Krieg der Religionen

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Detlef
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#101 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Detlef » Fr 22. Sep 2017, 01:05

Ska'ara hat geschrieben:Wenn es sich bei der Bibel nur um einen Roman handeln würde, wäre das Interesse doch wohl nicht so groß.
Sie ist auch nur ein Buch, und Papier ist geduldig...

Ska'ara hat geschrieben:Ihr macht falsche Vergleiche, um einen Gott herabzuwürdigen.
Der selbe Denkfehler in "grün, eine fiktive Figur kann man nicht herabwürdigen, nur Menschen kann man das antun.
Ska'ara hat geschrieben:Natürlich dürft ihr zweifeln, aber ihr solltet lieber nicht die wissenden Helden spielen, nur um klüger zu wirken.
Man d a r f sogar noch viel mehr, man darf Unsinn schreiben, Unsinn kritisieren....... es ist nur ein Forum, Helden werden hier nicht entstehen ;)
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

closs
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#102 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Fr 22. Sep 2017, 07:57

Detlef hat geschrieben:Nein, es ist schlicht falsch, du hast offensichtlich deine Infos nur gefiltert (kath.net, nthk.de ?) bezogen.
kath.net kenne ich gar nicht - da muss ich mal reingucken. - Danke für den Hinweis.

Detlef hat geschrieben:Als Schmidt-Salomon letztes Jahr in unserer Stadt war, hat er dem Leipziger "Kreutzer" u.a. folgendes gesagt: ...
Dein Zitat ist NICHT ein Widerspruch zu meiner Aussage. - Niemand behauptet doch, dass Atheismus etwas Bösartiges ist - natürlich versucht S.-S. seine Weltanschauung "humanistisch" zu gestalten. - Trotzdem ist er Atheist (die Abwandlung in "Agnostiker" ändert da nichts) - und: Atheist heißt ja nun wirklich nicht, dass man ein schlechterer Mensch ist: Im Alltag sind die mir gekannten Atheisten genauso gut oder schlecht wie Leute, die sich als Christen bezeichnen - traue mir diesbezüglich differenziertes Denken zu.

Die Giordano Bruno-Stiftung tritt sehr wohl, auch unter ihrem Mitglied Metzinger ziemlich ideologisch auf - im Grunde (aus meiner Sicht) eine Bright-Religion, die über den Rationalismus nicht hinausgekommen ist, also letztlich un-aufgeklärt ist (selbstverständlich gibt es darüber unterschiedliche Meinungen).

Dass man versucht, einen menschlichen Lebensentwurf neben/nach der Kirche zu gestalten, ist einerseits gut - andererseits sehe ich immer wieder, wie schwach das Verständnis ausgeprägt ist, eine geistige Grundlage ("geistig" in traditioneller Bedeutung) überhaupt zu VERSTEHEN - S.-S. steht also für DIE Menschen, die ihren Entwurf nicht im Verständnis, sondern im Unverständnis neben/über etwas anderes stellen. - Mir wäre lieber, wenn die Ausgangslage wäre: "Wir verstehen, machen es aber trotzdem anders". - Ich habe einen (übrigens hoch-intelligenten) Vortrag von Metzinger gehört, in dem er genau dieses Verständnis geradezu aggressiv hat vermissen lassen.

Detlef hat geschrieben: da sich Ratzinger um dass:

closs hat geschrieben:
Er weiß ganz sicher, dass Wissenschaft in ihrem methodischen Rahmen ergebnisoffen ist.


sowieso nicht schert- siehe: http://www.sueddeutsche.de/wissen/papst ... .1610933-3
Die SZ versteht ebenfalls nicht, wovon sie spricht. - Oder umgekehrt: Man kann in etwa den Verständnis-Horizont des SZ-Redakteurs rekonstruieren, wenn man seine Aussage analysiert.

