Alles Teufelszeug? VI

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#1741 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Thaddäus » Mi 30. Aug 2017, 21:03

Pluto hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Nein. Es ist doch die Absicht Platons, den Plutos dieser Welt zu zeigen, dass das, was sich an der Wand abspielt gerade nicht die gesamte Wirklichkeit darstellt. Und dass derjenige irrt, der das glaubt.
Alles klar, Roland. :wave:
Ähem, - eigentlich hat Roland recht. Platon will in der Tat darauf hinweisen, dass die in der Höhle Angeketteten die Wahrheit nicht erkennen können, sondern lediglich "Schattenbildern" aufsitzen. Erst, wenn sie aus der Höhle herauskommen und die Sonne erblicken, erblicken sie die Wahrheit dessen, was tatsächlich ist. Bei Platon ist das das "Wesen der Dinge".

Oder habe ich irgendwelche Feinheiten eurer Diskussion hier nicht richtig mitbekommen?

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#1742 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von JackSparrow » Mi 30. Aug 2017, 22:17

Thaddäus hat geschrieben:Platon will in der Tat darauf hinweisen, dass die in der Höhle Angeketteten die Wahrheit nicht erkennen können, sondern lediglich "Schattenbildern" aufsitzen.
Wahrheit ist, was die Angeketteten erkennen, und religiöse Ideologie ist, was Plato sich als "reale" Welt vorstellt - ohne diese je gesehen zu haben und allein auf Basis seiner persönlichen Spekulationen.

Schon das Wort "lediglich" ist ideologisch verblendet. Als ob eine Welt nicht genug wäre.

Erst, wenn sie aus der Höhle herauskommen und die Sonne erblicken, erblicken sie die Wahrheit dessen, was tatsächlich ist. Bei Platon ist das das "Wesen der Dinge".
Das Wesen seines Wahns.

Da weder Plato noch sonst irgendjemand aus der (von ihm selbst ohne weitere Belege und aus rein manipulativen Absichten so bezeichneten) "Höhle" herauskommen kann, kann auch keinerlei Anlass bestehen, seiner Religion beizutreten.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1743 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Münek » Mi 30. Aug 2017, 23:02

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Jesu Tod und Auferstehung sind die zentralen Voraussetzungen für das Reich Gottes.
Das haben weder Johannes der Täufer noch Jesus noch die Jünger auf ihrer Missionsreise dem Volk verkündigt.
Wäre auch schwierig gewesen, denn es war ja noch nicht geschehen.
Meines Wissens gehört es zum Charakter von PROPHEZEIUNGEN, dass ihre Erfüllung in der ZUKUNFT, aber nicht in der Vergangenheit liegt. Möglicherweise ist das für dich neu. :)

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Das stellvertretende Leiden, das u. a. in Jesaja 53 vorausgesagt wurde, ist Grundvoraussetzung dafür, dass Jesus sagen konnte: "Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben" (Johannes 6:47 ).
Mit dem "leidenden Gottesknecht" war gewiss nicht Jesus, sondern das Volk Israel gemeint.
"…er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt."Jes. 53, 5
Diese gigantischen Verse passen nicht auf das Volk Israel sondern allein auf Christus!

Da sind theologische Experten mit guten Gründen anderer Auffassung. Ich glaube nicht, dass Du da kompetent mitreden kannst.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Dem drohenden Zornesgericht Gottes konnte nur entgehen, wer Jesu dringenden Aufruf zur Umkehr und Buße zur Vergebung der Sünden folgte.
Das gilt auch heute noch.
Das halte ich für ein Gerücht.

