Durch Wiederholungen, egal ob zwei, drei, vier oder x-mal, werden Legenden auch nicht wahrer.Magdalena61 hat geschrieben:Das Karsamstags-Evangelium
Peter Zürn zum Lesejahr B und dem Markusevangelium SKZ 46/2008
SEHR lesenswert (der ganze Artikel)....
Das Lernen der biblischen Überlieferung im beschriebenen Sinn ist im Judentum immer zentral gewesen und bis heute geblieben. Der Talmud hat eine eigene Regel für das Auswendiglernen im Schulunterricht entwickelt. Sie besteht darin, die Texte, die gelernt werden sollen, viermal zu wiederholen. Durch viermalige Wiederholung hätten schon die Israelitinnen und Israeliten am Sinai die Tora auswendig gelernt und zwar folgendermassen:
Moses lernte im Begegnungszelt von Gott, dann trat sein Bruder Aaron ein und Moses wiederholte für ihn das Empfangene. Aaron setzte sich, seine Kinder traten ein und Moses wiederholte zum zweiten Mal. Sie setzten sich, die Ältesten traten ein und Moses wiederholte zum dritten Mal. Die Ältesten setzten sich, das Volk trat ein und Moses wiederholte zum vierten Mal. So hörte Aaron viermal, seine Kinder dreimal, die Ältesten zweimal und das ganze Volk einmal. Daraufhin verliess Moses das Begegnungzelt und Aaron wiederholte noch einmal, dann ging Aaron und seine Kinder wiederholten, dann gingen sie und die Ältesten wiederholten – so hörten alle viermal die Überlieferung (bEr 54b).9
Diese Struktur von Wiederholungen lässt sich auch im «Herzstück des Markusevangeliums» (Martin Ebner), dem Weg von Galiläa nach Jerusalem (Mk 8,27–10,52) erkennen. Es ist gegliedert durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen Jesu: Mk 8,31–32; 9,30–32; 10,32–34. Ihre Gemeinsamkeiten sind auffallend, zum Teil gibt es wörtliche Übereinstimmungen. Für Hermann-Josef Venetz erwecken diese drei Ankündigungen «den Eindruck, als ob etwas eingehämmert werden müsste».10
Was hier eingehämmert, was in- und auswendig gelernt werden soll, das erinnert Venetz an das urchristliche Glaubensbekenntnis, das Paulus im Ersten Korintherbrief überliefert: «Christus ist für unsere Sünden gestorben gemäss der Schrift, er ist begraben worden, er ist auferweckt worden am dritten Tag gemäss der Schrift» (1Kor 15,3–5). Dabei geht es aber um mehr als darum, dieses Glaubensbekenntnis auswendig zu lernen und es hersagen zu können. Im Herzstück des Evangeliums geht es um ein existentielles Verinnerlichen und Sich-Aneignen im Vollzug. Es geht darum, das Gelernte zu praktizieren, mit ihm auf dem Weg zu sein, auf dem Weg des eigenen Lebens.
Die vierte Wiederholung
Die Jüngerinnen und Jünger hören diesen «Lernstoff » dreimal. Wo bleibt die vierte Wiederholung? Sie soll sich im Leben der Leserinnen und Leser des Evangeliums ereignen. Dabei ist sich das Evangelium sehr wohl bewusst, dass das alles andere als einfach ist. Die Jüngerinnen und Jünger verkörpern ja auf drastische Weise die Schwierigkeiten diesem Lernstoff gegenüber. Die Leserinnen und Leser sind also vorgewarnt. Sie werden vom Evangelium auf die Blinden verwiesen, die sehend wurden und deren Heilungserzählung den Weg Jesu mit den drei Ankündigungen an die Jüngerinnen und Jünger einrahmen (Mk 8,22–26; 10,46–52). Sie werden eingeladen wie der blinde Bartimäus, dessen Geschichte die Wegerzählung abschliesst, Jesus zu bestürmen und zu schreien, dass ihnen doch endlich die Augen geöffnet werden.
...
Quelle
LG
Das Karsamstags-Evangelium
#1 Das Karsamstags-Evangelium
abgetrennt aus "Impulse"
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
- Magdalena61
- Beiträge: 15073
- Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44
#2 Re: Impulse
God bless you all for what you all have done for me.
#3 Re: Impulse
Sehr guter Artikel - da stehen eigentlich alles drin, was ich seit gefühlten 100 Jahren (gerade im Thread: "Alles Teufelszeug II") vermitteln will.Magdalena61 hat geschrieben:Die Auferstehung von Jesus – Legende oder Realität?
Achtung: Der Autor Prof. Dr. Friedhelm Jung Jg. 1958, verh., 3 Töchter, Professor für systematische Theologie am Southwestern Baptist Theological Seminary (Texas) und am Bibelseminar Bonn ist somit ein NICHT-Wissenschaftler.
#4 Re: Impulse
Vielen Dank für diesen Link, Magdalena61. Dafür bekommmst Du :blumenstrauss:
@closs
NICHT-Wissenschaftler - GEIL!!! Dann ist Klaus Berger ja nicht alleine.
@closs
NICHT-Wissenschaftler - GEIL!!! Dann ist Klaus Berger ja nicht alleine.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
- Savonlinna
- Beiträge: 4300
- Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19
#5 Re: Impulse
closs hat geschrieben:...
