Alles Teufelszeug?

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sven23
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#1 Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 10:23

Untrennbar verbunden mit der Kultivierung des Sündenbegriffs ist der Teufel und die Idee der Hölle.

"Jesus hat die zeitgenössischen Vorstellungen von einem Teufel geteilt. Wäre er ein
paar Hundert Jahre früher geboren worden, hätte er dies sicher nicht getan. Ausgehend
von den noch wenigen Stellen im neuen Testament hat die christliche Teufelsvorstellung
sich immer stärker verbreitet und großen Einfluss auf die christliche Verkündigung
gewonnen. Bereits bei den Kirchenvätern wurde das Motiv stark ausgebaut und negativ
ausgeschmückt, der Teufel zum Gegenspieler Gottes stilisiert, auch wenn letztlich
(natürlich) das gute Prinzip siegen wird. Der Teufelsglaube ist ein anschauliches und
trauriges Beispiel, wie zeitbedingte religiöse Vorstellungen (und natürlich sind irgendwie
alle religiösen Vorstellungen zeitbedingt) durch eine schriftliche Fixierung Dauer
gewinnen können.
...
Die geschichtlichen Auswirkungen des religiösen Wahns einer Hölle und eines
Teufels aber waren fatal. Das Christentum hat den Höllen- und Teufelsglauben wenn
auch nicht erfunden, so doch nach Kräften verstärkt und gefördert. Der Glaube an die
Hölle wurde zum stärksten Zucht- und Unterdrückungsmittel, das die Kirchen überhaupt
in Händen hatten. Fast zwei Jahrtausende hat die christliche Kirche das Höllenfeuer
geschürt und eifrig am Brennen gehalten, denn je schlimmer die Gräuel der Hölle
ausgemalt wurden, desto angewiesener war der verzweifelte Mensch auf die Institution,
die ihn vor dieser Hölle zu bewahren vorgab. Dass die Kirche mit der Propagierung des
Höllenglaubens letztlich auch ihre Erlösungsbotschaft konterkarierte, hat sie in Kauf
genommen. Und man muss schon bei Jesus die Frage stellen, wie er selber seinen
Höllenglauben mit seinen angesprochenen humanisierenden Tendenzen in Einklang
gebracht hat. Oder direkter gefragt: Was ist der Gedanke eines liebenden Gottes noch
wert, wenn am Ende dann doch qualvolles Sterben und unendliches Leid für die meisten
Menschen steht? Ist das nicht ein Widerspruch? Ist er ihm aufgefallen? Jedenfalls
können sich die Kirchen (anders als bei vielen anderen Punkten) mit Recht darauf
berufen, dass ihr Höllen- und Teufelsglaube auch schon von Jesus geteilt wurde.
Während der Katholizismus dies auch heute noch gerne betont, herrscht in
aufgeklärteren protestantischen Kreisen hier eher peinliche Zurückhaltung."

Kubitza, Jesuswahn
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sven23
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#2 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 14:06

Das Gericht und die damit in Aussicht gestellten Belohnungen und Bestrafungen spielen auch bei Jesus eine zentrale Rolle.