Nach kirchlicher Auffassung soll der CHRISTUS durch seinen Sühnetod die Menschen von ihren Sünden (Erbsünde) erlöst haben. Nicht Umkehr und Buße, sondern allein der Glaube an ihm soll zum ewigen Leben führen (Joh. 3:16). Oder bin ich da falsch informiert?
;)

Der nichtkirchliche HISTORISCHE Jesus dagegen hat in seiner Botschaft das Volk dringend dazu aufgerufen, umzukehren und Buße zur Vergebung der Sünden zu tun. Warum? Um dem kurz bevorstehenden Zornesgericht Gottes (Gottesherrschaft) zu entgehen. Das ist authentisch und kommt
der historischen Wahrheit am nächsten. Das kannst Du in den synoptischen Evangelien nachlesen.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Der Sühnetod Jesu zur Vergebung der Sünden ist hingegen eine Erfindung des Paulus.
Nein, das findest du auch in den Briefen des Petrus und des Johannes.
Ja ja - die Lehre Pauli war durchschlagend. Aber unabhängig davon geht kein Exeget davon aus, dass die Briefe des Petrus und des Johannes von den Jüngern Jesu gleichen Namens verfasst worden sind.

Roland hat geschrieben:Und wie gesagt, Jesus hat das angekündigt und nach seiner Auferstehung den Jüngern erklärt.
Dem Volk hat Jesus NIEMALS seinen Sühnetod verkündigt, sondern nur die Nähe der anbrechenden Gottesherrschaft. Entsprechende Äußerungen seinen Jüngern gegenüber sind ihm von den Evangelisten Jahrzehnte nach seinem Tod in den Mund gelegt worden.

Roland hat geschrieben:Aber hier flüchtest du dich in die Vermutung, man habe das erfunden.
Richtig - entsprechende Aussagen über seinen bevorstehenden Tod und seine anschließende Wiederauferstehung hat der HISTORISCHE Je-
sus niemals getan. Er erwartete voller Zuversicht den baldigen Anbruch der Herrschaft Gottes auf Erde. Nur das stand im Zentrum seiner Botschaft. Das kannst Du nachlesen.


Roland hat geschrieben:Und alle Apostel, bis auf Johannes, sind dann für diese Erfindung grausamen Foltertode gestorben.
Nö.

Meines Wissens hat KEINER der Jünger - vielleicht bis auf Petrus - den Missionsauftrag des "Auferstandenen" befolgt. In der Apostelgeschichte wird von keinem Foltertod eines der Jünger für seinen Glauben berichtet. Ob Petrus für seinen Glauben
den Märtyrertod in Rom gestorben ist, weiß kein Mensch. Da existieren nur Legenden.


Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Wenn Jesus von dem Nahesein der Gottesherrschaft sprach, dann meinte er auch "nahe".
Das Reich Gottes ist mit Jesu Erscheinen bereits da (siehe z.B. Lk. 11, 20).
Ja - durch seine Dämonenaustreibungen mit dem Finger/Geist Gottes aber nur punktuell und kurzfristig. Die Gottesherrschaft als solche wurde als "nahe herbeigekommen" verkündet - stand also noch aus.

Roland hat geschrieben:Aber es ist eben auch ein Wachstums-Prozess, siehe all die Gleichnisse Jesu vom Reich Gottes.
Ja - Wachstumsprozess innerhalb seiner Generation. Seine Predigten landauf landab und die seiner 70 Jünger sollten insgesamt Frucht tragen durch Weitergabe des empfangenen Evangeliums durch das Volk durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Anders ging es doch nicht.

Einige seiner Jünger sollten die Ankunft des richtenden Menschensohnes und des Reiches Gottes noch selbst erleben. Das war der von Jesus vorgegebene eschatologische Zeitrahmen.

Roland hat geschrieben:Und das schlussendliche Offenbarwerden desselben steht noch aus.
Eben - und genau deshalb ist sich die historisch-kritische neutestamentliche Exegese nahezu einig, dass sich Jesus GEIRRT hat.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1744 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Do 31. Aug 2017, 09:29

Thaddäus hat geschrieben:Oder habe ich irgendwelche Feinheiten eurer Diskussion hier nicht richtig mitbekommen?
Alles richtig mitgekriegt.
Nur Einer er Gefangenen entkommt. Bei seiner Rückkehr erzählt er von dem was er in der Welt gesehen hat. Wäre er nicht entkommen, hätte Keiner sich eine Welt in 3-D vorstellen können.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Roland
Beiträge: 1399
Registriert: Mi 9. Mär 2016, 13:07

