Anthropozentrismus in der Bibel

Pluto
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#121 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 20:27

Novalis hat geschrieben:Erstens existiert ein inneres geistiges Leben...
Aha?!
Und woher weißt du das?

Novalis hat geschrieben:Siehst Du das nicht genau so? Der Mensch ist wie ein Bergwerk reich an Edelsteinen, die in ihm schlummern. Unsre Aufgabe ist es, sie ans Licht zu bringen.
Nö, ich bin Realist.
Ich sehe den (biologischen) Menschen mit seinen vielseitigen Fähigkeiten, aber nix Edelsteine.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#122 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Mi 20. Jan 2016, 23:24

Novalis hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Im überschwenglichem Euphemismus beschrieb William Shakespeare den Menschen in Hamlet:
Zitat aus Hamlet - ZWEITE SZENE
Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott!
Nicht die Körperform, sondern die geistigen Aspekte zeichnen uns als Menschen aus, denn wir können schöpferisch tätig sein und Wissenschaft, Bauwerke und Kunst hervorbringen.
Paulus führte im Römerbrief einen weiteren bedeutsamen Aspekt des Menschen an, in dem er einen Gotteshinweis erkannte: Das Gewissen (s. Rö 2:14-15)

Du bist genau auf der richtigen Spur :thumbup: Der Mensch ist seiner Wirklichkeit nach ein geistiges Wesen.
:) Danke, lieber Novalis. Es freut mich, dass mein Beitrag Zusprucht findet und ich nicht abgeirrt bin.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#123 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Mi 20. Jan 2016, 23:25

closs hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Ps 139:14-16
Guter Spruch. :thumbup:

Halman hat geschrieben: hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt
Das ist genau das, was ich unter "spirituellem Instinkt" verstehe - es ist etwas im Menschen, das transzendent erkennen kann.

Halman hat geschrieben:Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.
Das ist genau das, was eine materialistische Philosophie nicht verstehen kann - Babel.

Wieder mal ein guter Beitrag von Dir, lieber Halman. :clap:
Danke, lieber Kurt. Dein Lob ist wie Balsam für meine Seele.
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Halman
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#124 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Do 21. Jan 2016, 00:48

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nicht die Körperform, sondern die geistigen Aspekte zeichnen uns als Menschen aus, denn wir können schöpferisch tätig sein und Wissenschaft, Bauwerke und Kunst hervorbringen.
Wieso deutet die Tatsache das der Mensch schöpferisch tätig sein kann, darauf, dass geistige Aspekte den Menschen ausmachen?
Mir scheint, hier wird das Geistige überbetont, wo es doch nur eine Fähigkeit des Körpers darstellt.
Unsere Hände wären ohne geistige Führung nicht imstande, Kunst hervorzubringen, oder?

Pluto hat geschrieben:Ist es nicht vielmehr, die Ganzheit des Menschen auf die es ankommt?
Dem will ich gar nicht widersprechen - in Deiner Frage scheint mir ein wichtiger Gedanke angesprochen zu werden. Dennoch ist Deine Frage Resultat menschlicher Überlegung, des menschlichen Geistes.

Mahatma Ghandi zeichnete sich nicht durch große Körperkraft oder Größe aus, sondern durch Weisheit und Humanität.

Hawkings Größe liegt nicht im Körperlichen, sondern im Geistigen.

Im Körperlichen sind uns viele Tiere weit überlegen. Was uns ihnen gegenüber auszeichnet, ist unser Frontalhirn und der ennorm entwickelte Assoziationskortex. Dafür spricht schon die Tatsache, dass wir dieses Forum überhaupt betreiben und hier diskutieren.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Paulus führte im Römerbrief einen weiteren bedeutsamen Aspekt des Menschen an, in dem er einen Gotteshinweis erkannte: Das Gewissen (s. Rö 2:14-15).
Auch das was wir unser Gewissen nennen, ist doch nichts weiter als ein verinnerlichtes Gefühl für unsere menschlichen Werte und unsere Moralvorstellungen.
Daraus sich einen Gott zu "basteln", wie es Paulus tut, ist IMO zu anthropozentrisch gedacht.
Paulus beobachte die Korrelation zwischen der Gewissenserkenntnis der Heiden um der jüdischen Torah in wesendlichen Dingen. Der präfrontale Cortex ist das Menschlichste am Menschen; denn zum vernünftigen Handeln gehört Gewissen. Das unser Gewissen im Frontallappen, genauer dem fronto-basalen orbitalen Cortex, sitzt, halte ich nicht für selbstverständlich und darin kann man einen Gotteshinweis sehen. Dies bedeutet nicht, dass ich den Menschen nicht wissenschaftlich-naturalistisch betrachten würde.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 54-55):
Orbitalhirnläsionen erzeugen Enthemmungen des Sozialverhaltens, Gewissensverlust, Enthemmung nicht bloß einer Hand (wie mediale Läsion), sondern der Selbstführung der Persönlichkeit, sie beeinträchtigen auch das seelische Verstehen anderer Menschen. Das kann in emiotonaler Labilität, in Witzelsucht, sexuellen Übergriffen, betrügerischen Geschäften, aufdringlichem Aufmerksamkeitsheischen, Aggressivität, Konfabulaton, enthemmten Essen (Gourmand-Syndrom - Regard & Landis 1997) u.a. bestehen.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Natürlich können Menschen Gott niemals ebenbürtig sein.
Warum denn nicht? Ist das nicht eine Frage der Definition?
Sicherlich könnten wir Gott menschlich definieren, der Vorstellungskraft der Menschen sind hier kaum Grenzen Gesetz. Doch kann ein dem Menschen ebenbürtiges Wesen wirklich zurecht als "Gott" bezeichnet werden?

