Alles Teufelszeug? VIII

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1461 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » Fr 23. Feb 2018, 18:01

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Laut Ratzinger hat die Forschung keine a-priori Setzung.
Wie oft haben wir eigentlich darüber gesprochen, dass dies nur für die reine Sachebene und nicht für die hermeneutisch-interpretative Ebene gilt?
Das ist Unsinn, sonst würde es viele Konsenspositionen in der Forschung gar nicht geben, die Glaubensdogmatiker nicht als Sachergebnisse ansehen wollen. Das ändert aber nichts an den Ergebnissen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:in der historischen Forschung ist die historisch-kritische Methode die Standardauslegung.
Das ändert doch nichts daran, dass diejenigen, die die Wirklichkeit Jesu erforschen, automatisch in das rutschen, was vor 2000 Jahren passiert ist.
Sie "rutschen" in das,was sie glauben wollen. Und das ist das glaubensdogmatische Konstrukt auf dem 4. Jahrhundert.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wohl eher ein traditionelles closssches Ablenkungsmanöver.
Nein - es war ein Hinweis auf wissenschafts-theoretische Vielfalt.
Eine Vielfalt, die nichts in der historischen Forschung gilt, also irrelevant.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Im Falle der Bibel haben wir aber nur "stumme Zeugen" in Form von Texten. Aufgabe der Forschung ist es nun, diese stummen Zeugen zum Reden zu bringen.
Nach welcher Hermeneutik?
Nach wissenschaftlicher, was sonst? :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:An den Universitäten gelten die Dogmatiker nicht umsonst als die peinliche Verwandtschaft der historischen Disziplinen.
Ganz sicher ist dies NICHT so - aber aus Deinen Worten ist entnehmbar, dass es in weltanschaulich engagierten Kreisen gerne so kolportiert wird. - Geh mal davon aus, dass die meisten gar nicht mitkriegen - das ist ein innerbetriebliches Selbstvergewisserungs-Manöwer und sonst nichts.
Natürlich will sie niemand aus ihrem glaubensdogmatischen Winterschlaft wecken. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ohne die wissenschaflich arbeitenden historischen Disziplinen wäre die Theologie auf das NIveau von Koranschulen reduziert.
Richtig - deshalb arbeiten sie doch wissenschaftlich. - Davon abgesehen: Woher willst Du wissen, dass Koranschulen NICHT wissenschaftlich arbeiten?
Weil das Nachplappern von Glaubensbekenntnissen keine Wissenschaft ist. Solltest du langsam mal begreifen. :roll:

closs hat geschrieben: - Dort werden die Unterschiede zwischen "solchen" und "anderen" genauso groß sein wie bei den Vertretern der historisch-kritischen Exegese - aber, zugegeben: Ich weiß es nicht - weisst DU es?
Die biblischen Texte gelten als die am besten historisch-kritisch untersuchten Texte aller Religionen.
Es kommt nicht von ungefähr, dass in manchen islamischen Ländern die historisch-kritische Auslegung des Koran mit der Todesstrafe bedroht ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es waren keine Antworten, sondern Ausweichmanöver mit Gegenfragen. Deshalb kann man dir keine redliche Ausübung der Rolle des advocatus diaboli zutrauen. q.e.d.
Wiederum ein Selbstvergewisserungs-Manöver. - Du hast die Antworten einfach nicht verstanden - wie oft eigentlich?
Ich würde eher sagen, die hast die Frage nicht verstanden.

Warum ist kanonische Exegese in der historischen Jesusforschung nicht zu gebrauchen?

closs hat geschrieben: Wenn Leute wie Du nicht so schwierig wären, wäre ich bei 5.000 statt 30.000 Beiträgen auf diesem Forum. - Trotzdem: Es lohnt sich, dagegenzuhalten - bevor noch mehr AfD wählen. :|
Wenn du 10000 Beiträge benötigst, um überhaupt mal zu verstehen, was die Forschung unter Gottesherrschaft (Königsherrschaft) und Naherwartung versteht, ist das wohl eher dein Problem.
Und was das mit der AFD zu tun hat, bleibt wohl dein Geheimnis. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1462 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » Fr 23. Feb 2018, 18:02

Roland hat geschrieben: Nein, er schreibt, dass es "bei Paulus keine Werte wie Toleranz oder die Respektierung von Andersgläubigen gibt". Ganz im Gegensatz dazu fordert Paulus seine Leser auf sogar Andersgläubige, die Christen verfolgen, zu segnen und ihnen Gutes zu tun.
Wie gesagt: Licht und Schatten liegen eng beieinander.

Nach Paulus kann also jeder Mensch durch eigene Bemühungen Gott erkennen. Wenn er
Gott nicht erkennt, ist dies ein Zeichen seiner Sünde. Es versteht sich von selbst, dass bei
dieser Grundanschauung es auch bei Paulus keine Werte wie Toleranz oder die
Respektierung von Andersgläubigen gibt. Und so finden sich neben positiven Passagen in
seinen Briefen auch viele Hasstiraden gegen Andersgläubige. Es wurde in der
altchristlichen Literatur und bei den Kirchenvätern später geradezu üblich, den
Andersgläubigen alle möglichen sittlichen Verfehlungen pauschal zuzuweisen und alle
Schlechtigkeit auf ihnen zu vereinigen.
Und wie sie [die Ungläubigen] es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie
dahingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt: erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit,
Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Ohrenbläser, Verleumder, Gottverhasste,
Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern Ungehorsame, Unverständige, Treulose, ohne
natürliche Liebe, Unbarmherzige. Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen, dass, die solches tun, des Todes
würdig sind, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die es tun. (Röm 1,28–32