#1745 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Do 31. Aug 2017, 12:38

Thaddäus hat geschrieben: Oder habe ich irgendwelche Feinheiten eurer Diskussion hier nicht richtig mitbekommen?
Pluto meint, die Tatsache, dass sich Wissenschaft mit dem möglichen Vorhandensein weiterer Dimensionen beschäftigt, bedeute schon, dass Platons Höhlengleichnis widerlegt sei. Diese Beschäfigung mit weiteren Dimensionen, findet aber eben auch nur an der Höhlenwand statt. Es ist "Schatten-Rätselraten".
"Unser Wissen ist ein kritisches Raten; ein Netz von Hypothesen; ein Gewebe von Vermutungen," sagt Popper in Logik der Forschung.
Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt, sie besteht aus den Schatten an der Höhlenwand.

JackSparrow hat geschrieben: Wahrheit ist, was die Angeketteten erkennen, und religiöse Ideologie ist, was Plato sich als "reale" Welt vorstellt - ohne diese je gesehen zu haben und allein auf Basis seiner persönlichen Spekulationen.
Was sich nun Platon unter dem "Wesen der Dinge" vorstellt, spielt für mich keine Rolle. Da kann er logischerweise nur spekulieren. Wichtig ist: Wir sind begrenzte Wesen, Höhlenbewohner, gefangen durch die Möglichkeiten, die uns unsere Sinne bereitstellen. Große Dimensionen der Wirklichkeit bleiben uns verborgen.
"Die letzte Schlussfolgerung der Vernunft ist, dass sie einsieht, dass es eine Unzahl von Dingen gibt, die ihr Fassungsvermögen übersteigt; sie ist nur schwach, wenn sie nicht bis zu dieser Einsicht gelangt…" (Blaise Pascal, Pensées)
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Roland
Beiträge: 1399
Registriert: Mi 9. Mär 2016, 13:07

#1746 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Roland » Do 31. Aug 2017, 12:48

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Das haben weder Johannes der Täufer noch Jesus noch die Jünger auf ihrer Missionsreise dem Volk verkündigt.
Wäre auch schwierig gewesen, denn es war ja noch nicht geschehen.
Meines Wissens gehört es zum Charakter von PROPHEZEIUNGEN, dass ihre Erfüllung in der ZUKUNFT, aber nicht in der Vergangenheit liegt. Möglicherweise ist das für dich neu. :)
Man hätte natürlich verkündigen können, dass Jesus auferstehen wird. Kraftvoll wird diese Verkündigung aber erst, wenn es tatsächlich geschehen ist.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Mit dem "leidenden Gottesknecht" war gewiss nicht Jesus, sondern das Volk Israel gemeint.
"…er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt."Jes. 53, 5
Diese gigantischen Verse passen nicht auf das Volk Israel sondern allein auf Christus!
Da sind theologische Experten mit guten Gründen anderer Auffassung. Ich glaube nicht, dass Du da kompetent mitreden kannst.
Natürlich finden sich für alles "Experten" die alles ganz anders sehen. Aber das Lied vom leidenden Gottesknecht, vom Lamm Gottes (Vers 7) in Jesaja 53, wird allgemein auf Jesus hin gedeutet. Und so rief auch Johannes der Täufer, als er Jesus sah, bezugnehmend auf Jes. 53: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!"

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Dem drohenden Zornesgericht Gottes konnte nur entgehen, wer Jesu dringenden Aufruf zur Umkehr und Buße zur Vergebung der Sünden folgte.
Das gilt auch heute noch.
Das halte ich für ein Gerücht.

