Von einer Jungfrau geboren?

closs
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#1021 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 10:21

Savonlinna hat geschrieben:"Glaube" bedeutet im Christentum ja gerade dies: "Vertrauen".
Ja.

Savonlinna hat geschrieben:Ich meine zu beobachten: wer in sich kein verwurzeltes Vertrauen haben kann, der entwickelt einen scheelen Blick auf andere.
Eher fremde Blicke - man fühlt sich fremd. - Wie unter einer anderen Species.

Ansonsten:
Mich persönlich stört am meisten, Dinge, die wie ein offenes Buch vor einem liegen, nicht vermitteln zu können. - Am Vertrauen liegt's weniger - eher an der Ungeduld. - Das ist der Unterschied zwischen "Erkennen" und "Erleben" - man erkennt etwas und bringt es nicht ins Leben hinein.

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sven23
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#1022 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Feb 2016, 11:02

closs hat geschrieben: DIe Folge davon wäre mutmaßlich NICHT, dass dann Sven sagt "Jetzt glaube ich es auch" - aber das ist nicht das Ziel von Wissenschaft. - Das Ziel ist, dass Sven sagt: "Ich erkenne jetzt die kohärenten Gedanken aus Philosophie und Theologie, die zu diesem Dogma führen" (- "schließe mich aber trotzdem nicht an").
Was zu solchen Dogmen führt, ist ja an sich schon ein "geistiges" Konstrukt.
Warum man solche geistigen Konstrukte verabsolutieren muss, ist mir schleierhaft und ist eigentlich nur durch eigene Selbstzweifel erklärbar.
Wäre man sich seiner Sache sicher, könnte man auf ein Zwangskorsett aus Dogmen verzichten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#1023 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 11:06

sven23 hat geschrieben:Warum man solche geistigen Konstrukte verabsolutieren muss, ist mir schleierhaft
Das hat aber nichts mit Wissenschaft zu tun - Wissenschaft würde die geistigen Argumentationen nachvollziehen und darstellen.

sven23 hat geschrieben:Wäre man sich seiner Sache sicher, könnte man auf ein Zwangskorsett aus Dogmen verzichten.
Nee - WEIL man sicher ist, fasst man die Erkenntnisse in einen Lehrsatz. - Damit wird keine absolute Gültigkeit beansprucht, sondern Gültigkeit für diejenigen, die die Prämissen dazu per "Credo" "unterschreiben". - Für Dich gilt das alles nicht, ist also nicht system-übergreifend verabsolutiert.

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Savonlinna
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#1024 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 11:12

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:"Glaube" bedeutet im Christentum ja gerade dies: "Vertrauen".
Ja.

Savonlinna hat geschrieben:Ich meine zu beobachten: wer in sich kein verwurzeltes Vertrauen haben kann, der entwickelt einen scheelen Blick auf andere.
Eher fremde Blicke - man fühlt sich fremd. - Wie unter einer anderen Species.
Du willst es wieder beschönigen.

Nein, Du guckst scheel und damit verfälschend auf Deine Mitmenschen.
Du hast ja auch mir vorgeworfen, dass ich voll dem modernen Begriff von "Aufklärung" aufsitze.

Was ich Dir unermüdlich bewusst zu machen suche:
Dass Du Dich "fremd" fühlst, liegt darin, dass Du Dir selber fremd bist. Dieser Mangel an Selbsterkenntnis bewirkt, dass Du auf Deine Umwelt projizierst, was Du selber bist.

Dieser Gedanke stammt übrigens von Hegel. Es war er, der "Entfremdung" als "Selbstentfremdung" verstanden hat.

closs hat geschrieben:Ansonsten:
Mich persönlich stört am meisten, Dinge, die wie ein offenes Buch vor einem liegen, nicht vermitteln zu können. - Am Vertrauen liegt's weniger - eher an der Ungeduld. - Das ist der Unterschied zwischen "Erkennen" und "Erleben" - man erkennt etwas und bringt es nicht ins Leben hinein.
Das, was man glaubt, dass es wie ein offenes Buch vor einem liege, kann Selbstbetrug sein.
Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede.
Was der Verstand zu erkennen meint, ist das, was der momentane psychische Zustand einem einflüstert, dass es die "Wahrheit" sei.

Wer über den Verstand hinauskommt - zum Beispiel im künstlerischen Schaffensprozess -, begreift anderes.
Ich habe Dir da mal ein Beispiel gegeben - Du hast es vom Tisch gefegt, weil es "nicht logisch" sei.
Das zeigt, wie verstandesgebunden Du bist und überhaupt nicht bereit, Dich auf "die andere Welt" einzulassen.