Um Ratzinger zu verstehen, müsste man definieren, was "Sünde" ist und was "Liebe" ist - kleines Geheimnis: Es ist NICHT das, was "man" in der Allgemeinsprache darunter versteht - da muss man allerdings der RKK den Vorwurf machen, dass sie dies nicht oder gerne verwaschen rüberbringt (es gibt viel bei der RKK zu kritisieren - aber man sollte sich mit dieser Begründung nicht davon freikaufen, spirituelle Weltbilder verstehen zu müssen - im Sinne von Apg. 8,30: "Verstehst du auch, was du liest?").

Detlef hat geschrieben:In dem du diese beiden Dinge vermengst und von "Säkular-Gläubigen" oder "gläubigen Atheisten" faselst, unterschlägst du schon mal, dass dort die Grundvoraussetzungen für den Glauben ( "faith") schlicht nicht anwesend sind.
Meinst Du wirklich, dass man das am Unterschied "faith" und "believe" festmachen kannst?

Mir erscheinen Agnositker/Atheisten sehr wohl im Sinne von "faith" (nicht immer, aber oft) - allerdings mit EINEM Unterschied zu Transzendent-Gläubigen: Sie verleugnen ihre Grundlagen - entweder weil sie sich nicht kennen oder weil sie sie ignorieren. - Konkret:

Agnostiker/Atheisten glauben bspw. oft an den Kritischen Rationalismus ("Was nicht intersubjektiv nachweisbar ist, ist irrelevant") - das ist "faith". - Oder sie glauben daran, dass Geist ausschließlich Folge von Materie ist - also nichts als ein Produkt von Materie - das ist "faith". - Mit diesen beiden Aussagen dogmatischer Natur bewegen sie sich in etwa da, wo CHristen sind, wenn sie an die leibliche Auferstehung Jesu glauben oder an die Jungfräulichkeit Mariä.

Wir können uns gerne kritisch über die RKK unterhalten (ich würde es mir sogar wünschen) - aber das geht nur dann redlich, wenn das verstanden wird, was dahinter steht - und das ist ein Weltbild, das gut erklärbar, aber in unseren Zeiten schwer verständlich ist - "wir" sind anders formatiert (ob dies fortschrittlicher oder rückschrittlicher ist, hängt vom eigenen Standpunkt ab).

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#103 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Pluto » Fr 22. Sep 2017, 10:29

closs hat geschrieben:Niemand behauptet doch, dass Atheismus etwas Bösartiges ist
Doch. Ohne Namen nennen zu wollen, das tun hier Einige. Du bist da eine löbliche Ausnahme.

closs hat geschrieben:Die Giordano Bruno-Stiftung tritt sehr wohl, auch unter ihrem Mitglied Metzinger ziemlich ideologisch auf
Weil Jemand sagt, viele Gläubige nicht intellektuell redlich argumentieren, sagt er nur die Wahrheit.
closs hat geschrieben:im Grunde (aus meiner Sicht) eine Bright-Religion...
Wenn Atheismus eine Religion ist, ist das Nicht-Sammeln von Briefmarken ein Hobby?

closs hat geschrieben: die über den Rationalismus nicht hinausgekommen ist, also letztlich un-aufgeklärt ist (selbstverständlich gibt es darüber unterschiedliche Meinungen).
Verstehe ich echt nicht, wie man das behaupten kann.
Ohne die Rationalismus/Empirismus Bewegung wäre Europa nie aus dem obskurantistischen teleologischen Weltbild der Kirchen hinaus gekommen.

