Anthropozentrismus in der Bibel

closs
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#151 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Sa 23. Jan 2016, 14:19

sven23 hat geschrieben:Wo das Wort Satan in späten Schriften auftaucht, zum Beispiel bei Hiob, ist damit kein eigenmächtiges Wesen gemeint, sondern ein Gott untergeordneter Ankläger (Satan bedeutet Ankläger)
Ja - so ähnlich sieht es das Judentum auch.

sven23 hat geschrieben:Die Theodizeefrage wird also im Grunde gar nicht gelöst, sondern das Leid wird umgemünzt in eine Glaubensprüfung.
Nerkwürdige Schlussfolgerung. - Hier wäre der Punkt, an dem man darüber reden müsste, was überhaupt der sog. "Sündenfall" ist. - Das Verständnis dafür ist so weit weg im heutigen Bewusstsein, dass es keinen Sinn macht, die Bibel zu deuten.

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sven23
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#152 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jan 2016, 14:58

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wo das Wort Satan in späten Schriften auftaucht, zum Beispiel bei Hiob, ist damit kein eigenmächtiges Wesen gemeint, sondern ein Gott untergeordneter Ankläger (Satan bedeutet Ankläger)
Ja - so ähnlich sieht es das Judentum auch.
Das ältere Judentum, muß man dazu sagen. Trotzdem erhält dieser "Ankläger" freie Hand, Hiob zu quälen. Die Wette zwischen Gott und dem Ankläger läuft, alles auf dem Rücken des unschuldigen Hiob und der vielen Opfer, die einfach so getötet werden. Man ist versucht zu sagen, daß Gott dem menschlichen Leid noch eine besonders makabre und zynische Note verleiht.

"Die Wette Gottes mit dem Satan
Die Theologie des Buches Hiob gleicht einem Drahtseilakt: Um die Herkunft des Bösen, des Unheils in der Welt zu erklären, führt sie das Böse auf Gottes freien Willen zurück – und erschafft einen Gott, der sich wissentlich fürs Böse entscheidet. Die Wette Gottes mit Satan im Buch Hiob verschlüsselt das bislang Undenkbare: Der unschuldige Hiob handelt moralischer als Gott:"

Quelle: kirchenzeitungen.de


closs hat geschrieben: - Hier wäre der Punkt, an dem man darüber reden müsste, was überhaupt der sog. "Sündenfall" ist. - Das Verständnis dafür ist so weit weg im heutigen Bewusstsein, dass es keinen Sinn macht, die Bibel zu deuten.
Vielleicht ist ja gerade das ein Fortschritt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#153 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Sa 23. Jan 2016, 15:07

sven23 hat geschrieben:Die Theologie des Buches Hiob gleicht einem Drahtseilakt: Um die Herkunft des Bösen, des Unheils in der Welt zu erklären, führt sie das Böse auf Gottes freien Willen zurück – und erschafft einen Gott, der sich wissentlich fürs Böse entscheidet. Die Wette Gottes mit Satan im Buch Hiob verschlüsselt das bislang Undenkbare: Der unschuldige Hiob handelt moralischer als Gott:"
Quelle: kirchenzeitungen.de
Wer ist denn der Herausgeber dieser "Kirchenzeitungen"? :o

sven23 hat geschrieben:Vielleicht ist ja gerade das ein Fortschritt.
Aus Sicht des heutigen Verständnis-Niveaus ist das in der Tat so - da MUSS man so urteilen.

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sven23
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#154 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von sven23 » Sa 23. Jan 2016, 15:18

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Vielleicht ist ja gerade das ein Fortschritt.
Aus Sicht des heutigen Verständnis-Niveaus ist das in der Tat so - da MUSS man so urteilen.
Vielleicht hat Gott ja dazu gelernt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

2Lena
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#155 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von 2Lena » So 24. Jan 2016, 18:55

Ich habe gestern abend das Buch Hiob gelesen – Gott kommt darin nicht sonderlich gut weg. (Virginia Woolf, brit. Schriftstellerin, 1882-1941)
Hallo Sven23,

es ist überaus traurig, solche Armutszeugnisse von angeblich Gebildeten zu lesen, die wie die Lemminge einander mit ihren Meinungen nachrennen – ohne je sich um eine bessere Bildung zu bemühen.

Hiob (ich schrieb es schon) veranlasste Papst Gregor (zwischen 500 und 600 n. Chr.) zu einem über 30bändigem Werk. Das Buch Hiob enthält die gesamten Morallehren der Kirche. Wie das Hohelied und verschiedene abgeschlossene Werke aus der Bibel sind darin die meisten Lehren vom Prinzip her enthalten. Papst Gregor der Große beschreibt nicht nur die verschiedenen Dimensionen der Texte, er gibt auch eine durchgängige Moralansicht.

Falls du den Text nicht verstehen kannst, schau dir die Bilder an, mit denen im Mittelalter „überlegt“ wurde. Dazu eignet sich auch
https://de.wikipedia.org/wiki/Tods%C3%BCnde
Zwar ist es nicht unbedingt vom Text her „erklärend“, aber dieser Link zeigt das Gemälde von Hieronymus Bosch „Sieben Todsünden“. Die Gegenüberstellung der Überdrehung, folgt eine Darstellung der Tugend. Etwa in diesem Stil der Balance ist das Buch Hiob in hebräischer Sprache verfasst worden.

:lol: nicht als Wette mit dem Satan.

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