"Mit Hölle und Teufel ist auch das Gericht eng verbunden. Diese Gedankenkreise
bilden fast so etwas wie eine negative Trinität. Das Gottesgericht meint eine Abrechnung
am Ende der Zeiten, bei der jeder Mensch und auch ganze Völker vor dem Richterstuhl
Gottes zu erscheinen haben, um entweder verurteilt oder freigesprochen zu werden. Die
Theologie spricht vom doppelten Ausgang der Menschheitsgeschichte. Heil oder Tod,
Hölle oder Paradies, Sekt oder Selters: Wie beim dualistischen Weltbild gibt es auch hier
keine Differenzierung, keine Abstufung. Der Gerichtsgedanke ist bestimmt durch ein
striktes Schwarz-Weiß-Denken und extreme Strafandrohungen.
...
Es ist offensichtlich, dass Jesus auch die Vorstellung vom Gericht geteilt hat. Sie war
nicht nur in seiner Umwelt präsent, auch sein vermutlicher Lehrer Johannes der Täufer
hatte das bevorstehende Zorngericht Gottes als zentralen Punkt seiner Verkündigung im
Programm. Jesus ist ihm darin gefolgt. Und so wird oft übersehen, dass im Hintergrund
seiner frohen Botschaft die Gerichtspredigt steht. Deutlich wird dies in der Rede vom
Weltgericht, welches sich bei Matthäus findet.
..
Teufelsglaube, Höllenvorstellung und Gericht sind hier in typischer Weise verbunden
und werden von Jesus propagiert. Dass dieses Gleichnis vom Weltgericht dennoch von
den Gläubigen als positiv empfunden wird, liegt schlicht daran, dass sie sich selbst
unbewusst den geretteten Schafen zuordnen und deshalb wenig Mitgefühl für die haben,
die nicht gerettet werden. Zumal deren Schicksal hier noch als gerechte Strafe dargestellt
wird. Das Evangelium, so wie Jesus es verkündet, ist also nicht per se eine frohe
Botschaft. Es bringt für den Großteil der Menschen (Viele sind berufen, aber nur wenige
sind auserwählt, Mt 22,14) schlichtweg Verurteilung und ewige Höllenqualen mit sich.
Man kann die Verwunderung Franz Buggles nur teilen, wenn man realisiert, „daß
derselbe Jesus für die mangelhafte diesseitige Barmherzigkeit ewige jenseitige
Folterqualen androht, eine Unbarmherzigkeit, die die angeprangerte irdische
Unbarmherzigkeit unendlich übersteigt.“ (Buggle, Denn sie wissen nicht was sie glauben,
S. 24)"

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sven23
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#3 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 30. Jan 2016, 14:43

Angesichts der Bibelstelle (Mt 5,21–22) spricht Rudolf Augstein vom "blanken, unbarmherzigen Unfug“, weil es in krassem Gegensatz zur allseits bekannte Bergpredigt steht. Ist Jesus hier von allen guten Geistern verlassen?

"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass schon jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem
Bruder sagt Du Dummkopf, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber sagt Du gottloser Narr, der wird der Hölle
des Feuers verfallen sein."

(Mt 5,21–22)

"Die Trias Teufel–Hölle–Gericht hat also in einem viel stärkeren Maße in Jesu Denken
eine Rolle gespielt, als dies im Bewusstsein der Christen präsent ist. Verstärkt wird dieser
negative Gedankenkreis noch durch den ethischen Rigorismus, den Jesus zuweilen zu
vertreten scheint. Und dann stellt sich schnell die Frage, wer denn überhaupt noch
gerettet werden kann. So finden sich in der Bergpredigt die bekannten Strafandrohungen:
...
Meint Jesus das wirklich ernst? Ein vergleichsweise
geringes Vergehen soll schon ausreichend sein, um dem Gericht verfallen zu sein? Wo
bleibt denn da die Verhältnismäßigkeit? Die Strafe stünde doch dann in keinem
vernünftigen Verhältnis mehr zum Vergehen? Und wäre Jesus dann nicht selbst von
seinem Wort betroffen, wenn er die Schriftgelehrten als Natterngezücht bezeichnet, wie
es oft berichtet wird? Den Ehebruch verschärft Jesus derart, dass es schon als Ehebruch
gilt, eine Frau auch nur begehrlich anzuschauen. Den Städten Chorazim und Bethsaida
wird explizit die Vernichtung angedroht, und zwar nur, weil sie seine ausgesandten
Jünger nicht aufgenommen haben.
Ist dieser Jesus noch bei Trost? Geht hier das Eiferertum mit ihm durch? Mit solchen
Sätzen scheint er von einer humanen Rechtsprechung, wie wir sie kennen, meilenweit
entfernt zu sein. Wie wenig verraten diese Sätze einen gesunden Einblick in die
menschliche Natur, und wie sehr spricht hier der Schwärmer. Und doch liegt ja der
Gedanke von ewigen Höllenstrafen auf der gleichen Wellenlänge. Abstrakt gesprochen:
Der Mensch ist ein endliches Wesen: Wenn er sündigen kann, dann kann er doch nur
endlich sündigen, es sollte doch kein Vergehen vorstellbar sein, das so groß ist, dass eine
unendliche, nie endende Bestrafung angemessen wäre."