closs hat geschrieben:Dass man versucht, einen menschlichen Lebensentwurf neben/nach der Kirche zu gestalten, ist einerseits gut - andererseits sehe ich immer wieder, wie schwach das Verständnis ausgeprägt ist, eine geistige Grundlage ("geistig" in traditioneller Bedeutung) überhaupt zu VERSTEHEN - S.-S. steht also für DIE Menschen, die ihren Entwurf nicht im Verständnis, sondern im Unverständnis neben/über etwas anderes stellen. - Mir wäre lieber, wenn die Ausgangslage wäre: "Wir verstehen, machen es aber trotzdem anders".
Das Problem ist die Sprache.
Seit der Mensch (vor ca. 70-80'000 Jahren) die Sprache erfand, konnte er Dinge beschreiben, die er noch nie gesehen oder gehört hatte. Er konnte sehr einfach Mythen erfinden, und damit ganze Völker steuern: Die Religion war geboren. Ein Beispiel von dem was ich meine, ist dieses über 30'000 Jahre alte Götzenbild aus der Eiszeit — menschliche Gestalt mit Löwenkopf...
Bild
[Quelle: Eiszeitkunst]
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#104 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Detlef » Fr 22. Sep 2017, 11:56

closs hat geschrieben: Dein Zitat ist NICHT ein Widerspruch zu meiner Aussage. - Niemand behauptet doch, dass Atheismus etwas Bösartiges ist - natürlich versucht S.-S. seine Weltanschauung "humanistisch" zu gestalten. - Trotzdem ist er Atheist (die Abwandlung in "Agnostiker" ändert da nichts) - und: Atheist heißt ja nun wirklich nicht, dass man ein schlechterer Mensch ist: Im Alltag sind die mir gekannten Atheisten genauso gut oder schlecht wie Leute, die sich als Christen bezeichnen - traue mir diesbezüglich differenziertes Denken zu.
Doch, denn sobald du von "gläubigen Atheisten" redest, funktionierst du das zu einem unzulässigen Kampfbegriff um. Das du zum Atheismus ein entspanntes Verhältnis hast, ist deinen sonstigen Beiträgen nicht unbedingt zu entnehmen, aber wenn du das so klar stellst, muss ich meinen Irrtum natürlich einsehen. Dennoch solltest du Schmidt-Salomon die Differenzierung Agnostiker/Atheist zugestehen. Hinzu kommt allerdings noch, dass du ihn als "Anthropozentrist" bezeichnet hast, einen Begriff, den du inflationär weiter gebrauchst, obwohl du schon mehrfach darauf hingewiesen wurdest, dass dein Begriffsverständnis dafür völlig unzureichend ist (der wikipedia-Artikel, von Anfang bis Ende! - wäre schon mal hilfreich). Das ist dir weiterhin völlig egal und so kommt es zu dieser falschen und abwertenden Behauptung.
closs hat geschrieben:Die Giordano Bruno-Stiftung tritt sehr wohl, auch unter ihrem Mitglied Metzinger ziemlich ideologisch auf - im Grunde (aus meiner Sicht) eine Bright-Religion, die über den Rationalismus nicht hinausgekommen ist, also letztlich un-aufgeklärt ist (selbstverständlich gibt es darüber unterschiedliche Meinungen).
Zum ideologischen Auftreten gehört eine Ideologie, wo bitte, soll die dort sein? Die Zusammensetzung der GBS ist aus meiner Sicht sehr heterogen. Anlaufpunkte ähnlicher Art gibt es in Deutschland noch viel zu selten, im Vergleich zu religiösen Vereinigungen. Mit deiner Bemerkung zu "Bright-Religion", Rationalismus=un-aufgeklärt tapperst du wie so häufig im Nebel und greifst wieso oft....daneben (siehe @Pluto).
closs hat geschrieben:Dass man versucht, einen menschlichen Lebensentwurf neben/nach der Kirche zu gestalten, ist einerseits gut - andererseits sehe ich immer wieder, wie schwach das Verständnis ausgeprägt ist, eine geistige Grundlage ("geistig" in traditioneller Bedeutung) überhaupt zu VERSTEHEN - S.-S. steht also für DIE Menschen, die ihren Entwurf nicht im Verständnis, sondern im Unverständnis neben/über etwas anderes stellen. - Mir wäre lieber, wenn die Ausgangslage wäre: "Wir verstehen, machen es aber trotzdem anders". - Ich habe einen (übrigens hoch-intelligenten) Vortrag von Metzinger gehört, in dem er genau dieses Verständnis geradezu aggressiv hat vermissen lassen.
Das "geistig" konntest du schon anderweitig nicht erklären. Gerade Schmidt-Salomon hat eine sehr fundierte Kenntnis zu Kirche, Religion etc. - erklärt diese Entwicklungen sehr gut in einem historischen Kontext, von Unverständnis kann da überhaupt keine Rede sein! Metzinger kenne ich noch nicht
- da muss ich mal reingucken. - Danke für den Hinweis.
;)