Pluto hat geschrieben:Warum definieren alle Religionen Gott als der Große Unbekannte?
Ich bin mir nicht sicher, ob ALLE Religionen Gott wirklich als das Große Unbekannte definieren. In altertümlichen polytheistischen Religionen wurden recht konkrete Vorstellungen verbildlich.
Beziehst Du dich auf die HEUTIGEN Religonen? Nun, die fernöstlich-asiatischen Religionen kenne ich gewissermaßen nur vom Hörensagen. :oops: Da denke ich insbesondere an dem Daoismus, in dem "Gott" lediglich die Rolle des "ersten Bewegers" zukommt. Es gibt darin keine göttliche Offenbarung. Daher muss dieser Gott natürlich unbekannt bleiben.
Aber auch in den abrahamitischen Offenbarungsreligionen kann Gott nicht bildlich und damit so konkret erfasst werden, wie es bspw. bei den alten Göttern der Griechen der Fall ist.
Der biblische Gott ist ein Geist[wesen] im Himmel und bleibt daher ein unbekannter Gott, weshalb es inadäquat wäre, in zu verbildlichen. Karl Barth drückte dies in Bezugname zu Pauli "unbekannten Gott" so aus:
Zitat von Barth - Der Römerbrief 1922:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte

Beim Hinduismus muss ich passen. Wir wurde allerdings mal erklärt, dass im Brahmanismus die Götter als Erscheinungsformen (Illusionen) von Brahman (ब्रह्मन्) interpretiert werden können.

Pluto hat geschrieben:Genügt es denn nicht, dass wir Menschen sind.
Mir genügt dies nicht.

Zum Menschsein gehört auch die Sinnsuche und diese kann auch religiöser Art sein. Zum Menschsein gehört auch die Vorstellung von Transzendenz, ohne sie je wirklich erfassen zu können. Da wären wir wieder beim "unbekannten Gott".

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Anders als in altertümlichen polytheistischen Religionen es Altertums, in denen der Mensch nur ein Spielball bzw. Sklave der Götter war, wird dem Menschen in der Genesis Menschenwürde zugeschrieben und Verantwortung übertragen.
Ja das stimmt.
Verwundert bin ich trotzdem immer wieder, wie viele Christen sich selbst als Sklave/Sklavin Gottes sehen.
Dies ist vermutlich einigen Bibelübersetzungen geschuldet. Das hebräische Wort עבד (āvad) kann mit "Sklave", aber auch mit "Knecht" oder "Diener" übersetzt werden und leitet sich vom Begriff עובד (ôbêd, dt. Arbeit) ab und bedeutet so viel wie Arbeiter. Laut dem Prophetentargum entspricht dies dem aramäischem Wort abda. Das arabische Wort lautet Abd (‏عبد‎).
Jeder, der einen Dienstgrad ist, ist eine Diener, auch ein General dient. Auch ich bin ein Avad in einem Jobcenter. Auch ein Minister ist ein Diener.
Sogesehen sind "Sklaven Gottes" Gottes Diener und Mitarbeiter. Darüber hinaus wird besonders im NT die Vater-Kind-Analogie betont.
Jesus nannte seine Jünger Freunde (Joh 15:15) und Brüder Joh 220:17).
Paulus schrieb an die Urchristen in Rom:
Zitat aus Rö 8:15:
15 Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft² empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!
²w. Sklaverei

Paulus sah sich und Timotheus als Gottes Mitarbeiter an.
Der Offenbarungsengel sprach von sich Johannes gegenüber zweimal demütig als Mitknecht.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Gem. der Bibel sollten wir nicht zu groß von uns denken, denn wir werden mit Heuschrecken (Jes 40:22) verglichen und ganze Völker sogar mit Tropfen am Eimer...
Wozu brauchen wir dazu die Bibel?
Lehrt uns nicht die Astronomie, dass selbst die Erde — die uns so groß un mächtig erscheint und vom Glauben her Mittelpunkt der Welt ist — im Grunde nichts weiter ist als ein unbedeutendes Staubkorn in einer Galaxis aus Milliarden Galaxien irgendwo im Universum?
Zurzeit Jesajas konnte man dies ja noch nicht wissen. Insofern ist es doch bemerkenswert, dass wir diese demütigen und weisen Worte auf einer Lederrolle lesen können, die etwa aus dem Jahre 200 v. Chr. stammt und bei der es sich erkennbar um eine Abschrift einer noch älteren Handschrift handelt.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#125 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Do 21. Jan 2016, 10:47