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2Lena
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#4 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von 2Lena » Sa 30. Jan 2016, 21:23

Von „Tratschweibern “ wird ähnliches Zeug vernommen: Große Aufregung wird hergebracht, viel Vermutungen werden untergemischt. Heraus kommen nicht richtig durchdachte Botschaften. Fehlendes Fachwissen bringt den Zündstoff, der die Unruhen bringt.

Sven23, schauen wir mal, wie deine Reden abkühlen:
Vorab: Die Dichtkunst der Bibel wurde nicht bei dir und auch nicht bei Kubitza bedacht, in den Zitaten nicht berücksichtigt. Der Eindruck beim Lesen zeigt in solchen Schieflagen ein „verdorbenes Buch“, das jedoch in Wirklichkeit die besten Lehren zeigt. Die Folge ist, dass die „Tratschweiber“ sich kein Lob zustecken können, sondern Blamagen erhalten und daher wüste Lügen weiter treiben, in der Meinung sie hätten Recht.

Es stehen nicht abstrakte Lehren im Raum, sondern stets auch die Balancen.
Ein „Ehebruch“ beginnt mit einem Blick. Wie weit dieser führt, kann nicht in „Schwarz-Weiß“ eine Richtigschnur finden.

Chorazim und Bethsaida waren aufblühende Städte. Man weiß nicht genau, ob die Schreiber ein „uuui“ oder das anders betonte „Wehe“ herausbrachten. Dazu wird erst einmal die Lage genommen, die Zeitgeschichte und andere Komponenten - wie z.B. den ganzen Text drumherum in den Kapiteln. (Lehren und Gesetze aus dem Mehrfachsinn, die leider bisher unbekannt geblieben sind.) Jede Stadt ist dem Untergang geweiht, die nach Schildbürgermanier arbeitet.

Bleiben wir beim Grundkonzept, so zeigt sich, dass jede Schlechtigkeit, jeder Widerspruch gegen die göttliche (gute) Ordnung ein Gericht nach sich zieht. Das findet sich selbst in den einfachsten Belangen der Gesellschaft, genau wie auch Höllen mit vielerlei Arten.

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Taner
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#5 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Taner » Sa 30. Jan 2016, 22:09

sven23 hat geschrieben:Untrennbar verbunden mit der Kultivierung des Sündenbegriffs ist der Teufel und die Idee der Hölle.

