Alles Teufelszeug? VIII

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Münek
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#51 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 23. Dez 2017, 22:00

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Warum sollten alle Exegeten denselben Fehler machen?
Der Fehler liegt im System.
Welcher Fehler? Welches System? Klar ist natürlich, dass biblische Texte methodisch nicht anders behandelt werden als andere literarische Erzeugnisse, insbesondere solche der Antike. Einen göttlichen Bonus gibt es nicht.

closs hat geschrieben:Wenn man das NT so interpretiert/interpretieren würde, als sei Jesus nur Mensch, ist es logisch folgerichtig, zu Ergebnissen zu kommen, die falsch sind, wenn Jesus auch göttlich wäre.
"WENN Jesus auch göttlich wäre" ... wenn, wenn, wenn...:lol:

Nach meiner Auffassung schließt sein Irrtum seine Göttlichkeit aus. Wäre er Gott gewesen, hätte er eschatologischen Aussagen, so wie sie von ihm überliefert worden sind, nicht gemacht - eben weil sie sich als falsch herausstellten.


closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Wäre es anders, fänden in der Irrtumsfrage kontroverse Diskussionen im Exegetenlager statt
Ich vermute, dass alles bereits ausdikutiert ist.
Gäbe es gewichtige Gegenstimmen, wären diese bekannt.

closs hat geschrieben:Übrigens: Ist Dir der Unterschied zwischen "Anbruch des Reiches Gottes" und "Naherwartung des Reiches Gottes" geläufig?
Ich denke schon - Dir nicht?

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Münek
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#52 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » Sa 23. Dez 2017, 22:14

Roland hat geschrieben: Nachdem ihn der Hohepriester gefragt hatte: "Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?" antwortet Jesus: "Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen."
Das "Neue Testament" berichtet nichts davon, dass die Mitglieder des "Hohen Rates" den Menschensohn zur Rechten Gottes sitzen und ihn mit den Wolken des Himmels kommen gesehen haben.

Es sollten ihn ja auch die mit den Wolken des Himmels kommend sehen, die ihn durchbohrt haben (Offb. 1:7). Auch da war nix.

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#53 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » Sa 23. Dez 2017, 22:27

Münek hat geschrieben: Klar ist natürlich, dass biblische Texte methodisch nicht anders behandelt werden als andere literarische Erzeugnisse, insbesondere solche der Antike.
Nein - das ist NICHT klar. - Es handelt sich hier um eine Selbstschutzmaxime, die einerseits richtig ist (Rein sachliche Ermittlungen sind überball dieselben) und andererseits falsch sind (Man kann die Bibel nicht geistig beurteilen, wenn man das Geistige vorher ausschließt).

Münek hat geschrieben:Nach meiner Auffassung schließt sein Irrtum seine Göttlichkeit aus.
Zirkelreferent: Wir untersuchen Jesus so, als sei er NICHT göttlich, und erhalten als Ergebnis, dass er nicht göttlich ist). - Diese Zirkelrederenz kann man nur dann umgehen, wenn man sagt: "Unsere Hermeneutik ist, Jesus so zu untersuchen, als sei er nur menschlich, und schauen dann, was unter dieser Perspektive rauskommt.

Nach MEINEM Verständnis von "Wissenschaft" ist das "wissenschaftliche" - halt ein Modell, unter dem man untersucht. - Nach EUREM Verständnis wäre es NICHT wissenschaftlich.

Münek hat geschrieben:Gäbe es gewichtige Gegenstimmen, wären diese bekannt.
Wir bleiben dabei stehen, dass
a) die Großtheologien unterm Strich KEINE Naherwartung (in Deinem Sinne)( sehen, und
b) dass es aus Deiner Sicht keine gewichtige Gegenstimme dagegen gibt, dass Jesus eine Naherwartung hatte.
Sehr merkwürdig.

