Alles Teufelszeug? VIII

Pluto
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#1441 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » Mi 21. Feb 2018, 10:18

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Spekulation fängt dort an, wo Empirie aufhört.
Genau richtig - so war es in der Philosophie auch gemeint:
"Spekulation (von lateinisch speculari = beobachten) ist eine philosophische Denkweise zu Erkenntnissen zu gelangen, indem man über die herkömmliche empirische oder praktische Erfahrung hinausgeht und sich auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien richtet."
Man kann es versuchen, aber ich bezweifle, dass man damit Erkenntnisse schafft.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Das kannst du unmöglich wissen.
Moment: Ich weiß, dass "Wahrscheinlichkeit" einen Bezug braucht, wozu es wahrscheinlich ist.
Hat es ja auch. Was ist z. B. die Wahrscheinlichkeit, dass morgen die Sonne aufgeht?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Sag ich doch. Du spekulierst. Ich halte mich an die Empirie.
Richtig - aber dann kannst Du Dich nicht mit dem "Wesen der Dinge und ihrer ersten Prinzipien" auseinandersetzen.
Welche Dinge? Welche Prinzipien? Die sind doch schon Gegenstand der Spekulation! Auf o was will ich mich gar nicht erst reinlassen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass du deine Spekulationen in irgendeiner Weise begründen kannst.
Natürlich geht das - aber nicht empirisch.
Nein. Das kannst du auf keiner Weise, außer mit weiteren Behauptungen.

closs hat geschrieben:Die Falle besteht hier darin, dass Du "begründen" empirsch definierst und die Philosophie es logisch/ontologisch/geistig versteht.
Die moderne Philosophie hat viele Methoden vom Empirismus übernommen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wahrscheinlichkeiten sind mathematische Größen und haben somit nicht das Geringste mit Weltanschauung zu tun. Auch gelten sie universell.
Richtig - aber Mathematik ist an sich dumm:
Nein.

closs hat geschrieben:Sie braucht einen Bezug, worauf sie angewendet wird.
Hat sie immer.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1442 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Mi 21. Feb 2018, 13:41

Pluto hat geschrieben:Man kann es versuchen, aber ich bezweifle, dass man damit Erkenntnisse schafft.
Naturwissenschaftlich sicherlich nicht.

Pluto hat geschrieben:Was ist z. B. die Wahrscheinlichkeit, dass morgen die Sonne aufgeht?
Da gibt es ja einen Bezug - nämlich einen naturwissenschaftlichen resp. empirischen.

Pluto hat geschrieben:Welche Prinzipien? Die sind doch schon Gegenstand der Spekulation! Auf o was will ich mich gar nicht erst reinlassen.
Das ist ja ok - aber damit bleibst Du im Bereich des Empirischen.

Pluto hat geschrieben:Die moderne Philosophie hat viele Methoden vom Empirismus übernommen.
Richtig - heute erscheint die Philosophie als "Ancilla scientiae". - Nach früheren Maßstäben ist das überhaupt keine Philosophie.

Pluto hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Sie braucht einen Bezug, worauf sie angewendet wird.

Hat sie immer.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Gott als Entität gibt? - Im Sinne naturwissenschaftlich definierter Empirie geht das Richtung 0. - Und was sagt das darüber aus, ob es ihn gibt?

Pluto
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#1443 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » Mi 21. Feb 2018, 13:57

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Man kann es versuchen, aber ich bezweifle, dass man damit Erkenntnisse schafft.
Naturwissenschaftlich sicherlich nicht.
Naturwissenschaftlich sicherlich nicht.[/quote] Ganz generell gilt, Spekulation führt zu Fantasien.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Was ist z. B. die Wahrscheinlichkeit, dass morgen die Sonne aufgeht?
Da gibt es ja einen Bezug - nämlich einen naturwissenschaftlichen resp. empirischen.
Ja. Der Bezug ist in der Frage eingebaut.

closs hat geschrieben:Das ist ja ok - aber damit bleibst Du im Bereich des Empirischen.
Passt doch! Was will man mehr, ohne in den Bereich der Fantasie abzugleiten?