Nach kirchlicher Auffassung soll der CHRISTUS durch seinen Sühnetod die Menschen von ihren Sünden (Erbsünde) erlöst haben. Nicht Umkehr und Buße, sondern allein der Glaube an ihm soll zum ewigen Leben führen (Joh. 3:16). Oder bin ich da falsch informiert?
;)
Ja, falsch informiert. Denn dem Glauben geht natürlich Umkehr und Buße voraus, bzw. das sind zwei Seiten der selben Medallie. Ich erkenne, dass ich nix zu bringen habe, dass ich vor Gott total im Minus bin, dass ich nicht bin, wie ich sein sollte. Oder mit dem altmodischen Wort ausgedrückt: dass ich ein Sünder bin und bereue das, empfinde es als Mangel. Das ist Buße. Und dann kehre ich um und wende mich an diesen Gott, mit der Bitte um Vergebung. Das ist Umkehr.
Beides konnte der Mensch auch schon vor Jesu Tod und Auferstehung leisten.

Münek hat geschrieben: Der nichtkirchliche HISTORISCHE Jesus dagegen hat in seiner Botschaft das Volk dringend dazu aufgerufen, umzukehren und Buße zur Vergebung der Sünden zu tun. Warum? Um dem kurz bevorstehenden Zornesgericht Gottes (Gottesherrschaft) zu entgehen. Das ist authentisch und kommt
der historischen Wahrheit am nächsten.
Dass er irrtümlich ein "kurz bevorstehendes" Zornesgericht verkündigt habe, geht aus dem Gesamtkontext der Evangelien schlicht und einfach nicht hervor. Das ist Erfindung.
Aber natürlich ist der Aufruf zu Buße und Umkehr immer dringlich. Denn noch heute könntest du vor deinen Richter gerufen werden.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Der Sühnetod Jesu zur Vergebung der Sünden ist hingegen eine Erfindung des Paulus.
Nein, das findest du auch in den Briefen des Petrus und des Johannes.
Ja ja - die Lehre Pauli war durchschlagend.
Die Lehre der Apostel, also der Augenzeugen der Geschehnisse, gründet sich auf dem, was sie gesehen und gehört haben.
"Was wir gesehen und gehört haben: das verkündigen wir euch." 1.Joh. 1,3
"Wir können's ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben." Apg.4,20
"Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, da wir euch kundgetan haben die Kraft und Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen…" 2.Petrus 1,16

Münek hat geschrieben: Aber unabhängig davon geht kein Exeget davon aus, dass die Briefe des Petrus und des Johannes von den Jüngern Jesu gleichen Namens verfasst worden sind.
Das ist falsch. Auch wenn einige HKMler vielleicht an der Verfasserschaft zweifelen und zwar aufgrund von "Stilgründen" und sonstiger Vermutungen und Spekulationen, gibt es keinen einzigen Beweis, dass sie nicht die Verfasser sind. Und sehr viele Exegeten gehen deshalb von der Verfasserschaft der Apostel aus.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Und wie gesagt, Jesus hat das angekündigt und nach seiner Auferstehung den Jüngern erklärt.
Dem Volk hat Jesus NIEMALS seinen Sühnetod verkündigt, sondern nur die Nähe der anbrechenden Gottesherrschaft. Entsprechende Äußerungen seinen Jüngern gegenüber sind ihm von den Evangelisten Jahrzehnte nach seinem Tod in den Mund gelegt worden.
Vermutungen und Spekulationen. Kein einziger Beweis exsitiert für deine Verschwörungstheorie.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Aber hier flüchtest du dich in die Vermutung, man habe das erfunden.
Richtig - entsprechende Aussagen über seinen bevorstehenden Tod und seine anschließende Wiederauferstehung hat der HISTORISCHE Je-
sus niemals getan. Er erwartete voller Zuversicht den baldigen Anbruch der Herrschaft Gottes auf Erde. Nur das stand im Zentrum seiner Botschaft. Das kannst Du nachlesen.
Vermutungen und Spekulationen. Kein einziger Beweis existiert für deine Verschwörungstheorie.
Sie basiert auf der selektiven Auswahl dessen, was Jesus in den Evangelien sagt und dem Umdeuten oder zur Fälschung-erklären weiter Teile derselben.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Und alle Apostel, bis auf Johannes, sind dann für diese Erfindung grausamen Foltertode gestorben.
Nö.