Halman hat geschrieben:Unsere Hände wären ohne geistige Führung nicht imstande, Kunst hervorzubringen, oder?
Das schon, aber diese Fähigkeit ist in anderen Primaten ebenfalls vorhanden: Affen verwenden Werkzeuge.

Wie dieses Video zeigt, sind selbst Vögel zu unglaublichen Leistungen im Stande.


Halman hat geschrieben:in Deiner Frage scheint mir ein wichtiger Gedanke angesprochen zu werden. Dennoch ist Deine Frage Resultat menschlicher Überlegung, des menschlichen Geistes.

Mahatma Ghandi zeichnete sich nicht durch große Körperkraft oder Größe aus, sondern durch Weisheit und Humanität.
Hawkings Größe liegt nicht im Körperlichen, sondern im Geistigen.
Größen wie Hawking und Gandhi werden von Menschen auserwählt. Wieso sollte das ein Hinweis auf etwas Göttliches sein?

Halman hat geschrieben:Im Körperlichen sind uns viele Tiere weit überlegen. Was uns ihnen gegenüber auszeichnet, ist unser Frontalhirn und der ennorm entwickelte Assoziationskortex. Dafür spricht schon die Tatsache, dass wir dieses Forum überhaupt betreiben und hier diskutieren.
Das ist natürlich richtig, weist aber aus meiner Sicht immer noch nicht auf eine Schöpfung hin. Der Neocortex könnte genauso (und ist wahrscheinlich auch) durch evolutivem Druck entstanden sein. Man könnte hier wie die katholische Kirche argumentieren, und behaupten die Evolution sei göttlich-geistig gelenkt. Doch dann sollte man die Spuren solchen Eingreifens seitens einer höheren Macht erkennen können (Bisher ist dies nicht gelungen).

Wichtig erscheint mir, dass im Menschen nichts Neues zu finden ist, was nicht bereits in anderen Lebewesen vorhanden ist. Auch Affen, Hunde, Delfine, Elefanten (alle Säugentiere und Vögel) haben einen mehr oder weniger hochentwickelten Cortex mit dem sie Zusammenhänge begreifen ihnenkognitiven Leistungen ermöglichen. Der Mensch besitzt nur einen weitaus komplexeren Neocortex, als die erwähnten Tiere, was mehr assoziatives Denken und mehr kognitive Fähigkeiten zulässt.

Was ich sagen will: Es sind quantitative Unterschiede, NICHT qualitative Unterschiede, die uns von den Tieren unterscheiden!

Halman hat geschrieben:Das unser Gewissen im Frontallappen, genauer dem fronto-basalen orbitalen Cortex, sitzt, halte ich nicht für selbstverständlich und darin kann man einen Gotteshinweis sehen. Dies bedeutet nicht, dass ich den Menschen nicht wissenschaftlich-naturalistisch betrachten würde.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 54-55):
Orbitalhirnläsionen erzeugen Enthemmungen des Sozialverhaltens, Gewissensverlust, Enthemmung nicht bloß einer Hand (wie mediale Läsion), sondern der Selbstführung der Persönlichkeit, sie beeinträchtigen auch das seelische Verstehen anderer Menschen. Das kann in emiotonaler Labilität, in Witzelsucht, sexuellen Übergriffen, betrügerischen Geschäften, aufdringlichem Aufmerksamkeitsheischen, Aggressivität, Konfabulaton, enthemmten Essen (Gourmand-Syndrom - Regard & Landis 1997) u.a. bestehen.
Das ist seit der neurowissenschaftlichen Untersuchung des tragischen Unfalls von Phineas Gage, allgemein bekannt.
Antonio Damasio beschreibt seine Forschung auf diesem Gebiet sehr genau. Sein Buch dazu Descartes Irrtum kann ich dir wärmstens empfehlen!

Hier weist nichts auf eine Seele (im dualistischen Sinn) hin. Im Gegenteil, alles spricht dafür, dass das Gehirn ein rein biologisches Konstrukt ist.

Halman hat geschrieben:Sicherlich könnten wir Gott menschlich definieren, der Vorstellungskraft der Menschen sind hier kaum Grenzen Gesetz. Doch kann ein dem Menschen ebenbürtiges Wesen wirklich zurecht als "Gott" bezeichnet werden?
Nein, natürlich nicht. Der Glaube an etwas Übermächtigem ist meiner MMeinung nach anders entstanden. Einer der frühen Verfechter eines solchen naturalistischen Agnostizismus war der schottische Philosoph David Hume. Er erkannte, dass der Glaube an einen Gott drei Stufen durchläuft: 1) Polytheismus, 2) Pseudo-Monotheismus und 3)Monotheismus.