closs hat geschrieben:Richtig - heute erscheint die Philosophie als "Ancilla scientiae". - Nach früheren Maßstäben ist das überhaupt keine Philosophie.
Das ist eine reine Behauptung deinerseits.
Richtig ist: Die Philosophie ist heute weitaus stringenter geworden. Es genügt eben nicht mehr einfach etwas zu behaupten; es muss auch rational begründbar sein.

closs hat geschrieben:Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Gott als Entität gibt? - Im Sinne naturwissenschaftlich definierter Empirie geht das Richtung 0. - Und was sagt das darüber aus, ob es ihn gibt?
Ich würde sagen, man beginnt damit, seinen Glaubenssätzen eine Wahrscheinlichkeit zuzuordnen (nicht 0 oder 100). Wenn Daten hinzu kommen, passt man die Wahrscheinlichkeit unter Anwendung der bayes'schen Formel entsprechend an und schaut was dabei rauskommt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1444 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Mi 21. Feb 2018, 14:49

Pluto hat geschrieben:Ja. Der Bezug ist in der Frage eingebaut.
Deswegen funktioniert es hier ja.

Pluto hat geschrieben:Was will man mehr, ohne in den Bereich der Fantasie abzugleiten?
Es ist ein Irrtum, dass alles, was über Empirisches hinausgeht, "Phantasie" sein muss.

Pluto hat geschrieben:Die Philosophie ist heute weitaus stringenter geworden. Es genügt eben nicht mehr einfach etwas zu behaupten; es muss auch rational begründbar sein.
"Stringent" ist nicht dasselbe wie "materialistisch". - Auch frühere Philosophien sind rational begründbar - es denn, man definiert "rational" in eine rein materialistische Größe um. - Wobei wir wieder bei Orwell wären.

Pluto hat geschrieben:bayes'schen Formel
Wie willst Du diese Formel geistig anwenden? - Materialistisch/naturwissenschaftlich geht das - aber doch nicht geistig.

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#1445 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » Mi 21. Feb 2018, 18:47

Münek hat geschrieben: Kein ernst zu nehmender Exeget bezweifelt, dass die NÄHE des Gottesreiches/der Königsherrschaft Gottes im Zentrum der Botschaft Jesu stand.
Wäre auch komisch, denn Jesus sagt es ja selbst: "Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Näher geht’s nicht.
Gemeint ist aber nicht eine zeitliche Nähe des Endes der gegenwärtigen Weltordnung, also einer apokalyptischen, endgültigen Gottesherrschaft. Sondern in Jesus, in seinem Leben, Tod und Auferstehung ist das Reich angebrochen, es ist etwas Dynamisches, wird wachsen wie ein Samenkorn, das Böse wächst auch mit und am Ende, wenn es alle Welt gehört hat, kommt die Ernte.
Lies doch, was die theologische Fakultät der LMU in München dazu schreibt:

"Jesus verkündet den Anbruch der Herrschaft Gottes in der Welt als heilvolle, liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen – ein Gnadenangebot, das an keine menschliche Vorleistung gebunden ist. Entgegen anderen Endzeitvorstellungen steht nicht das strafende Gericht Gottes als Drohung im Vordergrund (vgl. Johannes der Täufer), sondern der Zuspruch des Heilswillen Gottes."
http://www.bibelstudium.kaththeol.uni-m ... Biographie

Oder die theologische Fakultät der Ruhr Universität in Bochum:

"Jesus nimmt das Stichwort der Gottesherrschaft aus der messianischen Erwartung Israels auf (Lk 14,15) und füllt es mit einem Sinn, der durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung geprägt ist (Lk 22,15). "
http://www.ruhr-uni-bochum.de/imperia/m ... e_jesu.pdf

