Alles Teufelszeug? VII

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Münek
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#201 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Münek » Mo 25. Sep 2017, 02:13

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Na gut - dann entnehme ich meinem obigen Satz das Wort "hermeneutisch" und setze es als Substantiv in Klammern an das Ende meines Satzes. "Die historisch-kritische Exegese beleuchtet und klärt selbstverständlich die Voraussetzungen und die Ziele ihrer Auslegung (= Hermeneutik)."

Jetzt zufrieden?
Nein - Du sagst genau das Gegenteil, was in wik steht. - Dort steht, dass es die Hermeneutik ist, die die Voraussetzungen der Exegese klärt. - Du schreibst, dass die historisch-kritische Exegese die Voraussetzungen der Exegese klärt. - Das ist das Gegenteil.
Nein - Die Exegese, die sich für die Anwendung der historisch-kritischen und damit wissenschaftlichen Methode entscheidet, legt damit die Voraussetzungen und das Ziel IHRER Bibelauslegung offen - nämlich .... Das nennt man Hermeneutik.

closs
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#202 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 25. Sep 2017, 08:45

Münek hat geschrieben:Nein - Die Exegese, die sich für die Anwendung der historisch-kritischen und damit wissenschaftlichen Methode entscheidet, legt damit die Voraussetzungen und das Ziel IHRER Bibelauslegung offen - nämlich .... Das nennt man Hermeneutik.
Ach so - Du meinst, dass sich die Exegese ihre Hermeneutik aussucht? - Ja, das tun aus meiner Sicht viele HKM-Vertreter, die als Exegeten interpretieren wollen - insofern hast Du schon recht.

Aber so sollte es nicht sein: Die Exegese sollte dieselbe sein, egal in welche Hermeneutik sie eingebunden ist. - Das ist doch genau das Problem. --- Aber Du bestätigst hier unerwartet und beeindruckend meinen Vorwurf, dass sich Exegese und Hermeneutik heute oft vermischen.

Exegese, also die technische Auslegung der Schrift sollte immer dieselbe sein, da sie rein beobachtender und beschreibender Natur ist - Hermeneutiken sollen unterschiedlich sein (= unterschiedlichste Interpretations-Perspektiven). - Heute ist die HKM eine hermeneutische Exegese so wie die Antwort darauf die kanonische Exegese eine hermeneutische Exegese ist. - Richtig wäre, dass Exegese wissenschaftlich neutral und ohne Interpretation ist. - Genau das ist das Problem.

2Lena
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#203 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von 2Lena » Mo 25. Sep 2017, 09:51

Münek hat geschrieben:Es gibt in der Gottesfrage KEIN wissenschaftliches Ergebnis.
Ach Müneki, bei einem falsch aufgezäumten Pferd ist eher eine Rückwärtsgehen als ein Rennergebnis oder überhaupt keines zu erwarten...

closs hat geschrieben:Dein Ansatz ist eine säkular-naturalistische Hermeneutik, die Dich Bibel-Texte bspw. ähnlich wie Kubitza interpretieren lässt - also säkular. - Mein Ansatz ist eine christlich-philosophische Hermeneutik, die mich Bibel-Texte ähnlich wie Ratzinger interpretieren lässt - also geistig.
Keines kann funktionieren, wenn die GRUNDLAGE (der Bibeltext) nicht tragfähig gemacht wurde. Man baut in die Luft hinein mit Meinungen. Die eine Reihe bedingt die Meinung der anderen - und alles ist schief.

2Lena
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#204 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von 2Lena » Mo 25. Sep 2017, 09:53

Roland hat geschrieben:Jesus, als die höchste Offenbarung Gottes, sagt genau das, dass man nämlich nicht zurückschlagen soll:
Na was sagte ich? "Gemeinsamkeit statt Beulen" (ähm, Beule um Beule)
Roland, hast du schon mal überlegt, was das soll, dass man die rechte Backe hinhalten soll, nicht etwa den Hintern? Die lasen früher die "bessere" Botschaft, nicht dass Mose ungültig war!
Deine Zeilen sollten in der Form lauten:

Auf des anderen Blickweise reagieren (dem Guten entsprechen)
Eifrig lernen, kein Brocken sein.
Nicht רע, der Freundschaft, widerstreben (du aber widerstrebst רע, dem Bösen nicht)
Wenn dir jemand mehr Arten von Erfrischung bietet, dann halt hin.
Es "reimt" sich Frische mit Wange.

Dann passt zusammen
42 Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.
Dann entsteht Freundschaft. Das bittest du ständig im Vaterunser, ohne etwas davon zu ahnen.

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#205 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 25. Sep 2017, 10:09

2Lena hat geschrieben:Keines kann funktionieren, wenn die GRUNDLAGE (der Bibeltext) nicht tragfähig gemacht wurde. Man baut in die Luft hinein mit Meinungen.
Sehe ich etwas anderes - denn ich glaube, dass "Geist" universal ist, also auch ein Bibel-Text in deutscher Sprache (also bei Verlust hebräischer Verständnisweisen) geist-kompatibel erschlossen werden kann. - Es sollte verschiedene Wege zum Selben geben.