Polytheismus ist der Glaube an viele Götter. Sie sind menschenähnlich unvollkommen und bestimmen gewisse Teile unseres Lebens (das Meer, die Berge oder die Ernte). Pseudo-Monotheismus ist einfach ein Übergangsstadium zwischen Polytheismus und Monotheismus. Obwohl es hier noch viele Götter gibt, entwickelt sich ein Gott zum Herrscher über andere Götter. Ein Beispiel dafür ist Zeus im Glauben der alten Griechen. Monotheismus ist der Glaube an einen einzigen allmächtigen Gott.

Hume glaubte, dass der Polytheismus dann entstand als die Menschen noch wenig Verständnis natürlicher Phänomene hatten. Der frühe Mensch sah die Natur als ein "Kampf zwischen gegensätzlichen Mächten". Dies erzeugte bei ihm eine tiefe Unsicherheit für die Zukunft. Aus dieser Hoffnungslosigkeit begannen steinzeitlichen Menschen sich Gedanken zu machen über die natürlichen Ereignisse die ihr Wohlergehen beeinflussen konnten. Unsere Gemüter werden durch die Elemente dauernd in einen Zustand der erregten Erwartung versetzt; die unbekannten Gründe werden zum Objekt unserer Ängste und Hoffnungen, weil sie unser Wohlergehen und unser ganzes Leben bestimmen. Unsere Phantasie entwickelt daraus eine Vorstellung der ewig kämpfenden Gewalten. Mit der Zeit, so Hume, wird der Mensch versuchen die unsichtbaren elementaren Kräfte zu personifizieren, sie mit menschlicher Gestalt zu versehen. Auf diese Art verstärkt der Mensch seine Vorstellung dieser unbekannten Kräfte, die so wichtig sind, sowohl für sein Leid als auch für sein Wohlergehen.

Im Laufe der Zeit erhebt der Mensch einen der Götter über die anderen. Von dort zum totalen Monotheismus ist es dann nur ein weiterer kleiner Schritt.

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum definieren alle Religionen Gott als der Große Unbekannte?
Ich bin mir nicht sicher, ob ALLE Religionen Gott wirklich als das Große Unbekannte definieren. In altertümlichen polytheistischen Religionen wurden recht konkrete Vorstellungen verbildlich.
Du hast Recht, denn Buddha kam ganz ohne Gottesvorstellung aus. Er predigte lediglich das Gute im Menschen und sah den Menschen als Teil der Natur, das Gegenteil dessen was die Bibel uns sagt, dass der Mensch über die Natur herrschen soll.

Halman hat geschrieben:Der biblische Gott ist ein Geist[wesen] im Himmel und bleibt daher ein unbekannter Gott, weshalb es inadäquat wäre, in zu verbildlichen.
Gerade das Verbot der Verbildlichung ist für mich ein großes Problem des Erkennens.
Wenn wir nicht beschreiben können, was Gott ist, wie wollen wir ihn dann erkennen? Oder bleibt die Erkenntnis unserer Fantasie überlassen?


Halman hat geschrieben:Karl Barth drückte dies in Bezugname zu Pauli "unbekannten Gott" so aus:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräft
Was meint er wohl mit dieser seltsamen Bezeichnung... "bedingt-bedingenden Kräft"?

Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Sinnsuche und diese kann auch religiöser Art sein.
Ja. Die alte Frage: "Was ist der Sinn des Lebens?"
Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Vorstellung von Transzendenz, ohne sie je wirklich erfassen zu können.
Was ist Transzendenz überhaupt? :?
Je diffuser, je nebulöser unser Gedanke an Gott, umso mehr persönliche Freiheiten haben wir ihn uns vorzustellen, damit ER zu unserer momentanen Stimmung oder Vorstellung passend gemacht werden kann.

Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Lehrt uns nicht die Astronomie, dass selbst die Erde — die uns so groß un mächtig erscheint und vom Glauben her Mittelpunkt der Welt ist — im Grunde nichts weiter ist als ein unbedeutendes Staubkorn in einer Galaxis aus Milliarden Galaxien irgendwo im Universum?
Zurzeit Jesajas konnte man dies ja noch nicht wissen. Insofern ist es doch bemerkenswert, dass wir diese demütigen und weisen Worte auf einer Lederrolle lesen können, die etwa aus dem Jahre 200 v. Chr. stammt und bei der es sich erkennbar um eine Abschrift einer noch älteren Handschrift handelt.
Ja. Sie ahnten bereits die Größe der Welt auf der wir leben. Eine geistige Meisterleistung! :thumbup:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#126 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von JackSparrow » Do 21. Jan 2016, 11:49

Novalis hat geschrieben:Der Mensch ist seiner Wirklichkeit nach ein geistiges Wesen.
Der Mensch ist seiner Wirklichkeit nach ein Säugetier aus der Untergruppe der Trockennasenaffen.

