Ruth hat geschrieben:
Wirkliches Hinterfragen setzt sich mit seiner Umgebung auseinander und wägt sie mit der eigenen Befindlichkeit ab. Die Ausgewogeneheit macht dann das Ergebnis. Augewogenheit mit dem, was dich umgibt, in Verbindung mit dem, was dich ganz persönlich ausmacht.
Ich bin mir nicht sicher, ob Ausgewogenheit ein gutes Kriterium ist. Letztlich steht jeder Mensch alleine im Universum und muss das vertreten, was er denkt. Hier zieht das, was man an jeder Bibelschule und auch in einem Studium lernen sollte. Die exegetischen Grundlagen bestimmen das, was du in der Bibel liest. Und die exegetischen Grundlagen können ein ganzer Fächer von Annahmen sein.
Die Struktur der eigenen Persönlichkeit wird dann diktieren, wie man vorgeht.
Da gibt es den Mandenschen Ansatz, der allein die eigene Person als einzige vernünftige Wahrheit sieht. Seine Grundlagen sind das ICH. Man bastelt sich seine eigenen Gottesvorstellungen und erhält dadurch den Gott, der einem liegt, einen handzahmen Gott. Entsprechend liest man auch die Texte der Bibel.
Da gibt es den "ich ordne mich unter" Ansatz, bei dem das eigene Denken abgeschaltet wird und allein die Referenz auf ein Ältestengremium, die auswendig gelernten Lese-Dogmen und eine "die Bibel ist die Wahrheit" Denke zählt. Das sind die angsterfüllten Menschen, die sich davor fürchten, eigene Ideen würde sie geradewegs in die Hölle führen und die sich auch Gemeinschaften anschließen, die mit Abweichlern sehr hart umgehen. Dazu gehören die ZJ und einige sehr extreme Fundamentalisten. Hier liest man nicht die Bibel, sondern reflektiert sie so, wie es von oben vorgegeben ist.
Und dann gibt es Mischformen dieser beiden Extreme, in der man auf das achtet, was andere vor gedacht haben, sich aber letztlich in diesem Gemengelage seine eigene Meinung zurechtlegt. Das ist vermutlich das, was du unter Ausgewogenheit verstehst.
Aber auch hier gibt es viele Unterschiede, inwieweit man die Ansichten anderer annimmt oder inwieweit man eigene Interpretationen dieser Ansichten entwickelt.
Allerdings egal, wie diese Gemengelage am Ende wirklich aussieht, ein Vorteil hat dieser Ansatz. Man nimmt sowohl sich selbst als auch die anderen in ihren Gedanken ernst, anders als bei den beiden Extrempositionen.