closs hat geschrieben:Meinst Du wirklich, dass man das am Unterschied "faith" und "believe" festmachen kannst?
Mir erscheinen Agnositker/Atheisten sehr wohl im Sinne von "faith" (nicht immer, aber oft) - allerdings mit EINEM Unterschied zu Transzendent-Gläubigen: Sie verleugnen ihre Grundlagen - entweder weil sie sich nicht kennen oder weil sie sie ignorieren. - Konkret:Agnostiker/Atheisten glauben bspw. oft an den Kritischen Rationalismus ("Was nicht intersubjektiv nachweisbar ist, ist irrelevant") - das ist "faith". - Oder sie glauben daran, dass Geist ausschließlich Folge von Materie ist - also nichts als ein Produkt von Materie - das ist "faith"..
Nein, das ist nicht "faith", sondern, wie, im Bezug auf dein Beispiel, mit wissenschaftlichen Methoden (Neurobiologie, Hirnforschung) untersuchbar, belegbar, aber auch falsifizierbar. Also im Sinne von "believe": Vorahnung von Wissen in Verbindung mit teilweise schon vorhandenem Wissen. Das hat nichts mit diesen von dir genannten evidenzlosen Dogmen zu tun, - nochmal - diese sind bei Atheisten/Agnostikern schlicht und einfach a b w e s e n d!
Ob du das verstehst oder nicht, oder auch nicht verstehen willst, könnte mir eigentlich egal sein, ich wehre mich aber gegen deinen Standpunkt -
closs hat geschrieben:Mit diesen beiden Aussagen dogmatischer Natur bewegen sie sich in etwa da, wo CHristen sind, wenn sie an die leibliche Auferstehung Jesu glauben oder an die Jungfräulichkeit Mariä.
Weil du die einzig mögliche Ausgangsbasis für eine faire Auseinandersetzung auf unfaire Art und Weise zu verschieben versucht: Der Ausgangspunkt zwischen uns ist nämlich nicht : Ich glaube, du glaubst nicht, jetzt versuchen wir uns mal gegenseitig zu beweisen, wer recht hat (was sowieso nicht geht).
Der Ausgangspunkt ist folgender: Detlef (Mensch) und Closs (Mensch) stehen sich gegenüber, völlig gleichberechtigt, geboren als religiös und glaubenstechnisch unbeschriebenes Blatt Papier. Auf deinem Blatt Papier steht nun, nur mal angenommen ;) und bspw. inzwischen:"Glaube an die Existenz eines Gottes, an die leibliche Auferstehung Jesu, an die Jungfräulichkeit Mariä ...usw".
Auf meinem Blatt steht inzwischen bspw.:"In einer Blechdose meiner Garage wohnt ein unsichtbares Spinnenmonster, welches sich täglich Liebesbriefe mit dem Spaghettmonster schreibt". Tja, und nun? Jeder von uns kann die Gedankenwelt des anderen als "unplausibel","nicht nachvollziehbar", "hochinteressant","wunderschön","blödsinnig" - als was weiß ich, als alles Mögliche eben - betrachten --- am Ende sind meine Gedanken m i r und deine Gedanken sind d i r. Wer mit Anderen über diese Vorstellungen reden will, kann das tun, wer nicht...genauso gut - un ferdsch. Problematisch wird's erst, wenn diese Vorstellungen zur Basis gemacht werden in Politik, Gesellschaft, als Rechtfertigung für militärische Auseinandersetzungen usw... Erst da wären wir bei "Religion", auch bei der RKK, die der größte Glaubeskonzern der Welt ist.

