtet sich die Botschaft an die damaligen zwölf Jünger. Da Judas aber Jesus verraten und Selbstmord begangen hat, scheidet er logischerweise als Richter aus. Die Passage muss daher zu einem Zeitpunkt entstanden sein, an dem es noch die ursprünglichen zwölf Jünger waren, und damit noch vor dem Verrat und dem Tod des Judas. Die Aussage belegt ferner, dass Jesus nicht mit dem Verrat durch Judas gerechnet hat. Zum anderen besteht der Hintergrund der Aussage in der Apokalyptik und in der Radikalität der Forderung, sowohl die materiellen Güter, als auch die sozialen Kontakte für gering zu erachten.

Die zitierte Passage ist aber auch sonst aufschlussreich. Es drängt sich nämlich folgende Frage auf: Wenn nur für die zwölf Stämme Israels Richter benötigt werden, was ist dann mit dem Rest der Menschheit? Hierfür ist es entscheidend, die Meinung, die sich Jesus von den Nichtjuden gebildet hat, zu kennen. Ebenfalls in der Aussendungsrede gibt er folgende Anweisung (Mt 10, 5-8): Geht nicht zu den Heiden (Nichtjuden), und betretet keine Stadt der Samariter , sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet. Das Himmelreich ist nahe."

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#685 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Do 31. Dez 2015, 11:19

sven23 hat geschrieben:Das wird von keinem vertreten, der in der Forschung arbeitet.
Geht doch system-bedingt auch nicht. - Es würde doch die eigene Deutungs-Hoheit pulverisieren.

sven23 hat geschrieben:Es gilt immer noch: je älter die Quellen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dem Original näher zu kommen.
Das widerspricht dem doch nicht - nur gibt es hier kein Original.

sven23 hat geschrieben:Ein Zirkelschluss.
Auch das ein systematisch falscher Schluss. - Die Kanonik überprüft ALLES - ob frühe oder späte Rezeption - nach seinem geistigen Gehalt - das ist eine ganz andere Schnittebene als die historisch-kritische. - Das hat doch nichts mit "Zirkelschluss" zu tun.

sven23 hat geschrieben:Wenn man mit Hilfe der historisch-kritischen Methode herausfindet, daß es keine Steuerschätzung gab und keinen Mordbefehl des Herodes, dann hat das nichts mit Weltanschuung zu tun. Soll man es denn verschweigen?
Nein - ganz im Gegenteil. - Das wäre nämlich WIRKLICH eine echte HKM-Aussage, weil sie sich auf unabhängige Quellen bezieht. - Allerdings mit der Einschränkung, dass die HKM immer dazu sagen muss "Nach Stand der Forschung". - Es kann sich ja schnell ändern, wenn eine neue Quelle gefunden wird.

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#686 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Do 31. Dez 2015, 11:35

sven23 hat geschrieben:Das ist halt so, wenn man in einer Ideologie gefangen ist, die Selbsttäuschung zum Ideal stilisiert.
Das ist genau mein Vorwurf an manche Vertreter der HKM.

sven23 hat geschrieben:Nee, wohl eher von harten Fakten.
Eben NICHT. - Genau diese gibt es doch gar nicht. - Man tut so, "als-ob", und rechnet es im EIGENEN Gusto/System hoch.

sven23 hat geschrieben:Aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit solltest du dir selbst eingestehen, daß dies sehr an den Haaren herbeigezogen ist.
Ich halte es für durchaus naheliegend, aber (wie ich vorab auch gesagt habe) als genauso für eine Spekulation wie Deine Aussage dazu. - Mit "Redlichkeit" (schon wieder eine System-Wertung) hat das nichts zu tun.

sven23 hat geschrieben:"Dies sind die typischen Aussagen eines radikalen Sektenführers, der ein dualistisches und apokalyptisches Weltbild vertritt"
Natürlich ist das Christentum apokalyptisch/teleologisch angelegt - wie sonst? - Was Bilk mit "dualistisch" meint, weiss ich nicht. - Wenn er damit meint, dass das Christentum nicht nur von einer materiellen Existenz des Mensch ausgeht, hat er natürlich recht.

sven23 hat geschrieben:Die Aussage belegt ferner, dass Jesus nicht mit dem Verrat durch Judas gerechnet hat.
Was ist denn DAS für eine Spekulation?

sven23 hat geschrieben:Wenn nur für die zwölf Stämme Israels Richter benötigt werden, was ist dann mit dem Rest der Menschheit?
Darüber wird auch geschrieben - siehe Weltmission, etc. - Das beginnt mit Gen. 18,18. - Wie die Einzelverse in ihrem speziellen Kontext zu verstehen sind, weiss ich nicht. - Sicherlich nicht so, dass Bilk schein-weitreichende Schlussfolgerungen daraus ziehen kann.