Die Deutung, Jesus habe irrtümlich das Nahesein des Weltendes, der Apokalypse und den unmittelbar folgenden sichtbaren Anbruch der Gottesherrschaft verkündet, passt hinten und vorn nicht zum Gesamtgefüge der Jesusworte bezügl. des Reiches Gottes.
Es ist der Versuch, Jesus als irrenden Menschen darzustellen und wer das glauben will, der mag es tun. Aber es ist weder Konsens unter den Exegeten, noch plausibel, noch gibt es handfeste Belege für diese Deutung.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Unentwegt hat Jesus sich selbst verkündet, wie ich dir ein Dutzend mal belegt habe.
Aber nur in der frei erfundenen "Dichtung" des Evangelisten Johannes - geschrieben etwa siebzig Jahre nach Jesu Tod. Kannste knicken.
An dieser Aussage stimmt nichts.
1. Bezügl. des Joh.-Ev. Da widerspricht dir selbst Theißen.
2. Weist Jesus auch in allen anderen Evangelien auf sich selbst hin:
Jesus antwortet auf die Frage des Hohepriesters: "Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?": "Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen." (Mk. 14, 61+62; Lk. 22, 70)
Auf das Bekenntnis des Petrus: "Du bist der Christus, des lebendigen Gottes Sohn!" antwortet Jesus: "Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel." (Mt. 16, 16)

Indirekt auch in den Gleichnissen. Zufällig steht das auch in dem Link der theolol. Fakultät der Ruhr-Univeristät von oben:
"Gleichnisse sind indirekte Christologie - dadurch, dass Jesus sie mit prophetisch-messianischem Anspruch erzählt, und dadurch dass er sich und sein Wirken ins Bild setzt:
• als „Guter Hirte“, der den Verlorenen nachgeht (Lk 15; Joh 10),
• als Sämann, der den dreißig-, sechzig-, hundertfältig fruchtbaren Samen ausbringt (Mk 4,3-9 parr.; vgl. ThEv 9),
• als „geliebter Sohn“, der, vom Vater in den Weinberg Israel (Jes 5) gesandt, umgebracht wird (Mk 12,1-12 parr; vgl. ThEv 65),
• als Bräutigam, der zur Hochzeit kommt (Mt 25,1-13),
• als königlicher „Menschensohn“, der sich mit dem „Geringsten“ seiner „Brüder“ identifiziert (Mt 25,31-46)."

Jesus verkündigt sich unentwegt selbst. In allen 4 Evangelien.
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#1446 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » Mi 21. Feb 2018, 18:56

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: An eine Welt zu glauben, die sich selbst erschaffen hat
Nicht erschaffen; einfach nur selbst entstanden. Das ist das einzige was wir haben, erdachte und geglaubte unsichtbare Wunderwesen gehören jedenfalls nicht dazu und sind aufgrund der Unplausibilität ad acta zu legen.
Es ist eben nicht das einzige was wir haben.
Es gibt zwei konkurrierende Erklärungen des Beweismaterials, eine sagt Design, eine sagt ungezielter Prozess, keine ist "wissenschaftlicher" oder "unwissenschaftlicher" und beide haben größere philosophische oder religiöse oder antireligiöse Konsequenzen. Weder ein ordnender Sinn hinter den Dingen noch ein absichtloser Zufall, also wundersame Selbstentstehung, lassen sich naturwissenschaftlich beweisen.

"Es gibt keinen theoretischen Grund, der erwarten lassen würde, dass evolutionäre Linien mit der Zeit an Komplexität zunehmen, es gibt auch keine empirischen Beweise, dass dies geschieht." (E. SZATHMÁRY & MAYNARD SMITH in: The major evolutionary transitions.)

"Wie sind Zellen entstanden? Von allen bedeutenden Fragen, die Biologen stellen, wird diese wahrscheinlich am ehesten unbeatwortet bleiben." (Lehrbuch Molekulare Zellbiologie 2005, Gerald Karp, S.8 )

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Ich greife es nicht aus der Luft.
Doch das tust du. Dass du dich speziell auf eines von vielen Glaubenstexte zu stützen versuchst machst es ja kein Stück besser.
Das tun wir beide. Wir berufen uns auf Glaubenstexte, die jeweils entweder Design oder absichtslosen Zufall befürworten. Beides unbeweisbar. Da hilft es auch nichts, dass die Glaubensgemeinde des absichtlosen Zufalls so tut, als sei ihr Glaube "wissenschaftlich".

Stromberg hat geschrieben: Was an der Willkür gar nichts ändert. Da kann man sich eben (willkürlich) auf alles mögliche berufen.
Richtig. Das tun wir beide.