Meines Wissens hat KEINER der Jünger - vielleicht bis auf Petrus - den Missionsauftrag des "Auferstandenen" befolgt. In der Apostelgeschichte wird von keinem Foltertod eines der Jünger für seinen Glauben berichtet. Ob Petrus für seinen Glauben
den Märtyrertod in Rom gestorben ist, weiß kein Mensch. Da existieren nur Legenden.
Grundsätzlich ist es immer möglich, überlieferte Berichte als Erfindungen oder Legenden zu bezeichnen. Besonders, wenn sie 2000 Jahre zurückliegen. Manche bezeichnen auch die Mondlandung als Erfindung und die ist nichtmal 50 Jahre her. Aber es gibt sie, die historischen Überlieferungen, wonach alle Apostel den Missionsauftrag befolgten und bis auf Johannes alle Apostel im Martyrium endeten.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Wenn Jesus von dem Nahesein der Gottesherrschaft sprach, dann meinte er auch "nahe".
Das Reich Gottes ist mit Jesu Erscheinen bereits da (siehe z.B. Lk. 11, 20).
Ja - durch seine Dämonenaustreibungen mit dem Finger/Geist Gottes aber nur punktuell und kurzfristig. Die Gottesherrschaft als solche wurde als "nahe herbeigekommen" verkündet - stand also noch aus.
In seinem gesamten Wirken, ist das Reich Gottes bereits da, nicht nur durch seine Dämonenaustreibungen (Lk. 11, 20). Und so hat es Jesus auch gesagt Lk. 17, 21: "Denn seht, das Reich Gottes ist mitten unter euch."

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Aber es ist eben auch ein Wachstums-Prozess, siehe all die Gleichnisse Jesu vom Reich Gottes.
Ja - Wachstumsprozess innerhalb seiner Generation. Seine Predigten landauf landab und die seiner 70 Jünger sollten insgesamt Frucht tragen durch Weitergabe des empfangenen Evangeliums durch das Volk durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Anders ging es doch nicht.

Einige seiner Jünger sollten die Ankunft des richtenden Menschensohnes und des Reiches Gottes noch selbst erleben. Das war der von Jesus vorgegebene eschatologische Zeitrahmen.
Jesus zeigt immer wieder auf sich selbst: ICH BIN … Weg, Wahrheit, Leben, die Tür, das Licht der Welt, Auferstehung und das Leben, der Weinstock, das Brot des Lebens, wer mich sieht, der sieht den Vater, ehe Abraham war BIN ICH usw. Und er sagt: "Das Reich Gottes ist mitten unter euch". Die Menschen, die ihn als den Sohn Gottes erkannt haben, haben das Reich Gottes noch selbst erlebt.
"Das Reich kommt in der Person Christi an" (Ratzinger). Von einem unmittelbar bevorstehenden "Zornesgericht" spricht Jesus an keiner Stelle.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Und das schlussendliche Offenbarwerden desselben steht noch aus.
Eben - und genau deshalb ist sich die historisch-kritische neutestamentliche Exegese nahezu einig, dass sich Jesus GEIRRT hat.
Aus dem Vorgesagten ergibt sich, dass das nicht stimmt. Auch wenn es die "historisch-aus- Prinzip-kritische" Exegese so sagt. Das Reich Gottes ist immer noch mitten unter uns. Und 2000 Jahre später hat Jesus zwei Milliarden Follower und es wird gigabyte-weise das Internet über ihn vollgeschrieben.
Jemand hat mal gesagt: "Belanglosigkeiten haben keine Gegner".
Aber an Jesus scheiden sich die Geister, hier geht’s um Leben und Tod, Segen und Fluch.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1747 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Pluto » Do 31. Aug 2017, 13:01

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Da sind theologische Experten mit guten Gründen anderer Auffassung. Ich glaube nicht, dass Du da kompetent mitreden kannst.
Natürlich finden sich für alles "Experten" die alles ganz anders sehen. Aber das Lied vom leidenden Gottesknecht, vom Lamm Gottes (Vers 7) in Jesaja 53, wird allgemein auf Jesus hin gedeutet. Und so rief auch Johannes der Täufer, als er Jesus sah, bezugnehmend auf Jes. 53: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!"
Hier traue ich den Theologen mehr zu, als dir.




Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Nach kirchlicher Auffassung soll der CHRISTUS durch seinen Sühnetod die Menschen von ihren Sünden (Erbsünde) erlöst haben. Nicht Umkehr und Buße, sondern allein der Glaube an ihm soll zum ewigen Leben führen (Joh. 3:16). Oder bin ich da falsch informiert? ;)
Ja, falsch informiert.
Dito.
Die kirchliche Theologie weiß mehr als du, lieber Roland.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
Beiträge: 5501
Registriert: Mi 30. Okt 2013, 13:28

#1748 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von JackSparrow » Do 31. Aug 2017, 17:29

Roland hat geschrieben:Große Dimensionen der Wirklichkeit bleiben uns verborgen.
Das ist deine und Plato(n)s religiöse Ideologie. Dabei hast du noch nicht mal definiert, wie man die Größe und/oder die Echtheit einer Wirklichkeit überhaupt messen soll.

"Die letzte Schlussfolgerung der Vernunft ist, dass sie einsieht, dass es eine Unzahl von Dingen gibt, die ihr Fassungsvermögen übersteigt
Ja, zum Beispiel Differentialgleichungen 17. Grades oder die Heilung von Krebs. Deshalb muss man da noch lange keine Religion draus machen.

Benutzeravatar
Thaddäus
Beiträge: 1231
Registriert: Sa 14. Sep 2013, 18:47

#1749 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von Thaddäus » Do 31. Aug 2017, 20:19

JackSparrow hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Platon will in der Tat darauf hinweisen, dass die in der Höhle Angeketteten die Wahrheit nicht erkennen können, sondern lediglich "Schattenbildern" aufsitzen.
Wahrheit ist, was die Angeketteten erkennen, und religiöse Ideologie ist, was Plato sich als "reale" Welt vorstellt - ohne diese je gesehen zu haben und allein auf Basis seiner persönlichen Spekulationen.
Wie kommst du darauf, Platon vertrete im Höhlengleichnis eine "religiöse Ideologie"?
An keiner Stelle spricht Platon von einem Gott, und die Erkenntnis des Guten ist nicht als Erkenntnis Gottes gedacht. Religiöse Ideologie ohne Gott und ohne Ideologie? Interessant. Vielleicht solltest du den platonischen Text einfach einmal lesen.

Im Höhlengleichnis geht es um etwas ganz anderes. Nämlich um die eigentliche Aufgabe der Philosophie und der Philosophen. Nach Platon erkennt die Philosophie über ihre Reflexionen - und nicht etwa über Offenbarungen -, dass die Wahrnehmungen der Menschen trügerisch und unzuverlässig sind. Es ist Aufgabe der Philosophen, die Menschen über diesen eigentlich sehr schlichten Sachverhalt aufzuklären und ihnen deutlich zu machen, inwiefern sie lediglich "Schattenbilder" erkennen. Weiter ist es Aufgabe der Philosophen, stattdessen "das Wesen der Dinge" - der materiellen wie der geistigen Inhalte - reflektierend zu ergründen. Darum drehen sich alle platonischen Dialoge, in denen Platon Sokrates als nervigen Nachfrager auftreten lässt, der im Gespräch seine Gesprächspartner geschickt in Aporien führt, in die sie sich verstricken, weil sie in Wahrheit keine Ahnung von Irgendwas haben, weder davon, was das Wesen der Tapferkeit oder Tugend, der Sprache, der Liebe, des Todes usw. - oder eben der Wirklichkeit ist.

Des weiteren ist das Höhlengleichnis ein skeptisches Szenario, welches verdeutlichen soll, dass Menschen sich in dem, was sie sicher zu erkennen glauben, immer auch grundlegend täuschen können. Gleichzeitig sagt es aber auch, dass wahre Erkenntnis - über die philosophische Reflexion - erreicht werden kann. Falls dir das Höhlengleichnis nicht einleuchtend ist, dann nimm ein moderners Gedankenexperiment wie Hilary Putnams "Brain in a vat-Szenario". Da wird ein gehirn an einen Supercomputer angeschlossen, der dem Hirn Wirklichkeit perfekt simuliert.