Meditation ist der Schlüssel zu den Toren der Geheimnisse
Meditiation (= untätig rumsitzen und grübeln) ist der Schlüssel zur Diagnose eines Testosteronmangels sowie eines Hanges zu Depression. Jemand anderes würde ja einfach aufstehen und handeln.


Halman hat geschrieben:Nicht die Körperform, sondern die geistigen Aspekte zeichnen uns als Menschen aus, denn wir können schöpferisch tätig sein und Wissenschaft, Bauwerke und Kunst hervorbringen.
Das machen die Sexualhormone. Wer Zeit und Kraft für schöpferische Tätigkeit übrig hat, muss einen hohen sozialen Status innehaben. Und der lockt Weibchen an.

wird dem Menschen in der Genesis Menschenwürde zugeschrieben und Verantwortung übertragen
Dem Menschen wird die Aufgabe übertragen, den Garten Eden zu bebauen. Vorher muss der Mensch also irgendwas anderes gemacht haben. Und da es sich bei diesem angeblichen "Garten" in Wirklichkeit um ein Lehnwort handelt, welches auf Sumerisch "Steppe" bedeutet (gan edena = hoch gelegene Steppe), thematisiert hier die Bibel offensichtlich den Übergang vom Nomadenleben zu Ackerbau und Viehzucht.

Das hebräische Wort עבד (āvad) kann mit "Sklave", aber auch mit "Knecht" oder "Diener" übersetzt werden und leitet sich vom Begriff עובד (ôbêd, dt. Arbeit) ab und bedeutet so viel wie Arbeiter.
Offenbar gab es im antiken Mesopotamien ein gewisses Kastensystem mit den Göttern an der Spitze und den Arbeitern auf der untersten Stufe...

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Halman
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#127 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Do 21. Jan 2016, 15:49

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Unsere Hände wären ohne geistige Führung nicht imstande, Kunst hervorzubringen, oder?
Das schon, aber diese Fähigkeit ist in anderen Primaten ebenfalls vorhanden: Affen verwenden Werkzeuge.

Wie dieses Video zeigt, sind selbst Vögel zu unglaublichen Leistungen im Stande.
Danke für das Video. Später schaue ich mal rein.

Vor einiger Zeit hatte ich im TV eine interessante Doku über Vögel gesehen, die farbige Objekte ordnen oder aus Blättern Werkzeuge herstellen. Wirklich erstaunlich.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:in Deiner Frage scheint mir ein wichtiger Gedanke angesprochen zu werden. Dennoch ist Deine Frage Resultat menschlicher Überlegung, des menschlichen Geistes.

Mahatma Ghandi zeichnete sich nicht durch große Körperkraft oder Größe aus, sondern durch Weisheit und Humanität.
Hawkings Größe liegt nicht im Körperlichen, sondern im Geistigen.
Größen wie Hawking und Gandhi werden von Menschen auserwählt. Wieso sollte das ein Hinweis auf etwas Göttliches sein?
Wie kommt es, dass salopp gesagt aus dem Urknall des "Uratoms" zufällig die Naturkonstanten so extrem fein abgestimmt werden und am Ende der Mensch (und möglicherweise noch viele andere außerirdische Intelligenzen, von denen einige dem Menschen sogar überlegen sein könnten) rauskommt (bzw. rauskommen), welcher imstande ist (bzw. sind), über das Universum und seine Rolle darin nachzusinnen? Wie kommt es, dass dieser Mensch über Ethik, Gewissen und Religiösität verfügt?
Religionen, Philosophie und Naturwissenschaften versuchen darauf Antworten zu finden. Die Naturwissenschaften können objektivierbare, wiederholbare und formalisierbare Teile der Welt untersuchen.
Ich stimme mit Prof. Harald Lesch darin überein, dass die Naturwissenschaften die vorletzen Fragen behandeln und nicht für die letzten Fragen zuständig sind.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Im Körperlichen sind uns viele Tiere weit überlegen. Was uns ihnen gegenüber auszeichnet, ist unser Frontalhirn und der ennorm entwickelte Assoziationskortex. Dafür spricht schon die Tatsache, dass wir dieses Forum überhaupt betreiben und hier diskutieren.
Das ist natürlich richtig, weist aber aus meiner Sicht immer noch nicht auf eine Schöpfung hin. Der Neocortex könnte genauso (und ist wahrscheinlich auch) durch evolutivem Druck entstanden sein. Man könnte hier wie die katholische Kirche argumentieren, und behaupten die Evolution sei göttlich-geistig gelenkt. Doch dann sollte man die Spuren solchen Eingreifens seitens einer höheren Macht erkennen können (Bisher ist dies nicht gelungen).
Auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie kenne ich mich leider nicht aus.
Zurzeit lese ich Thomas' Buch und ich denke, dass ich so auf diesem Gebiet ein wenig Grundwissen erlangen werde. Aber wenn Dich sein Buch nicht überzeugt hat, so kann ich Dir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts sagen, was Dich "beeindrucken" könnte. :cry:

Vielleicht ist es auch eine Frage der Interpretation des Befundes. Ich will es mal so sagen: Schlaue Männer wie Walter Thirring und ThomasM waren bzw. sind auch Christen. ;)

Pluto hat geschrieben:Wichtig erscheint mir, dass im Menschen nichts Neues zu finden ist, was nicht bereits in anderen Lebewesen vorhanden ist. Auch Affen, Hunde, Delfine, Elefanten (alle Säugentiere und Vögel) haben einen mehr oder weniger hochentwickelten Cortex mit dem sie Zusammenhänge begreifen ihnenkognitiven Leistungen ermöglichen. Der Mensch besitzt nur einen weitaus komplexeren Neocortex, als die erwähnten Tiere, was mehr assoziatives Denken und mehr kognitive Fähigkeiten zulässt.

Was ich sagen will: Es sind quantitative Unterschiede, NICHT qualitative Unterschiede, die uns von den Tieren unterscheiden!
Hmm - führt der quantitative Unterschied in diesem Fall nicht auch zu einem qualitativen Unterschied?

Die Hirnforscher Hans Helmut Kornhuber und Lüder Deecke erklären, dass der Wille erst beim Menschen voll entwickelt ist.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 26):
Triebe sind primitive Reglungen, etwa für die Aufrechterhaltung der Energiezufuhr durch Hunger. Triebe hat die Natur schon den Fischen gegeben, die noch keinen Neocortex (Großhirnrinde) besitzen: sie haben Ursachen in den Genen und im vitalen Bedarf des Organismus. Wille ist hingegen ein viel höhere cortikale Funktion, voll entwickelt erst beim Menschen; er hat wohlerwogene Gründe, sein Berater ist Vernunft, er berücktsichtig Werte und kulturelle Ziele, obgleich er auch Rücksicht auf vitalen Bedarf nimmt.
Das Frontalhirn (sitzt der Willensbildung und des Gewissens) und der Assoziatonscortex heben den Menschen in eine andere Qualität des Lebens. In meinem Buch wird hierzu von den oben genannten Hirnforschern gesagt:
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 91):
Dass der Mensch ein geistig überlegenes Wesen ist, ist nicht nur Tatsache, sondern vor allem auch eine Verpflichtung, ... Die Grundlage dieser Überlegenheit ist aber nicht die Zweifüßigkeit, auch nicht Lustempfindung oder limbisches System (das sich beim Menschen nicht wesentlich von den Affen unterscheidet), sondern die enorme Entwicklung des Assoziatonscortex, ... Der Mensch hat aber nicht nur mehr Nervenzellen in seinem Assoziatonscortex als irgendein anders Tier einschließlich der Delphine, er hat auch infolge Zusammenarbeit mit Sprache, Kultur und langer lernender Kindheit unvergleichlich mehr Wissen, und leider hat er diese Überlegenheit oft unverantwortlich genutzt.
Diese Besonderheit führte beim Mensch zur Bildung von tradiertem Kulturwissen, welches für unsere Intentität und Zivilisation von enormer Bedeutsamkeit ist. Ich meine, dass wir hier zurecht von einer anderen Qualität sprechen dürfen.
Ich würde auch einem Bonobo eine andere Qualität des Begreifens zuschreiben als bspw. einem Löwen.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das unser Gewissen im Frontallappen, genauer dem fronto-basalen orbitalen Cortex, sitzt, halte ich nicht für selbstverständlich und darin kann man einen Gotteshinweis sehen. Dies bedeutet nicht, dass ich den Menschen nicht wissenschaftlich-naturalistisch betrachten würde.
Zitat aus Wille und Gehirn (Seite 54-55):
Orbitalhirnläsionen erzeugen Enthemmungen des Sozialverhaltens, Gewissensverlust, Enthemmung nicht bloß einer Hand (wie mediale Läsion), sondern der Selbstführung der Persönlichkeit, sie beeinträchtigen auch das seelische Verstehen anderer Menschen. Das kann in emiotonaler Labilität, in Witzelsucht, sexuellen Übergriffen, betrügerischen Geschäften, aufdringlichem Aufmerksamkeitsheischen, Aggressivität, Konfabulaton, enthemmten Essen (Gourmand-Syndrom - Regard & Landis 1997) u.a. bestehen.
Das ist seit der neurowissenschaftlichen Untersuchung des tragischen Unfalls von Phineas Gage, allgemein bekannt.
Antonio Damasio beschreibt seine Forschung auf diesem Gebiet sehr genau. Sein Buch dazu Descartes Irrtum kann ich dir wärmstens empfehlen!