Münek hat geschrieben:Ich denke schon - Dir nicht?
Schon - mich würde DEINE Meinung dazu interessieren, weil hier der Schlüssel zur Auflösung des Konflikts liegen könnte.

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#54 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Roland » Sa 23. Dez 2017, 23:32

sven23 hat geschrieben:
Roland hat geschrieben: Genau. Die Pharisäer und Schriftgelehrten warfen ihm vor, gesagt zu haben: "Ich bin Gottes Sohn" (Mt. 27, 43).
Nachdem ihn der Hohepriester gefragt hatte: "Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?" antwortet Jesus: "Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen." Das war der Grund!
"Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? 64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei." (Mk. 14, 63)

Wie es weiter ging weißt du ja.
Ich weiß was jetzt kommt: Das ist alles gelogen!
Nicht so hart urteilen. Es sind legendenhafte Geschichten, die vermutlich keinen großen Schaden angerichtet hätten, wenn die Kirche sie später nicht verdogmatisiert, und die Mär von den Gottesmördern in die Welt gesetzt hätte. Von dieser Schuld kann die Kirche nicht freigesprochen werden.
:) Sag ich doch. Legenden, eine Mär … alles gelogen.
Übrigens: Die Gottesmörder sind nach dem christlichen Glauben wir alle. Es ist die Schuld der ganzen Menschheit, die Christus am Kreuz auf sich genommen hat.
Ich kann morgen sagen: Danke Gott, dass du dich ganz klein gemacht hast, für uns!

Andreas hat geschrieben: Das Bild, welches die Bibel da zeichnet ist ein gänzlich anderes als alle historischen Modelle.
Glaub mir, dass ich mich auch schon seit Jahrzehnten mit dem Thema befasse. Ich bin nicht jemand, der die Gegenseite meidet, sondern der sie auch liest. Und ich habe in all den Jahren NICHTS gefunden, was mich zu dem Schluss geführt hätte, dass die Bibel nicht vertauenswürdig sei.

Andreas hat geschrieben: Ich merke an deiner Argumentation, dass dieses Eisen noch zu heiß für dich ist, weil du jetzt wieder anfängst von bibelkritischen Wissenschaftlern zu reden, und sich bei dir die Grenzen zwischen der ideologischen und der wissenschaftlichen Exegese wieder aufzulösen beginnen.
Wenn wir über Gott reden, dann befinden wir uns unweigerlich in einem Grenzbereich zwischen Ideologie und Wissenschaft. Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt! Gott ist wissenschaftlich nicht erfassbar. Ob es ihn gibt oder nicht, ist allein eine Frage des Glaubens, wir sind völlig frei in unserer Entscheidung, es gibt kein einziges wissenschaftliches Argument gegen die Existenz Gottes.

Andreas hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben: Nur so nebenbei am Rande. Darauf bin ich noch in keiner geistlichen Exegese und keinem geistlichen Kommentar aufmerksam gemacht worden:
Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiterer Zeugen? 64 Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr? Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei." (Mk. 14, 63)
Über die Priesterliche Kleidung gibt es in der Bibel beispielsweise noch die folgenden Aussagen: […]
Aufgrund 3.Mo 21,10 war es dem Hohepriester tatsächlich verboten, seine Kleider zu zerreissen. Aber allgemein war das eine übliche Ausdrucksweise seiner Erschütterung Ausdruck zu verleihen. Also es war Show!

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Da Wunder angeblich übernatürlichen Ursprungs sein sollen, ist Wissenschaft logischerweise außerstande, solche Mirakel zu produzieren. Da muss schon der liebe Gott selbst noch mal aktiv werden.
Der lässt sich aber nicht am Nasenring in die wissenschaftliche Arena führen.
Jahwe sollte sich nicht so anstellen. Schließlich erwarten zig Millionen seiner Gotteskinder, dass ihr Vater wieder mal ein echtes Wunder vollbringt. Schon deshalb - um es den Atheisten so einmal richtig zu zeigen. Marienerscheinungen und blutige Tränen aus Marienstatuen reichen da nicht aus.
Für mich reichen sein Kommen an Weihnachten und seine Auferstehung vollkommen aus!