Halman hat geschrieben:...
Diesen Satz, als letzte Überschrift des Artikelverfassers, halte ich für den wichtigsten. Denn:Artikelschreiber hat geschrieben:5. Wer glaubt, erfährt den Auferstandenen
Wer den Auferstandenen "erfährt", erfährt ihn gegenwärtig, nicht aber als historische Vergangenheit.
Darin liegt der Schlüssel.
#6 Re: Impulse
Spontan: Ja. - MEINE Begründung: Weil geistige Realität immer über der Zeit ist. - Und dies ist ein Aspekt, der in der HKM nicht berücksichtigt werden kann (und übrigens auch nicht soll - die HKM ist für anderes da).Savonlinna hat geschrieben:Wer den Auferstandenen "erfährt", erfährt ihn gegenwärtig, nicht aber als historische Vergangenheit.
#7 Re: Impulse
closs hat geschrieben:Sehr guter Artikel - da stehen eigentlich alles drin, was ich seit gefühlten 100 Jahren (gerade im Thread: "Alles Teufelszeug II") vermitteln will.Magdalena61 hat geschrieben:Die Auferstehung von Jesus – Legende oder Realität?
Achtung: Der Autor Prof. Dr. Friedhelm Jung Jg. 1958, verh., 3 Töchter, Professor für systematische Theologie am Southwestern Baptist Theological Seminary (Texas) und am Bibelseminar Bonn ist somit ein NICHT-Wissenschaftler.
Richtig. Es bersteht nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Sonne, den bekannten Regeln der Bewegung von Massen und der Gravitation folgend, morgen wieder aufgeht.Prof. Dr. Friedhelm Jung Jg hat geschrieben:Naturgesetze werden heute als statistische Aufhäufung formuliert; sie gelten nicht mehr zu 100 Prozent, besitzen nur noch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit.
Das scheint mir ein Trugschluss des Herrn Professor zu sein.Prof. Dr. Friedhelm Jung Jg hat geschrieben:Deshalb wird ein Physiker, wenn er den Begriff des Wunders definieren soll, nicht mehr von einer „Durchbrechung der Naturgesetze“ sprechen, sondern eher davon, dass ein aus dem Rahmen alltäglichen Verlaufes auffällig heraustretender Vorgang verwirklicht"sei.
[...]
Ein Eingreifen jenseitiger Mächte in unser Diesseits muss für möglich gehalten werden.
Wieso "MUSS"?
Wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen "aus dem Rahmen alltäglichen Verlaufes auffällig heraustretenden Vorgang" existiert, warum braucht es dann dazu eine höhere Macht?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#8 Re: Impulse
Solange es normal läuft, sind die Naturgesetze dafür zuständig.Zeus hat geschrieben:Wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen "aus dem Rahmen alltäglichen Verlaufes auffällig heraustretenden Vorgang" existiert, warum braucht es dann dazu eine höhere Macht?
Ich verstehe den Prof so, dass - in christlicher Lesart - der Geist, aus dem Naturgesetze sind, in Ausnahmefällen außer Kraft setzen kann. - Ein aktiver Fan dieser Version bin ich nicht - trotzdem kann ich ihr nicht widersprechen, weil aus meiner Sicht die menschliche Vernunft nicht der Maßstab sein kann, was "sein" kann.
#9 Re: Impulse
Da verstehe ich den Professor ganz anders. Es werden keine Naturgesetze außer Kraft gesetzt, es gibt überhaupt gar keine Naturgesetze. Es gibt nur Wahrscheinlichkeiten, in dem ein Vorbot im Sinne von "dies ist absolut unmöglich" oder "dies ist absolut verboten" nicht existiert. Ein Wunder wäre also ein sehr unwahrscheinliches Szenario und ein "Naturgesetz" ein wahrscheinlicher Ablauf.closs hat geschrieben:Solange es normal läuft, sind die Naturgesetze dafür zuständig.Zeus hat geschrieben:Wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen "aus dem Rahmen alltäglichen Verlaufes auffällig heraustretenden Vorgang" existiert, warum braucht es dann dazu eine höhere Macht?
Ich verstehe den Prof so, dass - in christlicher Lesart - der Geist, aus dem Naturgesetze sind, in Ausnahmefällen außer Kraft setzen kann. - Ein aktiver Fan dieser Version bin ich nicht - trotzdem kann ich ihr nicht widersprechen, weil aus meiner Sicht die menschliche Vernunft nicht der Maßstab sein kann, was "sein" kann.
Im Grunde ist es so, dass sich die Unwahrscheinlichkeiten der Quantenwelt überlagern und so in einem Quantenrauschen* gegenseitig aufheben.
*Ein Begriff, den ich mir gerade ausgesacht habe, möglicherweise unbewusst aus dem Gedächnis.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#10 Re: Impulse
Du hast den Herrn Professor nicht verstanden.closs hat geschrieben:Solange es normal läuft, sind die Naturgesetze dafür zuständig.Zeus hat geschrieben:Wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit für einen "aus dem Rahmen alltäglichen Verlaufes auffällig heraustretenden Vorgang" existiert, warum braucht es dann dazu eine höhere Macht?
Ich verstehe den Prof so, dass - in christlicher Lesart - der Geist, aus dem Naturgesetze sind, in Ausnahmefällen außer Kraft setzen kann.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)