Hier weist nichts auf eine Seele (im dualistischen Sinn) hin. Im Gegenteil, alles spricht dafür, dass das Gehirn ein rein biologisches Konstrukt ist.
An eine Seele im dualistischen Sinn (ob nun supernaturalistisch oder feinstofflich) glaube ich auch nicht. Hier stimmen wir durchaus überein. :)

Pluto hat geschrieben:[...]
Im Laufe der Zeit erhebt der Mensch einen der Götter über die anderen. Von dort zum totalen Monotheismus ist es dann nur ein weiterer kleiner Schritt.
Vielen Dank für Deine inhaltsreiche Erörterung.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#128 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Halman » Do 21. Jan 2016, 15:56

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Warum definieren alle Religionen Gott als der Große Unbekannte?
Ich bin mir nicht sicher, ob ALLE Religionen Gott wirklich als das Große Unbekannte definieren. In altertümlichen polytheistischen Religionen wurden recht konkrete Vorstellungen verbildlich.
Du hast Recht, denn Buddha kam ganz ohne Gottesvorstellung aus. Er predigte lediglich das Gute im Menschen und sah den Menschen als Teil der Natur, das Gegenteil dessen was die Bibel uns sagt, dass der Mensch über die Natur herrschen soll.
Das hatten wir doch schon am 23. Jun 2015. :roll:

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Der biblische Gott ist ein Geist[wesen] im Himmel und bleibt daher ein unbekannter Gott, weshalb es inadäquat wäre, in zu verbildlichen.
Gerade das Verbot der Verbildlichung ist für mich ein großes Problem des Erkennens.
Wenn wir nicht beschreiben können, was Gott ist, wie wollen wir ihn dann erkennen? Oder bleibt die Erkenntnis unserer Fantasie überlassen?
Gott ist mehr noch als die Dunkle Materie und Dunkle Energie unsichtbar. Daher gibt es kein Bild von ihm. Was Christen haben ist eine göttliche Offenbarung, insbesondere in Jesus Christus.
Wenn Du willst, können wir darüber diskutieren, wie sich der unsichbare [unbekannte] Gott den Christen offenbart, ja wie sie ein "Gottesbild" verinnerlichen können, obgleich sie sich kein Bild von Gott machen können und dürfen. Wie wäre es in "allgemeine christliche Themen" oder im "Bibel-Forum" mit dem Thema: Wie erkennen Christen Gott? (Das Thema kann auch anders lauten).

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Karl Barth drückte dies in Bezugname zu Pauli "unbekannten Gott" so aus:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräft
Was meint er wohl mit dieser seltsamen Bezeichnung... "bedingt-bedingenden Kräft"?
Oh - da hatte ich wohl ein "e" verschluckt. Er schrieb: "bedingt—bedingenden Kräfte".

Kannst Du mir sagen, was "supranatural" bedeutet?

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Sinnsuche und diese kann auch religiöser Art sein.
Ja. Die alte Frage: "Was ist der Sinn des Lebens?"
Halman hat geschrieben:Zum Menschsein gehört auch die Vorstellung von Transzendenz, ohne sie je wirklich erfassen zu können.
Was ist Transzendenz überhaupt? :?
Je diffuser, je nebulöser unser Gedanke an Gott, umso mehr persönliche Freiheiten haben wir ihn uns vorzustellen, damit ER zu unserer momentanen Stimmung oder Vorstellung passend gemacht werden kann.
Die Transzendenz ist wohl mehr dem Hellenismus als dem jüdischen Denken zu verdanken.

N.T. Wright, einer der führenden Theologen im anglikanischen Sprachraum, Professor für das NT mit dem Schwerpunkt Judentum des 1. Jhd., lehnt das dualistische Bild eines unendlich fernen transzendeten Himmels und somit eines ebensofernen Gottes ab, da diese Vorstellung seiner Meinung nach eher platonistisch als jüdisch inspiriert ist.
In der jüdischen Vorstellung gab es jedoch keine unendlich ferne Kluft zwischen Gott, dem Himmel und dem Menschen auf Erden. Die Stifsthütte (s. Bild) stellte den Himmel sybolisch aus jüdischer Sicht dar.
Bild
Grafikquelle

Ganz hinten ist das Allerheilichste nur duch einen Vorhang vom Rest abgetrennt, wie durch einen Schleier.

Das Bild unten stellt den salomonischen Tempel dar. Ganz hinten kannst Du zwei Cherubim sehen, zwischen denen die Bundeslade steht, dessen Deckel den "Thron" Gottes versinnbildich. Das Allerheilichste ist auch hier vom Heiligen durch einen Vorhang abgetrennt.
Bild
Grafikquelle

Sowohl in der Stiftshütte, wie auch im salomonischen Tempel, war GOTT durch seinen Geist präsent, so dass man sogar davon sprechen kann, dass sich hier sogar Himmel und Erde überlappten. (Soweit ich weiß, galt dies in dieser Intensität der göttlichen Präsenz nicht mehr für den zweiten Tempel.)