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:Dass die Verfasser des NT ihre als Tatsachenbeichte gekennzeichneten Texte willkürlich aus der Luft gegriffen haben
Einige Verfasser der ursprünglichen Texte haben gewiss mit Überzeugung an das geglaubt was sie niederschrieben; wie es eben so oft ist. Viele der 'biblischen Texte' wurden jedoch auch, oft aus politisch motivierten Gründen, absichtlich manipuliert. Von den unzähligen Revisionen allen Voran die Kanonisierung selbst, in welcher willkürlich nach Handzeichen-Mehrheit vorgegangen wurde und Texte ausgeschlossen bzw. aufgenommen wurden gar nicht erst zu sprechen.
Das ist eine Mischung aus Vermutungen und Falschaussagen. Zur Behauptung der absichtlichen Manipulation sagt der Direktor des Instituts für neutestamentliche Textforschung in Münster, Prof. Holger Strutwolf:
Als Textkritiker ist zu sagen, dass die handschriftliche Überlieferung des neutestamentlichen Textes sehr treu und im Wesentlichen zuverlässig erfolgt ist, so dass man mit großer Zuversicht sagen kann, dass von textkritischer Seite keine Bedenken bestehen, dass der Text willentlich und grundsätzlich von späteren Tradenten verfälscht worden sein könnte.
Und die Kanonisierung verlief auch nicht durch "willkürliche Handzeichen-Mehrheit" sondern hat sich entwickelt. Schon um 70 existierte eine feststehende Sammlung von Texten und Paulusbriefen (2.Petrus 3,15-16). Zum Zeitpunkt der endgültigen Kanonisierung waren die 27 in griechisch verfassten Schriften schon von praktisch allen damaligen Christen als gültiger Teil des NT anerkannt.

Übrigens: Wenn ich an Gott glaube, existiert praktisch kein Grund mehr daran zu zweifeln, dass er nicht nur die ganze Welt erschaffen, sondern auch sein Wort im Wesentlichen unverfälscht der Nachwelt erhalten konnte. Ein Problem mit der Entstehung der heute vorliegenden Bibel ist ja nur dann vorstellbar, wenn man sie als reines Menschenwerk betrachtet. Und dann bleibt sie einem eh verschlossen.

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Sie kann auch...
Unwichtiges Geschwätz.
Der Punkt ist dass dein 'Argument', deine oder eine persönliche Erfahrung des biblischen Gottes wäre irgendeine Art von Indiz durch und durch hinfällig ist.
Kann es sein, dass du mich hier ein bisschen zu knapp zitiert hast? :)
Es ging um deine Behauptung, Menschen würden auch über persönliche Erfahrungen mit Feen berichten. Und ich habe gesagt, dass man persönliche Erfahrung natürlich nur bezeugen kann, nicht beweisen. Aber dass dies im Falle des christlichen Glaubens hunderte Millionen Menschen tun. Geh in eine x-beliebige Christengemeinde in deiner Gegend und du wirst viele Menschen finden, die dir von ihren Erfahrungen mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus berichten. Im Falle von Feen wirst du weitaus länger suchen müssen :) .

Stromberg hat geschrieben: Dass aufgrund natürlicher/chemicher Gesetzmäßigkeiten kein Leben entstehen kann wurde >nicht< (noch niemals) empirisch bestätigt.
Einen grundsätzlichen Negativbeweis zu führen, ist selbstverständlich unmöglich. Hab ich aber nicht gesagt. Es ging um "Selbstorganisation". Und so wie Strudel, Kristalle, Schneeflocken usw. als Effekte von Naturgesetzlichkeiten spontan entstehen, entsteht kein Leben. Es ist noch nie gezeigt worden, dass Leben aus Nichtleben durch "Selbstorganisation" entstehen kann während der Satz "Leben entsteht nur aus Leben" bis heute als empirisch bestens belegt gilt.