PS. Tatsächlich steht auf meinem Blatt Papier immer noch nichts...
Die Wahrheit lässt sich pachten, mit dem Glauben an des Gottes Sohn, doch die Thesen sind vergänglich, allen Gläubigen zum Hohn! (Gert Reichelt)

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#105 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Fr 22. Sep 2017, 12:00

Pluto hat geschrieben:Weil Jemand sagt, viele Gläubige nicht intellektuell redlich argumentieren, sagt er nur die Wahrheit.
Es gibt Gläubige, auf die das zutrifft - aber das trifft auf Nicht-Gläubige genauso zu. - Es gibt weltanschaulich materialistisch geprägte Wissenschaftler, die genauso unredlich sind - Kubitza wäre einer davon.

Pluto hat geschrieben:Wenn Atheismus eine Religion ist, ist das Nicht-Sammeln von Briefmarken ein Hobby?
Passt nicht - auch der Atheismus ist eine Glaubensentscheidung.

Pluto hat geschrieben:Ohne die Rationalismus/Empirismus Bewegung wäre Europa nie aus dem obskurantistischen teleologischen Weltbild der Kirchen hinaus gekommen.
Auch das ist eine Glaubensenscheidung. :) - Es gibt keine wissenschaftliche Sach-ERkenntnis, die mit einem christlichen Weltbild unvereinbar wäre.

Pluto hat geschrieben: Ein Beispiel von dem was ich meine, ist dieses über 30'000 Jahre alte Götzenbild aus der Eiszeit — menschliche Gestalt mit Löwenkopf...
Das sind CHIFFREN. - Die Leute haben schon gewusst, dass dies keine "naturalistische" Darstellung ist.

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#106 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von 2Lena » Fr 22. Sep 2017, 12:26

Ska'ara hat geschrieben:Wenn es sich bei der Bibel nur um einen Roman handeln würde, wäre das Interesse doch wohl nicht so groß.
Detlef hat geschrieben: Sie ist auch nur ein Buch, und Papier ist geduldig...
[...]
Tatsächlich steht auf meinem Blatt Papier immer noch nichts...
Detlef, dann solltest du nicht diskutieren, sondern besser Fragen stellen!
... und vielleicht etwas anders auf die kluge Feststellung von Ska'ara eingehen ...


piscator hat geschrieben:Nur frage ich mich, wo die Errungenschaften dieser 5.000 Jahre alten Gesellschaften sind?
Das ist ein vernünftigerer Ansatz, einmal die "Glaubensvorstellungen" zu hinterfragen, die hier zur Diskussion stehen. In "alter Sprache" handelt es sich bei der Bibel, die übrigens eine Sammlung unterschiedlichster Erfahrungen vieler Staaten und Kulturen ist, um ein sehr vielseitiges Wissen, das uns abhandenkam.

Pluto, dein Bild (siehe (http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 00#p263225)
ist ein "typischer" Verständnisfehler ...

Du denkst, andere vielleicht auch, gezeigtes... ist ein "altes Götzenbild aus der Eiszeit — menschliche Gestalt mit Löwenkopf..." Nur, was haben die damals gedacht und gibt es Ähnliches woanders? In Ägypten findest du viele Jahrtausendealte "Wolperdinger". Das hätte einer in der Fantasie erstellt, wäre der erste Eindruck und dann meinen andere, es sei nur Fantasie oder - es gäbe solche "Dinger" wirklich. Doch unterscheide mal die "Tierbilder" und die Namen in der Philsophie (z. B. in der alten hebräischen Sprache).

