Descartes und Glaube

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Queequeg
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#371 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Queequeg » Fr 6. Mai 2016, 21:15

closs hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben: denn wenn sich grundsätzlich nicht ein Gott den Menschen selbst kündet, wenn ein Gott nicht in die Herzen eines jeden Menschen selbst einfließt, sondern um sich verständlich zu machen ein Gott der Krücken der Theologie bedarf, dann ist dieser Gott ein knallbunter Jahrmarktspopanz und die Bibel das Papier nicht wert, auf dem diese gedruckt wurde.
Stimmt - absolute Zustimmung. - Aber wie wolltest Du intellektuelle Reflexion der Bibel vermeiden? - Geht das überhaupt?

Das geht sehr gut bis vollkommen. Orientiere dich hier nicht im dekadenten Europa und es wird immer wieder Menschen geben, immer, die die Bibel im stillen Kämmerlein mit den leuchtenden Augen der Erkenntnis lesen.

Oder durch die Bibel zu Atheisten werden, oder die Bibel für ihre kriminellen Machenschaften missbrauchen, oder mit der Bibel unter dem Arm in höchste politische und kirchliche Ämter streben, ohne je die Bibel wirklich gelesen zu haben, oder mit der Bibel in der Hand dem Todeskandidaten auf dem elektrischen Stuhl zublinzeln und Gott danken, das sie dort nicht schmoren müssen..., vielleicht ist jede Dame aus dem vaginalen Gewerbe dem lieben Gott näher, als es sich so manch Pharisäer denken mag.

Diese Welt ist verrückt, ist oft irrsinnig und die Spezies Mensch ist auf diesem Planeten irgendwie fehl am Platze..., ob mit, oder ohne die Bibel.

closs
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#372 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » Fr 6. Mai 2016, 21:51

Queequeg hat geschrieben:vielleicht ist jede Dame aus dem vaginalen Gewerbe dem lieben Gott näher, als es sich so manch Pharisäer denken mag.
Oder der Mehrfach-Mörder, der seit 38 Jahren ohne Chance auf jemalige Begnadigung in einem amerikanischen Gefängnis sitzt. - Wir sind uns hier vollkommen einig.

Letztlich ist der mannigfache "gute" und "böse" Umgang der Bibel ein notwendiger heilsgeschichtlicher Prozess, den man phänomenologisch und nicht wertend verstehen sollte. - Und eigentlich steht das alles im NT, wenn man es unversaut liest.

Eine persönliche Anmerkung: Du erscheinst wie ein hochsensibler geistiger Mensch, der als enttäuschter Idealist zum Zyniker geworden ist. - Oscar Wilde sagt ähnlich: "Zyniker sind enttäuschte Romantiker".

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Queequeg
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#373 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von Queequeg » Fr 6. Mai 2016, 22:03

closs hat geschrieben:
Eine persönliche Anmerkung: Du erscheinst wie ein hochsensibler geistiger Mensch, der als enttäuschter Idealist zum Zyniker geworden ist. - Oscar Wilde sagt ähnlich: "Zyniker sind enttäuschte Romantiker".

Sagen wir besser: ein gestandener Ironiker der sich dem pantheistischen Idealismus erfolgreich annähert, mit Schwerpunkt auf die östlichen Religionen und Neutestamentlichen Unterbau, hier unter besonderer Berücksichtigung der Nichtberücksichtung alttestamentarischer Vorgaben.

Hier sei noch einmal Novalis zitiert:

"Alle Wahrheit ist uralt. Der Reiz des Neuen liegt in den Variationen des Ausdrucks."

und olle Goethe nehmen wir als universalen Lehrer und Meister dann noch dazu, ohne die Parzen zu erzürnen, hoffe ich doch. Und trotzdem halten wir einen Obolus für Charon immer bereit.

closs
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#374 Re: Descartes und Glaube

Beitrag von closs » Fr 6. Mai 2016, 22:08

Queequeg hat geschrieben:"Alle Wahrheit ist uralt. Der Reiz des Neuen liegt in den Variationen des Ausdrucks."
Das ist exakt das, was ich als "Chiffren" bezeichne.

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