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Stromberg hat geschrieben: Im Gegenteil hast du den Thread zukünftig konsequent vermieden; auf ein Neues?
Das sind Antworten auf Postings von mir, die zu dem Zeitpunkt fast drei Wochen zurücklagen.
Ah, es lag also nicht an deinen zusammen phantasierten Behauptungen zur Nickhaut & Co.? Ahja.
Nö, warum denn? Ich habe nur Fakte gebracht: Auf der Nickhaut bildet sich das Rheum. Fremdkörper aus dem Auge sammeln sich dort und werden mit Tränenflüssigkeit zu einer klebrigen Masse verbunden, die an dieser Stelle dann, für das Auge ungefährlich, entfernt werden kann. Sie ist also ein Teil des Reinigungsmechanismus des Auges.
Phantsiert hast du, der du meinst, sie sei ein funktionsloses Rudiment.
Außerdem: Funktionslosigkeit kann man sowieso nicht beweisen. Man kann in der Biologie maximal sagen, dass man derzeit keine Funktion für eine bestimmte Struktur kennt.

Stromberg hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Da können Bakterien aufgrund dieser Flexibilität ihren "Speisezettel" erweitern
Dein Defizit, den Umfang >neuer< Enzyme, >neuer< genetischer Funktionen mal wieder nicht erfassen zu können ist bemerkenswert.
Es ist eher so, dass du das überschätzt. Variation wird doch gar nicht bestritten. Dazu gehört es u.a., dass durch Mutationen aus vorhandenen Enzymen solche mit abgewandelten funktionellen Eigenschaften entstehen können. Beim von dir gebrachten Beispiel "Pseudomonas aeruginosa" wurde z.B. die Substratspezifität eines Amidase-Enzyms leicht verändert, so dass sein aktives Zentrum zusätzlich zu Acetamid und Propionamid auch noch Buttersäure hydrolysieren konnte.
Bakterien können sich an veränderte Bedingungen anpassen, sie können ihren Speisezettel erweitern. Aber es bleiben eben Bakterien!

Der Glaube, dass durch derlei Anpassungsprozesse aus Einzellern bewusstseintragende 100-Billionen-Zellen-Wesen wie wir Menschen entstehen können, ist dennoch grundgesetzlich geschützt und sei dir unbenommen.
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#1447 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Mi 21. Feb 2018, 19:57

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Kein ernst zu nehmender Exeget bezweifelt, dass die NÄHE des Gottesreiches/der Königsherrschaft Gottes im Zentrum der Botschaft Jesu stand.
Wäre auch komisch, denn Jesus sagt es ja selbst: "Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Näher geht’s nicht.
Langsam, langsam...

Gegenwärtig war für Jesus die Gottesherrschaft nur punktuell und zwar insoweit, als er mit dem Finger (Geist) Gottes Dämonen austrieb. Was die Gottesherrschaft auf Erden "an sich" betraf, dachte er an die nahe Zukunft und verkündigte (nur) die NÄHE des Gottesreiches - nicht dessen Präsens.


Nur weil sich die Gottesherrschaft noch nicht realisiert hatte, konnte Jesus noch einen letzten mahnenden Appell an seine Landsleute richten, umzukehren und Buße zu tun, um dem drohenden Zornesgericht Gottes zu entgehen.

Roland hat geschrieben:Gemeint ist aber nicht eine zeitliche Nähe des Endes der gegenwärtigen Weltordnung, also einer apokalyptischen, endgültigen Gottesherrschaft.
Doch - genau DAS hat Jesus gemeint und das Kommen der Gottesherrschaft - folgt man den synoptischen Evangelien - noch innerhalb seiner Generation erwartet (Mk. 13:29-30, Mt. 24:32-34, Lk. 21:25 f) . Das Kommen des Gottesreiches sollte sich noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger ereignen.

Roland hat geschrieben:Sondern in Jesus, in seinem Leben, Tod und Auferstehung ist das Reich angebrochen,
Jesus hat dem Volk NICHT verkündigt, dass er der präexistente Sohn Gottes sei, demnächst den Sühnetod für die Sünden aller Menschen sterben, von den Toten wieder auferstehen und zum Himmel auffahren werde.

Weder Johannes der Täufer, noch Jesus selbst und auch nicht die von ihm zu Missionszwecken ausgesandten 70 Jünger verkündigten einen sol-
chen Blödsinn, sondern das Naheherbei-Gekommensein des Gottesreiches/der Gottesherrschaft auf Erden - so wie es die nachexilischen alttestamentlichen Propheten vorausgesagt hatten.