Pluto
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#206 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Pluto » Mo 25. Sep 2017, 12:05

closs hat geschrieben:denn ich glaube, dass "Geist" universal ist,
Universal? Im Ernst jetzt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#207 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 25. Sep 2017, 13:13

Pluto hat geschrieben:Universal? Im Ernst jetzt?
Natürlich - aus christlicher Sicht ist "Geist" (="Gott") eine Singularität über der naturalistischen/kosmologischen Welt. - Das ist doch der Grund, warum ich so oft von "Polysem" spreche: Aus naturalistischer Sicht ist "Geist" ganz anders definiert.

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#208 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von Pluto » Mo 25. Sep 2017, 13:22

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Universal? Im Ernst jetzt?
Natürlich - aus christlicher Sicht ist "Geist" (="Gott") eine Singularität über der naturalistischen/kosmologischen Welt. - Das ist doch der Grund, warum ich so oft von "Polysem" spreche: Aus naturalistischer Sicht ist "Geist" ganz anders definiert.
Unsinn. Entweder war die frühere Definition falsch oder sie ist heute obsolet, oder wir haben als Gesellschaft gelernt mit dem Begriff anders umzugehen und den Geist richtig zu verstehen (ich plädiere für Letzteres).
Du scheinst immer noch nicht zu kapieren, dass Geist unter diesen Umständen kein Polysem ist.

Diese auf Descartes zurückgehende Formel der Dualität von Körper und Geist, ist der Grund, warum so viele Menschen in den Psychiatrien entsetzlich leiden mussten. Man behauptete früher, geistige Krankheiten seien unheilbar, weil Geist etwas unergründliches sei, also hat man die Patienten unter Drogen gesetzt, oder einfach weggesperrt.

Dank den Fortschritten in der Hirnforschung, ist die Medizin heute der Lage, das Leid vieler Menschen zu lindern. Wir haben erkannt, dass Depression i.d.R. eine physiologische Störung des Gehirns ist, und deshalb medikamentös heilbar ist.

Findest du es nicht sonderbar, dass materiell/naturalistische Methoden in der Lage sind den Geist zu heilen? Das müsste doch schwere Zweifel an der Richtigkeit deiner These aufkommen lassen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#209 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von 2Lena » Mo 25. Sep 2017, 13:37

Pluto hat geschrieben:dass materiell/naturalistische Methoden in der Lage sind den Geist zu heilen?
und stell dir vor, du nimmst Nahrung zu dir, damit du denken kannst...

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#210 Re: Alles Teufelszeug? VII

Beitrag von closs » Mo 25. Sep 2017, 13:43

Pluto hat geschrieben:Du scheinst immer noch nicht zu kapieren, dass Geist unter diesen Umständen kein Polysem ist.
In dem Moment, in dem man Neusprech-Geist als alternativlos definiert, hast Du natürlich recht. - Aber das geht halt nicht. - Denn wie wolltest Du die Bibel mit Begriffen wie "Heiliger Geist" oder "Gott ist Geist" interpretieren - sicherlich nicht im Neusprech-Sinn.

Pluto hat geschrieben:Diese auf Descartes zurückgehende Formel der Dualität von Körper und Geist, ist der Grund, warum so viele Menschen in den Psychiatrien entsetzlich leiden mussten.
Man kann doch aus medizinischen Fehlern nicht schlussfolgern, dass der spirituelle Geist-Begriff falsch definiert ist!

Pluto hat geschrieben:Dank den Fortschritten in der Hirnforschung, ist die Medizin heute der Lage, das Leid vieler Menschen zu lindern. Wir haben erkannt, dass Depression i.d.R. eine physiologische Störung des Gehirns ist, und deshalb medikamentös heilbar ist.
Das ist doch richtig - aber das hat doch nicht nur nichts, sondern sogar gar nichts mit der spirituellen Definition von "Geist" zu tun. - Auch heute versteht man in transzendent orientierten Disziplinen "Geist" im Sinne von Descartes - und therapiert selbstverständlich physiologische Störungen des Gehirns mit Medikamenten. - Das beißt sich nicht. - Dein Denkansatz ist grundlegend falsch.

Pluto hat geschrieben:Findest du es nicht sonderbar, dass materiell/naturalistische Methoden in der Lage sind den Geist zu heilen?
Deine Formulierung ist missverständlich: Materiell/naturalistische Methoden heilen nicht den Geist, sondern das Gehirn. - Damit wird die Verbindung von Gehirn ("Neuronen") und Geist wieder hergestellt - oder anders: Selbst ein Mensch mit schwersten Hirnschäden kann einen intakten Geist haben - nur dass dieser sich nicht materiell äußern kann. - Wir haben komplett unterschiedliche Ansätze - wobei wir wieder beim Begriff "Polysem" sind.

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