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Zur angenommenen Existenz transzendenter Welten und Wesen äußert sich Wissenschaft NICHT. Metaphysische Fragen, die auf eine transzendente Realität zielen, werden als sinnlose Fragen angesehen, da die Antworten jenseits des menschlichen Erkenntnisvermögens lägen.
Eben. Deshalb kann, was die Bibel angeht, Texkritik und Geschichtswissenschaft betrieben werden. Sobald die Texte der Bibel jedoch ausgelegt werden, dürfte sich Wissenschaft nicht mehr äußern. Denn dann befindet sie sich notwendigerweise mitten in metaphysischen Fragen.
Nein - der Exeget interpretiert den Bibeltext aus der Sicht des gläubigen Verfassers, ohne dessen Glauben zu teilen oder zum Wahrheitsgehalt metaphysischer Aussagen Stellung zu nehmen. Metaphysische Fragen interessieren die Exegese nicht.
Das würde bedeuten: Klappe halten, was die Frage angeht: Wer war Jesus von Nazareth! Zu sagen er war nur ein irrender Wanderprediger (was ALLEM widerspricht, was das NT aussagt) ist eine metaphysische Aussage.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Bultmann teilte als tiefgläubiger Christ gewiss NICHT die Auffassung Kants, der nicht von der Existenz eines persönlichen Gottes, sondern einer Idee von Gott ausging.
Wenn er wirklich geglaubt hat, dass der Zusammenhang des geschichtlichen Geschehens nicht durch das Eingreifen übernatürlicher, jenseitiger Mächte zerrissen werden kann, dann bleibt nicht viel mehr übrig. Ein Gott der nicht handeln kann, ist eben keiner.
Bultmann sagt nicht, dass Gott in die Geschichte nicht eingreifen KANN, sondern dass er es nicht TUT. Seine Auffassung ist NICHT die offizielle Linie der HKM, die sich zur Existenz Gottes NICHT äußerst.
Wenn Bultmann sagt, dass Gott in die Geschichte eingreifen könnte, es aber nicht tut, widerspricht das der Bibel von der ersten bis zur letzten Seite. Das ist erlaubt, hat aber mit dem christlichen Glauben eben nichts mehr zu tun.
Und es ist richtig, dass sich Textkritik und Geschichtswissenschaft und Archäologie nicht zur Existenz Gottes äußern. Die Exegese muss das aber unweigerlich tun.

Münek hat geschrieben: Die Auferstehungsgeschichte wird von der historisch-kritischen Exegese weder agnostisch noch sonst wie ausgelegt. Wunder sind wissenschaftlich nicht fassbar. Also äußerst sich Wissenschaft nicht dazu.
Doch, von der Exegese wird diese Geschichte natürlich ausgelegt. Exegese = Auslegung.
Da kommt Exegese nicht dran vorbei, es ist die zentrale Geschichte des Christentums! Und die HKM tut es naturalistisch: Das Ganze ist ein Geschehen an der Psyche der Jünger.
Absurder geht’s eigentlich nicht mehr.

Münek hat geschrieben:
Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: "Nahesein in sich selbst"? Was soll das denn sein?
Das Nahesein des Reiches in der Person Jesu Christi.
Nein - Jesus versicherte einigen seiner Jünger kurz vor seinem Tod: "Wenn IHR seht, dass dies geschieht, so erkennt, dass das Reich Gottes NAHE ist." Da ist nix mit Nahesein des Reiches in der Person Jesu. Für Jesus war der Anbruch der Gottesherrschaft mit dem Kommen des richtenden Menschensohnes verbunden.
Den kommenden Menschensohn identifiziert Jesus an vielen Stellen mit sich selbst.
Der Gesamtkontext der Jesus-Worte lässt eine unmittelbar bevorstehende apokalyptische Naherwartung Jesu nicht zu. Es bleibt allein der unbelegbare Vorwurf, dass das NT durchweg Fälschung sei.