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#1448 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Mi 21. Feb 2018, 20:46

Roland hat geschrieben:Lies doch, was die theologische Fakultät der LMU in München dazu schreibt:

"Jesus verkündet den Anbruch der Herrschaft Gottes in der Welt als heilvolle, liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen – ein Gnadenangebot, das an keine menschliche Vorleistung gebunden ist. Entgegen anderen Endzeitvorstellungen steht nicht das strafende Gericht Gottes als Drohung im Vordergrund (vgl. Johannes der Täufer), sondern der Zuspruch des Heilswillen Gottes.
Ja und?

Das angekündigte Gottesreich kam ja NICHT - stattdessen die unselige Kirche - die sich ab dem 4. Jh. auch noch anmaßte, selbst das "Reich Gottes" zu verkörpern.
:D

Die katholische Kirche = das Reich Gottes. Schlimmer geht's nimmer. Wie war das zuletzt noch mit den unseligen Kindesmissbräuchen? :devil: Im "Reich Gottes" werden unschuldige Kinder missbraucht? :shock:

Roland hat geschrieben:Oder die theologische Fakultät der Ruhr Universität in Bochum:

"Jesus nimmt das Stichwort der Gottesherrschaft aus der messianischen Erwartung Israels auf (Lk 14,15) und füllt es mit einem Sinn, der durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung geprägt ist (Lk 22,15). "
Von seinem nahen Tod und seiner Wiederauferstehung hat der historische Jesus nichts gewusst. Er war schließlich kein Hellseher. Dogmatiker biegen sich halt ihre "Wahrheiten" eisegetisch zurecht. Man muss sie aus Exegetensicht nicht unbedingt für voll nehmen.

Roland hat geschrieben:Die Deutung, Jesus habe irrtümlich das Nahesein des Weltendes, der Apokalypse und den unmittelbar folgenden sichtbaren Anbruch der Gottesherrschaft verkündet, passt hinten und vorn nicht zum Gesamtgefüge der Jesusworte bezügl. des Reiches Gottes.
Doch - passt hervorragend. Nur musst Du die an seine Jünger (NICHT an das Volk !) gerichteten Worte Jesu streichen, die ihm von den Evangelisten in den Mund gelegt worden sind. Seine als authentisch angesehene Botschaft ans Volk hieß nur: Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße! Punkt!

Roland hat geschrieben:Es ist der Versuch, Jesus als irrenden Menschen darzustellen und wer das glauben will, der mag es tun. Aber es ist weder Konsens unter den Exegeten, noch plausibel, noch gibt es handfeste Belege für diese Deutung.
Für die Mehrheit der bibelwissenschaftlich arbeitenden Exegeten ist es äußerst plausibel, dass sich Jesus geirrt hat; denn das von ihm als nahe angekündigte "Reich Gottes" auf Erden kam bekanntlich nicht.
Zuletzt geändert von Münek am Mi 21. Feb 2018, 21:13, insgesamt 2-mal geändert.

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#1449 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Mi 21. Feb 2018, 21:02

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Unentwegt hat Jesus sich selbst verkündet, wie ich dir ein Dutzend mal belegt habe.
Aber nur in der frei erfundenen "Dichtung" des Evangelisten Johannes - geschrieben etwa siebzig Jahre nach Jesu Tod. Kannste knicken.
An dieser Aussage stimmt nichts...Jesus verkündigt sich unentwegt selbst. In allen 4 Evangelien.
Du vergisst eines.

Die historisch-kritische Exegese unterscheidet aus gutem Grunde zwischen authentischen Worten Jesu und den Worten, die ihm von den Evangelisten in den Mund gelegt worden sind - d.h. die er selbst nie ausgesprochen hat.


Es ist Dein gutes Recht, mein lieber Roland, aus Deinem Glauben heraus alle überlieferten Aussagen und Worte Jesu als authentisch anzusehen. :)

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#1450 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » Mi 21. Feb 2018, 21:22

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Wäre auch komisch, denn Jesus sagt es ja selbst: "Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch." Näher geht’s nicht.
Langsam, langsam...

Gegenwärtig war für Jesus die Gottesherrschaft nur punktuell und zwar insoweit, als er mit dem Finger (Geist) Gottes Dämonen austrieb.
Das Ganze mal im Zusammenhang, Lk 17:
20 Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen;
21 man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: Da! Denn sehet, das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Kein Wort von "punktuell", es ist da, mitten unter euch.