"Jesus hat die zeitgenössischen Vorstellungen von einem Teufel geteilt. Wäre er ein
paar Hundert Jahre früher geboren worden, hätte er dies sicher nicht getan. Ausgehend
von den noch wenigen Stellen im neuen Testament hat die christliche Teufelsvorstellung
sich immer stärker verbreitet und großen Einfluss auf die christliche Verkündigung
gewonnen. Bereits bei den Kirchenvätern wurde das Motiv stark ausgebaut und negativ
ausgeschmückt, der Teufel zum Gegenspieler Gottes stilisiert, auch wenn letztlich
(natürlich) das gute Prinzip siegen wird. Der Teufelsglaube ist ein anschauliches und
trauriges Beispiel, wie zeitbedingte religiöse Vorstellungen (und natürlich sind irgendwie
alle religiösen Vorstellungen zeitbedingt) durch eine schriftliche Fixierung Dauer
gewinnen können.
...
Die geschichtlichen Auswirkungen des religiösen Wahns einer Hölle und eines
Teufels aber waren fatal. Das Christentum hat den Höllen- und Teufelsglauben wenn
auch nicht erfunden, so doch nach Kräften verstärkt und gefördert. Der Glaube an die
Hölle wurde zum stärksten Zucht- und Unterdrückungsmittel, das die Kirchen überhaupt
in Händen hatten. Fast zwei Jahrtausende hat die christliche Kirche das Höllenfeuer
geschürt und eifrig am Brennen gehalten, denn je schlimmer die Gräuel der Hölle
ausgemalt wurden, desto angewiesener war der verzweifelte Mensch auf die Institution,
die ihn vor dieser Hölle zu bewahren vorgab. Dass die Kirche mit der Propagierung des
Höllenglaubens letztlich auch ihre Erlösungsbotschaft konterkarierte, hat sie in Kauf
genommen. Und man muss schon bei Jesus die Frage stellen, wie er selber seinen
Höllenglauben mit seinen angesprochenen humanisierenden Tendenzen in Einklang
gebracht hat. Oder direkter gefragt: Was ist der Gedanke eines liebenden Gottes noch
wert, wenn am Ende dann doch qualvolles Sterben und unendliches Leid für die meisten
Menschen steht? Ist das nicht ein Widerspruch? Ist er ihm aufgefallen? Jedenfalls
können sich die Kirchen (anders als bei vielen anderen Punkten) mit Recht darauf
berufen, dass ihr Höllen- und Teufelsglaube auch schon von Jesus geteilt wurde.
Während der Katholizismus dies auch heute noch gerne betont, herrscht in
aufgeklärteren protestantischen Kreisen hier eher peinliche Zurückhaltung."

Kubitza, Jesuswahn

Selbst der Teufel würde es sich nicht erlauben als Gegenspieler Gottes zu stilisieren, er ist bloß der Gegenspieler der Engel und die der gläubigen Menschen, heißt es nicht in der Bibel, der Herr unser Gott, der Einzig ist werde es dem Teufel befehlen und er werde gezwungenermaßen die Hure von Babylon vor allen Staatsmänner nackt und bloß stellen, was muss die Hure von Babylon also tun damit der Teufel die Abscheulichkeiten der Erde, nämlich die Hure aller Huren niedermacht und warum ausgerechnet der Teufel, ein ehemaliger Engel, taugen die Menschen aus der Erde zur nichts, beherbergt die Erde keine weitere Geisteswesen auf der Erde oder sind sie alle seine Verehrer geworden und dienen allein einer Hure ?

Jesu Versuchung
1 Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde. (Hebräer 4.15) 2 Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. (2. Mose 34.28) (1. Könige 19.8) 3 Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. (1. Mose 3.1-7) 4 Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht."
5 Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: "Du sollst Gott, deinen HERRN, nicht versuchen."
8 Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. (Matthäus 16.26) 10 Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! denn es steht geschrieben: "Du sollst anbeten Gott, deinen HERRN, und ihm allein dienen." 11 Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm. (Johannes 1.51) (Hebräer 1.6) (Hebräer 1.14)
http://www.bibel-online.net/buch/luther ... tthaeus/4/

Wozu werden die Geschöpfe an erster Linie aufgefordert und was sind die Anzeichen dafür, dass sie diese wahrnehmen ?

Jesus gibt zur Antwort:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben
von ganzem Herzen,
von ganzer Seele,
von allen Kräften
und von ganzem Gemüt,
und
deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
(Lukas 10,26-27) http://www.predigtpreis.de/predigtdaten ... 26-27.html

5.Mose 6
…4Höre, Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger HERR. 5Und du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen. 6Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen…http://bibeltext.com/deuteronomy/6-5.htm

37Jesus aber sprach zu ihm: "Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte." 38Dies ist das vornehmste und größte Gebot.…http://bibeltext.com/matthew/22-37.htm

ist es vielleicht möglich, dass die Menschen nicht einmal dazu in der Lage sind das vornehmste und größte Gebot zu halten, sollen sie deshalb noch mit der Paradies und der Königreich belohnt werden ?
King James Bible
Commit thy works unto the LORD, and thy thoughts shall be established.