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sven23
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#1025 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Feb 2016, 11:25

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wäre man sich seiner Sache sicher, könnte man auf ein Zwangskorsett aus Dogmen verzichten.
Nee - WEIL man sicher ist, fasst man die Erkenntnisse in einen Lehrsatz. - Damit wird keine absolute Gültigkeit beansprucht, sondern Gültigkeit für diejenigen, die die Prämissen dazu per "Credo" "unterschreiben". - Für Dich gilt das alles nicht, ist also nicht system-übergreifend verabsolutiert.
Heute spielt es nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings gab es Zeiten in der Kirche, da ein Abweichen von diesem "Credo" tödliche Folgen haben konnte. Das ist ein Merkmal aller Religionen mit Absolutheitsanspruch, siehe IS.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#1026 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 11:46

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wie kommst Du auf den Blödsinn, es existiere in der HKM die Prämisse, ältere Texte seien (stets) authentischer als jüngere? Hälst Du die wissenschaftlich arbeitenden Theologen für so unprofessionell, dass sie sich eine solche Prämisse ans Bein binden?
Es sind "Lehrsätze", die - wie Dogmen - aus langen Prozessen entstanden sind - man kann es übrigens auch gut nachweisen, wenn man plötzlich ein Autograph findet: Dann nämlich man die Orientierungs-Größe für den gesamten Rezeptions-Prozess und muss nur gucken.Insofern: Dieser "Lehrsatz" ist i.d.R. richtig, aber aus mehrfach gegebenen Gründen nur sehr bedingt auf die Bibel anwendbar.

Ich mache es kurz: Es gibt die von Dir behauptete Prämisse nicht. Punkt!

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#1027 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 11:55

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die kirchlich-dogmatisch formulierten Glaubensaussagen als solche haben allerdings mit Wissenschaft nichts zu tun.
Niemand behauptet, dass das Kardinals-Kollegium Wissenschaft betreibt, wenn es ein Dogma formuliert. - Aber die Nachvollziehung sollte wissenschaftlich erfolgen.

Der Inhalt ist wichtig - nicht sein Zustandekommen.

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#1028 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 12:02

Savonlinna hat geschrieben:Dass Du Dich "fremd" fühlst, liegt darin, dass Du Dir selber fremd bist.
Das ist eine psychologische Aussage, der man schlecht widersprechen kann.

Savonlinna hat geschrieben:Dieser Mangel an Selbsterkenntnis bewirkt, dass Du auf Deine Umwelt projizierst, was Du selber bist.
Dito. - In anderen Worten: Wie soll man Deine Aussage bei kritischer Selbstsicht widersprechen können - man könnte selbst doch gar nicht wissen, ob Du recht hast oder nicht.

Aber wie bringst Du das zusammen mit meinen zwei Kernaussagen (mehr sind es, glaube ich, gar nicht):
1) Der Mensch kann nicht absolut wissen, sondern nur innerhalb selbst-gewähltem System-Denkens.
2) Subjekt und Objekt sind kategorial unterschiedlich.

Wie sollte man aus diesen zwei Aussagen rauskommen (wollen)? - Meinst Du ernsthaft, ich würde darüber anders denken, wenn ich NICHT unter der von Dir diagnostizierten Selbstentfremdung leiden würde?

Savonlinna hat geschrieben:Das, was man glaubt, dass es wie ein offenes Buch vor einem liege, kann Selbstbetrug sein.
Siehe Aussage 1), also Zustimmung. - Man sogar noch weiter gehen und jegliche Art der Wahrnehmung als Täuschung interpretieren.

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe Dir da mal ein Beispiel gegeben - Du hast es vom Tisch gefegt, weil es "nicht logisch" sei.
Ich weiss nicht mehr, was es war - aber sicherlich habe ich nicht deshalb so reagiert, weil es künstlerisch war, sondern weil Deinerseits irgendeine Schlussfolgerung mit verknüpft war, die ich unlogisch fand.

Savonlinna hat geschrieben:Das zeigt, wie verstandesgebunden Du bist und überhaupt nicht bereit, Dich auf "die andere Welt" einzulassen.
Wahrscheinlich geht das sogar - aber dann ohne Anspruch auf verstandesmäßige Aussagen. - Den Satz "Ich fühle mich authentisch so, egal was der Verstand dazu sagt" finde ich voll ok. - Ich hasse nur diese üblen Mischformen.

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#1029 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 12:04

Münek hat geschrieben:Es gibt die von Dir behauptete Prämisse nicht.
Dann sprich mal mit Thaddäus - sie hat dies ausführlich ausgeführt (und übrigens zu recht darauf hingewiesen). - Mein Einwand ist nicht, dass dieses Verfahren aus der Luft gegriffen sei (nein, es ist im Gegenteil mannigfach belegt), sondern dass es aus erwähnten Gründen nicht universal einsetzbar ist).

Münek hat geschrieben:Der Inhalt ist wichtig - nicht sein Zustandekommen.
Ein Inhalt ist weder wichtig noch unwichtig, wenn er nicht verstanden wird - dies zu erläutern, ist Aufgabe der Wissenschaft.

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Münek
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#1030 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 12:05

Hemul hat geschrieben:Welcher Experte hat nach Ansicht von Prof.Dr.Dr.Dr. Münikowski aus Duisburg hier die Hand im Spiel gehabt? :roll:

Wenn Du Jahwe meinst, sei daran erinnert, dass nach der Genesis Elohim nur die Erde schuf und danach das Himmelsgewölbe mit viel Wasser darüber und dass er anschließend unterhalb der Feste die Gestirne setzte.

Bibelleser wissen mehr. ;)
Zuletzt geändert von Münek am Fr 5. Feb 2016, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.

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