Münek hat geschrieben: Jesus hat das Reich Gottes, aber nicht sich selbst verkündigt. Dass aus dem Verkündiger nach seinem Tod der Verkündigte wurde, ist der Fantasie der Urchristen zu verdanken.
Es ist erlaubt, wie du hier, das NT durchweg als Fälschung zu bezeichnen. Allein: Es gibt keinen einzigen stichhaltigen Beleg dafür!
Und wer das glaubt, der muss die gigantische Hoffnung des chrsitlichen Glaubens zugunsten der Sinn- und Hoffnungslosigkeit des Atheismus fahren lassen.

Ich rate davon ab.

Auch dir und allen Lesern, ein frohes Weihnachtsfest!
"Die messbare Seite der Welt ist nicht die Welt. Sie ist die messbare Seite der Welt." Martin Seel
"Der Glaube an die Wissenschaft spielt die Rolle der herrschenden Religion unserer Zeit." C. F. v. Weizsäcker

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#55 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » So 24. Dez 2017, 00:55

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Jahwe sollte sich nicht so anstellen. Schließlich erwarten zig Millionen seiner Gotteskinder, dass ihr Vater wieder mal ein echtes Wunder vollbringt. Schon deshalb - um es den Atheisten so einmal richtig zu zeigen. Marienerscheinungen und blutige Tränen aus Marienstatuen reichen da nicht aus.
Für mich reichen sein Kommen an Weihnachten und seine Auferstehung vollkommen aus!
Nichts dagegen. Ich dachte eher an ein richtiges Wunder Jahwes in der Jetztzeit.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - der Exeget interpretiert den Bibeltext aus der Sicht des gläubigen Verfassers, ohne dessen Glauben zu teilen oder zum Wahrheitsgehalt metaphysischer Aussagen Stellung zu nehmen. Metaphysische Fragen interessieren die Exegese nicht.
Das würde bedeuten: Klappe halten, was die Frage angeht: Wer war Jesus von Nazareth! Zu sagen er war nur ein irrender Wanderprediger (was ALLEM widerspricht, was das NT aussagt) ist eine metaphysische Aussage.
Ganz gewiss nicht.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Bultmann sagt nicht, dass Gott in die Geschichte nicht eingreifen KANN, sondern dass er es nicht TUT. Seine Auffassung ist NICHT die offizielle Linie der HKM, die sich zur Existenz Gottes NICHT äußerst.
Wenn Bultmann sagt, dass Gott in die Geschichte eingreifen könnte, es aber nicht tut, widerspricht das der Bibel von der ersten bis zur letzten Seite. Das ist erlaubt, hat aber mit dem christlichen Glauben eben nichts mehr zu tun.
Klar widerspricht das der Bibel. Aber was heißt das schon? Die Bibel ist Menschenwerk.

Roland hat geschrieben:Und es ist richtig, dass sich Textkritik und Geschichtswissenschaft und Archäologie nicht zur Existenz Gottes äußern. Die Exegese muss das aber unweigerlich tun.
Nö - muss sie nicht, kann sie nicht und macht sie auch nicht. Gott ist kein Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, sondern des persönlichen Glaubens.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Die Auferstehungsgeschichte wird von der historisch-kritischen Exegese weder agnostisch noch sonst wie ausgelegt. Wunder sind wissenschaftlich nicht fassbar. Also äußerst sich Wissenschaft nicht dazu.
Doch, von der Exegese wird diese Geschichte natürlich ausgelegt. Exegese = Auslegung.
Nein - Wundergeschichten werden weder untersucht noch ausgelegt.