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sven23
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#6 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » So 31. Jan 2016, 09:03

2Lena hat geschrieben: Bleiben wir beim Grundkonzept, so zeigt sich, dass jede Schlechtigkeit, jeder Widerspruch gegen die göttliche (gute) Ordnung ein Gericht nach sich zieht. Das findet sich selbst in den einfachsten Belangen der Gesellschaft, genau wie auch Höllen mit vielerlei Arten.
Es geht auch um die Verhältnismäßikeit der Strafen. Und hier verliert auch Jesus jegliches Maß (wenn dies von ihm stammen sollte)
"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass schon jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem
Bruder sagt Du Dummkopf, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber sagt Du gottloser Narr, der wird der Hölle
des Feuers verfallen sein."

(Mt 5,21–22)

"Die Strafe stünde doch dann in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zum Vergehen? Und wäre Jesus dann nicht selbst von seinem Wort betroffen, wenn er die Schriftgelehrten als Natterngezücht bezeichnet, wie es oft berichtet wird?"
Kubitza, Jesuswahn

Interessant ist dabei auch, daß manche Theologen diese Widersprüche damit zu zerstreuen versuchen, daß sie auf Jesu Naherwartung hinweisen, er also keine lange Gültigkeit für diese Regeln im Sinn hatte.

"Man hat dies natürlich mit einer undurchsichtigen Überlieferungsgeschichte zu
erklären versucht, mit einer unbekannten situativen Entkleidung einzelner Sprüche Jesu
oder damit, dass Jesus, das Reich Gottes vor Augen, eine Interimsethik verkündet hat, die
also nur noch für kurze Zeit bis zum Hereinbrechen des Reiches gültig sein musste, und
dass er somit gar nicht die Absicht hatte, ethische Weisungen auf Dauer zu verkünden.
Alle Erklärungen aber wollen nicht so recht überzeugen. Vielleicht hat er sich auch
einfach nur widersprüchlich ausgedrückt, ohne dass ihm das selbst bewusst geworden ist,
vielleicht mangelte es ihm bei aller Autorität im Auftreten an gedanklicher Schärfe. Oder
er hat Vorstellungen aus einer Umwelt übernommen, die er in seinen gedanklichen
Konsequenzen nicht zu Ende gedacht oder überschaut hat. Er wäre nicht der Erste
gewesen."

Kubitza, Jesuswahn
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Magdalena61
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#7 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Magdalena61 » So 31. Jan 2016, 17:46

sven23 hat geschrieben:
2Lena hat geschrieben: Bleiben wir beim Grundkonzept, so zeigt sich, dass jede Schlechtigkeit, jeder Widerspruch gegen die göttliche (gute) Ordnung ein Gericht nach sich zieht. Das findet sich selbst in den einfachsten Belangen der Gesellschaft, genau wie auch Höllen mit vielerlei Arten.
Es geht auch um die Verhältnismäßikeit der Strafen. Und hier verliert auch Jesus jegliches Maß (wenn dies von ihm stammen sollte)
"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass schon jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem
Bruder sagt Du Dummkopf, wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer aber sagt Du gottloser Narr, der wird der Hölle
des Feuers verfallen sein."

(Mt 5,21–22)

"Die Strafe stünde doch dann in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zum Vergehen? Und wäre Jesus dann nicht selbst von seinem Wort betroffen, wenn er die Schriftgelehrten als Natterngezücht bezeichnet, wie es oft berichtet wird?"
Kubitza, Jesuswahn
Viele Worte, die offenbar auf der deutschen Übersetzung aufbauen, aber...
... schlampige Arbeit, wenn diesem Plädoyer gegen die Warnungen Jesu die heutige Bedeutung der "Schimpfwörter" zugrunde gelegt wird.