Was sagt es dir dann? Dann päsentiert sich der Karnaktempel mit einem gewaltigen Reichtum an Stärken (während du merkwürdige Figuren als Steinböcke "liest". Da kommt ziemlich viel Missverständnis heraus. Es folgt Diskussion, Gezänk, Gezeter, Gewurle ... während eine einfache Erklärung gleich richtige Zusammenhänge erschafft.

Nimmst du solche Analogien, die philosophisches und darstellendes verbinden, so war dein gezeigtes Kunstwerk vermutlich ein großer "Erfinder", vielleicht auch ein Vorbild. Er hat Dinge erahnt, genau erblickt und etwa auch mit Kraft durchgesetzt.
Vergleiche ein Wort "Löwe" und seine Eigenschaften.

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#107 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von Pluto » Fr 22. Sep 2017, 13:20

2Lena hat geschrieben:Pluto, dein Bild (siehe (http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 00#p263225)
ist ein "typischer" Verständnisfehler ...

Du denkst, andere vielleicht auch, gezeigtes... ist ein "altes Götzenbild aus der Eiszeit — menschliche Gestalt mit Löwenkopf..." Nur, was haben die damals gedacht und gibt es Ähnliches woanders?
Gewiss! Zuhauf.
https://www.google.de/search?q=%C3%A4lt ... _Pds9AuuxM:

2Lena hat geschrieben:In Ägypten findest du viele Jahrtausende alte "Wolperdinger".
Nicht das ich wüsste. Ein Wolperdinger, so sagt mit Google, ist ein bayrisches Fabelwesen. Insofern viel zu jung, um aus der Eiszeit zu sein.

2Lena hat geschrieben:Das hätte einer in der Fantasie erstellt, wäre der erste Eindruck und dann meinen andere, es sei nur Fantasie oder - es gäbe solche "Dinger" wirklich. Doch unterscheide mal die "Tierbilder" und die Namen in der Philsophie (z. B. in der alten hebräischen Sprache).
Genau! Fabelwesen wie der "Löwenmensch" sind vermutlich Zeugen der ersten Versuche der Menschheit mit der Religion.
Hast du bessere Informationen?

2Lena hat geschrieben:Nimmst du solche Analogien, die philosophisches und darstellendes verbinden, so war dein gezeigtes Kunstwerk vermutlich ein großer "Erfinder", vielleicht auch ein Vorbild. Er hat Dinge erahnt, genau erblickt und etwa auch mit Kraft durchgesetzt.
Vergleiche ein Wort "Löwe" und seine Eigenschaften.
Ja, das meinte ich. Sprache ermöglicht es uns über Dinge zu reden, die wir noch niemals gesehen, gehört, ertastet oder gerochen haben. Daraus folgen dann logischerweise, Fabeln und Mythen wie die Schöpfungsgeschichte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#108 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von 2Lena » Fr 22. Sep 2017, 13:45

Pluto hat geschrieben:Ein Wolperdinger, so sagt mit Google, ist ein bayrisches Fabelwesen. Insofern viel zu jung, um aus der Eiszeit zu sein.
Du unterschätzt die feinen Spürnasen ...
Bis heute haben die Bayern dies als Wappentier und singen die Nationalhymne mit den Farbein "Weiß/blau", die sie mit Israel gemeinsam haben.

Pluto hat geschrieben:Fabelwesen wie der "Löwenmensch" sind vermutlich Zeugen der ersten Versuche der Menschheit mit der Religion. Hast du bessere Informationen?
Herkules im Löwenfell
Deine bis heute verehrte "humanistische Idee".