Roland hat geschrieben:Da kommt Exegese nicht dran vorbei, es ist die zentrale Geschichte des Christentums! Und die HKM tut es naturalistisch: Das Ganze ist ein Geschehen an der Psyche der Jünger. Absurder geht’s eigentlich nicht mehr.
Du musst unterscheiden zwischen der Auferstehung Jesu und der gelegentlich aufkommenden Frage, wie die Jünger zu ihrem Glauben gekommen sein könnten.

Roland hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Nein - Jesus versicherte einigen seiner Jünger kurz vor seinem Tod: "Wenn IHR seht, dass dies geschieht, so erkennt, dass das Reich Gottes NAHE ist." Da ist nix mit Nahesein des Reiches in der Person Jesu. Für Jesus war der Anbruch der Gottesherrschaft mit dem Kommen des richtenden Menschensohnes verbunden.
Den kommenden Menschensohn identifiziert Jesus an vielen Stellen mit sich selbst.
Im Zusammenhang mit dem nahen Gottesreich sprach Jesus vom richtenden Menschensohn, der mit den Wolken des Himmels herab kommt. Dieses Kommen sollten noch einige Jünger erleben.


Roland hat geschrieben:Auch dir und allen Lesern, ein frohes Weihnachtsfest!
Danke - das wünsche ich Dir auch. :thumbup:

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sven23
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#56 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » So 24. Dez 2017, 09:07

Roland hat geschrieben: :) Sag ich doch. Legenden, eine Mär … alles gelogen.
Übrigens: Die Gottesmörder sind nach dem christlichen Glauben wir alle. Es ist die Schuld der ganzen Menschheit, die Christus am Kreuz auf sich genommen hat.
Ich kann morgen sagen: Danke Gott, dass du dich ganz klein gemacht hast, für uns!
Was hast du denn so Schlimmes getan, dass nur ein Gott deine Schuld tilgen kann?


Roland hat geschrieben: Für mich reichen sein Kommen an Weihnachten und seine Auferstehung vollkommen aus!
Interessant ist ja auch, dass wir das Geburtsdatum gar nicht wissen, weder Jahr, noch Tag. Die Festlegung auf den 25. Dezember war rein willkürlich, weil man damit den Gedenktag an Mithras verdrängen wollte.

Die religionspolitisch kluge Wahl des 25. Dezember setzte sich schließlich durch. An diesem Tag feierten nämlich die Römer nach alter Tradition die Wintersonnenwende, bei welcher der Sonnengott Mithras aus einem Felsen geboren und von Hirten beschenkt wurde.
Quelle: bibelkritik.ch
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Münek
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#57 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Münek » So 24. Dez 2017, 09:15

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Klar ist natürlich, dass biblische Texte methodisch nicht anders behandelt werden als andere literarische Erzeugnisse, insbesondere solche der Antike.
Nein - das ist NICHT klar. - Es handelt sich hier um eine Selbstschutzmaxime, die einerseits richtig ist (Rein sachliche Ermittlungen sind überball dieselben) und andererseits falsch sind (Man kann die Bibel nicht geistig beurteilen, wenn man das Geistige vorher ausschließt).
Nix Selbstschutzmaßnahme.

In dem Dokument der Päpstlichen Bibelkommission "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" wird zur historisch-kritischen
Exegese klipp und klar festgestellt: "Als analytische Methode erforscht sie den Text AUF DIE GLEICHE ART UND WEISE wie sie
jeden anderen Text der Antike erforscht."

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#58 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von closs » So 24. Dez 2017, 09:36

Münek hat geschrieben:In dem Dokument der Päpstlichen Bibelkommission "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" wird zur historisch-kritischen
Exegese klipp und klar festgestellt: "Als analytische Methode erforscht sie den Text AUF DIE GLEICHE ART UND WEISE wie sie
jeden anderen Text der Antike erforscht."
Aber das sollte Dir doch der letzte Beweis sein, dass die RKK die HKM als eine rein sachlich-handlwerkliche Wissenschaft versteht, die sich auf das beschränkt, was diesseits von Interpretation im Sinne von Apg. 8,30 ist.