"Dummkopf" charakterisiert im heutigen Sprachgebrauch einen unterbelichteten Menschen, geistig zurückgeblieben, einer von der Sorte, die man nicht in vollem Umfang für ihre Fehler verantwortlich machen kann. Ein "Dummkopf" trifft falsche Entscheidungen, weil er zu blöd ist, um es besser/ richtig zu machen. Er wurde "dumm" geboren oder dumm gemacht durch falsche Behandlung in der frühen Kindheit und fällt in die Kategorie: "nur eingeschränkt zurechnungsfähig".
So einer geht dann, wenn er mit dem Gesetz in Konflikt gerät, nicht unbedingt in den Knast, sondern bekommt einen vom Steuerzahler finanzierten Betreuer (Vormund) verordnet.

Im biblischen Original war "Dummkopf" jedoch eine Beschimpfung, die äußerste Verachtung zum Ausdruck bringen sollte: "Nichtsnutz, Hohlkopf, Idiot!" (Quelle: Fußnoten anderer Übersetzungen)-- Beleidigungen dieser Art sollten vom hohen Rat, also von einem weltlichen Gericht, verfolgt und geahndet werden.
________________________________________________________________________________________
"Narr":
Ein "Narr" ist bei uns beispielsweise jemand, der in die Klapse gehört, weil er nicht normal tickt. Der ist falsch drauf, der hat eine verzerrte Wahrnehmung der Realität, wofür er meistens nichts kann, da er psychisch krank oder geistig minderbemittelt ist.

Im Karneval genießen Narren ein hohes Ansehen. "Narren" sind ganz normale Bürger, die nichts Böses im Sinn haben und in phantasievollen Kostümen eine Auszeit vom Alltag; einige fröhliche Stunden erleben wollen. "Narren" nennt man auch die Büttenredner, die auf intelligente Weise, unterhaltsam und mit spitzer Zunge gesellschaftliche Fehlentwicklungen und Schwächen/ das Versagen der Mächtigen auf's Korn nehmen.

:mrgreen: :D

In Mt. 5 meint "Narr" aber nicht einen harmlosen Spaßmacher:
Mt. 5,22 (SLT): Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
Der arme "Narr" hat sich aus der Gnade katapultiert? Warum denn?

Weil er etwas ganz anderes gesagt hat, als Herr Kubitza verstanden hat:
Mt. 5,22 (EÜ): wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein
Der "Narr" bezeichnet verkörpert einen Menschen, der die Autorität Gottes nicht anerkennt, der seine eigene "Erkenntnis" über das Gesetz Gottes stellt und es zu diesem Zwecke verdreht, entwertet oder sogar pervertiert.
Wer einen Gläubigen zu Unrecht auf diese Weise verleumdet, begeht Rufmord und beleidigt den Heiligen Geist.
Mt. 5,22 (GNB): Und wer zu seinem Bruder oder seiner Schwester sagt: ›Geh zum Teufel‹, gehört ins Feuer der Hölle.
"Geh zum Teufel!" ist ein Fluch.
Mt. 5,22 (HFA): und wer ihn verflucht, dem ist das Feuer der Hölle sicher.
Wer ein Mitglied der Gemeinde Jesu verflucht, kann für sich selbst nicht mehr die vergebende Gnade in Anspruch nehmen. Mit seinem Fluch demonstriert er geistlichen Stolz und Unvergebenheit. Er schickt den Bruder oder die Schwester verbal in die Hölle, gnadenlos. Mit demselben Maß, das er an andere anlegt, wird er selbst ebenfalls gemessen werden.

Unsere Worte haben Macht, die sind nicht einfach nur so dahingesagt. Wir können segnen, wir können auch fluchen- mit Auswirkungen sowohl in der irdischen als auch in der geistlichen Welt. Die Sünde des gottlosen Fluchens wurde bereits in 3. Mose mit der Todesstrafe geahndet.

Die Vollmacht, ein Mitglied aus der Gemeinde auszuschließen, ist der Gemeindeleitung übertragen, und ganz bestimmt nicht Hinz oder Kunz. Die Vollmacht beinhaltet nicht, jemanden zu verfluchen, da Gott verlorene Schafe nicht aufgibt, sondern darum bemüht ist, sie zur Umkehr zu bewegen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#8 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von 2Lena » So 31. Jan 2016, 20:09

Wie gut, liebe Magdalena61, dass du wenigstens erkennen kannst, wieviel die Einfärbungen der Wörter ausmachen können!