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#687 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 11:41

closs hat geschrieben:Das widerspricht dem doch nicht - nur gibt es hier kein Original.

Es gibt aber jüngere und ältere Abschriften, es gibt ältere und jüngere Evangelien oder Schriften des Paulus. Auch daran läßt sich eine Entwicklung nachvollziehen und rekonstruieren. Das tut die Forschung sehr sorgfältig.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ein Zirkelschluss.
Auch das ein systematisch falscher Schluss. - Die Kanonik überprüft ALLES - ob frühe oder späte Rezeption -

Das ist falsch.
"Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft"
Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn man mit Hilfe der historisch-kritischen Methode herausfindet, daß es keine Steuerschätzung gab und keinen Mordbefehl des Herodes, dann hat das nichts mit Weltanschuung zu tun. Soll man es denn verschweigen?
Nein - ganz im Gegenteil. - Das wäre nämlich WIRKLICH eine echte HKM-Aussage, weil sie sich auf unabhängige Quellen bezieht. - Allerdings mit der Einschränkung, dass die HKM immer dazu sagen muss "Nach Stand der Forschung".
Tut sie doch. Und wenn sie auf Grund der Quellen zu diesem Ergebnis kommt, darf sie auch sagen, daß diese Texte eben nicht historisch sind, sondern Erfindungen der Schreiber, die eine bestimmte Absicht verfolgten. Das hat noch nichts mit Weltanschauung zu tun.

"Mittlerweile wird in der Theologie großteils eingeräumt, dass Jesus mit seiner Lehre im Judentum verhaftet war. Auch dass seine Lehre alles andere als „christlich“ war, ist offensichtlich.
...
Wenn Jesus nämlich die Heidenmission grundsätzlich gebilligt hätte, fragt man sich, warum genau diese Frage ein Problem zwischen Paulus, der eben auch die Heidenmission betrieb, und der Urgemeinde darstellte. Dass Jesus menschenfreundlich und großherzig war, ist eine christliche Illusion, die in den authentischen Quellen keine Bestätigung findet. Überdies wäre die Mehrheit der Ungläubigen auch nach dieser sehr humanitären Interpretation sowieso vernichtet worden. Die vorgeschlagene Lösung postuliert somit lediglich eine quantitative Differenz in der Unmenschlichkeit."

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#688 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Do 31. Dez 2015, 12:03

sven23 hat geschrieben: Auch daran läßt sich eine Entwicklung nachvollziehen und rekonstruieren. Das tut die Forschung sehr sorgfältig.
Das bestreitet doch keiner. - Du hast die Grundaussage immer noch nicht verstanden: Es geht nicht um die Frage, wie sich Rezeption entwickelt, sondern wann sie im Verhältnis zu dem, was Jesus gemeint hat, authentischer ist. - Und genau das lässt sich per HKM nicht klären. - Die Begründung dafür kam mehrfach.

sven23 hat geschrieben:"Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft"
Dieser Satz ist ja noch nicht überprüft (auch das hatten wir schon mehrfach). - Außerdem hatte ich Dir einen Satz von wik eingestellt, der diesbezüglich sehr viel disziplinierter formuliert. - Zudem ist dies kein Argument auf das, worauf Du damit scheinbar antwortest.

sven23 hat geschrieben: Das hat noch nichts mit Weltanschauung zu tun.
Richtig - das hat noch nichts mit Weltanschauung zu tun. - Aber Rückschlüsse auf Jesus selbst haben etwas mit Weltanschauung zu tun.

sven23 hat geschrieben:Dr. Ronald Bilik
Eine weltanschauliche Aussage nach der anderen.

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#689 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von sven23 » Do 31. Dez 2015, 12:58