Apg. 8,20 ("Verstehst Du eigentlich, was Du da liest?") ist doch nicht formal-exegetisch gemeint, sondern im Sinne von "Verstehst Du eigentlich, was das GEISTIG bedeutet, was Du da liest?". - Und dazu bedarf es geistiger Voraussetzungen.

Diese Voraussetzungen hat die HKM NICHT, weshalb sie zurecht auf ihrer RKK-zugeordneten Sachebene in der Tat apriori setzungsfrei ist - das meint doch Ratzinger damit. - Aber es heißt eben AUCH, dass sie keine Fragen im Sinne von Apg. 8,30 beantworten kann, weil sie einfach dafür nicht gemacht ist. - Das Problem: Einige Vertreter und vor allem Jünger der HKM haben sich selber dazu gemacht.

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#59 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von Pluto » So 24. Dez 2017, 09:47

closs hat geschrieben:Aber das sollte Dir doch der letzte Beweis sein, dass die RKK die HKM als eine rein sachlich-handlwerkliche Wissenschaft versteht, die sich auf das beschränkt, was diesseits von Interpretation im Sinne von Apg. 8,30 ist.
Was will man mehr?
Natürlich kann man die eigenen Phantasien spielen lassen und mehr daraus machen, aber ist das ehrlich und redlich?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#60 Re: Alles Teufelszeug? VIII