Münek hat geschrieben: Was die Gottesherrschaft auf Erden "an sich" betraf, dachte er an die nahe Zukunft und verkündigte (nur) die NÄHE des Gottesreiches - nicht dessen Präsens.
Das ist falsch. Ein nahes apokalyptisches Anbrechen des endgültigen Gottesreiches scheidet aufgrund der Gesamtheit der Jesusworte zu diesem Thema eindeutig aus.
Ich hab's nun schon 100 mal zitiert und die theologischen Fakultäten sagen es genauso, wie zitiert.

Münek hat geschrieben: Nur weil sich die Gottesherrschaft noch nicht realisiert hatte, konnte Jesus noch einen letzten mahnenden Appell an seine Landsleute richten, umzukehren und Buße zu tun, um dem drohenden Zornesgericht Gottes zu entgehen.
Jeder muss bis heute umkehren und Buße tun, um dem Zornesgericht Gottes zu entgehen. Dieser Apell gilt bis heute, es ist für jeden Menschen "nahe", eine Frage von max. einigen Jahrzehnten.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Gemeint ist aber nicht eine zeitliche Nähe des Endes der gegenwärtigen Weltordnung, also einer apokalyptischen, endgültigen Gottesherrschaft.
Doch - genau DAS hat Jesus gemeint und das Kommen der Gottesherrschaft - folgt man den synoptischen Evangelien - noch innerhalb seiner Generation erwartet (Mk. 13:29-30, Mt. 24:32-34, Lk. 21:25 f) . Das Kommen des Gottesreiches sollte sich noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger ereignen.
Alle drei genannten Bibelstellen sprechen nicht davon, dass sich das apokalyptisch kommende endgültige Gottesreiches noch zu Lebzeiten einiger seiner Jünger ereignen wird. Sie sind allesamt im Sinne der Gesamtlehre Jesu zu interpretieren und interpretierbar und nicht gegen dieselbe. Ich hab das auch dir gegenüber schon mehrfach gezeigt.
Sowohl die Gleichnissen vom Reich Gottes alsauch z.B. Mt.24, 14 "Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen" schließen eine Naherwartung des Endes aus.

Münek hat geschrieben: Jesus hat dem Volk NICHT verkündigt, dass er der präexistente Sohn Gottes sei, demnächst den Sühnetod für die Sünden aller Menschen sterben, von den Toten wieder auferstehen und zum Himmel auffahren werde.
Du darfst das ja gern so sehen, die Texte sagen aber etwas anderes. Habe ja eben die Aussagen auch in den Synoptikern zitiert, wo er sich als den Sohn Gottes bezeichnet, bei Johannes ebenso. Außerdem kündigt er mehrfach sei Leiden, Sterben und Auferstehen an, z.B. hier, Mk. 8, 31:
"Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen."
Du wirst alle Stellen, die deiner Meinung widersprechen, wieder als gefälscht bezeichnen. Da kann man nix machen, wer es so sehen will, der soll es eben tun. Dafür gibt es allerdings keinerlei Beweise.

Münek hat geschrieben: …so wie es die nachexilischen alttestamentlichen Propheten vorausgesagt hatten.
Die Propheten haben auch folgendes vorhergesagt: ""…er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt."Jes. 53, 5
Jesu Leidensankündigungen beziehen sich darauf.

Münek hat geschrieben: Die historisch-kritische Exegese unterscheidet aus gutem Grunde zwischen authentischen Worten Jesu und den Worten, die ihm von den Evangelisten in den Mund gelegt worden sind - d.h. die er selbst nie ausgesprochen hat.
Es gibt keinerlei vernünftige Kriterien darüber, was ein athentisches Jesuswort ist und was nicht. Hier spielen weltanschaulich geprägte Vermutungen die Hauptrolle.

Münek hat geschrieben: Es ist Dein gutes Recht, mein lieber Roland, aus Deinem Glauben heraus alle überlieferten Aussagen und Worte Jesu als authentisch anzusehen. :)
Und dein gutes Recht ist es, mein lieber Münek, einfach was dir nicht passt zu streichen. Überzeugend ist das allerdings nicht. :)
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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