sven23 hat geschrieben: Auch daran läßt sich eine Entwicklung nachvollziehen und rekonstruieren. Das tut die Forschung sehr sorgfältig.
Das bestreitet doch keiner. - Du hast die Grundaussage immer noch nicht verstanden: Es geht nicht um die Frage, wie sich Rezeption entwickelt, sondern wann sie im Verhältnis zu dem, was Jesus gemeint hat, authentischer ist. - Und genau das lässt sich per HKM nicht klären. -[/quote]
Im Gegenteil, das läßt sich nur mit HKM klären. Das Johannesevangelium ist das jüngst und bereits derart christlich kontaminiert, daß es mit der urspünglichen Lehre nicht mehr viel zu tun hat. Darum geht, möglichst nahe an den Ursprung zu kommen. So ähnlich, wie Astronomen möglichst nahe an den Urknall herankommen wollen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:"Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft"
Dieser Satz ist ja noch nicht überprüft (auch das hatten wir schon mehrfach). - Außerdem hatte ich Dir einen Satz von wik eingestellt, der diesbezüglich sehr viel disziplinierter formuliert. - Zudem ist dies kein Argument auf das, worauf Du damit scheinbar antwortest.
Stimmt, da ist noch kein clossscher TÜV-Stempel drauf. :lol:
Das ist aber der entscheidende Punkt. Der ursprüngliche Sinn interessiert die Kanoniker nicht, ihnen genügt die kontaminierte, aber kanonisierte Endfassung. Die Kanonisierung adelt die Text, weshalb sie als inspiriert und irrtumsfrei betrachtet werden.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: Das hat noch nichts mit Weltanschauung zu tun.
Richtig - das hat noch nichts mit Weltanschauung zu tun. - Aber Rückschlüsse auf Jesus selbst haben etwas mit Weltanschauung zu tun.
Aber es ist doch eine Illusion, daß solche gravierenden Erkenntnisse- und davon gibt es eine Menge- ohne Folgen für den biblischen Rezeptionsjesus bleiben können.

Nach Bilik muß man auch zwischen dem vorösterlichen und nachösterlichen Jesus differenzieren.

"Nach dieser Auffassung ist die Lehre, welche Jesus zu Lebzeiten (also vor seiner österlichen Auferstehung) vertreten hat, nicht identisch mit seiner eigentlichen Lehre, die er erst nach seinem Tod verkündet hat. Übersetzt heißt das: Jesus lehrt zu Lebzeiten eine Religion, die nur für Juden bestimmt ist und von der unmittelbar bevorstehenden Apokalypse spricht. Dann wird er unerwarteter Weise hingerichtet, seine Lehre erweist sich u.a. durch die ausbleibende Apokalypse als evident falsch, nach seinem Tod erscheint er dann den Jüngern, um ihnen zu erklären, dass es sich in Wirklichkeit ganz anders verhält. Nur die wenigsten logisch denkenden Menschen werden dieses Szenario als wahrscheinlich ansehen."
Dr. Ronald Bilik
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#690 Re: Aschera, die Gemahlin Jahwes

Beitrag von closs » Do 31. Dez 2015, 14:21

sven23 hat geschrieben:. Das Johannesevangelium ist das jüngst und bereits derart christlich kontaminiert, daß es mit der urspünglichen Lehre nicht mehr viel zu tun hat.
Die HKM kann es eben gerade NICHT. - Denn Deine Aussage lässt vollkommen aus, woran es die Aussage "mehr oder weniger Kontaminierung" misst. - Der einzige Maßstab kann nur Jesus selbst sein - seine Meinung können wir aber nur geistig erschließen.

sven23 hat geschrieben:Die Kanonisierung adelt die Text, weshalb sie als inspiriert und irrtumsfrei betrachtet werden.
Das sieht nach meiner Kenntnis in der Praxis anders aus. - Dann müsste man ja offensichtlichste Widersprüche zwischen den Texten mit-adeln. - So blöde ist die kirchlische Theologie wirklich nicht.

sven23 hat geschrieben:Aber es ist doch eine Illusion, daß solche gravierenden Erkenntnisse- und davon gibt es eine Menge- ohne Folgen für den biblischen Rezeptionsjesus bleiben können.
Für den Rezeptions-Jesus kann es Folgen geben - aber das ist der Jesus der Rezeption und nicht Jesus. - Nochmals: Jesus ändert sich nicht dadurch, dass man dieses oder jenes glaubt, von ihm erkennen zu können. - Das heisst auch: Wir werden immer nur indirekt über Jesus sprechen können:

* WENN Jesus tatsächlich so war, wie es die HKM in IHREM System glaubt, dann ...
* WENN Jesus tatsächlich so war, wie es die kanonische Exegese es glaubt, dann ...

Und da glaube ich (auch aus Erfahrung), dass die kanonische Exegese näher dran ist, weil sie über Rezeptionen hinaus auch einen geistig-inhaltlichen Bezug hat. - Diesen darf die HKM nicht haben, weil sie damit ihr Mandat überschreiten würde.

sven23 hat geschrieben:Nur die wenigsten logisch denkenden Menschen werden dieses Szenario als wahrscheinlich ansehen."Dr. Ronald Bilik
Aus den bisherigen Zitaten wird ersichtlich, dass Bilk grundlagen-mäßig nichts verstanden hat. - Er erbaut sich in einer in sich gefälligen Logik, die nur funktioniert, weil seine Prämisse es ihm ermöglicht.

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