Beitrag von sven23 » So 24. Dez 2017, 10:08

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Logisch, weil ihnen die Ergbnisse nicht gefallen, sie aber nichts auf wissenschaftlich-sachlicher Ebenen entgegnen können.
Doch, tun sie doch - aber halt nicht in Deiner Definition. - Sie "heulen" nicht, sondern sie "seufzen".
Sie tun es auf glaubensdogmatischer Ebene, aber das ist keine große Kunst.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Aber keine, die in der historischen Forschung brauchbar wäre. Das ist der entscheidende Punkt.
Nein - das ist weder entscheidend, noch wäre es sinnvoll. - Warum sollte die Kanonik die HKM simulieren? - Die Kanonik sucht nach dem, was Jesus wirklich in seiner Zeit gemeint hat, auf IHRE Art, die eben NICHT historisch-kritisch ist.
Eben, sie ist unwissenschaftliche und glaubensogmatisch gefärbt, also in er historischen Forschung unbrauchbar. Dass man damit historisch authentischere Ergebnisse bekäme, ist ein rein willkürliche Behauptung, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch falsch ist.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben: sie kann es weder belegen noch beweisen.
Das ist eine ideologische Aussage, mit der keiner was anfangen kann.
Ähm, es entspricht aber der Wahrheit. Glaubensdogmen sind keine belastbaren Ergebnisse in der historischen Forschung. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, die Forschung hat keine Setzung, die erst belegt werden muss.
NAtürlich tut es damit, dass sie im Sinne der Setzung interpretative Ergebnisse vorlegt: MEthodische Ergebnisse.
Richtig, mit wissenschaftlicher Methodik bekommt man belastbare Ergebnisse, mit Glaubensdogmatik bekommt man Glaubensergebnisse. Ist nichts Neues.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wie Ratzinger selber eingesteht: sie hat keine a-priori Setzung.
Er "gesteht das nicht ein" (das klingt so, als wäre er in der Defensive), sondern er meint dies auf Sachebene. - Denn auch Ratzinger weiß, dass es in der Exegesegeschichte nicht immer so war - dass man also historische Dinge auf Gedeih und Verderb hingebogen hat. - Darauf bezieht sich "ohne Setzung" - es bezieht sich sicherlich NICHT darauf, dass die HKM keine (säkulare) Hermeneutik hätte. - Natürlich hat sie das.
Es ist immer wieder erstaunlich, was closs alles über Texte weiss, die er nie gelesen hat. :roll:
Ratzinger bezieht sich sogar explizit auf die historisch-kritische Forschung. Also wieder mal eine closssche Luftnummer. :roll:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Thaddäus denkt genau so, wie es in der Forschung selbstverständlich gehandhabt wird.
Sie sollte aber darüber hinaus denken, wenn sie schon Philosophie studiert (hat). - Dann nämlich erkännte sie, dass im pragmatischen Bereich vernachlässigbare Dinge bei geistigen Fragestellungen sehr relevant werden können. - Geisteswissenschaft ist nicht Naturwissenschaft.
So wie du die Geisteswissenschaft darstellst, verkommt sie zu einer willkürlichen Glaubensveranstaltung. Gegen diesen Unfug hat Thaddäus argumentiert und ich denke, mit Recht.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Nein, die kanonische Exegese genügt keinen wissenschaftlichen Ansprüchen
Das ideologische Konstrukt, das zu dieser Aussage führt, hatten wir mehrfach besprochen - wir kommen nach wie vor bei den Grundlagen nicht weiter.
Weil deine Grundlagen- wie Thaddäus richtig sagte- auf Fehleinschätzungen und Unkenntnis von Wissenschaftstheorie im allgemeinen und kanonischer und historisch-kritischer Exegese im besonderen beruht.
Da hast du nach wie vor nichts dazugelernt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist doch gerade ihr Qualitätsbeweis, dass sie eben nicht auf Glaubensbekenntnisse angewiesen ist.
Die Tatsache, dass man eine methodische Festlegung mit allen Folgen für die Ergebnisse NICHT als glaubens-bekenntnis-gleich identifiziert, ist doch gerade das Problem. - Mit anderen Worten: Der Unterschied zwischen HKM und Kanonik ist kategorial nicht verhanden: Zwei Hermeneutiken, zwei wissenschaftliche Ansprüche, entsprechend unterschiedliche Ergebnisse.
Damit zeigst du wieder mal, dass du überhaupt nichts verstanden hast. Dir fehlt jeglicher Zugang zu wissenschaftlichem Arbeiten.
Siehe dazu die Ausführungen von Thaddäus. Sie gibt den wissenschaftlich-universitären Standard wider, du nicht.

closs hat geschrieben: Berger und Ratzinger haben dann mal was mehr gemacht als nur seufzen - über deren Intensität kann man streiten, aber nichtsdetoweniger: Sie sind nur die Spitze vom Eisberg IHRER Fraktion.
Dann gibt es noch Hoffnung, denn jeder noch so große Eisberg ist irgendwann geschmolzen. :lol: :clap:

closs hat geschrieben: Das weiß man auch innerhalb den Universitäten, nur dass man sich in der Regel nicht anfeindet, sondern gegenseitig frotzelt "Ach, die Schein-Aufgeklärten" :roll: /"Ach, die Dogmatiker" :roll: .
Ratzinger hat die passende Antwort bekommen und von der Forschung wird auch ein Berger nicht mehr ernst genommen.

https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... stbuch.pdf

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Es gibt nun mal in der historischen Forschung keine Alternative zu einer wissenschaftlichen Methodik. Die kanonische Exegese erfüllt diese Anforderungen definitv nicht.
Davon abgesehen, dass Du "historisch" wieder undurchsichtig verwendet hast, macht Dein Satz keinen Sinn:
Was soll an der historischen Forschung undurchsichtig sein? :roll: Im Gegenteil arbeitet sie sehr transparent, was eine Voraussetzung für wissenchaftliches Arbeiten ist.

closs hat geschrieben: 2) Natürlich erfüllt die kanonische Exegese die Anforderungen an die HKM nicht, weil sie das gar nicht anstrebt.
Richtig, deshalb wird sie in der historischen Forschung nicht eingesetzt.
Sie ist aber gut geeignet zur zirkelreferenten Bestätigung eines dogmatischen Glaubenskonstrukts.