Pluto hat geschrieben:Sprache ermöglicht es uns über Dinge zu reden, die wir noch niemals gesehen, gehört, ertastet oder gerochen haben. Daraus folgen dann logischerweise, Fabeln und Mythen wie die Schöpfungsgeschichte.
Wie ist das jetzt gemeint?
Ich versuche die "positive" Deutung. Aus Mangel an "handfesten" Ausdrücken musste man sich mit Analogien abgeben. Germanische Schöpfungsmythen könnten die heutige Physiker mit präzisen Forschungen "beweisen" oder auch nicht, weil sie sich oft gar nicht mit dem Fach beschäftigen.

Die Propheten könnten die Philosophen "beweisen", weil ihre Regeln bis heute unübertroffen sind. Aber heutige Forschungen beschäftigen sich nicht damit - hinken Meilen hinter alten Ideen hinterher, fixiert auf ein Buchwissen.

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#109 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von closs » Fr 22. Sep 2017, 18:15

Detlef hat geschrieben:Doch, denn sobald du von "gläubigen Atheisten" redest, funktionierst du das zu einem unzulässigen Kampfbegriff um.
ISt eigentlich nicht mein Anliegen - Was mir einzig stinkt, ist die Positionierung, man habe damit keinen Glauben.

Es gibt keine setzungslose menschliche Existenz-Beschreibung des Menschen - das wird oft verkannt. - Man unterscheidet zwischen unaufgeklärten Gläubigen und aufgeklärten Agnostikern und merkt nicht, dass man selber im Glashaus sitzt - und genau ist das Un-Aufgeklärte. Diesbezüglich hat mich Metzinger enttäuscht.

Detlef hat geschrieben:dass du ihn als "Anthropozentrist" bezeichnet hast, einen Begriff, den du inflationär weiter gebrauchst, obwohl du schon mehrfach darauf hingewiesen wurdest, dass dein Begriffsverständnis dafür völlig unzureichend ist (der wikipedia-Artikel, von Anfang bis Ende!
Der wik-Artikel ist ein sehr säkularer Artikel ohne Verständnis für Tiefe. - Gegenfrage: Wie würdest Du jemanden nennen, der menschliche Erkenntnis zum Maßstab dessen ist, was "ist"?

Detlef hat geschrieben:Zum ideologischen Auftreten gehört eine Ideologie, wo bitte, soll die dort sein?
Die Ideologie ist u.a. die Auffassung, dass menschliche Erkenntnis Maßstab dessen ist, was "ist". - Man nennt dies beschönigend "Aufklärung". - So als wäre Hiob weniger aufgeklärt als Brights.

Natürlich gibt es keine formulierte Ideologie - es ist eine nicht sich selber bewusst-gemachte Ideologie.

Detlef hat geschrieben:Das "geistig" konntest du schon anderweitig nicht erklären. Gerade Schmidt-Salomon hat eine sehr fundierte Kenntnis zu Kirche, Religion etc. - erklärt diese Entwicklungen sehr gut in einem historischen Kontext, von Unverständnis kann da überhaupt keine Rede sein!
Religions-historisches Wissen (etc.) sagt doch nichts über den eigenen Geist-Begriff aus - letztlich wäre die Frage an S.-S.: "Glaubst Du, dass Geist aus Materie oder dass Materie aus Geist ist?" - An dieser Gretchen-Frage entscheidet sich, was jemand unter "Geist" versteht - übrigens: Auch hier reicht wiki nicht aus.

Detlef hat geschrieben:das ist nicht "faith", sondern, wie, im Bezug auf dein Beispiel, mit wissenschaftlichen Methoden (Neurobiologie, Hirnforschung) untersuchbar, belegbar, aber auch falsifizierbar.
Es ist NICHT falsifizierbar. - Neurowissenschaftler würden exakt dasselbe beobachten, ob es so oder andersrum ist.