Kubitza, Der Jesuswahn

Franz Buggle schreibt dazu:

Wir haben hier eines der zahlreichen Beispiele undifferenzierter Schwarzweißmalerei und Verteufelung gegenüber
Außengruppen, wie es weniger entwickelte, unreife psychische Strukturen generell kennzeichnet […].“

(Franz Buggle, Denn sie wissen nicht was sie glauben, S. 85)

Auch für Paulus ist es unstrittig, dass die derart Abqualifizierten das Gericht zu erwarten
haben, dass ihnen ewiges Verderben droht; auch sie enden im flammenden Feuer der
Hölle. Es ist erschütternd zu sehen, dass auch bei Paulus, der mit seiner Lehre von der
Rechtfertigung allein aus dem Glauben einen theologischen Entwurf vorgelegt hat, der
durchaus bemerkenswert ist, das Bedürfnis zu richten (das selbstverständlich nicht sein
Bedürfnis ist, sondern das unterstellte Bedürfnis Gottes) so ausgeprägt ist, dass es seine
eigene Gnadenlehre konterkariert.
Dann übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen, und dem Evangelium Jesu, unseres Herrn, nicht gehorchen
[…], mit ewigem Verderben werden sie bestraft. (2. Thess 1,7–9)

Kubitza, Der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1463 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Fr 23. Feb 2018, 19:55

Pluto hat geschrieben:Auch das nicht. Ratzinger setzt von Anfang an.
Er setzt seine Hermeneutik "Jesus ist göttlich" - richtig. - Aber das beißt sich doch nicht mit der HKM, solange sie nicht hermeneutisch-interpretativ ist.

Pluto hat geschrieben:Was ist denn wirklich passiert, vs. das was du glaubst?
Nichts, was der HKM auf Sachebene widersprechen würde.

Münek hat geschrieben:Klaus Berger räumt selbst ein, innerhalb der Exegetenzunft Außenseiterpositionen zu vertreten.
Damit meint er sicherlich die heute deutlich vernehmbaren interpretativ-hermeneutisch festgelegten Exegeten innerhalb der historisch-kritischen Exegese.

Münek hat geschrieben:Apriorische Vorannahmen der historisch-kritischen Exegese schließt die "Päpstliche Bibelkommission" ausdrücklich aus
Auf Sachebene, aber nicht auf hermeneutisch-interpretativen Ebene.

Münek hat geschrieben:Der Tanach und das Judentum kannten und kennen weder einen eingeborenen Sohn Gottes noch einen leidenden Messias.
Sie haben ihre eigene interpretative Hermeneutik. - Niemand sagt doch, dass die christliche Theologie recht hat - aber sie hat eben ebenfalls ihre Hermeneutik.

Münek hat geschrieben: Kurt - der war gut.
So soll es auch sein.

sven23 hat geschrieben:Das ist Unsinn, sonst würde es viele Konsenspositionen in der Forschung gar nicht geben
Natürlich gibt es zu gewissen Fragen innerhalb einer Hermeneutik Konsenspositionen.

sven23 hat geschrieben:Sie "rutschen" in das,was sie glauben wollen.
Sie interpretieren etwas auf Basis ihrer Hermeneutik - richtig.

sven23 hat geschrieben:Eine Vielfalt, die nichts in der historischen Forschung gilt, also irrelevant.
Natürlich nicht - das erwartet doch auch keiner. - Welchen Sinn würde es machen, wenn man unterschiedliche Hermeneutiken mischen würde? Es würde doch nur eine neue Hermeneutik geben.

sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:

sven23 hat geschrieben:
Im Falle der Bibel haben wir aber nur "stumme Zeugen" in Form von Texten. Aufgabe der Forschung ist es nun, diese stummen Zeugen zum Reden zu bringen.

Nach welcher Hermeneutik?


Nach wissenschaftlicher, was sonst? :roll:
"Wissenschaftlich" ist keine Hermeneutik. - Hermeneutiken sind (weltanschauliche oder programmtische oder wissenstands-mäßige) Vorannahmen, die man wissenschaftlich bearbeitet oder nicht.

sven23 hat geschrieben:Weil das Nachplappern von Glaubensbekenntnissen keine Wissenschaft ist.
Keiner würde außer Dir auf diese Idee kommen.

sven23 hat geschrieben:Warum ist kanonische Exegese in der historischen Jesusforschung nicht zu gebrauchen?
Also nochmal: Weil die eine Heremeneutik in der anderen Hermeneutik nicht zu gebrauchen ist. - Die kanonische Exegese kann die die Sachergebnisse der HKM gebrauchen, aber nicht deren hermeneutisch-interpretativen Ausführungen - weil sie ihre eigene Hermeneutik hat. - Und das gilt selbstverständlich auch umgekehrt: Wie sollten hermeneutisch-interpretative Aussagen der Kanonik in der HKM brauchbar sein können? - Geht nicht - man müsste beide Hermeneutiken vermischen (was Ratzinger versucht hat: Hermeneutik-Wechsel).

sven23 hat geschrieben:was das mit der AFD zu tun hat, bleibt wohl dein Geheimnis.
Kein unmittelbarer Zusammenhang, jedoch sehr wohl im Ganzen gesehen.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1464 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » So 25. Feb 2018, 11:25

Thema wegen Üerlänge geteilt. Hier geht's weiter.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Antworten