closs hat geschrieben: 3) Umgekehrt erfüllt die HKM nicht den Anforderungen an die kanonische Exegese, ..
Zum Glück, sonst wäre auch sie noch unbrauchbar für die historische Forschung.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die Naherwartung ist eine Erkenntnis, die sich auf Basis der Texte und ihrer Entstehung zwingend ergibt.
Nein - Naherwartung in Deinem Sinne ist ALLENFALLS in historisch-kritischer Hermeneutik zwingend (aber nicht mal das glaube ich - es wurden hier auch schon HKM-ler von Halman ? zitiert, die ganz anders argumentiert haben) - sie ist aber ganz sicher NICHT zwingend, wenn es darum geht, wie Jesus wirklich gedacht hat.
Das ist wohl der letzte Ausweg der Glaubensdogmatiker: Jesus hat in Wirklichkeit ganz anders gedacht, als in den Evangelien dargestellt. :lol:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Immer unter dem Vorbehalt, dass uns die Überlieferung keinen Streich spielt
Das ist klar - aber das ist nicht das Problem.
Ähm, doch, das ist sogar sehr entscheidend.
Wie Theißen sagt: So stellt sich uns die Situation auf Grundlage der Texte dar.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Unsinn, wenn es Wunder gäbe, wären sie ja auch für jeden sichtbar.
Wieso das?
Wieso nicht? Wunder sollen sich doch gerade dadurch auszeichnen, dass sie die Menschen zum Erstaunen bringen. Wenn closs das Matterhorn in Gold verwandeln kann, dann ist das für jeden erkenn- und sichtbar, und er man kann noch einen Brocken mit nach Hause nehmen.
Welchen Sinn sollen Wunder haben, die keiner bemerkt? Auch die biblischen Wunder waren nicht so angelegt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb bejaht ja Lindemann die Frage, ob der historische Jesus dem kirchlich-biblischen Glauben im Weg steht. Warum wohl?
Weil er ein disziplinierter Wissenschaftler ist, der verschiedene Hermeneutiken unterscheiden kann. - Anders gefragt: Wenn er persönlich etwas anderes glaubt, als was die HKM hermeneutisch ermittelt: Meinst Du ernsthaft, dass er dies deshalb tut, weil er an etwas glauben will, was NICHT nach seiner Überzeugung der Fall ist?
Ich weiß nicht, wie Lindemann tickt, weil er sich nicht näher erklärt.
Jedenfalls wirken die Antworten schizophren, wie Augstein meint und der Bibelbund stellt die Redlichkeit Lindmanns in Frage.
Angesichts solcher Antworten ist das auch verständlich.

SPIEGEL: Wenn sich nahezu alles, was über Jesus in der Bibel steht, als unhistorisch erwiese, könnte es Ihren Glauben erschüttern?
Lindemann: Nicht im geringsten.


Noch bizarrer wird es bei dem Theologen Zahrnt.
Er würde auch Christ bleiben, wenn sich herausstellen würde, dass Jesus überhaupt nicht gelebt hat, also eine reine literarische Fiktion wäre.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Auch ein Wechsel der Hernemeutik ändert nichts an der Textbefundlage.
Es ändert sich etwas an der Textinterpretation.
Eben, und die kann grottenfalsch sein, wie beim Kurzzeitkreationismus.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Mit unwissenschftlichen Hermeneutiken bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit auch unwissenschaftliche und falsche Ergebnisse.
Dass ist die Falle, die Du Dir immer wieder neu stellst.
Nein, so funktioniert nun mal Wissenschaft.
Mit Glaubenshermeneutik sind auch Globuli ein ganz tolles Wundermittel.
Mit Wissenschaft sind sie lediglich Placebos.
Rate mal, wer Recht hat? :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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