Detlef hat geschrieben: Also im Sinne von "believe": Vorahnung von Wissen in Verbindung mit teilweise schon vorhandenem Wissen. Das hat nichts mit diesen von dir genannten evidenzlosen Dogmen zu tun
Jetzt sind wir voll in der Falle: Du benutzt das Wort "Evidenz", definierst dieses Wort vermutlich im Sinne des kritischen Rationalismus, machst also Deine Bewertung von methodischen Regeln ab, die auf der Grundlage beruhen: Was kann der Mensch methodisch erkennen? - Und damit sind wir genau beim Wort "Anthropozentrismus" im tieferen Sinne des Wortes: Die Wahrnehmung des Menschen als Maßstab.

Mit anderen Worten: "Evident" ist letztlich das, was "ist" - und nicht das, was wir (zu Recht oder zu Unrecht) methodisch intersubjektiv darstellen können. - Und es ist auch dann "evident", wenn wir davon nichts wissen.

Detlef hat geschrieben:Jeder von uns kann die Gedankenwelt des anderen als "unplausibel","nicht nachvollziehbar", "hochinteressant","wunderschön","blödsinnig" - als was weiß ich, als alles Mögliche eben - betrachten --- am Ende sind meine Gedanken m i r und deine Gedanken sind d i r.
Auf der Toleranz-Ebene können wir uns finden - um es auf die Spitze zu treiben. Meinungen/Weltanschauungen eines Menschen sagen sehr oft wenig über seinen Charakter, sein tatsächliches Lebensbild, etc. aus. - Insofern unterstreiche ich ja immer wieder, dass es genauso viele menschliche "gute" Atheisten wie Christen gibt.

Detlef hat geschrieben: Problematisch wird's erst, wenn diese Vorstellungen zur Basis gemacht werden in Politik, Gesellschaft, als Rechtfertigung für militärische Auseinandersetzungen usw...
Richtig - man bekämpft nicht den Meinungs-Träger, sondern das, was er tut. Und da wäre bspw eine lohnende Diskussion, was unsere Spät-Aufklärung gesellschaftlich will im Vergleich zu gegenwärtig (also nicht mittelalterliche) christlichen Kräften.

2Lena
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#110 Re: Krieg der Religionen

Beitrag von 2Lena » Fr 22. Sep 2017, 19:19

closs hat geschrieben:da wäre bspw eine lohnende Diskussion, was unsere Spät-Aufklärung gesellschaftlich will im Vergleich zu gegenwärtig (also nicht mittelalterliche) christlichen Kräften.
60er Jahre - es beunruhigten die ständig sinkenden Besucherzahlen der Gottesdienste. Folgen von Zulauf in die Städte und daraus bedingt, andere Arbeitsweisen. Der Beginn des Fernsehzeitalters. Es wird anderes "geschult".

70er Jahre - Allgemeines Nachlassen der kirchlichen Informationen. Geisteswissenschaft entfiel meist als Lehrstoff der Universitäten. Entsprechend "ungläubig" machten Religionslehrer ihren "aufgeklärten" Unterricht.

80er Jahre - Gleich klassenweise treten bei den Ungereimtheiten viele Abiturienten nach Erreichung der Volljährigkeit aus den Kirchen aus. Ihr Nachwuchs? Es scheint kaum noch eine Basis zu geben. Oder müssen die, geplagt durch Umstände, das Rad wieder neu erfinden? Ganz ergriffen lauschen welche den alten Geschichten.

Was brachte die "Aufklärung"?
Gesellschaftspolitisch und philosophisch NICHTS. Ein Otto Birnbaum lernt Marketingmethoden, bespricht nur Fernsehthemen. Er redet über fertige Waren, deren Erzeugung er nicht kennt und sie auch nicht versteht. Dazu kommt noch etwas Tratsch.
Ein Schwenk auf die Gelehrten: Fachgeplapper, ohne Zusammenhang.

Wie ganz anders verlief doch die Aufklärung der Propheten!
Da war ein Gesamtkonzept. Das Bekannte wurde wiederholt. Spezielle Details wurden in gleicher Art erklärt und in den Bau eingefügt. Das geht aber heute nicht, weil schon viele Generationen zuvor der Rundumblick sich verlor.

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