Gem. N.T. Wright deuten die jesuanischen Symbole an, dass diese göttliche Präzens durch Jesus Christus zurückkehrte. Die Rede ist vom lebendigen Tempel, denn in der Person Jesu überlappten sich Himmel und Erde, da Gott und Gottes Reich durch ihn Präsent waren. In diesem Lichte können die Prophezeiungen über Gottes Heimkehr zu Zion gedeutet werden.

Als Jesu Jünger Pfingsten 33 mit Heiligem Geist gesalbt wurde, wurden sie zu lebendigen Steinen des neuen Tempels, gebaut aus geistgesalbten Urchristen, durch die Gott präsent war.
Anstelle einer Jenseits-Ferne dreht sich der Fokus gem. N.T.Wright um die Erfüllung: "Wie im Himmel so auf Erden." Es gehe also nicht um Platonismus, sondern im Kern um die leibliche Auferstehung Jesu (vgl. bitte 1. Korinther 15) als Prototyp für das "leibliche" Kommen des Reiches Gottes, wenn eine neue Himmel und eine neue Erde geschaffen werden, auf der das neue Jerusalem herabkommt.

Damit grenzt sich N.T.Wright einerseits von "weltfremden" Christen ab, welche auf gnostischen Pfaden der materiallen Welt in den transzentdenten Himmel entkommen wollen, anderseits aber auch von den liberalen Weltverbesserern, deren Fokus so sehr Diesseits orientiert ist, dass man denken könnte, sie seien Pantheisten.

Pluto hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Lehrt uns nicht die Astronomie, dass selbst die Erde — die uns so groß un mächtig erscheint und vom Glauben her Mittelpunkt der Welt ist — im Grunde nichts weiter ist als ein unbedeutendes Staubkorn in einer Galaxis aus Milliarden Galaxien irgendwo im Universum?
Zurzeit Jesajas konnte man dies ja noch nicht wissen. Insofern ist es doch bemerkenswert, dass wir diese demütigen und weisen Worte auf einer Lederrolle lesen können, die etwa aus dem Jahre 200 v. Chr. stammt und bei der es sich erkennbar um eine Abschrift einer noch älteren Handschrift handelt.
Ja. Sie ahnten bereits die Größe der Welt auf der wir leben. Eine geistige Meisterleistung! :thumbup:
:D :engel: :angel:
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Novas
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#129 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Novas » Do 21. Jan 2016, 16:30

Pluto hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Erstens existiert ein inneres geistiges Leben...
Aha?!
Und woher weißt du das?

Ich erfahre es tagtäglich. Es ist erkennbar in mir und in anderen. Ein lebendiges inneres Leben macht unsre Menschlichkeit und eine geistige Verkümmerung die Unmenschlichkeit eines Menschen aus. Das Licht der Seele kann auch verlöschen.

Deshalb brauchen Menschen geistige Nahrung.

Hier weist nichts auf eine Seele (im dualistischen Sinn) hin. Im Gegenteil, alles spricht dafür, dass das Gehirn ein rein biologisches Konstrukt ist.

Aus spiritueller Sicht spricht einiges dafür, dass die Seele bedeutend mehr ist als das Gehirn, aber das weißt Du ja. Darüber könnten wir reden, allerdings würde ich niemals behaupten, dass ich das Wesen der Seele in Begriffe zu fassen vermag.

Sie ist einerseits sichtbar und erfahrbar, aber auch unsichtbar und verborgen. Sie entzieht sich unsrer Beschreibung und Objektivierungsversuche.

JackSparrow
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#130 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von JackSparrow » Do 21. Jan 2016, 22:55

Halman hat geschrieben:Gott ist mehr noch als die Dunkle Materie und Dunkle Energie unsichtbar.
Nein, ist er nicht.
ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen 1Mo32:31. Wer kann das schon über die dunkle Materie behaupten.

ja wie sie ein "Gottesbild" verinnerlichen können, obgleich sie sich kein Bild von Gott machen können und dürfen.
Die Bibel verbietet, ein Bildnis oder eine Skulptur von Gott anzufertigen. Sie verbietet nicht, über Gottes mutmaßliches Aussehen zu fantasieren.

Wie erkennen Christen Gott? (Das Thema kann auch anders lauten).
Sie nehmen irgendeine beliebige Sache wahr und beschließen dann, diese Sache als "Gott" zu bezeichnen anstatt - wie der Rest der Menschheit - einfach die umgangssprachliche Bezeichnung zu verwenden.

Kannst Du mir sagen, was "supranatural" bedeutet?
Supranatural ist man, wenn die Leute sich wünschen, man würde existieren, auch wenn man noch nie von irgendjemandem gesehen worden ist.

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