JackSparrow hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Erst, wenn sie aus der Höhle herauskommen und die Sonne erblicken, erblicken sie die Wahrheit dessen, was tatsächlich ist. Bei Platon ist das das "Wesen der Dinge".
Das Wesen seines Wahns.
Zu erkennen, dass das Wesen der Erkenntnis sich kaum darin erschöpfen kann, trügerische Wahrnehmungen, die von einem prinzipiell sehr begrenzten Sinnesapparat abhängen, für wahre Erkenntnis des Wirklichen zu halten, kann wohl kaum als Wahn bezeichnet werden, sondern stellt vielmehr eine der wichtigsten Entdeckungen des Denkens dar.

Und das schreibe ich, die ich einen Realismus vertrete und die grundsätzliche Erkennbarkeit der Wirklichkeit.
Wenn das Höhlengleichnis im Neuen Testament zu finden wäre, würde ich es für weitaus relevanter halten.

JackSparrow hat geschrieben:Da weder Plato noch sonst irgendjemand aus der (von ihm selbst ohne weitere Belege und aus rein manipulativen Absichten so bezeichneten) "Höhle" herauskommen kann, kann auch keinerlei Anlass bestehen, seiner Religion beizutreten.
Es gibt bei Platon keine Religion, der man beitreten könnte. Es gibt nur einen philosophisch reflektierten, platonischen Idealismus.

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1750 Re: Alles Teufelszeug? VI

Beitrag von sven23 » Fr 1. Sep 2017, 20:17

Roland hat geschrieben: Grundsätzlich ist es immer möglich, überlieferte Berichte als Erfindungen oder Legenden zu bezeichnen. Besonders, wenn sie 2000 Jahre zurückliegen. Manche bezeichnen auch die Mondlandung als Erfindung und die ist nichtmal 50 Jahre her. Aber es gibt sie, die historischen Überlieferungen, wonach alle Apostel den Missionsauftrag befolgten und bis auf Johannes alle Apostel im Martyrium endeten.
Richtig, die christlichen Legenden haben keinen Anspruch auf mehr Wahrheitsgehalt als andere Legenden und Mythen. Sie sind genau so kritisch zu betrachten wie andere religiöse Texte, die von übernatürlichen Wundern nur so strotzen.

„Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden werden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als jedes andere Buch.“
(Heinz Zahrnt, dt. Theologe, 1915-2003)

Der Theologieprofessor Werner Stenger nimmt Nietzsches Philippika als Ansporn für die bei ihm Studierenden, indem er warnend den Finger hebt, Nietzsche habe aufgedeckt, dass "Theologen in der Gefahr stehen, für ihre Auslegung der Bibel solche Privilegien zu beanspruchen"(6) und er meint mit Privilegien den Fehler, den mancher Theologe macht, wenn er "als Glaubender den Büchern der Bibel eine größere Autorität über sich einräumt als anderen Büchern" und dann versucht ist, "die biblischen Texte bei der Auslegung methodisch grundsätzlich anders zu behandeln als andere schriftliche Dokumente aus Vergangenheit und Gegenwart.""
Norbert Rodenbach

Wie wir wissen, ist Papier geduldig und das gilt ebenso für jahrtausende altes Papyrus oder Pergament.
Deshalb ist die historisch-kritische Methode die einzig wissenschaftlich legitime, um sich dem historischen Jesus anzunähern.
Mit Glaubensentscheiden könnte man auch fliegende Apostel für möglich halten, wie in den Apokryphen beschrieben.

 "In den ersten Jahrhunderten gab es sechzig Evangelien, die fast alle gleich unverdaulich waren. Man verwarf sechsundfünfzig wegen ihrer Kindlichkeit und Albernheit. Gäbe es hierfür keinerlei Anhaltspunkte bei denjenigen, die man behalten hat?"
(Denis Diderot, franz. Schriftsteller, Aufklärer u. Philosoph, 1713-1784).
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Gesperrt