Eine weitere Nuance, die kaum bedacht wird – vor allem nicht bei den Kritikern - sind die Entsprechungslehren. Geistige Belange brauchen eine „Einkleidung“. In der Körpersprache oder mit Tönen wird sehr wohl die Entsprechung wahrgenommen. Da wird haarklein unterschieden, ob es einen „umgehauen“ hat oder ob so einer immer noch sprachlos im Raum steht.

Kommen wir zu den Mehrfachbedeutungen von Matth. 5, so finden sich weitere Erklärungen:
Alles was zornig macht – wird irgendwie „gerichtet“.

Dies geschieht entweder indem umgekehrt wird, die Situation repariert wird, oder weil eben ein Urteil fällt. Wer seinem Bruder zürnt verfällt dem Gericht … (Matthäus 5.21) ist die einseitige Einsicht. Die reicht im Grunde, wenn man von der Nächstenliebe weiß. Da hält sich jeder zurück, fragt zuvor, orientiert sich – und erspart damit auf diese Art beiden Parteien Konflikte. Wer es genauer wissen will, kommt halt etwas tiefer rein.

Mt. 5,22 (SLT): Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
Wie dies gesagt wird, kommt es wohl ganz auf den „Ton“ an. Ob einer die Bedenken abwertet oder sie erst recht entflammen wird? Erbarmen und Gefallen würde heilend wirken, wäre bei ganz anderer Aussprache der gleiche Satz. Aber du weißt es sicher, was kommt, wenn ein Zornpinkel recht erhitzt wird. Die Lösung wird jedoch in den nächsten Sätzen gesagt. Da kommen die Ratschläge vom Feinsten … was in jeder Situation als Bestes gemacht werden kann.
Das ist nicht mit “verfluchen”, sondern man nimmt das Wort von der andere Seite her und macht damit die Situation frei – macht es leicht.

Aber leider, Mit Kubitza's Vorstellung von “Vergeltung” kann einer den wirklichen Inhalten nie näherkommen. So was taugt höchstens zum “Narren” machen. Man findet auf die Art nur Ausreden über Tausenderlei Nebensächlichkeiten. Gute Ratschläge, die zur Lösung helfen würden, kommen dabei nicht heraus.

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#9 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Mo 1. Feb 2016, 08:42

Magdalena61 hat geschrieben: Im biblischen Original war "Dummkopf" jedoch eine Beschimpfung, die äußerste Verachtung zum Ausdruck bringen sollte: "Nichtsnutz, Hohlkopf, Idiot!" (Quelle: Fußnoten anderer Übersetzungen)-- Beleidigungen dieser Art sollten vom hohen Rat, also von einem weltlichen Gericht, verfolgt und geahndet werden.
LG
Es ist doch völlig egal, ob Narr, Dummkopf oder sonst was gemeint ist. Das ewige Höllenfeuer ist eine völlig überzogene Strafe dafür. Es wäre vergleichbar mit der Todesstrafe für Falschparker.
Es ist aber geradezu ein Kennzeichen für übertriebenen religiösen Eifer, wenn nicht mehr differenziert wird. Man kann das heute noch sehr schon beim IS beobachten. Da geht dann jedes vernünftige Maß verloren.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#10 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von 2Lena » Mo 1. Feb 2016, 19:06

Sven23, wie wär's, wenn du – statt zu „nach deiner Meinung“ urteilen – nach den Gründen fragst. Nach welchen Gesichtspunkten gab es den Irakkrieg und waren die amerikanischen Bomben richtig – oder erst der Auslöser für die folgenden Kämpfe?

Geh etwas tiefer …
Lag in den ganzen Kriegen in der „dritten Welt“ nicht etwa ein „du Narr“ in der Luft, im Geringschätzen anderer Kulturen bei gleichzeitiger Plünderung deren Güter.

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